bei emilia galotti spielt der epochenumbruch von der aufklärung hin zur empfindsamkeit bzw sturm und drang eine große rolle.
das bürgertum zeigt bereits ansätze eines rationalen denkens und handelns, das für die zeit der aufklärung typisch war. deswegen könnte das bürgertum auch, im gegensatz zum adel, eine basis für eine bessere gesellschaft bieten.
das problem ist, dass sich vor allem odoardo letztlich doch seinen gefühlen hingibt, um seine familienehre zu retten. er ist so sehr von seinen tugenden besessen, dass es am schluss nicht mehr gilt, sie mit seinem verstand zu wahren. stattdessen gibt er sich seinem übersteigerten ehrgefühl hin und handelt aus dem affekt heraus und bringt emilia um.
diese gefühlshingabe ist typisch für die epochen der empfindsamkeit bzw des sturm und drang.

wo anfangs noch die neue aufgeklärte moral stand, wird sie nun abgelöst von gefühlen und affekthandlungen.