Schnellübersicht
Es ist ein kalter Apriltag im London des Jahres 1984. "Airstrip One", so ist die Bezeichnung des Gebietes, das uns nur als "England" bekannt ist. Es ist Teil von Ozeanien (engl.: Oceania), einem der drei Superstaaten in der Welt von 1984. Neben Ozeanien existieren noch Eurasien (engl.: Eurasia) und Ostasien (engl.: Eastasia).
Winston Smith, die Hauptperson des Buches, befindet sich auf seinem Weg nach Hause. Die Gegend ist trostlos, die Häuser heruntergekommen und immer wieder sieht man Bombenkrater. Von der Pracht des einstigen Londons ist nicht mehr viel übrig. Als bittere Ironie erscheint es einem daher auch, dass das Apartmentgebäude in dem Winston seine Wohnung hat, auf den Namen “Siegeshaus“ (engl.: Victory Mansions) getauft wurde.
Dort angekommen schleppt sich Winston mit Mühe die Treppen hinauf, Stufe für Stufe. Er ist ein dünner, recht unscheinbarer Mann von etwa 39 Jahren (er weiß selbst nicht genau wann er geboren wurde). Seine Krampfader (engl.: varicose ulter) am Bein erschwert ihm deutlich das Treppensteigen. Eigentlich verfügt das Haus über einen Fahrstuhl und eigentlich könnte man diesen benutzen. Versucht hat Winston es diesmal aber erst gar nicht – es ist sowieso sinnlos. Der Strom ist ohnehin fast immer abgeschaltet. Insbesondere jetzt kurz vor der Hasswoche (engl.: Hate Week) will die Partei (engl.: The Party) den Strom sinnvoller nutzen, also für die Wirtschaft. Zumindest sagt sie das.
Auf dem Weg von Etage zu Etage grüßt ihn in jedem einzelnen Stockwerk ein weiteres Poster des Big Brother (dt.: Großer Bruder), dem Anführer der Partei. Die großen, unheimlichen Augen des Mannes scheinen ihn zu verfolgen und zu durchleuchten. Nur allzu passend wirkt daher der beängstigende Untertitel der Poster: “BIG BROTHER IS WATCHING YOU“ (dt.: Der große Bruder beobachtet dich).
Mit Mühe erreicht er schließlich sein Apartment. Er stellt sich ans Fenster und wirft einen Blick auf die Stadt mit all ihren Bombenkratern, den verkommenen Häuser und den überdimensionalen Prachtbauten der Partei. Es sind die vier Ministerien, die er sehen kann:
Auch die recht paradoxen Slogans der Partei kann er von seinem Fenster aus sehen. Sie sind auf ein gigantisches Plakat gemalt, welches an den Wänden des Ministeriums für Wahrheit (engl.: Ministry of truth) hängt und lauten:
Während er seinen Blick über die Stadt schweifen lässt brabbelt im Hintergrund unentwegt der Telescreen. Beim Telescreen handelt es sich um eine Sende- und Empfangsstation für Video und Ton. Sie funktioniert zum einen ganz ähnlich wie ein Fernseher, auf dem ständig Reportagen über die großartigen Errungenschaften der Partei und über das angeblich glückliche, gut versorgte Volk laufen. Diese Propagandasendungen lassen sich nicht abschalten. Sie laufen den ganzen Tag über, immer.
Zum anderen funktioniert der Telescreen auch wie eine Überwachungskamera. Er überwacht die ganze Wohnung und kann jederzeit von der Gedankenpolizei (engl.: Thought Police) angezapft werden. Schaut diese gerade zu, dann kann schon der kleinste verräterische Gesichtsausdruck ausreichen, um eines Gedankendeliktes überführt zu werden. Das heißt im Klartext: Nicht nur das Handeln gegen die Partei ist strafbar, selbst der Gedanke daran, oder eine bloße negative Meinung über die Partei, oder irgendeine verbotene Emotion können einem zum Verhängnis werden. Es ist die ultimative Überwachung, die Überwachung der Gedanken.
Winston genießt aber einen kleinen Luxus: Aus unerfindlichen Gründen ist der Telescreen bei ihm nicht optimal angebracht. Daher hat er eine kleine Ecke im Raum, in der er nicht beobachtet werden kann. Dorthin zieht er sich nun zurück und zückt ein Tagebuch, das er in einem der Proletarierviertel gekauft hat (Proletarier - engl.: Proles). Schon der Besitz eines solchen Buches kann einen ins Gefängnis bringen – ganz zu schweigen von der Absicht hineinzuschreiben. Doch genau das will Winston nun tun. Er will das Tagebuch für eine zukünftige Generation schreiben, die – so hofft er – es einmal besser haben wird und ein Leben ohne die Partei genießen kann.
Er überlegt, was er an diesem Tag erlebt hat und erinnert sich an zwei wesentliche Ereignisse.
Zum einen wäre da ein Propagandafilm im Kino. Diesen fand er recht amüsant, was einigermaßen verwunderlich wirkt, denn seine Beschreibung des Filminhaltes deutet auf eine dermaßen extreme Brutalität hin, dass wohl jeder heutige Jugendschützer beim Ansehen des Filmes spontan einen Herzinfarkt bekäme.
Zum anderen wäre da die Two Minutes Hate, ein recht merkwürdiges Ritual bei dem sich mehrere Mitglieder der Partei vor einem Bildschirm versammeln, sich einen weiteren Propagandafilm ansehen und dabei in wilde Raserei verfallen – oder zumindest vorgeben es zu tun. Zwar gehört Winston nur der äußeren Partei (engl.: Outer Party) an und ist damit sozusagen nur ein einfacher Angestellter, aber da er nun einmal zur Partei gehört musste er mitmachen. Der Propagandafilm zeigt dabei gewöhnlich “Emmanuel Goldstein“, der einst Mitbegründer der Partei war, später aber in Ungnade fiel und kurzerhand zum ultimativen Feind der Menschen erklärt wurde. Gerüchteweise soll er Anführer der Bruderschaft (engl.: Brotherhood) sein, die eine Untergrundorganisation ist und gegen die Partei kämpft. Außerdem soll er ein geheimes Buch gegen die Partei verfasst haben, das gewöhnlich nur als “Das Buch“ bezeichnet wird. Winston bewundert insgeheim Goldstein, auch wenn er diesen wie alle anderen vor dem Fernseher anschreit.
Kurz vor und während des Two-Minute-Hate-Rituals fallen Winston zwei Personen auf, die beide im weiteren Verlauf des Buches wichtige Rollen einnehmen werden:
Nach einiger Zeit “erwacht“ Winston aus seinen Gedankengängen und stellt fest, dass er mehrmals in sein Tagebuch “DOWN WITH BIG BROTHER“ geschrieben hat, ein glasklares Gedankenverbrechen. Mit Pessimismus und Fatalismus stellt er daraufhin fest, dass er wahrscheinlich bald von der Thought Police gefasst wird. Sein Ende sei nun unausweichlich. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, denn vor der Thought Police könne niemand etwas verstecken oder gar davonlaufen.
Auf einmal klopft es an der Tür. Winston bekommt Panik.
- Das Jahr ist 1984. Es ist die Einleitungsszene in der man vieles (eigentlich fast alles) über die Gesellschaft und über die wichtigsten Personen dieser fiktiven Welt erfährt.
- Einige Definitionen, die gegeben werden:
- The Party (Die Partei): Die Partei hat die ultimative Macht über alles und jeden und schreckt vor absolut nichts zurück, um diese Macht weiter auszubauen und zu festigen.
- Inner Party (Innere Partei): Die Eliten und Machthaber der Gesellschaft gehören zur Inner Party, sie schwelgen in Luxus (obere Klasse).
- Outer Party (Äußere Partei): Weitestgehend einfache Angestellte der Partei, die streng überwacht werden und den Willen der Inner Party umsetzen sollen (mittlere Klasse).
- Proles (Arbeiter/Proletarier): Sie werden nicht/kaum überwacht und sind keine Parteimitglieder, müssen dafür aber den ganzen Tag arbeiten, sodass sie zu erschöpft sind, um gegen die Partei vorzugehen (untere Klasse).
- Big Brother: Der mysteriöse Anführer der Partei. Poster mit seinem Gesicht sind überall aufgehängt und erinnern einen daran, dass man immer überwacht wird.
- INGSOC: Kurz für “Englischer Sozialismus“. So bezeichnet die Partei ihre eigene Philosophie, auch wenn es nicht viel mit Sozialismus gemeinsam hat.
- Die Ministerien:
Ministry of Truth (Ministerium für Wahrheit) – beschäftigt sich mit Lügen und Manipulationen
Ministry of Peace (Ministerium für Frieden) – beschäftigt sich mit dem Krieg
Ministry of Plenty (Ministerium für Überschuss) – beschäftigt sich mit dem (gewollten) Mangel
Ministry of Love (Ministerium für Liebe) – beschäftigt sich mit der Bestrafung und der Folter von Gedankenverbrechern - Slogans: Die Partei hat die drei widersprüchlichen Slogans “War is peace“, “Freedom is slavery“, und “Ignorance is Strength“ für sich gewählt.
- Der Ort und die Staaten: Der Ort der Erzählung ist London. London ist Teil von Airstrip One (heutiges England). Airstrip One ist Teil von Oceania (Ozeanien), welches neben Eurasia (Eurasien) und Eastasia (Ostasien) einen der drei Superstaaten bildet.
- Thought Police (Gedankenpolizei): Sie ist für die Überwachung der Gedanken zuständig. Dies wird in erster Linie durch ständige (Video-)Überwachung umgesetzt. Jeder falsche Blick kann einen daher ins Gefängnis bringen.
- Gedankendelikt / Gedankenverbrechen (Thought Crime): Jeder Gedanke, der negativ gegenüber der Partei und/oder deren Macht ist (z.B. der Wunsch einer Revolution). Gedankenverbrechen werden hart bestraft und sind die schlimmsten Verbrechen, die existieren.
- Telescreens: Hängen an vielen Orten, insbesondere in Wohnungen von Mitgliedern der Outer Party. Über sie kann einen die Gedankenpolizei rund um die Uhr überwachen. Außerdem strahlen sie Propaganda aus. Der Telescreen läuft immer, man wird also den ganzen Tag mit Propaganda beschallt.
- Brotherhood (die Bruderschaft): Angebliche Untergrundorganisation gegen die Partei.
- Das Buch: Ein Buch gegen die Partei, geschrieben von Emmanuel Goldstein.
- Emmanuel Goldstein: Mitbegründer der Partei, später Mitbegründer der Bruderschaft (Brotherhood), soll “Das Buch“ geschrieben haben. Wird von der Partei als der Feind der Menschen bezeichnet.
- Two Minutes Hate: Ein Ritual bei dem sich die Parteimitglieder vor einem Fernseher versammeln und zu einem Propagandafilm über die Feinde der Partei in rasende Wut verfallen (sollen).
- Hate Week: Sehr ähnlich wie die Two Minute Hate, nur dass die ganze Aktion über eine Woche geht und sich nicht nur vor Fernsehern abspielt.
- Die Personen:
Winston (Outer Party): Einfacher, dünner Mann von etwa 39 Jahren, idealistisch, hasst Big Brother, hat eine Krampfader am Bein.
Julia (Outer Party): Schwarzhaarige Frau, Mitglied der Anti-Sex League, Winston misstraut ihr zunächst empfindet aber auch Lust nach ihr.
O’Brien (Inner Party): Winston glaubt, dass auch O’Brien Big Brother hasst, ansonsten weiß er nicht viel über ihn.
- Winston kommt von der Arbeit nach Hause. Von seinem Apartment aus überblickt er die Stadt.
- London ist völlig heruntergekommen und verwahrlost, überall sind Bombenkrater, nur die Gebäude der Ministerien glänzen prunkvoll.
- Winston setzt sich in eine Ecke seines Zimmers in der er vom Telescreen nicht gesehen werden kann (absoluter Luxus, solche Ecken gibt es gewöhnlich nicht).
- Er holt ein frisch gekauftes Tagebuch heraus und schreibt hinein (Gedankenverbrechen!).
- Er erinnert sich an einen sehr brutalen Propagandafilm, den er an diesem Tag gesehen hat und recht amüsant fand.
- Winston erinnert sich an die “Two Minutes Hate“ dieses Tages. Dabei hat er O’Brien gesehen, den er für einen Feind von Big Brother hält. Außerdem erwähnt er Julia (deren Namen er noch nicht kennt). Er misstraut ihr, findet sie aber auch interessant.
- Winston fällt auf, dass er mehrmals “Down with Big Brother“ ins Tagebuch geschrieben hat (Gedankenverbrechen!).
- Er ist sich sicher, dass er eines Tages von der Gedankenpolizei gefasst wird.
1. Inhaltsangabe
Es ist ein kalter Apriltag im London des Jahres 1984. "Airstrip One", so ist die Bezeichnung des Gebietes, das uns nur als "England" bekannt ist. Es ist Teil von Ozeanien (engl.: Oceania), einem der drei Superstaaten in der Welt von 1984. Neben Ozeanien existieren noch Eurasien (engl.: Eurasia) und Ostasien (engl.: Eastasia).
Winston Smith, die Hauptperson des Buches, befindet sich auf seinem Weg nach Hause. Die Gegend ist trostlos, die Häuser heruntergekommen und immer wieder sieht man Bombenkrater. Von der Pracht des einstigen Londons ist nicht mehr viel übrig. Als bittere Ironie erscheint es einem daher auch, dass das Apartmentgebäude in dem Winston seine Wohnung hat, auf den Namen “Siegeshaus“ (engl.: Victory Mansions) getauft wurde.
Dort angekommen schleppt sich Winston mit Mühe die Treppen hinauf, Stufe für Stufe. Er ist ein dünner, recht unscheinbarer Mann von etwa 39 Jahren (er weiß selbst nicht genau wann er geboren wurde). Seine Krampfader (engl.: varicose ulter) am Bein erschwert ihm deutlich das Treppensteigen. Eigentlich verfügt das Haus über einen Fahrstuhl und eigentlich könnte man diesen benutzen. Versucht hat Winston es diesmal aber erst gar nicht – es ist sowieso sinnlos. Der Strom ist ohnehin fast immer abgeschaltet. Insbesondere jetzt kurz vor der Hasswoche (engl.: Hate Week) will die Partei (engl.: The Party) den Strom sinnvoller nutzen, also für die Wirtschaft. Zumindest sagt sie das.
Auf dem Weg von Etage zu Etage grüßt ihn in jedem einzelnen Stockwerk ein weiteres Poster des Big Brother (dt.: Großer Bruder), dem Anführer der Partei. Die großen, unheimlichen Augen des Mannes scheinen ihn zu verfolgen und zu durchleuchten. Nur allzu passend wirkt daher der beängstigende Untertitel der Poster: “BIG BROTHER IS WATCHING YOU“ (dt.: Der große Bruder beobachtet dich).
Mit Mühe erreicht er schließlich sein Apartment. Er stellt sich ans Fenster und wirft einen Blick auf die Stadt mit all ihren Bombenkratern, den verkommenen Häuser und den überdimensionalen Prachtbauten der Partei. Es sind die vier Ministerien, die er sehen kann:
- Das Ministerium für Wahrheit (engl.: Ministry of truth, auch: Minitrue). Hier arbeitet Winston. Es beschäftigt sich mit der Manipulation der Geschichte, der Künste und der Medien. Der passende Name wäre also Ministerium für Lügen.
- Das Ministerium für Frieden (engl.: Ministry of peace, auch: Minipax). Dieses kümmert sich um den Krieg.
- Das Ministerium für Überschuss (engl.: Ministry of plenty, auch: Miniplenty), dessen Aufgabe es ist, den Mangel zu verwalten und gegebenenfalls künstlich herbeizuführen.
- Das Ministerium für Liebe (engl.: Ministry of love, auch: Miniluv). Dieses Ministerium ist unter den Bürgern von Ozeanien zweifelsohne das gefürchtetste. Bereits das Gebäude macht dies deutlich: Es ist ohne Fenster ausgestattet, sowie von unzähligen Wachen und automatischen Maschinengewehren umgeben. Kaum einer weiß genaueres über das Innenleben des Gebäudes. Über das Ministerium ist aber bekannt, dass es die Einhaltung der Terrorgesetze der Partei umsetzt und dabei auch vor brutalster Folter nicht zurückschreckt.
(Offiziell gibt es keine Gesetze in der Gesellschaft von 1984 und dementsprechend auch keine Terrorgesetze. Inoffiziell weiß aber trotzdem jeder was man tun sollte und was man besser lässt.)
Auch die recht paradoxen Slogans der Partei kann er von seinem Fenster aus sehen. Sie sind auf ein gigantisches Plakat gemalt, welches an den Wänden des Ministeriums für Wahrheit (engl.: Ministry of truth) hängt und lauten:
- WAR IS PEACE (dt.: Krieg ist Frieden)
- FREEDOM IS SLAVERY (dt.: Freiheit ist Sklaverei)
- IGNORANCE IS STRENGTH (dt.: Ignoranz ist Stärke)
Während er seinen Blick über die Stadt schweifen lässt brabbelt im Hintergrund unentwegt der Telescreen. Beim Telescreen handelt es sich um eine Sende- und Empfangsstation für Video und Ton. Sie funktioniert zum einen ganz ähnlich wie ein Fernseher, auf dem ständig Reportagen über die großartigen Errungenschaften der Partei und über das angeblich glückliche, gut versorgte Volk laufen. Diese Propagandasendungen lassen sich nicht abschalten. Sie laufen den ganzen Tag über, immer.
Zum anderen funktioniert der Telescreen auch wie eine Überwachungskamera. Er überwacht die ganze Wohnung und kann jederzeit von der Gedankenpolizei (engl.: Thought Police) angezapft werden. Schaut diese gerade zu, dann kann schon der kleinste verräterische Gesichtsausdruck ausreichen, um eines Gedankendeliktes überführt zu werden. Das heißt im Klartext: Nicht nur das Handeln gegen die Partei ist strafbar, selbst der Gedanke daran, oder eine bloße negative Meinung über die Partei, oder irgendeine verbotene Emotion können einem zum Verhängnis werden. Es ist die ultimative Überwachung, die Überwachung der Gedanken.
Winston genießt aber einen kleinen Luxus: Aus unerfindlichen Gründen ist der Telescreen bei ihm nicht optimal angebracht. Daher hat er eine kleine Ecke im Raum, in der er nicht beobachtet werden kann. Dorthin zieht er sich nun zurück und zückt ein Tagebuch, das er in einem der Proletarierviertel gekauft hat (Proletarier - engl.: Proles). Schon der Besitz eines solchen Buches kann einen ins Gefängnis bringen – ganz zu schweigen von der Absicht hineinzuschreiben. Doch genau das will Winston nun tun. Er will das Tagebuch für eine zukünftige Generation schreiben, die – so hofft er – es einmal besser haben wird und ein Leben ohne die Partei genießen kann.
Er überlegt, was er an diesem Tag erlebt hat und erinnert sich an zwei wesentliche Ereignisse.
Zum einen wäre da ein Propagandafilm im Kino. Diesen fand er recht amüsant, was einigermaßen verwunderlich wirkt, denn seine Beschreibung des Filminhaltes deutet auf eine dermaßen extreme Brutalität hin, dass wohl jeder heutige Jugendschützer beim Ansehen des Filmes spontan einen Herzinfarkt bekäme.
Zum anderen wäre da die Two Minutes Hate, ein recht merkwürdiges Ritual bei dem sich mehrere Mitglieder der Partei vor einem Bildschirm versammeln, sich einen weiteren Propagandafilm ansehen und dabei in wilde Raserei verfallen – oder zumindest vorgeben es zu tun. Zwar gehört Winston nur der äußeren Partei (engl.: Outer Party) an und ist damit sozusagen nur ein einfacher Angestellter, aber da er nun einmal zur Partei gehört musste er mitmachen. Der Propagandafilm zeigt dabei gewöhnlich “Emmanuel Goldstein“, der einst Mitbegründer der Partei war, später aber in Ungnade fiel und kurzerhand zum ultimativen Feind der Menschen erklärt wurde. Gerüchteweise soll er Anführer der Bruderschaft (engl.: Brotherhood) sein, die eine Untergrundorganisation ist und gegen die Partei kämpft. Außerdem soll er ein geheimes Buch gegen die Partei verfasst haben, das gewöhnlich nur als “Das Buch“ bezeichnet wird. Winston bewundert insgeheim Goldstein, auch wenn er diesen wie alle anderen vor dem Fernseher anschreit.
Kurz vor und während des Two-Minute-Hate-Rituals fallen Winston zwei Personen auf, die beide im weiteren Verlauf des Buches wichtige Rollen einnehmen werden:
- Julia, die zunächst nur als die schwarzhaarige Frau bezeichnet wird. Sie ist Mitglied der Anti-Sex-Gruppe (Junior Anti-Sex League), was in der Gesellschaft von 1984 nichts ungewöhnliches ist und von der Partei als zusätzliches Mittel der Unterdrückung begrüßt wird. Winston kann sie nicht recht einordnen und begegnet ihr mit einer Mischung aus Hass, Verachtung und Begierde. Zum Teil befürchtet er auch, dass sie Mitglied der Thought Police ist und auf ihn angesetzt wurde.
- O’Brien – er ist Mitglied der inneren Partei (engl.: Inner Party) und gehört dadurch zur kleinen Gruppe der Menschen, die privilegiert sind, in Luxus leben und umfassende Macht besitzen, denn die ganze Gesellschaft ist nur zugunsten dieser Klasse aufgebaut. Winston glaubt aber in O’Brien einen “Seelenverwandten“ gefunden zu haben, einen weiteren Menschen, der ebenfalls Big Brother hasst.
Nach einiger Zeit “erwacht“ Winston aus seinen Gedankengängen und stellt fest, dass er mehrmals in sein Tagebuch “DOWN WITH BIG BROTHER“ geschrieben hat, ein glasklares Gedankenverbrechen. Mit Pessimismus und Fatalismus stellt er daraufhin fest, dass er wahrscheinlich bald von der Thought Police gefasst wird. Sein Ende sei nun unausweichlich. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, denn vor der Thought Police könne niemand etwas verstecken oder gar davonlaufen.
Auf einmal klopft es an der Tür. Winston bekommt Panik.
2. wichtige Textstellen
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Anfang)
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte)
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte): Winston beschreibt einen Teil des Propagandafilms aus dem Kino
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte)
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte) : Winston schreibt in sein Tagebuch
Zitat: Part 1, Chapter 1 (gegen Ende)
Zitat: Part 1, Chapter 1 (gegen Ende): Darüber, wie die Partei mit ihren Feinden umgeht
Zitat: Part 1, Chapter 1 (gegen Ende): Winston schreibt ins Tagebuch
WAR IS PEACE
FREEDOM IS SLAVERY
IGNORANCE IS STRENGTH
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte)
The thing that he was about to do was to open a diary. This was not illegal (nothing was illegal, since there were no longer any laws), but if detected it was reasonably certain that it would be punished by death, or at least by twenty-five years in a forced-labour camp.
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte): Winston beschreibt einen Teil des Propagandafilms aus dem Kino
Audience much amused by shots of a great huge fat man trying to swim away with a helicopter after him, first you saw him wallowing along in the water like a porpoise, then you saw him through the helicopters gunsights, then he was full of holes and the sea round him turned pink and he sank as suddenly as though the holes had let in the water, audience shouting with laughter when he sank.
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte)
He disliked nearly all women, and especially the young and pretty ones. It was always the women, and above all the young ones, who were the most bigoted adherents of the Party, the swallowers of slogans, the amateur spies and nosers-out of unorthodoxy. But this particular girl gave him the impression of being more dangerous than most.
Gemeint ist Julia.
Zitat: Part 1, Chapter 1 (Mitte) : Winston schreibt in sein Tagebuch
DOWN WITH BIG BROTHER
DOWN WITH BIG BROTHER
DOWN WITH BIG BROTHER
DOWN WITH BIG BROTHER
DOWN WITH BIG BROTHER
Zitat: Part 1, Chapter 1 (gegen Ende)
Thoughtcrime was not a thing that could be concealed for ever. You might dodge successfully for a while, even for years, but sooner or later they were bound to get you.
Zitat: Part 1, Chapter 1 (gegen Ende): Darüber, wie die Partei mit ihren Feinden umgeht
People simply disappeared, always during the night. Your name was removed from the registers, every record of everything you had ever done was wiped out, your one-time existence was denied and then forgotten. You were abolished, annihilated: vaporized was the usual word.
Zitat: Part 1, Chapter 1 (gegen Ende): Winston schreibt ins Tagebuch
theyll shoot me i dont care theyll shoot me in the back of the neck i dont care down with big brother they always shoot you in the back of the neck i dont care down with big brother (...)