Schnellübersicht (Thema: Der Vorleser)

1. wichtige Vorabinformationen

Der Roman "Der Vorleser" ist in der Retrospektive geschrieben - der Protagonist Michael erinnert sich also an das zurück, was er als Jugendlicher und als junger Erwachsener erlebt hat.

Der Roman besteht außerdem aus drei Teilen, die unterschiedliche Abschnitte von Michaels Leben beleuchten:

• Teil 1: Michael im Alter eines Jugendlichen (15 Jahre)
• Teil 2: Michael als Student (etwa 23 Jahre)
• Teil 3: Michael als Erwachsener (etwa 25-45 Jahre)

2. wichtige Personen

Die wichtigsten Personen sind wie folgt:

• Michael Berg: Der Protagonist, der sich an seine Vergangenheit zurückerinnert.
• Hanna Schmitz: Zweite Hauptperson, ist Analphabetin. Geht mit Michael eine Beziehung ein, obwohl sie selbst zu diesem Zeitpunkt ca. 20 Jahre älter und Michael noch ein Jugendlicher ist. Wird in Teil 2 als NS-Verbrecherin verklagt und mit einer Freiheitsstrafe belegt. Bringt sich später im Gefängnis um.
• Michaels Vater: Spielt im Buch zweimal eine aktive Rolle. Er ist Professor der Philosophie und hat eine sehr große (emotionale) Distanz zu seinen Kindern (u.a. führt er nur mit ihnen Gespräche, wenn vorher ein Termin vereinbart wurde). Michael ahmt dieses Verhalten später selbst nach.

Erwähnenswerte Personen:

• Michaels Mutter: Wird von Michael kaum erwähnt. Ist anscheinend liebenswürdig gewesen, Michael hat ihre Liebe aber nicht verstanden.
• Richter: Der Richter im Gerichtsprozess gegen Hanna. Michael spricht einmal mit ihm.
• Sophie: Schulkameradin von Michael (Teil 1). Zeitweise überlegt Michael, ob Sophie nicht eine bessere Partnerin wäre als Hanna.
• "Mutter", "Tochter": Betroffene von Hannas Verhalten während der NS Zeit. Gehören zu den wenigen Überlebenden. Die Tochter hat ein Buch über ihre Erinnerungen/Erfahrungen geschrieben.

3. Inhalt

Teil 1

• Michael ist Jugendlicher (15 Jahre)
• Michael beginnt eine Beziehung mit Hanna (Mitte 30). Liest ihr später aus Büchern vor.
• Hanna verschwindet plötzlich aus der Stadt -> Traumatisierung Michaels

Zu Anfang des ersten Teils ist Michael noch 15 Jahre alt und leidet unter Gelbsucht (Krankheit). An einem Tag im Oktober übergibt er sich aufgrund der Krankheit während er gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule ist. Eine Frau (Hanna, Mitte 30) hilft ihm daraufhin und begleitet ihn später zurück nach Hause.
Einige Zeit danach besucht er sie um sich zu bedanken und beobachtet sie heimlich beim Umziehen. Als sie dies bemerkt rennt er verlegen davon.
Wieder einige Zeit später besucht er sie noch einmal. Hanna nutzt die Gelegenheit aus und bringt den in Beziehungen noch unerfahrenen Michael dazu, mit ihr Geschlechtsverkehr zu haben.
Von diesem Zeitpunkt an führt Michael heimlich eine Beziehung mit Hanna. Während dieser Beziehung beginnt er ihr aus klassischen Werken der Literatur vorzulesen (daher der Name "Der Vorleser").
Die Beziehung hält solange an, bis Hanna eines Tages unerwartet und unangekündigt aus der Stadt verschwindet. Die plötzliche Trennung traumatisiert ihn. Michael kann sich nie wirklich von der Beziehung mit Hanna befreien (Bindungsunfähigkeit).

Teil 2

• Michael inzwischen Student (etwa 23 Jahre).
• Gerichtsprozess gegen Hanna.
• Hanna offenbart ihre Vergangenheit.
• Hanna wird zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt.

Erst als Jura-Student sieht Michael Hanna wieder. Diesmal aber im Gerichtssaal, denn Hanna ist zusammen mit einigen anderen Frauen wegen Kriegsverbrechen angeklagt worden. Man erfährt, dass Hanna in ihrer Vergangenheit für das NS-Regime arbeitete, unter anderem als Wärterin in Auschwitz, sowie im nahegelegenen KZ Krakau.
Der Hauptanklagepunkt betrifft eine "Bombennacht" während der unzählige Gefangene starben. Diese ereignete sich nachdem das Lager bei Krakau aufgelöst worden war. Die Gefangenen wurden nach Westen getrieben und in einer Nacht in einer Kirche eingesperrt. Durch einen Bombenangriff geriet (unter anderem) die Kirche in Brand. Da weder Hanna noch eine der anderen Frauen eine der Türen aufschloss, verbrannten alle Gefangenen bis auf zwei Frauen (Mutter und Tochter). Die Tochter schrieb ein Buch über die Bombennacht sowie über den "Todesmarsch" Richtung Westen.
Während des Prozesses stellt sich Hanna recht ungeschickt an. Es misslingt ihr die Spielregeln des Gerichts zu verstehen und durch übertriebene Ehrlichkeit lädt sie immer mehr Schuld auf sich. An anderen Stellen kann sie wiederum nicht ihre Unschuld beweisen, da sie dafür ihren Analphabetismus offenbaren müsste (welchen sie verstecken will).
Am Ende wird Hanna zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Teil 3

• Michael als Erwachsener.
• Michael hat geheiratet (Gertrud), später Kind bekommen, dann wieder geschieden.
• Michael beginnt wieder Hanna vorzulesen (über Kassetten).
• Hanna lernt lesen und schreiben.
• Hanna bringt sich um.

Michael ist inzwischen erwachsen. Nach dem Prozess heiratete er Gertrud, welche ebenfalls eine Jurastudentin war. Er bekam ein Kind namens Julia mit ihr. Sowohl zu seiner Frau als auch zu seinem Kind stand er allerdings konsequent in großer Distanz, weshalb sich er und Gertrud nach einiger Zeit scheiden ließen.
Im weiteren Verlauf des dritten Teils erwähnt Michael, wie er wieder beginnt für Hanna vorzulesen. Da sich diese aber mittlerweile im Gefängnis befindet, nimmt er das Vorgelesene auf Kassette auf und schickt es ihr zu. Später kommen von Hanna auch dankende Briefe (gegen Ende des Buches erfährt man, dass sie mit Hilfe der Kassetten und der zugehörigen Bücher lesen und schreiben gelernt hat).
Nur einmal besucht Michael Hanna im Gefängnis, spürt aber nicht mehr die alte Bindung zu ihr. Während des Gespräches deutet Hanna starke Schuldgefühle an, welche sie gegenüber den Toten (der Bombennacht) hat.
Kurz vor ihrer Begnadigung bringt sich Hanna im Gefängnis um.