1. Aussehen
- schulterlanges, aschblondes Haar
- blassblaue Augen
- blasse Haut
- hohe Stirn
- hohe Backenknochen
- kräftiges Kinn
- gleichmäßig geschwungene Lippen ohne Einbuchtung
- großflächiges, herbes, frauliches Gesicht
2. Charakter
- dominant (vor allem am Anfang in der Beziehung, schwächt sich gegen Ende des ersten Teils ab)
- plötzliche Stimmungsschwankungen (größtenteils angewöhntes Verhalten, um ihre Vergangenheit und ihren Analphabetismus zu verstecken)
- teilweise in der Beziehung zu Michael zärtlich/leidenschaftlich (vor allem kurz vor der Trennung)
- gründlich, konzentriert
- (übermäßig) pflichtbewusst / starkes Ordnungsbewusstsein
3. Sonstige Merkmale/Fakten
- Wohlstandsmäßig ist Hanna (im ersten Teil) in die untere Mittelschicht einzuordnen. Sie muss nicht um ihre Existenz bangen und hat einen nicht besonders guten, aber dafür sicheren Job (soll sogar noch befördert werden). Ihre recht kleine Wohnung ist aber nur gemietet und sie besitzt auch nicht die Möbel, die sich in dieser befinden.
- (wichtig!) Hanna ist Analphabetin. Ihren Analphabetismus versucht sie konsequent vor allen anderen Menschen zu verstecken - dafür nimmt sie auch eine unnötig strenge Freiheitsstrafe bei der Gerichtsverhandlung (Teil 2) in Kauf. Sie schämt sich für ihren Analphabetismus (Scham -> ein Thema des Romans), welcher sie deutlich in ihren Freiheiten einschränkt (sie kann z.B. noch nicht einmal eine Speisekarte lesen). Im Gefängnis kann sie sich schließlich überwinden, doch noch lesen und schreiben zu lernen und beschäftigt sich im Anschluss daran mit Literatur, welche die NS-Zeit thematisiert.
- Hanna war vor ihrer Beziehung mit Michael (während der NS-Zeit) KZ-Aufseherin. Diese Vergangenheit verschweigt sie aber vor diesem und vor ihrer sonstigen Umgebung. Auf Nachfragen reagiert sie abweisend oder ausweichend. Erst beim Gerichtsprozess erfährt Michael mehr über Hannas Vergangenheit.
- Hanna verwendet ihre Dominanz und ihre Stimmungsschwankungen dazu, ihren Analphabetismus und ihre Vergangenheit vor Michael zu verstecken. Das ganze verknüpft sie dann noch mit angedrohten Zurückweisungen (von Liebe/Zärtlichkeiten). Häufig "kapituliert" Michael sofort, wenn sich auch nur ansatzweise ein Streit anbahnt und hört dementsprechend dann auch auf, Fragen zu stellen.
- Hanna hat einen übertrieben starken Drang zur Reinlichkeit bzw. zum Waschen. Man kann dies als Versuch interpretieren, ihre Schuld "von sich zu waschen". Erst gegen Ende im Gefängnis gibt sie dieses Verhalten auf und beginnt unangenehm zu riechen. Man kann vermuten, dass sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gedanklich die Schuld von sich weisen konnte - erst recht nicht mehr durch einfaches Waschen (sie beschäftigte sich im Gefängnis mit NS-Literatur - daher möglicherweise die "Erkenntnis" über ihr eigenes Verhalten).
4. Leben von Hanna
Die nachfolgenden "Stationen" durchläuft Hanna in ihrem Leben. Davon spielt ein Teil bereits vor dem Roman, der Rest währenddessen.
- 21. Oktober 1922: Hanna wird in Hermannstadt geboren. (->S.91)
- Aufgewachsen in Siebenbürgen. (->S.40)
- um 1939: Hanna geht mit 17 Jahren nach Berlin und arbeitet bei Siemens. (->S.40)
- um 1943: Hanna geht zur SS und arbeitet fortan im KZ Auschwitz als Aufseherin (->S.91) (Hanna tat dies vermutlich um der Beförderung zur Vorarbeiterin auszuweichen. Durch die neuen Anforderungen als Vorarbeiterin wäre ihr Analphabetismus aufgeflogen. ->S.91)
- Frühjahr 1944: Hanna wird in ein KZ bei Krakau versetzt.
- Winter 1944/1945: Das KZ wird aufgelöst und die Gefangenen werden gezwungen, zu Fuß nach Westen zu ziehen (->"Todesmärsche")
- Winter 1944/1945: Beim Marsch Richtung Westen übernachten die Aufseherinnen in einem Dorf zusammen mit den Gefangenen. Die Gefangenen werden in eine Kirche gesperrt. In der Nacht ("Bombennacht") trifft eine Bombe die Kirche, diese gerät in Brand und wird nicht aufgeschlossen, sodass fast alle in der Kirche verbrennen. (U.a. für das nicht-aufschließen wird Hanna später angeklagt.)
- Nach Kriegsende: Hanna lebt in Kassel, zieht einige male um und wohnt schließlich in Heidelberg.
- Hanna wird Straßenbahnschaffnerin.
- Beginn Teil 1
- Hanna trifft auf Michael, sie beginnen eine Beziehung.
- Ausflug zusammen mit Michael über Ostern.
- Hanna soll befördert werden. Wie schon vorher bei Siemens flieht sie aus der Stadt, um ihren Analphabetismus zu verstecken (Trennung von Michael).
- Beginn Teil 2
- Gerichtsprozess: Hanna wird u.a. wegen der Selektion in den Lagern und wegen ihrem Verhalten während der Bombennacht angeklagt.
- Hanna kann sich während des Prozesses nicht gut verteidigen, ist zu ehrlich und versucht verzweifelt ihren Analphabetismus zu verstecken.
- Hanna wird zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt.
- Beginn Teil 3
- Hanna kann sich im Gefängnis etablieren. Sie wird von den anderen Gefangenen geschätzt.
- Hanna bekommt von Michael Kassetten auf denen er aus Büchern vorliest.
- Mit Hilfe dieser Kassetten und den zugehörigen Büchern lernt sie lesen und schreiben (->Ausbruch aus der Unmündigkeit). Sie schreibt einige Briefe an Michael, bekommt aber keine Antworten.
- Sie beschäftigt sich fortan mit Literatur über die NS-Zeit (->In der Mündigkeit erkennen der Schuld, die während der Unmündigkeit erzeugt wurde).
- Hanna zieht sich immer weiter zurück, beginnt zuzunehmen und übel zu riechen.
- Gefängnisdirektorin bittet Michael, Hanna nach deren Freilassung aufzunehmen.
- Michael besucht Hanna -> große Distanz zwischen beiden, Hanna beschreibt das Gefühl der Schuld.
- Hannas Antrag auf Begnadigung wird stattgegeben.
- Direkt vor ihrer Freilassung bringt sie sich um.
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