- Kapitel 1: Hugo Weinschenk, der Direktor der städtischen Feuerversicherungsgesellschaft, interessiert sich für Erika. Tony bemerkt dies und ist dem zugetan. Die Verlobung wird beschlossen. Als „self-made man”, der aus armen Verhältnissen stammt, wirkt er unter den Buddenbrooks eher fehl am Platze. Für Tony ist Erikas Beziehung fast wie ihre dritte Ehe. Sie organisiert den Haushalt der beiden und blüht dabei auf. Christian ist inzwischen von einer Kur zurück, klagt aber immer noch über zig Krankheiten. Er wirkt kränklich und zerstreut.
- Kapitel 2: Tony erzählt Thomas von ihrem Besuch bei Armgard von Schilling, einer alten Freundin. Deren Ehemann habe hohe Schulden angehäuft und müsse nun seine Ernte verkaufen, lange bevor diese tatsächlich geerntet wurde. Sie schlägt Thomas vor, auf den Deal einzugehen und so einen netten Gewinn zu machen. Thomas empfindet dies als unmoralisch und ausbeuterisch. Er lehnt gereizt ab.
- Kapitel 3: Tony geht weiter in Hannos Zimmer. Der Junge wirkt nach wie vor schwächlich, weint viel und wird von Albträumen geplagt.
- Kapitel 4: Während Tony weg ist, denkt Thomas nach. Er fühlt sich ermattet, worüber auch seine penibel gepflegte Kleidung andere kaum mehr hinwegtäuschen könne. Der Erfolg habe ihn verlassen und mit der Firma gehe es bergab. Nach einigem hin und her entscheidet er sich, die Rolle des harten Geschäftsmanns einzunehmen und dem Deal zuzustimmen. Schon fast euphorisch stellt er sich daraufhin den enormen Gewinn vor, den er damit machen wird. In den Tagen danach verbessert sich seine Stimmung erheblich.
- Kapitel 5: Am 7. Juli 1868 findet das hundertjährige Firmenjubiläum der Buddenbrooks statt. Thomas' Stimmung ist wieder wie zuvor. Nach Feiern ist ihm kein bisschen zumute. An dem Tag hetzt er nur von Gespräch zu Gespräch. Hanno soll ihm eigentlich ein Gedicht vortragen, verliert sich dabei aber in Tränen. Thomas reagiert darauf gereizt und kalt. Er wünscht sich mehr Männlichkeit von dem Jungen. Später kommt die ganze High Society zu Besuch. Thomas' Gedanken jedoch werden immer depressiver. Zu allem Überfluss erfährt er nun auch noch, dass die Ernte, die er Armgards Ehemann abgekauft hat, durch Hagel vernichtet wurde.
- Kapitel 6: Gerda macht regelmäßig mit Herrn Pfühl, dem Organisten der Marienkirche, Musik. Hanno lauscht dem andächtig und bekommt später von diesem Privatunterricht. Er kann sich sichtlich für die Musik begeistern, während er mit der Schule – vor allem mit Mathe – so seine Probleme hat.
- Kapitel 7: Thomas ist mit Hannos eher musikalischer Entwicklung unzufrieden und versucht, ihn zum zukünftigen Firmenoberhaupt zu erziehen. Der Junge reagiert darauf aber weinerlich. Weiterhin leidet dieser ständig an Krankheiten oder Zahnproblemen. Mit der Schule tut er sich schwer. Sein einziger Freund dort ist Kai. Dieser stammt aus einer einst reichen Familie, die nunmehr völlig heruntergekommen ist. An einem Mittag findet Hanno die Familienpapiere mit dem Stammbaum der Buddenbrooks. Unterhalb seines Namens zeichnet er zwei Striche, da er glaubt, dass danach nichts mehr komme.
- Kapitel 8: Staatsanwalt Moritz Hagenström wirft Hugo Betrug vor und klagt ihn an. Hugo engagiert Herrn Breslauer, einen wahren Rechtsvirtuosen. Das Weihnachtsfest verläuft idyllisch, auch wenn der Gerichtsprozess die Stimmung etwas trübt. Hanno bekommt unter anderem ein Puppentheater und ein Harmonium.
- Kapitel 9: Moritz Hagenström beantragt die Verhaftung Hugos. Tony ist fassungslos, auch wenn sie sich Hugos Schuld gut vorstellen kann, da dieser zu Hause immer aggressiver aufgetreten sei und Erika geradezu in den Wahnsinn getrieben habe. Für Tony platzt nun auch der letzte Traum auf ein normales Leben. Wenig später endet der Gerichtsprozess mit dreieinhalb Jahren Haft für Hugo.
1. Hinweise
- Alle Quellenangaben beziehen sich standardmäßig auf die Ausgabe Fischer, 62. Auflage (2012), ISBN 978-3-596-29431-2.
- Die Häufigkeitsangaben bei Personen und Orten sind Richtwerte. Wörter wie „er”, „ihre”, „seine” und ähnliche wurden nicht mitgezählt.
2. Kapitel 1
Erwähnte Personen
- 38xErika
- 33xHugo
- 28xTony
- 22xChristian
- 12xThomas
- 8xKonsulin
- 6xAndreas Gieseke
- 6xGerda
- 5xFamilie Buddenbrook
- 5xPfiffi
- 4xHerr Permaneder
- 4xFräulein Weichbrodt
- 4xFriederike
- 4xHenriette
- 3xFrau Stüwing
- 3xGrünlich
- 2xFräulein Huneus
- 2xJulchen
- 2xHanno
- 1xSchiller
- 1xVater von Hugo
- 1xHermann Hagenström
- 1xErste Liebhaberin vom Stadttheater
- 1xFamilie Weinschenk
- 1xKlothilda
- 1xDoktor Langhals
- 1xBewohnerin der Villa St. Quisisana
- 1xAline Puvogel
- 1xLea Gerhardt
- 1xMutter von Fräulein Weichbrodt
- 1xDoktor Överdieck
- 1xJustus Kröger
- 1xTapezierer Jacobs
- 1xRiekchen Severin
- 1xAndreas Pringsheim
- 1xIda
- 1xKonsul
- 1xFrau Stuht
Erwähnte Orte
- 6xQuisisana
- 2xWohnung in der Bäckergrube
- 2xValparaiso
- 2xKlub
- 2xLondon
- 2xHaus in der Mengstraße
- 2xLübeck
- 1xZirkus Renz
- 1xSäulenhalle (Haus in der Mengstraße)
- 1xGlockengießerstraße
- 1xZimmer am Korridor der ersten Etage (Haus in der Mengstraße)
- 1xStadttheater
- 1xErste Etage (Haus in der Mengstraße)
- 1xSaal (Haus in der Fischergrube)
- 1xDiele (Haus in der Mengstraße)
- 1xErste Etage (Haus in der Bäckergrube)
- 1xSchlesien
- 1xSan Franzisko
- 1xSt. Gertrud
- 1xWhitechapel
- 1xHamburg
- 1xEsssaal (Haus in der Mengstraße)
- 1xHaus in der Fischergrube
- 1xBreite Straße
- 1xÖynhausen
- 1xHaus in der Bäckergrube
- 1xSaal (Haus in der Mengstraße)
Zusammenfassung
Einige Räume im Haus in der Mengstraße wurden an die städtische Feuerversicherungsgesellschaft vermietet, deren Direktor Hugo Weinschenk ist. Er wirkt selbstbewusst und erfolgreich. Interesse hat er offenbar an der nunmehr 20 Jahre alten, gut aussehenden Erika. Diese reagiert auf seine Blicke mit Ratlosigkeit und Verwirrung, rennt vor ihm weg und beginnt zu weinen. (Sie wurde von Fräulein Weichbrodt sehr züchtig erzogen.)
Tony lebt seit ihrer zweiten Scheidung „in Feindschaft” mit der Gesellschaft. Sie glaubt, die anderen würden sie verachteten, obwohl dies längst nicht immer der Fall ist. Daher nimmt sie – genauso wie Erika – nur noch selten an gesellschaftlichen Aktivitäten teil. In Hugo Weinschenk sieht sie nun eine der spärlichen Gelegenheiten, ihre Tochter doch noch zu verheiraten. Zudem glaubt sie, dadurch ihre eigenen gescheiterten Ehen wieder ausgleichen zu können. Sie will beweisen, dass die Buddenbrooks noch nicht am Ende sind, vor allem Thomas zuliebe, der sich hoffnungslos zeigt.
Bei einem Kaffee kommen sich Hugo und die Buddenbrooks näher. Er erzählt davon, dass er nicht aus einer reichen Familie stammt, sondern ein „self-made man” mit 12.000 Kurantmark Jahreseinkommen sei. So wirkt sein erworbenes Selbstvertrauen auch etwas übertrieben und unsicher. Zudem lassen seine Umgangsformen, Kleidung und Sprache zu wünschen übrig. Auffällig ist der Nagel seines linken Mittelfingers, der infolge eines Unfalls pechschwarz gefärbt ist.
Eine Ehe liege, laut Tony, im Interesse von Hugo und Erika: Hugo könnte so leichter Kontakte zu den ersten Kreisen der Stadt knüpfen und für Erika sei es vermutlich die einzige Chance, an einen Mann zu kommen. Ein Schicksal wie mit Grünlich und Herrn Permaneder betrachtet sie zudem als gänzlich ausgeschlossen, da Hugo nichts mit diesen gemeinsam habe.
Im Januar 1867 bittet Hugo schließlich um Erikas Hand. Damit gehört er offiziell zur Familie. Aufgrund seiner gesellschaftlichen Unerfahrenheit ist er in dieser aber sichtlich fehl am Platz. Immer wieder offenbart er peinliche Wissenslücken oder verhält sich unangebracht. Mit Thomas versteht er sich gut, meist reden sie über Politik und Geschäfte. Gerdas Persönlichkeit hingegen befremdet ihn und sie wechseln kaum ein Wort miteinander.
Christian ist das neue Familienmitglied offenbar nicht ganz geheuer. Skeptisch beobachtet er Hugo, um diesen später zu imitieren. Er selbst ist inzwischen von einer Kur in Öynhausen zurück. Sein Rheuma ist nun geheilt, dafür hat er nach wie vor jede Menge anderer Beschwerden (Atemstörungen, Herzrhythmusstörungen, Lähmungserscheinungen, ...). Sein Äußeres wirkt kläglich: Haare sind kaum noch vorhanden, die Wangen erscheinen hager und die Beine gekrümmt.
Seit seiner Heimkehr verbringt er zwar die meiste Zeit im Klub, wohnt aber offiziell im Haus in der Mengstraße. Dort wurde Ida (die jetzt bei Thomas und Gerda wohnt) durch die neue Bedienstete „Riekchen Severin” ersetzt. Diese hat schnell bemerkt, dass keiner Christian ernst nimmt und geht nun ebenfalls nicht auf dessen Wünsche ein. Von der Konsulin bekommt er zudem nur noch wenig Taschengeld. Um Zahnpulver bezahlen zu können, muss er sich häufig etwas leihen. Typischerweise kriegt er das Geld von Andreas Gieseke. Dieser ist inzwischen Senator geworden, nachdem Doktor Överdieck kürzlich gestorben ist und Doktor Langhals neuer Bürgermeister wurde. Trotz der hohen Stellung ist Andreas immer noch ein Suitier. So besucht er regelmäßig das „Quisisana”, eine gemütliche Villa außerhalb der Stadt, welche von einer gut aussehenden Frau bewohnt wird – die für ihre nicht näher beschriebenen Dienste Geld verlangt. (Passenderweise bezahlt Andreas mit dem Geld seiner Frau, Fräulein Huneus.) Christian hat sich über Andreas Zugang zur Villa verschafft, ließ seinen Charme spielen und wird nun von der Frau kostenlos bedient.
Hugo schlägt vor, dass Christian für ihn arbeiten könnte. Für 14 Tage macht dieser das auch, dann jedoch werden seine gesundheitlichen Beschwerden zu stark und er hört wieder auf. Zudem ist Hugo ein äußerst strenger Chef und bezeichnet Christian etwa als „Seehund”.
Nach der Verlobung von Erika und Hugo fühlt sich Tony an die Zeit vor ihrer ersten Ehe erinnert. Sie blüht spürbar auf, sucht eine Wohnung für die beiden und übernimmt deren Ausstattung. Auf Hugos Wunsch hin wird beschlossen, dass auch Tony in die neue Wohnung einziehen soll, um Erika im Haushalt zu helfen. Nicht zuletzt dieser Umzug gibt ihr das Gefühl, die Misserfolge ihres alten Lebens hinter sich zu lassen und noch einmal eine Heirat genießen zu dürfen – ganz so, als wäre sie „die eigentliche Braut”.
Der ernste Hugo bevorzugt es, die Wochen vor der Hochzeit lieber zu Hause mit Erika zu verbringen, als mit anderen Familien. Die Trauung findet schließlich im Haus in der Mengstraße statt. Nach dem Jawort bricht Tony in ihr typisches Kinderweinen aus. Gefeiert wird mit einem großen Festmahl. Danach verreisen Erika und Hugo für 14 Tage und Tony kümmert sich um die vornehme Einrichtung der Wohnung.
Sie organisiert mit Freude und Stolz den Haushalt von Erika und Hugo. Ihr Selbstbewusstsein kehrt wieder zurück. Thomas witzelt gar, dass das ganze wohl mehr Tonys dritte Ehe sei. Mit feierlicher Miene führt sie Besucher durch die neue Wohnung und genießt deren vornehme Einrichtung. Erika selbst wirkt dabei eher wie ein Gast.
Die neue Wohnung wird von allen Buddenbrooks besichtigt. Die Konsulin zeigt sich diskret. Thomas und Gerda amüsieren sich über Tonys „glückselige Überheblichkeit”. (Diese ihrerseits stopft ihren geliebten Hanno mit Brot und Wein voll.) Frau Stüwing, Pfiffi, Henriette und Friederike kritisieren das Vornehme der Wohnung, Klothilda bedient sich vor allem am Essen und Christian (der nur kommt, wenn der Klub leer ist) nutzt die Gelegenheit, um seine Geschichten zu erzählen.
Bei einem seiner Besuche trägt Christian Witze und Anekdoten in Englisch, Plattdeutsch und Spanisch vor. Er steigert sich so sehr in diese hinein, dass er dabei völlig vergisst, wo er sich gerade befindet. Am Ende wirkt es, als würde er aus einem Traum erwachen. Daraufhin kippt seine Stimmung, er wirkt erschlafft, blickt mit unruhigem Ernst umher und streicht über seine linke Seite (wo er typischerweise die „Qual” spürt). Anschließend macht er sich – mit steifen Gliedern – auf den Weg ins Quisisana, während Tony ihn mit ausgelassener Fröhlichkeit verabschiedet.
3. Kapitel 2
Erwähnte Personen
- 37xThomas
- 21xHerr von Maiboom
- 16xTony
- 10xArmgard von Schilling
- 4xErika
- 4xGraf Strelitz
- 3xIda
- 3xKonsul
- 2xElisabeth
- 2xChristian
- 2xGerda
- 2xHanno
- 1xBediensteter von Graf Strelitz
- 1xHermann Hagenström
- 1xKonsulin
- 1xVater von Johann
- 1xJohann
- 1xTamayo
- 1xFriederike
- 1xHugo
- 1xHenriette
- 1xPfiffi
Erwähnte Orte
- 5xPöppenrade
- 2xWohnung in der Bäckergrube
- 2xWohnzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 2xRostock
- 1xWarnemünde
- 1xGroß-Poggendorf
- 1xHessen
- 1xErste Etage (Haus in der Fischergrube)
- 1xHerrenhaus auf Pöppenrade
- 1xCasino (Lübeck)
- 1xArbeitszimmer von Graf Strelitz
- 1xMecklenburg
- 1xEsszimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xLübeck
Zusammenfassung
Eines Abends, im Frühling 1868, sitzt Thomas, der inzwischen eine Brille beim Arbeiten braucht, alleine im Esszimmer. Er liest Zeitung, die Zimmer um ihn herum sind dunkel. Tonys Schritte sind zu hören. Sie kommt von einem Besuch bei Armgard von Schilling zurück. Thomas berichtet, dass er alleine essen musste. Ida kümmert sich nur noch um Hanno und Gerda ist mit Christian ins Casino gefahren ist, wo ein bekannter Musiker auftritt. Sowohl Tony als auch Thomas bemerken, dass sich Gerda und Christian in letzter Zeit sehr gut verstehen.
Tony schwärmt von ihrem Besuch bei Armgard. Die Landluft und das Essen hätten ihrer Gesundheit gut getan. Sie habe aber nicht zu lange bleiben wollen. Erika sei alleine mit dem Haushalt schon so überfordert. Zudem habe diese vor vier Monaten ein Kind (Elisabeth) gekriegt. Es wirke zwar ungesund, sei aber dennoch wohlauf.
Anschließend beklagt sie sich über Hugo. Dieser sei zwar sehr brav und fleißig, meide die Wirtshäuser und verbringe seine Freizeit lieber mit Erika. Er verlange aber auch von dieser, beständig heiter und fröhlich zu sein, denn ihre Pflicht als Ehefrau sei es, ihn nach der Arbeit zu unterhalten. Erika jedoch neige zu melancholischem Verhalten, wofür Hugo sie beschimpfe. Man könne merken, dass ihm die gute Erziehung fehle. Kürzlich habe er gar aus Wut den Deckel eines Suppentopfs zerschlagen. Nichtsdestotrotz sei er ein tüchtiger Mann und habe einen guten Kern.
Herr von Maiboom (Armgards Ehemann) sei da ganz anders. Dieser und Armgard seien zerrüttet, da er zwar liebenswürdig wirke, aber durch Glücksspiel einen Berg von Schulden angehäuft habe. Da Herr von Maiboom nun dringend Geld brauche, sei er bereit, mit Thomas ein Geschäft zu machen (wofür die Freundschaft zwischen Armgard und Tony reaktiviert wurde). Thomas versteht zunächst darunter, dass er einen Vorschuss leisten soll und lehnt dies ab, da er noch nie Geschäfte mit Herrn von Maiboom gemacht hat und dieser keine ausreichenden Sicherheiten anbieten könne.
Tatsächlich geht es aber um mehr. Wie Tony berichtet, benötigt Armgards Ehemann innerhalb von 2 Wochen knapp 35.000 Kurantmark. Er muss daher seine Ernte „auf dem Halm” verkaufen, also lange bevor diese geerntet wird. Entsprechend wird er einen deutlich geringeren Preis pro Kilogramm erzielen. Thomas bemitleidet Herrn von Maiboom dafür und kann kaum glauben, dass er solch ein unmoralisches und risikoreiches Angebot annehmen soll (risikoreich, da die Ernte durch Wettereinflüsse oder Schädlinge vernichtet werden könnte und man dann die gesamte Investition verliert). Er betrachtet es als unwürdige Ausbeutung und Ausnutzung der Not einer anderen Person. Noch nie habe ein Buddenbrook solch ein Geschäft abgeschlossen. Es widerspreche der Tradition und dem Firmenmotto. (Letzteres lautet grob: Mach nur Geschäfte, die dich nachts ruhig schlafen lassen.)
Tony weist darauf hin, dass Herr von Maiboom das Geschäft ja selbst wolle. Es sei eine gute Tat und das vermutlich beste Geschäft in Thomas' Leben. Sie wirft ihm vor, früher mehr Schwung und Risikobereitschaft gezeigt zu haben. Durch die Misserfolge sei er wohl übertrieben vorsichtig geworden. Seine gereizte Ablehnung des Angebots zeige in Wirklichkeit nur, dass er dem Geschäft nicht ganz abgeneigt sei. Sie versuche nur, einen guten Deal einzufädeln. Sowohl die Firma als auch Thomas hätten ein Erfolgserlebnis mal wieder nötig. Da Thomas aber offenbar nicht interessiert sei, müsse sich Herr von Maiboom nun wohl an Hermann Hagenström wenden – sehr zu Tonys Ärger.
Thomas merkt an, dass die ganze Diskussion letztlich nutzlos sei, da sie gar nicht wüssten, was genau Herr von Maiboom eigentlich beabsichtigt, später zu ernten. Auch Tony kennt bestenfalls nur grobe Richtwerte und meint, dass ihr Bruder zu Armgards Mann fahren müsse, um genaueres zu erfahren.
Nachdenklich geht Thomas im Zimmer auf und ab. Er will Tony eine kleine Anekdote über solche Bauern erzählen, welche sich als den Kaufleuten überlegen wahrnehmen. Graf Strelitz sei einer von diesen gewesen. Bei Thomas' erstem Besuch bei diesem habe der Graf ihn nur flüchtig begrüßt und danach längere Zeit auf herablassende Weise mit ihm übers Geschäft geredet. Erst nach etwa einer halben Stunde sei dieser auf die Idee gekommen, ihm einen Stuhl anzubieten. Zu diesem Zeitpunkt habe er aber bereits auf einem der Tische gesessen und daher dankend abgelehnt. Nach dieser indirekten Zurechtweisung habe der Graf sein Verhalten fortan verbessert. Thomas ist in Sorge, dass er gegenüber Herrn von Maiboom nicht genauso selbstsicher auftreten werde, oder sich von diesem werde herumschubsen lasse, wo es doch um ein solch lukratives wie unmoralisches Geschäft gehe.
Tony amüsiert sich köstlich über die Anekdote und vergisst alles andere darüber. Sie will nicht weiter auf ihren Bruder einreden und geht stattdessen zu Hanno.
4. Kapitel 3
Erwähnte Personen
- 21xIda
- 19xHanno
- 14xTony
- 8xThomas
- 4xGrabow
- 3xGerda
- 1xGiacomo Meyerbeer
Erwähnte Orte
- 3xHannos Stube (Haus in der Fischergrube)
- 2xKorridor (Haus in der Fischergrube)
- 1xZweite Etage (Haus in der Fischergrube)
- 1xWohnzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xAltan (Haus in der Fischergrube)
- 1xSchlafzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xGalerie (Haus in der Fischergrube)
- 1xTreppe (Haus in der Fischergrube)
- 1xAnkleidezimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xVorzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xEsszimmer (Haus in der Fischergrube)
Zusammenfassung
Tony geht in Hannos Zimmer. Dort trifft sie auf Ida, die, wie so oft, fleißig Strümpfe stopft. Hanno liegt bereits im Bett und schläft. Er wirkt friedlich. Manchmal zucken seine Hände oder seine Lippen bewegen sich leicht, als wolle er etwas sagen. Von Zeit zu Zeit bewegt sich erst das Kinn, dann die Nase und zuletzt die Stirn. Es wirkt, als würde etwas Schmerzliches über sein Gesicht gleiten. Tony ist gerührt vom Anblick des schlafenden Kindes.
Ida berichtet, dass Hanno nicht gerne zur Schule geht. Er habe Probleme, sich zu konzentrieren und ermüde dort schnell. An seinem ersten Schultag habe er leise in sich hinein geweint. Tony erinnert sich an ihren eigenen ersten Schultag, an dem sie reichlich Tränen vergossen habe. Alle Kinder aus vornehmen Häusern hätten geweint. Nur diejenigen aus normalen Familien seien ruhig geblieben.
Während des Gesprächs werden sie von Hanno unterbrochen. Dieser richtet sich im Bett auf, schreit mehrfach gequält und verzweifelt, stammelt einige Wörter und starrt dann vor sich hin, ohne tatsächlich die Wirklichkeit wahrzunehmen. Ida spricht sanft zu ihm und erzählt Tony, dass diese Albträume manchmal noch viel schlimmer seien.
Wirr sagt Hanno im Halbschlaf Gedichte auf, die er für die Schule lernen muss. Einige davon bringen ihn zum Weinen. Ida erzählt, dass eines der Gedichte von einem buckligen Männlein handle, das die Sachen anderer Leute verwende, zerbreche und stehle, danach aber in deren Gebete eingeschlossen werden wolle. Hanno habe gemeint, dass das Männlein dies alles aus Traurigkeit täte und nicht damit fortfahren müsste, würde man nur für das Männlein beten. Bei einem anderen Gedicht, „Ammenuhr”, weine Hanno gar so schnell und lang, dass er nicht einmal über den Anfang hinweg komme. Auch allgemein weine er sehr schnell.
Tony findet, dass Hanno sich die Dinge zu sehr zu Herzen nehme. Eigentlich müsse man mal mit Grabow sprechen. Dieser aber sei zwar ein netter Mann, als Arzt halte sie ihn jedoch für wenig kompetent. Zu Hannos Problemen sei ihm nicht mehr eingefallen, als diese „pavor nocturnus” zu nennen. Zudem sei es wenig hilfreich, dass er fast immer nur Taube mit Franzbrot oder – seltener – Altheesaft verordne. Ohnehin sei er kein revolutionärer Geist (anders als etwa Morten Schwarzkopf) und könne daher auch kein bedeutender Mensch sein.
Dann geht sie. Auf dem Weg nach draußen sieht sie Thomas, der im Wohnzimmer nachdenklich auf und ab geht.
5. Kapitel 4
Erwähnte Personen
- 18xThomas
- 11xTony
- 7xChristian
- 5xHermann Hagenström
- 4xGerda
- 3xHerr Marcus
- 3xHerr von Maiboom
- 3xHanno
- 2xJohann
- 2xAnton
- 2xKonsul
- 1xDoktor Överdieck
- 1xHerr Stuht
- 1xHerr Strunck
- 1xKlothilda
- 1xVater von Johann
- 1xDoktor Langhals
- 1xArmgard von Schilling
- 1xFrau Stuht
- 1xGraf Strelitz
Erwähnte Orte
- 5xHaus in der Fischergrube
- 4xSalon (Haus in der Fischergrube)
- 3xPöppenrade
- 3xSpeisezimmer (Haus in der Fischergrube)
- 2xKontor (Haus in der Fischergrube)
- 2xWohnzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 2xSaal (Haus in der Fischergrube)
- 2xRauchzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 2xGarten (Haus in der Fischergrube)
- 2xLübeck
- 1xZweite Etage (Haus in der Fischergrube)
- 1xAltan (Haus in der Fischergrube)
- 1xKüche (Haus in der Fischergrube)
- 1xGlockengießerstraße
- 1xKabinett (Haus in der Fischergrube)
- 1xGarten (Haus in der Mengstraße)
- 1xHaus in der Mengstraße
- 1xTerrasse (Haus in der Fischergrube)
- 1xStadtgarten (Lübeck)
- 1xRostock
- 1xPavillon (Haus in der Fischergrube)
- 1xErker (Haus in der Fischergrube)
Zusammenfassung
Nachdem Tony zu Hanno gegangen ist, sitzt Thomas alleine im Wohnzimmer. Er versucht zu lesen, verliert aber schnell die Konzentration. Gewöhnlich ist er bemüht, Wachheit, Umsicht, Liebenswürdigkeit und Energie auszustrahlen. Nun, da kein anderer da ist, lässt er die Maske fallen. Zurück bleibt ein völlig erschlafft wirkendes Gesicht mit einem gequält-müden Ausdruck. Er starrt vor sich hin, die Augen beginnen zu tränen. Schwere Gedanken gehen durch seinen Kopf. Allen voran einer: Dass er mit seinen 42 Jahren ein ermatteter Mann sei. Langsam streicht er sich über die Stirn und blickt dann in die Dunkelheit des Salons. Seine penible Körperpflege steht im auffallenden Gegensatz zu seinen schlaffen Gesichtszügen. Er selbst merkt diesen Unterschied, genauso wie jeder in der Stadt.
Er ist zwar noch immer eine sehr wichtige politische Persönlichkeit (der Bürgermeister bezeichnet ihn als seine rechte Hand). Die ganze Stadt weiß aber mittlerweile, dass es mit der Firma Buddenbrook bergab geht. Thomas selbst nährt diesen Gedanken. Er ist eigentlich noch ein reicher Mann und die Firma ist nicht in ihrer Existenz gefährdet. Dennoch ist er vollends davon überzeugt, vom Glück und Erfolg verlassen zu sein. Geradezu zwanghaft hält er jetzt am vorhandenen Geld fest. Er bereut es, das teure Haus gebaut zu haben, streicht die Urlaubsreisen, verordnet einfache Speisen und erlaubt Nachtische nur noch an Sonntagen. Auch die Kleidung wechselt er seltener, um den Stoff zu schonen. Selbst der Bedienstete Anton, der sehr lange für die Buddenbrooks tätig war, wurde entlassen.
Seinen frischen Unternehmergeist hat Thomas inzwischen verloren. So trotten die Geschäfte freudlos vor sich hin. Herr Marcus ist keine Hilfe, denn schon von Natur aus hat dieser nie zur Initiative geneigt. In den letzten Jahren hat seine Pedanterie noch zugenommen. Sein Arbeitsalltag besteht inzwischen aus einer Reihe zeitraubender und sinnloser Zwangshandlungen.
In letzter Zeit achtet das Unternehmen auf jeden Cent. Thomas schämt sich dafür. Er verspürt eine verzweifelte Ungeduld. Doch er vermutet, dass es vermutlich das beste sei, vorerst derartig kleinlich zu handeln. Das Unglück sei über ihn hereingebrochen, jetzt müsse man abwarten und Kräfte sammeln. Tonys verführerischer Vorschlag komme da eher unpassend. Er fragt sich, ob dieser vielleicht ein Zeichen sei, endlich wieder mehr Risikobereitschaft zu zeigen.
Thomas befürchtet, vielleicht nur ein zögerlicher Nachdenker zu sein und kein harter Geschäftsmann, der auch mal die Situation eines Hilflosen ausnutzt. Seine Väter hätten diese gewisse Skrupellosigkeit besessen, die er bei sich selbst eher vermisse. Er erinnert sich an 1866. Damals seien Freunde in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Er habe nicht Mitleid, sondern einzig kaltes Misstrauen empfunden. Diese grausame Brutalität des Geschäftslebens habe ihn damals aber auch verletzt und ein Gefühl von schmerzlichem Ekel hervorgerufen. Später wiederum habe er sich für genau diese Schwäche geschämt.
Wieder fragt er sich, ob er ein Geschäftsmann oder Träumer sei. Er vermutet, wohl beides zugleich zu sein. Aus diesem Grund sei es für ihn immer eher eine bewusste Handlung gewesen, geschäftlich tätig zu sein. Seine Väter hingegen hätten es mehr aus Spaß an der Sache gemacht. Nun habe der ewige Konflikt in ihm zu seiner Erschöpfung geführt.
Thomas fühlt sich unruhig, sehnt sich nach „Bewegung, Raum und Licht”. Er geht durch die Zimmer, zündet überall die Gaslampen an, isst und trinkt etwas, um sein Herz zu beruhigen und öffnet schließlich sinnlos Schränke, nur um sie gleich wieder zu schließen. Alle angrenzenden Zimmer sind nun hell erleuchtet, aber leer. Thomas lehnt seine Stirn an eines der Fenster, blickt in den idyllischen Garten und lässt seine Gedanken ihren „qualvollen Gang” gehen.
Er fragt sich, ob die Produzenten (Bauern) tatsächlich den Kaufleuten sozial überlegen seien, ob seine Väter dies in Zweifel gezogen hätten und ob er das Recht habe, dies zu hinterfragen. Erinnerungen an den schlimmen Streit mit Christian werden wach. Nun wundert er sich, ob vielleicht doch alle Geschäftsleute Gauner seien – vor allem, ob er selbst einer ist, denn er hat durchaus Interesse am Geschäft mit Herrn von Maiboom. Schließlich ermahnt er sich selbst, mit der sinnlosen Grübelei aufzuhören. Er hat das Gefühl, sonst noch „alberner als Christian” zu werden.
Nun will er es besser machen als sein Bruder und die Fehler korrigieren, die er bei sich selbst sieht. Er entschließt sich, das Geschäft mit Herrn von Maiboom zu akzeptieren. Es sei eine einfache Gelegenheit, etwa 40.000 Kurantmark zu verdoppeln. Bei Erfolg sei sein Glaube an sich selbst „wieder hergestellt”. Glück und Macht wären dann wieder auf seiner Seite. Noch am selben Abend will er einen Brief an die Maibooms verfassen. Behutsam müsse dieser formuliert sein, was ihm liege. Der Deal sei praktisch wie für ihn geschaffen – und die Hagenströms würden diesmal leer ausgehen. Er wirkt euphorisch und stellt sich den riesigen Gewinn vor, welche die „gelbreife Ernte” der Firma einbringen werde.
Mitten in der Nacht und mit heißem Kopf schreibt er den Brief an Herrn von Maiboom. Vier Tage später besucht er diesen. In den Tagen danach wirkt er deutlich fröhlicher. Er spielt mit Hanno und schlägt Hermann Hagenström mit einer gewitzten Rede.
6. Kapitel 5
Erwähnte Personen
- 58xThomas
- 23xHanno
- 17xTony
- 9xIda
- 7xGerda
- 6xFamilie Buddenbrook
- 6xKonsulin
- 5xVater von Johann
- 4xKlothilda
- 4xKonsul
- 4xPeter Döhlmann
- 4xHerr Wenzel
- 4xAndreas Gieseke
- 4xChristian
- 3xHerr Voigt
- 3xStephan Kistenmaker
- 3xJüngster Lehrling des Kontors
- 2xHerr Marcus
- 2xGrobleben
- 2xFolgmädchen
- 2xJohann
- 2xKonsul Huneus
- 1xDoktor Oeverdieck
- 1xKassierer
- 1xOffenbach
- 1xBruder von Konsul Huneus
- 1xUhland
- 1xHoffstede
- 1xDoktor Langhals
- 1xHerr Permaneder
- 1xFrau von Stephan Kistenmaker
- 1xAugust Möllendorpf
- 1xHerr Oeverdieck
- 1xHerr Arnoldsen
- 1xWortführer der Abordnung der Speicher-Arbeiterschaft
- 1xJulchen
- 1xHenriette
- 1xHerr Stuht
- 1xGewandschneider aus Rostock
- 1xJustus Kröger
- 1xEduard Kistenmaker
- 1xHerr von Maiboom
- 1xErika
- 1xFamilie Kröger
- 1xHerr Iwersen
- 1xFrau von James Möllendorpf
- 1xHugo
- 1xFrau von Konsul Huneus
- 1xTochter von Konsul Huneus
- 1xFrau von Moritz Hagenström
- 1xHerr Pfühl
- 1xFrau Stüwing
- 1xJürgen Kröger
- 1xHermann Hagenström
- 1xBriefträger
- 1xDienstmädchen
- 1xFriederike
- 1xGrabow
- 1xMoritz Hagenström
- 1xÄltester Buddenbrook
- 1xFamilie Arnoldsen
- 1xFamilie Hagenström
- 1xDoktor Cremer
- 1xAndreas Pringsheim
- 1xFrau von Herrn Oeverdieck
- 1xHannos Nachhilfelehrer
- 1xFrau von Eduard Kistenmaker
- 1xPfiffi
Erwähnte Orte
- 11xSalon (Haus in der Fischergrube)
- 5xHaupttreppe (Haus in der Fischergrube)
- 5xTreppe (Haus in der Fischergrube)
- 4xSaal (Haus in der Fischergrube)
- 4xZweite Etage (Haus in der Fischergrube)
- 4xKontor (Haus in der Fischergrube)
- 3xTreppenhaus (Haus in der Fischergrube)
- 3xGarten (Haus in der Fischergrube)
- 3xKorridor (Haus in der Fischergrube)
- 3xHaus in der Fischergrube
- 3xEsszimmer (Haus in der Fischergrube)
- 3xLübeck
- 2xGesindetreppe (Haus in der Fischergrube)
- 2xHauptkontor (Haus in der Fischergrube)
- 2xPrivatkontor (Haus in der Fischergrube)
- 2xFischergrube
- 2xRauchzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 2xHafen (Lübeck)
- 2xErker (Haus in der Fischergrube)
- 1xRatsweinkeller (Lübeck)
- 1xTravemünde
- 1xMarienkirche
- 1xVorplatz (Haus in der Fischergrube)
- 1xHannos Schule (Lübeck)
- 1xGlockengießerstraße
- 1xVorderer Flur (Haus in der Fischergrube)
- 1xDiele (Haus in der Mengstraße)
- 1xWindfang (Haus in der Fischergrube)
- 1xDiele (Haus in der Fischergrube)
- 1xRatskeller (Lübeck)
- 1xAltan (Haus in der Fischergrube)
- 1xStadttheater (Lübeck)
- 1xKüche (Haus in der Fischergrube)
- 1xWismar
- 1xEmpfangskontor (Haus in der Fischergrube)
- 1xSankt Gertrud
- 1xVordere Diele (Haus in der Fischergrube)
- 1xWohnzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xAmsterdam
- 1xPöppenrade
- 1xGartenflur (Haus in der Fischergrube)
- 1xHamburg
- 1xKopenhagen
- 1xRostock
- 1xBreite Straße
- 1xGrabau
Zusammenfassung
In Kürze steht der 7. Juli 1868 an. Ein besonderer Tag, denn dann feiert die Firma ihr hundertjähriges Jubiläum. Thomas wirkt gar nicht erfreut darüber, eher peinlich berührt und hätte den Tag am liebsten ignoriert. Seine Laune, die nach Abschluss des Geschäfts mit Herrn von Maiboom zunächst gut war, hat sich inzwischen wieder erheblich verschlechtert. Den Deal wäre er am liebsten schon wieder los. Herr Marcus sähe das wohl ähnlich: Dieser hat jegliche Beteiligung an dem Geschäft entschieden abgelehnt. Thomas indes hüllt sich in Schweigen, denn seine eigenen Zweifel am Geschäft betrachtet er als Schwäche. Nach Feiern ist ihm jedenfalls nicht zumute, zumal er nicht mehr das Gefühl hat, noch im Sinne seiner Vorfahren zu handeln. Tony allerdings blickt dem Tag mit viel Freude entgegen. Beim nächsten Familientreffen liest sie mit großer Begeisterung jedes Detail vor, das in den Familienpapieren verzeichnet ist.
Am Morgen des hundertjährigen Firmenjubiläums trifft Thomas zuerst auf Herrn Wenzel. Dieser erinnert sich noch gut an den alten Konsul. Seit bald 50 Jahren schneidet er die Bärte der Buddenbrooks. Thomas indes wirkt blass. Mit einem unguten Gefühl erwartet er, an diesem Tag ohne Verschnaufpausen auskommen zu müssen. Auch Herr Wenzel bestätigt, dass die ganze Stadt vom Jubiläum wisse. Überall hingen feierliche Flaggen.
Nachdem Herr Wenzel gegangen ist, kleidet sich Thomas passend an. Den ganzen Tag über wird er Gäste empfangen und dabei stets freundlich bleiben müssen. Er seufzt bei dem Gedanken daran, fühlt sich müde und wird vom Kummer ergriffen. Er fragt sich, wieso er diese wahren Gefühle immer vor allen anderen verbirgt.
Anschließend geht er ins Esszimmer, wo Gerda bereits auf ihn wartet – prächtig gekleidet und heute schon früh wach. Das Festliche des Tages erfreut sie. Sie kündigt an, dass den ganzen Tag über Gäste auf Thomas warten werden. Da es am Mittag warm werden soll, werde sie selbst sich aber zurückziehen. Bereits jetzt warte der Rest der Familie im Salon. Thomas müsse diese wohl auf leerem Magen empfangen.
Im Salon umarmt ihn seine Mutter herzlich. Er selbst bebt dabei, würde sich am liebsten in ihren Armen auf ewig verlieren, wie ein kleines Kind. Mit Mühe löst er sich und grüßt die anderen Familienmitglieder. Tony und Hanno überreichem ihm das Geschenk zum Jubiläum: Eine prächtige Tafel, auf der die Bilder der vier Oberhäupter der Firma zu sehen sind (Thomas, der Konsul, Johann und dessen Vater). Diese ist verziert mit dem Firmenmotto (grob: sei mit Freude bei der Arbeit aber mach nur Geschäfte, die dich nachts ruhig schlafen lassen). Thomas blickt die Tafel gedankenverloren an. Seine Freude über das Geschenk wirkt eher gespielt. Er bemerkt selbst, dass das Firmenmotto im Gegensatz zu seinem riskanten Geschäft mit Herrn von Maiboom steht.
Tony zeigt sich begeistert davon, dass die ganze Stadt zur Feier des Tages Flaggen ausgehängt hat – und dass selbst die Hagenströms dabei mitmachen müssen. Dann öffnen sie einige Telegramme. Auch Herr Permaneder gratuliert.
Thomas möchte nun etwas essen. Vorher ist aber noch eingeplant, dass Hanno ein Gedicht vorträgt. Die Zeit drängt, da der Junge bald in den Privatunterricht muss. (Aufgrund seiner Schwäche in Mathe muss er selbst in den Ferien Nachhilfe kriegen.) Hanno lehnt sich an den Flügel. Seine Pose und sein Aussehen lassen ihn eher wie ein Mädchen erscheinen. Inzwischen wurde zumindest sein langes Haar gekürzt – nachdem sich in der Schule schon selbst die Lehrer darüber lustig gemacht hatten. Die Situation fühlt sich für ihn wie eine Prüfung an. Er ahnt, dass er wieder anfangen wird zu weinen, so wie es immer geschieht, wenn seine Fähigkeiten auf die Probe gestellt werden. Thomas unterdessen drängelt und blickt ihn kalt an.
Mit Mühe bringt Hanno die ersten Worte heraus, wird jedoch sofort von seinem Vater unterbrochen. Dieser ermahnt ihn, frei zu stehen und Haltung zu zeigen. Er gehorcht, schaut fortan aber nur noch auf den Boden. Noch einmal beginnt er leise mit dem Gedicht, doch wieder fährt Thomas dazwischen und ermahnt ihn diesmal, gefälligst lauter zu sprechen. Sein Vater ist sich bewusst, dass er grausam und kontraproduktiv handelt. Er will jedoch unbedingt, dass Hanno endlich mehr Männlichkeit zeigt. Dieser versinkt indes in Tränen, Selbstmitleid und Sehnsucht nach Idas Zärtlichkeit. Einen Vers bringt er noch hervor, dann kommt er nicht mehr weiter. Thomas faucht ihn dafür an. Er wirft Hanno vor, sich wie ein Mädchen zu verhalten und es wohl niemals zu schaffen, eine Rede zu halten (was dieser aber gar nicht vor hat, jemals zu tun). Dann geht Thomas und isst hastig eine Kleinigkeit.
Anschließend begibt er sich ins Kontor, wo er die Glückwünsche des Personals empfängt. Noch bevor er zum Arbeiten kommt, treten einige seiner Speicherarbeiter ein und gratulieren ebenfalls. Danach folgen Steuerbeamte, Matrosen, Herr Stuht, Herr Iwersen und ein Briefträger.
Gegen 10:30 Uhr hastet er – bleich und erschöpft – in den Salon, wo bereits die nächsten Gäste warten. Als erstes gratuliert ihm der steinreiche Konsul Huneus. (Wie viele an diesem Tag hat er extra seinen Urlaub in Travemünde unterbrochen, um herzukommen.) Kaum drei Minuten dauert das Gespräch. Unaufhörlich kommen immer mehr Gäste an. Irgendwann reicht selbst der Salon nicht mehr aus und die Menge stapelt sich auf dem Korridor. Die gesamte High Society der Stadt versammelt sich im Haus. Bald darauf schlägt es 12 Uhr, die Temperaturen sind inzwischen stark gestiegen.
Peter Döhlmann versucht, für etwas Stimmung zu sorgen, indem er die Kapelle des Stadttheaters mitbringt und Musik machen lässt. Die Qualität selbiger ist zwar herzlich schlecht, die Menge reagiert aber trotzdem erfreut.
Thomas steht bei Stephan Kistenmaker, Andreas Gieseke und Baumeister Voigt. Er wirkt gedankenverloren, wirft nur hier und da ein Wort ein. Die Hitze ist erdrückend geworden. Starker Sonnenschein wechselt sich mit dunklen Schatten (durch vorbeiziehende Wolken) ab. Einmal hagelt es kurz.
Thomas' Depressionen halten ihn fest im Würgegriff. Mit Kummer denkt er über Hannos Verhalten nach. Er versucht, sich selbst aufzumuntern, doch scheitert damit. Der ganze Tag wirkt auf ihn nur zum Verzweifeln lächerlich und peinlich.
Kurz nach 12 Uhr kommt ein Lehrling des Kontors mit einer dringenden Depesche zu Thomas. Sie verlassen den Raum und begeben sich etwas abseits der Gäste. Thomas öffnet die Depesche und liest diese. Deren Inhalt erfüllt ihn mit tiefem Entsetzen. Seine Augen erweitern sich auf schreckliche Weise. Er will den Lehrling mit einem „Es ist gut” wegschicken, bringt das letzte Wort aber nicht mehr heraus. Verwirrt geht dieser nach einiger Zeit.
Die Pöppenrader Ernte ist vom Hagel vernichtet worden. Sein Geschäft mit Herrn von Maiboom hat daher nicht den erhofften Gewinn eingebracht, sondern stattdessen einen riesigen Verlust. Thomas erschlafft, wirkt gebrochen und müde, nickt sinnlos mit dem Kopf. Er geht in den so leeren wie stillen Saal und setzt sich in eine Ecke. Immer wieder sagt er zu sich selbst: „Es ist gut so”. Durch den Totalverlust verfällt er in eine friedvolle, befreite Resignation. Kaum dass er jedoch aufsteht, um wieder zu den Gästen zu gehen, setzt die miserable Musik der Kapelle erneut ein. Thomas ächzt vor Ekel.
7. Kapitel 6
Erwähnte Personen
- 42xHanno
- 33xHerr Pfühl
- 25xGerda
- 6xJohann Sebastian Bach
- 5xAndreas Pringsheim
- 3xFamilie Buddenbrook
- 3xLudwig van Beethoven
- 3xTony
- 3xThomas
- 2xWolfgang Amadeus Mozart
- 1xFrau Stüwing
- 1xKlothilda
- 1xKonsulin
- 1xJoseph Haydn
- 1xMitbewohnerin von Herrn Pfühl
- 1xFräulein Weichbrodt
- 1xFriederike
- 1xHenriette
- 1xGiacomo Meyerbeer
- 1xJustus Kröger
- 1xChristian
- 1xRichard Wagner
- 1xGiovanni Pierluigi da Palestrina
- 1xErika
- 1xHugo
- 1xFrau von Justus Kröger
- 1xPfiffi
Erwähnte Orte
- 4xMarienkirche
- 3xSalon (Haus in der Fischergrube)
- 2xWohnzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 2xHaus von Herrn Pfühl
- 2xLübeck
- 2xSchiff (Marienkirche)
- 1xHannos Schule (Lübeck)
- 1xBreite Straße
- 1xErker (Haus in der Fischergrube)
- 1xKanzel (Marienkirche)
Zusammenfassung
Gerda, Hanno und Herr Pfühl sitzen im Salon. Letzterer ist Organist in der Marienkirche. Er streitet sich mit Gerda über die „richtige” Musik und zeigt sich dabei als glühender Verfechter der Kompositionstechnik des Kontrapunkts (wurde z. B. von Bach verwendet). Von Experimenten mit der Harmonik (was damals etwa Wagner gemacht hat) hält er nichts. Hanno hört dem ganzen aufmerksam zu.
Jeden Mittwoch kommt Herr Pfühl, um mit Gerda Musik zu machen. Er wirkt unbedeutend und verschlossen. Sein Haar ist lockig, die Augen braun. Beim Spielen auf dem Klavier erscheint er verträumt. Als Organist ist er sehr geschätzt. Er hat ein Buch über Kirchentonarten verfasst, welches vereinzelt auch außerhalb der Stadt gelesen wird. Seine Kompositionen sind imposant und makellos. Er legt großen Wert auf die korrekte Anwendung der musikalischen Techniken. Er erscheint trocken, beim Musizieren jedoch zeigt sein Gesicht weiche Schwärmerei, als befände er sich in einer anderen Welt. Seine Hände sind groß und ebenso weich wie seine Stimme.
Wenn er und Gerda Musik machen, kommt Hanno regelmäßig in den Raum und hört begierig zu. Gerda nennt das „Musik naschen”. Typische Komponisten, die sie spielen, sind etwa Haydn, Mozart und Beethoven. Mitunter improvisiert Herr Pfühl auch und wirkt dabei überaus glücklich. Krach gibt es nur, wenn Gerda versucht, ihn dazu zu bringen, neumodische Musik zu spielen (Wagner und ähnliche). Über den ungewohnten Stil empört er sich. Einmal legt sie ihm einen Auszug aus „Tristan und Isolde” vor. Er spielt ein wenig daraus, bricht aber irgendwann ab. Für ihn ist diese Musik nur „parfümierter Qualm”, Chaos und Blasphemie. Außerdem vergifte sie den Geist des zuhörenden Hanno. Ganz langsam – und mit viel gutem Zureden – kann Gerda ihn jedoch an die neue Musik gewöhnen. Mit der Zeit entwickelt sich bei ihm eine gewisse Liebe für diesen neuartigen Stil. Das erschreckt ihn allerdings und so verleugnet er diese Zuneigung.
Auch während derartiger Ereignisse hört Hanno mit Glaube, Liebe und Ehrfurcht aufmerksam zu. Dadurch lernt er schon in jungen Jahren die Musik als etwas außerordentlich wichtiges und tiefsinniges kennen. Mit sieben Jahren versucht er sich erstmalig am Klavier. Gerda bittet Herrn Pfühl, dem kleinen Jungen Musikunterricht zu geben. Er solle ihm aber das Musizieren beibringen und nicht nur ein einzelnes Instrument. Zum Solisten eigne sich Hanno nicht, zumal man dafür viel Erfahrung haben müsse. Laut Gerda seien die buddenbrookschen Hände ohnehin gut für das Musizieren geeignet. Nur habe die Familie sie nie entsprechend eingesetzt.
So kommt Herr Pfühl von nun an auch montags zu den Buddenbrooks. Er unterrichtet Hanno in der Harmonielehre, die dieser schnell begreift. Wert auf große Fingerfertigkeit beim Spielen legt er nicht. Eher will er, dass Hanno ein tieferes Verständnis der Tonarten erwirbt, um frei improvisieren und fantasieren zu können. Gerda ist beeindruckt vom Unterricht, wundert sich aber auch, ob Hanno dafür schon geeignet sei. Sie befürchtet, dass der Junge am Ende gar nichts lernt. Herr Pfühl ist zuversichtlich, dass Hanno für den Unterricht talentiert genug sei. Dieser könnte gar später im Leben die Musik brauchen, um sich auszudrücken (wenn er noch verschlossener werden sollte).
Gerda und Hanno sind ihm für den Unterricht dankbar. Gerade Letzterer betrachtet Herrn Pfühl als einen Engel, der ihn regelmäßig aus dem öden Alltag errettet. In der Schule – vor allem in Mathe – begreift Hanno nichts, am Klavier lernt er dafür umso schneller. An manchen Sonntagen darf Hanno Herrn Pfühl behilflich sein, wenn dieser in der Kirche an der Orgel spielt. Gerne machen sie sich dabei über die Predigt und den Pastor lustig. Für sie ist die Musik das Wichtigste und der Gottesdienst nur das Beiwerk. Nicht selten spielt Herr Pfühl dabei sehr komplizierte Stücke. Eine dieser (eigenen) Kompositionen etwa liest sich vorwärts wie rückwärts genauso. Mit Kummer stellt er fest, dass außer ihm und vielleicht noch Hanno, niemand die Komplexität bemerke. Dennoch sei es seiner Meinung nach purer Hochmut, solche Übungen nicht durchzuführen.
Am 14. April 1869 ist Hannos 8. Geburtstag. Zur Feier des Tages will er mit Gerda ein selbst komponiertes Klavierstück vorspielen. Er präsentierte es zuvor Herrn Pfühl, welcher im großen und ganzen damit zufrieden war. Über einige merkwürdige Akkordwechsel, die offenbar von Gerda abgeguckt waren, beklagte er sich jedoch. So kommt es, dass Hanno an seinem Geburtstag das Stück spielt, zusammen mit Gerda an der Geige. Vorher kann er vor Aufregung kaum etwas essen. Der Effekt seines Spiels scheint „weniger empfindsamer als empfindlicher Natur” zu sein. Jeder Akkord wird von ihm betont, als handle es sich dabei um etwas ganz besonderes. Besonders liebt er den Schluss, ein „Hineinsinken in H-Dur”. Er bezeichnet diesen als „Seligkeit” und „Himmelreich” (der Erzähler eher als primitive Gehobenheit). Vor dem Schluss macht er noch eine Pause, bis die Spannung für ihn unerträglich wird und er den Akkord schließlich spielt. Dabei spürt er tiefe Wonne und zeigt ein „wehmütiges, fast schmerzliches Lächeln”. Tony hat zwar von der Musik nichts begriffen, ist aber gerührt von Hannos Lächeln. Sie bedeckt ihn mit Küssen und verkündet schon, er werde bald der nächste Mozart sein. Thomas ermahnt sie zur Zurückhaltung. Er will nicht, dass sie Hanno derartige Träume einredet.
8. Kapitel 7
Erwähnte Personen
- 71xHanno
- 24xThomas
- 22xKai
- 17xIda
- 15xGerda
- 12xHerr Brecht
- 8xDer Papagei Josephus
- 6xEberhard Graf Mölln
- 3xHerr Tietge
- 3xFamilie Buddenbrook
- 3xHerr Pfühl
- 2xJohann
- 2xGrabow
- 1xFrau Stüwing
- 1xKonsulin
- 1xFamilie Mölln
- 1xMutter von Kai
- 1xEine alte Frau
- 1xFriederike
- 1xPfiffi
- 1xHenriette
- 1xTante von Kai
- 1xMarcellus Stengel
Erwähnte Orte
- 6xHaus der Familie Mölln
- 2xHannos Schule (Lübeck)
- 2xHannos Stube (Haus in der Fischergrube)
- 2xMühlenwall (Lübeck)
- 2xWartezimmer (bei Herrn Brecht)
- 2xOperationszimmer (bei Herrn Brecht)
- 2xBurgtor (Lübeck)
- 2xMühlenstraße
- 1xObere Stadt (Lübeck)
- 1xTrave
- 1xErste Etage (Haus in der Fischergrube)
- 1xWohnzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xHaus in der Fischergrube
- 1xBreite Straße
- 1xLübeck
- 1xHaustür (Haus der Familie Mölln)
Zusammenfassung
Thomas gefällt die Entwicklung Hannos nicht. Er befürchtet, dass Gerda komplett die Kontrolle über dessen Zukunft gewinnt und ihn zum Künstler erzieht, obwohl er derzeit als Erbe der Firma vorgesehen ist. Eigentlich wollte er aus dem Jungen einen starken Mann mit dem Drang nach Macht und Eroberung machen. Nun fühlt er sich mehr und mehr wie ein Fremder im eigenen Haus – umgeben von Musikern. Er versteht nicht allzu viel von Musik und jeder Annäherungsversuch seinerseits wird von Gerda komplett abgeblockt. Hochmütig schaut sie auf ihn herab und macht sich über seine Bemerkungen bezüglich der Musik lustig. Er habe einfach kein Musikverständnis und sei nur am faden Optimismus in den Liedern interessiert.
Über den Tag hinweg muss Thomas arbeiten. Nur während der Mahlzeiten hat er Gelegenheit, mit Hanno zu sprechen und ihn zu mehr Fleiß in der Schule zu ermahnen. Es bekümmert ihn, dass das Kind bei solchen Ratschlägen regelmäßig zusammenzuckt. Thomas sieht es als seine Pflicht an, auf solche Gefühle keine Rücksicht zu nehmen. Stattdessen stellt er Hanno prüfende Fragen – etwa, welche Speicher zur Firma gehören, oder wie viele Menschen in Lübeck wohnen. Dieser kennt zwar die Antworten auf die Fragen, doch erzeugt die Prüfungssituation bei ihm einen traurigen, tiefen Widerwillen. Er schafft nicht auszusprechen, was er eigentlich weiß. Stattdessen bricht er in Tränen aus. Entsprechend reagiert Thomas wütend und raunzt ihn dafür zornig an. Er nimmt Hanno als verträumt, schwächlich und ambitionslos wahr. Seiner Meinung nach sei die Musik daran schuld.
In dieser Zeit beginnt auch Hannos Zahnwechsel. Wie zuvor, als er die Milchzähne bekam, ist auch dieser für ihn mit großen Schmerzen und Entkräftung verbunden. Die neuen Zähne wirken nach außen schön, sind aber weich, verletzlich und stehen falsch. So kommt es, dass Hanno zu Herrn Brecht, den Zahnarzt, muss. Schon bei dem Gedanken daran dreht sich ihm der Magen um. Die einzige Freude dort bereitet ihm Josephus, der sprechende Papagei im Wartezimmer. Aus Hannos Sicht könnte dieser direkt aus einem Märchen stammen. Im Operationszimmer vergeht Hanno freilich die Freude ganz schnell. Ihm muss ein Zahn gezogen werden. Das gibt nicht nur ihm ein Gefühl, als wäre er zum Tode verurteilt worden – Herrn Brecht selbst macht dies ebenfalls zu schaffen.
Über mehrere Wochen hinweg müssen vier von Hannos Backenzähnen entfernt werden. Am Ende liegt er acht Tage lang erschöpft im Bett. Er weiß zwar, dass ihm dies helfen soll, doch sind die Schmerzen so groß, dass sie für ihn jeglichen positiven Effekt überschatten. Die Zahnbeschwerden führen zudem zu Magenproblemen, Herzrhythmusstörungen, Schwindel und noch stärkeren Albträumen. Letztere versucht Doktor Grabow vergeblich mit Heidelbeersaft zu behandeln. Die langen Strapazen führen bei Hanno zu einem leichten Gefühl wehmütiger Überlegenheit.
Hanno mag die Schule nicht. Häufig fehlt er aufgrund von Krankheiten. Im Unterricht passt er nicht auf, sondern denkt lieber an die Musik. Er nimmt die niedrigere soziale Stellung und die körperliche Ungepflegtheit seiner Lehrer deutlich wahr und verachtet sie für diese Eigenschaften. Besonders schwer tut er sich mit dem Matheunterricht. Der Lehrer hält ihm ständig vor, dass Thomas im Rechnen wesentlich besser gewesen sei.
Sein einziger Freund in der Schule ist Kai, welcher zwar aus einer ehemals vornehmen Familie stammt, aber dennoch gänzlich verwahrlost wirkt. Kais Kleidung ist ärmlich und in schlechtem Zustand. Seine rötlichgelben Haare sind ungekämmt und dreckig. Er hat hellblaue Augen. Das Haus seiner Familie ist ebenfalls in einem erbärmlichen Zustand. Es liegt weit abseits des Stadtzentrums. Sie haben einige Hühner und einen Hund. Er lebt dort mit seinem Vater, Eberhard Graf Mölln. Dieser ist ein Sonderling, ein „Bild trotziger Vereinsamung”, abweisend gegenüber anderen Menschen und beschäftigt sich nur noch mit seiner Hühner-, Hunde- und Gemüsezucht. Er, Kai und eine Tante sind die letzten Überbleibsel der Familie Mölln, welche einst reich und mächtig war. Kais Mutter ist bei seiner Geburt gestorben. So ist er auf dem Grundstück, zusammen mit den Hühnern und Hunden, wild „wie ein Tier” aufgewachsen.
Am Anfang der Schulzeit begegnete Hanno Kai zunächst mit Scheu. Später wurde daraus aber Sympathie und dank Kais energischer Initiative entwickelte sich eine Freundschaft. Nun erzählt Kai von seinem zu Hause, bringt ihm (ärmliche) Geschenke mit und begleitet ihn nach der Schule. In Mathe kann er aber nicht helfen, da er darin kein Stück besser ist als Hanno. Regelmäßig treffen sie sich nach der Schule im Haus in der Fischergrube, lösen dort gemeinsam die Hausaufgaben und hören zu, während Ida Geschichten vorliest. Inzwischen erfindet Kai auch eigene Geschichten, worin er immer besser wird. Dabei beginnt er stets in der Wirklichkeit und gleitet immer mehr in Fantasiewelten ab.
Thomas begrüßt die Freundschaft zwischen den beiden, da er hofft, dass sich Hanno etwas von Kais stürmischem Temperament abschaut. Er glaubt, dass Ida Hannos Entwicklung negativ beeinflusst. Diese liebt den Jungen abgöttisch und geht äußerst zärtlich mit ihm um. Zudem bringt sie ihm bei, dass er über allen anderen stehe und immer eine Extrawurst verdiene. Die meisten anderen Kinder betrachtet sie als zu unwürdig, um die Nähe Hannos zu genießen. Die Zuneigung zwischen ihm und Kai ist aber stärker als Idas Misstrauen.
Auch allgemein beäugt Thomas die Entwicklung Hannos kritisch. Er hätte es lieber, wenn sich sein Sohn mehr nach dem Vorbild Johanns entwickelt. Am liebsten würde er die Musik aus dem Haus verbannen, welcher er einen schädlichen Einfluss zuschreibt. So wird das Verhältnis zwischen ihm und Hanno kälter.
Eines Nachmittags findet Hanno die Familienpapiere, welche Thomas offen liegen gelassen hat. Etwas kritisch, verächtlich und gleichgültig schaut er sich den Stammbaum an. Unter seinem Namen zieht er schließlich einen Doppelstrich, so wie er auch das Ende jeder Seite in seinen Rechenheften verziert. Später wird er vom wütenden Thomas zur Rede gestellt. Er begründet sein Verhalten damit, dass er geglaubt habe, „es käme [nach ihm] nichts mehr”.
9. Kapitel 8
Erwähnte Personen
- 46xHanno
- 22xThomas
- 21xKonsulin
- 19xHugo
- 15xChristian
- 13xFräulein Weichbrodt
- 13xTony
- 13xGerda
- 11xFamilie Buddenbrook
- 8xRiekchen Severin
- 7xElisabeth
- 7xMoritz Hagenström
- 7xJustus
- 6xKlothilda
- 6xDoktor Breslauer
- 5xHerr Wenzel
- 5xFriederike
- 5xHenriette
- 5xErika
- 5xIda
- 5xPfiffi
- 4xNelly
- 4xStüwing
- 3xFrau von Justus
- 3xJürgen Kröger
- 3xGrünlich
- 2xHerr Permaneder
- 2xKonsul
- 1xTiburtius Sievert
- 1xPastor Trieschke
- 1xJohann Peter Hebel
- 1xJohnny Thunderstorm
- 1xJakob
- 1xKarl von Gerok
- 1xBlaise Pascal
- 1xHerr Brecht
- 1xFolgmädchen
- 1xDoktor Philander
- 1xGosch
- 1xFamilie Möllendorpf
- 1xPeter Döhlmann
- 1xHerr Pfühl
Erwähnte Orte
- 14xLandschaftszimmer (Haus in der Mengstraße)
- 11xSaal (Haus in der Mengstraße)
- 8xSäulenhalle (Haus in der Mengstraße)
- 4xKlub
- 3xStadttheater (Lübeck)
- 2xSaal (Haus in der Fischergrube)
- 2xLondon
- 2xKorridor (Haus in der Mengstraße)
- 2xEsssaal (Haus in der Mengstraße)
- 2xBreite Straße
- 2xJohanniskloster
- 2xLübeck
- 1xRibnitz
- 1xFräulein Weichbrodts Pension
- 1xParis
- 1xSüdamerika
- 1xKorridor (zweite Etage im Haus in der Fischergrube)
- 1xDobberthien
- 1xErdgeschoss (Fräulein Weichbrodts Pension)
- 1xFrankfurt
- 1xIdas Zimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xBerlin
- 1xVorzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xDie Straßen Lübecks
- 1xWismar
- 1xErstes Stockwerk (Fräulein Weichbrodts Pension)
- 1xBescherungszimmer (Fräulein Weichbrodts Pension)
- 1xRiga
- 1xHaus in der Mengstraße
- 1xWohnzimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xAmerika
- 1xHamburg
- 1xAnkleidezimmer (Haus in der Fischergrube)
- 1xMecklenburg
- 1xMarktplatz (Lübeck)
Zusammenfassung
Seit kurzem beklagt sich Tony bei den Familientreffen über den Staatsanwalt Lübecks, Moritz Hagenström (nur unterbrochen von ihrem nervösen Räuspern). Dieser wirft Hugo vor, Betrug begangen zu haben. Er soll Rückversicherungen abgeschlossen haben, direkt nachdem er von Großbränden erfahren hat, um den Schaden von der Feuerversicherungsgesellschaft auf die Rückversicherungen abzuwälzen.
Thomas bezeichnet dieses Verhalten als „Usance”: Eine eher schäbige, aber durchaus nicht anormale Geschäftstaktik. Seine Konkurrenten würden wahrscheinlich genau das selbe machen. Unglücklich sei jedoch die Wahl seines Verteidigers. Hugo hat Herrn Breslauer gewählt, einen bekannten und raffinierten Anwalt aus Berlin. Lübeck sei jedoch eine kleine Stadt und die Justiz kenne sich untereinander. Jemand von auswärts werde auf keine offenen Ohren treffen. Da Hugo immer rau mit seinem Personal umgegangen ist, werde ihm dieses auch wohl kaum als Zeugen zu Hilfe kommen. Thomas befürchtet daher das Schlimmste. Eine Verurteilung würde vor allem Tony hart treffen und ihre Hoffnung auf ein normales Leben zerstören. Er erwartet heftige Reaktionen von ihr, sollte der Prozess ungünstig verlaufen.
Weihnachten nähert sich. Hanno kriegt einen Adventskalender und freut sich mit pochendem Herzen auf die frohen Tage. Wie jedes Jahr spielt Herr Wenzel am Nikolaus Knecht Ruprecht und bringt jede Menge Geschenke. Bald darauf beginnen Hannos Ferien und in den Straßen Lübecks klingen die Weihnachtslieder.
Am 23. Dezember gibt es die ersten Geschenke im Haus in der Fischergrube. Die große Bescherung mit der ganzen Familie findet am 24. in der Mengstraße statt. Zu dieser empfängt die Konsulin. Sie wirkt fiebrig, besteht aber auf den traditionellen Ablauf des Festes. Genauestens erledigt sie alle organisatorischen Aufgaben. Der Chor steht in der Säulenhalle bereit, die Familie sitzt im Landschaftszimmer und im Korridor warten andere Gäste. Sie sorgt dafür, dass alle so still sind wie bei einem Begräbnis. Das Einhalten dieser Förmlichkeit fällt nicht schwer, denn praktisch alle anwesenden Personen sind bereits 40 oder älter. Jüngere Buddenbrooks gibt es kaum noch. Im jugendlichen Alter ist einzig Erika. Genießen kann sie den Tag indes nicht, zu viele Gedanken an den laufenden Gerichtsprozess quälen sie. Auch die anderen Familienmitglieder sind beunruhigt. Die einzigen anwesenden Kinder sind Hanno und Elisabeth. Christian fehlt mal wieder als einziger. Die Konsulin lässt ihn herbitten. Er war so vertieft in ein Buch über Südamerika, dass er fast das Weihnachtsfest vergessen hätte – zum Entsetzen seiner Mutter.
Der Chor beginnt zu singen und lässt mit seinem hellen Klang alle Anwesenden ihre Sorgen für einen Augenblick vergessen. Hanno träumt glücklich von der baldigen Bescherung. Er hat sich vor allem ein Puppentheater gewünscht. Kürzlich war ihm erlaubt worden, zu einer Aufführung im Stadttheater mitzukommen, als Entschädigung für seine vielen Besuche beim Zahnarzt. Sofort verliebte er sich in die ganze Atmosphäre dort und beneidet jetzt jeden, der regelmäßig das Theater besuchen kann.
Die Konsulin liest das Weihnachtskapitel aus der Bibel vor, dann singen alle gemeinsam „Stille Nacht”. Anschließend machen sie sich auf den Weg in den Saal. Christian nutzt die Gelegenheit, um vor den Kindern etwas rumzualbern. Dort angekommen, werden sie von einem großen Tannenbaum, weihnachtlichen Düften, flackernden Kerzen und hellen Gaslampen empfangen. Überall liegen Geschenke. Hanno erblickt sein ersehntes Puppentheater, fassungslos vor Glück. Die Konsulin schenkt ihm zudem ein Harmonium. Auch wenn dieses für ihn ein „überwältigender Traum” ist, bleibt seine Aufmerksamkeit dann doch erst einmal beim Puppentheater hängen. Nach intensiver Beschäftigung mit diesem betrachtet er seine anderen Geschenke, unter anderem ein Buch über griechische Mythologie.
Von allen anderen Anwesenden kann sich nur Christian wirklich für das Puppentheater begeistern. Doch ist er es auch, der Hanno ermahnt, sich nicht zu sehr fürs Theater zu begeistern. Ihm selbst habe es kein Glück gebracht. Das hindert ihn allerdings nicht daran, sogleich begeistert mit Hannos Geschenk zu spielen. Er parodiert die verschiedenen Personen, was die anderen Anwesenden entsprechend amüsiert. Plötzlich bricht er ab, wird ernst und klagt über seine „Qual”. Diese sei eine Strafe, die ihn immer heimsuche, wenn er sich mal einen Spaß erlaube, was die anderen aber nicht ernst nehmen. So macht sich Christian auf den Weg in den Klub, rät Hanno aber zuvor noch zu ehrlicher Arbeit.
Bald darauf wird eine unwiderstehlich köstliche Mandelcreme serviert – von der man aber Magenbeschwerden bekommt, wenn man zu viel isst. Die Familie zieht sich ins Landschaftszimmer zurück. Nur Hanno bleibt im Saal, in dem es inzwischen dunkler und stiller geworden ist, was auf ihn einen merkwürdigen Reiz ausübt. Während er in seinem Mythologiebuch liest, wird im Landschaftszimmer Klothildas Zukunft besprochen. Diese wurde – dank Thomas' Kontakten – ins Johanniskloster aufgenommen, wo sie eine bescheidene Rente beziehen wird. Trotz ihrer Armut ist Klothilda die Glücklichste an diesem Abend. Das Thema wechselt langsam hin zum Gerichtsprozess, welcher laut Hugo gut verläuft. Allerdings beklagt er sich über den voreingenommenen Präsidenten und den höhnischen Staatsanwalt Moritz Hagenström. Doch das Thema ist zu bedrückend und so verlieren sie sich in Schweigen – während Hanno sich gleichzeitig mit seinen Geschenken wie im Himmel fühlt.
Gegen halb neun kommt Christian zurück, fröhlich polternd. Um neun Uhr essen sie in der Säulenhalle zu Abend. Teure und deftige Speisen werden serviert. Thomas steckt ein paar Schuppen eines Fisches in sein Portmonnaie, die ihm finanzielles Glück bringen sollen. Offenbar ist er schon auf solche Maßnahmen angewiesen – Christian jedenfalls bewertet deren Nutzen pessimistisch. Fleißig isst Hanno das köstliche Eis, obwohl seine Zähne eigentlich schon unerträglich schmerzen.
Christian erzählt vom Schwedenpunsch, der im Klub reichlich getrunken wurde. Gegen den Willen der anderen am Tisch erzählt er umfassend von den widerlichen Folgen des Getränks, die man erst am nächsten Tag fühle. Man wache mit Übelkeit und Kopfschmerzen auf. Zudem habe er dann immer den Eindruck, am ganzen Körper schmutzig zu sein. Doch egal wie oft er sich wasche, das Gefühl gehe nicht weg und lasse ihn vor sich selbst ekeln. Er fährt noch einige Zeit mit seinen Beschreibungen fort, obwohl es allen anderen längst unangenehm ist.
Danach hält die Konsulin eine kurze Ansprache. Sie glaubt, dass Gott der Familie noch immer zur Seite stehe und zeigt sich zuversichtlich im Hinblick auf die Zukunft. Hanno muss einmal der Reihe nach mit allen am Tisch anstoßen, wobei er aber den Blickkontakt mit Thomas meidet.
Eine Stunde später liegt Hanno in seinem Bett. Vom vielen Essen ist ihm übel geworden. Liebevoll reicht ihm Ida etwas Medizin. Er kann es kaum abwarten, am nächsten Morgen wieder mit seinen Geschenken zu spielen. Die dritte Bescherung wird bei Fräulein Weichbrodt stattfinden. Diese hat ihre Pension inzwischen aufgegeben. Da sie glaubt, dass ihr Tod bevorstehe, verschenkt sie jedes Jahr zu Weihnachten einen Teil ihrer Habseligkeiten. Keines dieser Weihnachtsfeste vergeht, ohne dass irgendein lustiges Malheur geschieht. Im letzten Jahr etwa hielt sie eine bewegte Rede vor ihren Gästen, in der sie diese zur Fröhlichkeit ermahnte. Am Ende fing plötzlich das Banner über ihrem Kopf Feuer, auf welchem „Ehre sei Gott in der Höhe!” stand. Ihre erschrockene Reaktion lässt Hanno noch heute grinsen.
10. Kapitel 9
Erwähnte Personen
- 14xThomas
- 9xTony
- 7xHugo
- 5xDoktor Breslauer
- 5xErika
- 3xMoritz Hagenström
- 2xElisabeth
- 2xHerr Cremer
- 2xFamilie Buddenbrook
- 1xDoktor Oeverdieck
- 1xKonsulin
- 1xRiekchen Severin
- 1xGrünlich
- 1xHerr Permaneder
- 1xChristian
- 1xGosch
- 1xFriederike
- 1xIda
- 1xStüwing
- 1xPfiffi
- 1xHenriette
Erwähnte Orte
- 2xAuf den Steinen
- 2xFischergrube
- 2xBreite Straße
- 2xLübeck
- 1xKontor (Haus in der Fischergrube)
- 1xKlub
- 1xFlur (Haus in der Fischergrube)
- 1xBerlin
- 1xHof (Haus in der Mengstraße)
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Zusammenfassung
Es ist ein regnerischer, windiger Tag im Januar. Tony eilt die Breite Strasse herunter. Sie wirkt aufgeregt, besiegt, gehetzt und ängstlich. Ihre Haut erscheint gelblich, geprägt von den Magenproblemen, die durch den Gerichtsprozess noch zugenommen haben. Immer wieder isst sie nichts, sondern trinkt nur bayrisches Bier, was zu Brechanfällen und Magenkrämpfen führt. Sie betritt das Haus ihres Bruders und geht mit diesem direkt in sein Privatbüro. Staatsanwalt Hagenström habe Hugos Verhaftung beantragt. Sie fleht Thomas an, die Kaution von 25.000 Kurantmark zu stellen. Ohnmächtiger Zorn erfüllt sie, auch wenn sie nie wirklich an Hugos Unschuld geglaubt habe. Zu Hause sei er immer aggressiver geworden. Erika habe er damit regelrecht in den Wahnsinn getrieben. Trotzdem sei er ein Buddenbrook und müsse von ihnen auch so behandelt werden.
Verzweifelt fragt sie nach einer Begnadigung durch den Senat und hat schon überlegt, mit dem Polizeichef zu sprechen. Mit Tränen in den Augen fragt sie sich, was aus Erika, deren Kind und – vor allem – ihr selbst werden soll. Thomas versucht, sie aufzumuntern und will erstmal die Kaution stellen. Tony bleibt pessimistisch. Hugo werde wahrscheinlich verurteilt werden. Rücklagen habe er keine gebildet. Nach Absitzen der Strafe werde er nur schwer eine neue Stelle finden. Sie habe sich immer innig gewünscht, der Familie etwas Ehre einzubringen. Doch nun zerplatze auch die letzte Hoffnung darauf und Erika werde es genauso ergehen wie ihr. Traurig weint sie über ihr verfehltes Leben.
Zur Verteidigung Hugos hält Herr Breslauer eine Woche später ein bewegendes Schlussplädoyer voller Pathos. Noch wochenlang redet die ganze Stadt davon. Indes hilft es nichts: Die Juristen lassen ausrichten, dass sie sich „nichts weis machen [lassen]” und verurteilen Hugo zu dreieinhalb Jahren Haft. Schon bald darauf ist er vergessen.
11. Zitate aus Teil 8
Seite | Typ | Textstelle | Erläuterung / Notiz |
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S.443o-m | Zitat | [Christian:] »Meinst du, ich habe immer eine Kerze?« sagte er zu Tony ... »Selten! Meistens muß ich mit einem Streichholz zu Bette gehen ...« Oder er erklärte auch -- denn das Taschengeld, das seine Mutter ihm noch bewilligen konnte, war gering --: »Schlechte Zeiten!... Ja, das war früher alles anders! Was meinst du wohl?... ich muß mir jetzt oft fünf Schillinge für Zahnpulver leihen!« »Christian!« rief Frau Permaneder. »Wie unwürdig! Mit einem Streichholz! Fünf Schillinge! Sprich doch wenigstens nicht davon!« Sie war entrüstet, empört, in ihren heiligsten Gefühlen beleidigt; allein das änderte nichts ... |
Zumindest Christian bekommt offenbar den Abstieg der Buddenbrooks bereits zu spüren, wenn er sich kaum mehr Zahnpulver leisten kann. Geradezu verletzt reagiert Tony darauf, da sie den Reichtum und den Prunk liebt ("in ihren heiligsten Gefühlen beleidigt"). Daher will sie, dass Christian dies doch bitte verheimlicht. Das erinnert an das Verhalten der Konsulin, die auch stets darauf achtet, den schönen Schein zu wahren.
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S.444m | Notiz | ... sicher aber ist, daß Christian Buddenbrook in Quisisana ganz kostenlos dieselbe freundliche Zerstreuung fand, die Senator Gieseke mit dem schweren Gelde seiner Gattin bezahlen mußte. ... |
Was genau im Quisisana passiert wird nicht erwähnt, es wird nur als "freundliche Zerstreuung" beschrieben.
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S.451u | Notiz | ... Und dieser frische Honig, Tom, ich habe ihn immer für eines der besten Nahrungsmittel gehalten. Das ist reines Naturprodukt! Da weiß man doch, was man verschluckt! ... |
Tony zitiert hier mal wieder Morten Scharzkopf.
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S.453o-m | Zitat | »Ralf von Maiboom ist ein liebenswürdiger Mann, Thomas, aber er ist ein Junker Leichtfuß, ein Daus. Er spielt in Rostock, er spielt in Warnemünde, und seine Schulden sind wie Sand am Meer. Man sollte es nicht glauben, wenn man ein paar Wochen auf Pöppenrade lebt! Das Herrenhaus ist vornehm, und alles ringsumher gedeiht, und an Milch und Wurst und Schinken ist kein Mangel. Man hat auf so einem Gute manchmal keinen Maßstab für die tatsächlichen Verhältnisse ... Kurz, sie sind in Wahrheit aufs jämmerlichste zerrüttet, Tom, was Armgard mir unter herzbrechendem Schluchzen gestanden hat.« |
Das erinnert an Thomas' Behauptung, dass die nach außen sichtbaren Zeichen des Aufstiegs erst zu sehen sind, wenn tatsächlich schon längst der Abstieg eingesetzt hat.
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S.461o | Notiz | ... Von seinen Händen, deren Finger kaum aus den viel zu langen und weiten Ärmeln seines Nachthemdes hervorsahen, ... |
Könnte symbolisieren, dass Hanno in zu große Fußstapfen tritt, also die Erwartungen nicht wird erfüllen können.
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S.461u | Zitat | (...) wo Ida, im gelben Schein der Lampe, einen neuen Strumpf über die Stopfkugel zog, das Loch prüfte und es zu schließen begann. [Tony:] »Du stopfst, Ida. Merkwürdig, ich kenne dich eigentlich gar nicht anders!« [Ida:] »Ja, ja, Tonychen ... Was das Jungchen [Hanno] alles zerreißt, seit er zur Schule geht!« |
Für Hanno ist die Schule eine Quälerei. Ida hat alle Hände voll damit zu tun, die Schäden wieder zu beheben, welche die Schule bei Hanno verursacht.
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S.462m | Zitat | [Tony:] Ha, ich weiß es [Tonys erster Schultag] wie gestern! Ich heulte ... ich versichere dich, ich heulte wie ein Kettenhund, es wurde mir entsetzlich schwer. Und warum? Weil ich es zu Hause so gut gehabt hatte, gerade wie Hanno. Die Kinder aus vornehmen Häusern weinten alle, das ist mir sofort aufgefallen, während die anderen sich gar nichts daraus machten und uns anglotzten und grinsten ... |
Das überempfindliche Verhalten der Kinder aus reichen Familien ist hier letztlich nichts anderes als Dekadenz. Man könnte auch sagen, dass sie schlicht nichts gewöhnt sind.
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S.469o | Notiz | ... War es nicht weise, sich still zu verhalten, während es in uns herrscht, sich nicht zu rühren, abzuwarten und in Ruhe innere Kräfte zu sammeln? ... |
Erinnert vage an Christian, der in Hamburg große Schulden angehäuft hatte und sich dann - nach eigener Aussagen - still verhalten hatte.
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S.472u | Notiz | ... Er erfaßte mit der Hand die Klinke des Fensters, legte seine Stirn darauf und ließ seine Gedanken ihren qualvollen Gang wieder antreten. ... |
Thomas' vieles Nachdenken hier erinnert an Grübelzwang.
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S.475o | Notiz | ... Und seine Schritte wurden noch geschwinder, sein Atem tiefer. Er setzte sich einen Augenblick, sprang auf und wanderte aufs neue durch alle Zimmer. Er durchdachte das Ganze noch einmal, er dachte an Herrn Marcus, an Hermann Hagenström, Christian und Tony, sah die gelbreife Ernte von Pöppenrade im Winde schwanken, phantasierte von dem allgemeinen Aufschwung der Firma, der diesem Coup folgen würde, verwarf zornig alle Bedenken, schüttelte seine Hand und sagte: »Ich werde es tun!« ... |
Thomas' Verhalten hier erinnert an einen Glücksspieler: Aufregung, gesteigerte Atemfrequenz, Ausblenden der Risiken, fantasieren über den möglichen Reichtum, wenn man denn nur den Hauptgewinn erzielt.
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S.475o | Notiz | ... sah die gelbreife Ernte von Pöppenrade im Winde schwanken, ... |
Dass er die "gelbreife Ernte" bereits im Winde schwanken sieht ist bereits ein Hinweis darauf, dass das Geschäft nicht gut ausgehen wird. Gelb repräsentiert im Buch in der Regel den Verfall.
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S.481o-m | Zitat | Den Senator befiel eine Schwäche in dieser Umarmung [durch seine Mutter]. Es war, als ob in seinem Inneren sich etwas löste und ihn verließ. Seine Lippen bebten. Ein hinfälliges Bedürfnis erfüllte ihn, in den Armen seiner Mutter, an ihrer Brust, in dem zarten Parfüm, das von der weichen Seide ihres Kleides ausging, mit geschlossenen Augen zu verharren, nichts mehr sehen und nichts mehr sagen zu müssen ... |
Thomas wirkt erschöpft. Er sehnt sich nach Sicherheit und wäre die große Verantwortung am liebsten los. Das Verhalten bzw. die Gedanken/Wünsche hier erinnern etwas an die eines Kindes (Regression). Das ist ein starker Gegensatz zu den Anforderungen, die er als Firmenoberhaupt erfüllen muss.
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S.481u | Zitat | [Tony] trug die Tafel beinahe allein, da Hannos Arme nicht viel vermochten, und bot in ihrer begeisterten Überanstrengung das Bild einer verzückten Märtyrerin. Ihre Augen waren feucht, ihre Wangen hoch gerötet, und ihre Zungenspitze spielte mit einem halb verzweifelten, halb spitzbübischen Ausdruck an der Oberlippe ... |
Tony liebt es, alles für die Familie zu geben und sich notfalls selbst zu opfern. Daher die Bezeichnung als verzückte Märtyrerin. Dass Hannos Arme kaum eine Hilfe sind dürfte kein Zufall sein: Das Kind ist schwächlich und wird es immer bleiben.
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S.482u | Notiz | ... »Ja, ja«, sagte er plötzlich mit ziemlich spöttischem Akzent, »eine ungestörte Nachtruhe ist eine gute Sache ...« ... |
Damit wird angedeutet, dass das Geschäft mit Herrn von Maiboom ihn nicht ruhig schlafen lässt.
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S.483m | Notiz | ... Das Haus wird nachher wie ein Taubenschlag ... |
todo: Wurde der Begriff "Taube" nicht auch abfällig in Verbindung mit dem Jerusalemsabend verwendet.
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S.485m-u | Zitat | [Hanno:] »Das ist der Tag des Herrn«, sagte er ganz leise, und desto stärker klang die Stimme seines Vaters, der ihn unterbrach: »Einen Vortrag beginnt man mit einer Verbeugung, mein Sohn! Und dann viel lauter. Noch einmal, bitte! `Schäfers Sonntagslied´ ...« Das war grausam, und der Senator wußte wohl, daß er dem Kinde damit den letzten Rest von Haltung und Widerstandskraft raubte. Aber der Junge sollte ihn sich nicht rauben lassen! Er sollte sich nicht beirren lassen! Er sollte Festigkeit und Männlichkeit gewinnen ... »Schäfers Sonntagslied ...!« wiederholte er unerbittlich und aufmunternd ... |
Thomas versucht verzweifelt, aus Hanno einen adäquaten Nachfolger zu machen, auch wenn dieser dafür kaum geeignet ist. Hannos Weinerlichkeit ist eine Folge der Dekadenz. Thomas' grausames Verhalten wiederum wird nicht zuletzt durch seine schlechte Stimmung hervorgerufen (wahrgenommene Misserfolge, Firmenjubiläum).
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S.493u - S.494o | Zitat | [Thomas:] »Das bißchen Hagel ... das bißchen Hagel ...« wiederholte er sinnlos. Dann aber ward sein Atem tiefer und ruhiger, die Bewegung seines Körpers langsamer; seine halbgeschlossenen Augen verschleierten sich mit einem müden und fast gebrochenen Ausdruck, und mit schwerem Kopfnicken wandte er sich zur Seite. |
Der Verlust der Pöppenrader Ernte trifft Thomas schwer. Er war ohnehin schon von seinem Abstieg überzeugt. Der Deal mit Herrn von Maiboom entsprach (in seiner Wahrnehmung) der letzten Chance, das Ruder noch herumzureißen. Das ist aber völlig fehlgeschlagen, entsprechend resigniert er.
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S.506u - S.507m | Notiz | ... Ein Glück ohnegleichen, eine Genugtuung von überschwänglicher Süßigkeit. Der Friede! Die Seligkeit! Das Himmelreich!... Noch nicht ... noch nicht! Noch einen Augenblick des Aufschubs, der Verzögerung, der Spannung, die unerträglich werden mußte, damit die Befriedigung desto köstlicher sei ... Noch ein letztes, allerletztes Auskosten dieser drängenden und treibenden Sehnsucht, dieser Begierde des ganzen Wesens, dieser äußersten und krampfhaften Anspannung des Willens, der sich dennoch die Erfüllung und Erlösung noch verweigerte, weil er wußte: Das Glück ist nur ein Augenblick ... Hannos Oberkörper reckte sich langsam empor, seine Augen wurden ganz groß, seine geschlossenen Lippen zitterten, mit einem stoßweisen Beben zog er die Luft durch die Nase ein ... und dann war die Wonne nicht mehr zurückzuhalten. Sie kam, kam über ihn, und er wehrte ihr nicht länger. Seine Muskeln spannten sich ab, ermattet und überwältigt sank sein Kopf auf die Schulter nieder, seine Augen schlossen sich, und ein wehmütiges, fast schmerzliches Lächeln unaussprechlicher Beseligung umspielte seinen Mund, ... |
Wenn man diesen Textabschnitt nur für sich liest (ohne das Wissen, dass es ums Musizieren geht), dann kann man da aber sehr falschen Aktivitäten ausgehen... dürfte wohl kein Zufall sein.
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S.517o | Notiz | ... Die einzelnen Zweige der ehemals reichen, mächtigen und stolzen Familie waren nach und nach verdorrt, abgestorben und vermodert, ... |
Vorausdeutung: Genauso wie der Familie Mölln wird es auch den Buddenbrooks ergehen.
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S.524o | Zitat | Und der kleine Johann, zurückweichend, stammelte, indem er mit der Hand nach seiner Wange fuhr: »Ich glaubte ... ich glaubte ... es käme nichts mehr ...« |
Hannos Antwort darauf, wieso er in den Familienpapieren unter seinen Namen einen Doppelstrich gemalt hat ist prophetisch für seine eigene Zukunft und die der gesamten Buddenbrooks. Sie zeigt auch, dass er selbst keine großen Pläne hegt und nicht erwartet, mit seinen Vorfahren mithalten zu können.
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S.530o | Notiz | ... »Mein Gott, du fieberst ja, Mutter!« sagte der Senator, als er mit Gerda und Hanno eintraf ... »Alles kann doch ganz gemütlich vonstatten gehen.« Aber sie flüsterte, indem sie alle drei küßte: »Zu Jesu Ehren ... Und dann mein lieber seliger Jean ...« ... |
Das "Und dann mein lieber seliger Jean" kann so verstanden werden, dass die Konsulin die traditionellen Vorgaben des Konsuls zum Ablauf des Weihnachtsfests einhalten will. Man könnte allerdings den Satz auch so interpretieren, dass sie erst das Fest ordnungsgemäß feiern will ("Zu Jesu Ehren") und danach erwartet, irgendwann zu sterben, also zum Konsul zu "gehen" ("Und dann mein lieber seliger Jean").
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S.543m | Zitat | Der Senator schob ein paar Schuppen des Fisches in sein Portemonnaie, damit während des ganzen Jahres das Geld nicht darin ausgehe; Christian aber bemerkte trübe, das helfe ja doch nichts (...) |
Thomas ist offenbar pessimistisch in Bezug auf seine geschäftlichen Erfolge im nächsten Jahr, sonst bräuchte er wohl kaum finanzielle Glücksbringer.
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S.553u | Zitat | »Alles ist fehlgeschlagen und hat sich zum Unglück gewandt, was ich unternommen habe ... Und ich habe so gute Absichten gehabt, Gott weiß es!... Ich habe immer so innig gewünscht, es zu etwas zu bringen im Leben und ein bißchen Ehre einzulegen ... Nun bricht auch dies zusammen. So muß es enden ... Das Letzte ...« Und an seinen Arm gelehnt, den er besänftigend um sie gelegt hatte, weinte sie über ihr verfehltes Leben, in dem nun die letzten Hoffnungen erloschen waren. |
Kurz vor der Verurteilung Hugos zeigt sich Tony hoffnungslos. Etwas für die Ehre der Familie zu tun war ihr immer wichtig gewesen, ist ihr aber zugleich nicht gelungen. Besonders tragisch: Da Morten inzwischen ein erfolgreicher Arzt geworden ist, wäre die Ehe mit diesem für die Familie letztlich besser gewesen und hätte Tony vermutlich auch glücklicher gemacht.
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12. Glossar zu Teil 8
Seite | Textstelle | Erläuterung / Übersetzung |
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S.440m | ... den großen Jettknöpfen waren nicht ... |
Jett: Als Schmuckstein verwendete Form der Braunkohle, siehe Jett
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S.440u | ... sich zu melieren begann, einen ... |
Wird langsam grau, vgl. meliert
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S.443u | ... das Wort »_=Quisisana=_«, und in ... |
italienisch "qui si sana": in etwa "Ort der Gesundheit", siehe http://translate.google.de/#it/de/qui%20si%20sana
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S.444u | ... sich in Aperçus wie dieses, ... |
Gehobene, geistreiche Bemerkung, siehe Aperçu
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S.444u | ... von dem graziösen Übermut ihrer ... |
graziös: anmutig, mit Grazie; siehe graziös
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S.446u | ... an ihrem Pincenez trug, wie ... |
Brille ohne Bügel (Zwicker), siehe Pincenez
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S.447o | ... ein ebenso solennes, wie solides ... |
feierlich, siehe solenne
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S.448o | ... einen diskreten Patschuliduft um sich ... |
Patschuli: Pflanzengattung, siehe Patschuli
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S.448u | ... Vorrat von Couplets tun zu ... |
Mehrdeutiges, politisches oder satirisches Lied, siehe Couplet
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S.448u | ... und einem pittoresken Talent in ... |
malerisch, siehe pittoresk
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S.450o | ... sagte sie. »Minnesänger! Mädchenfänger! Altes ... |
Minnesang: gesungene Liebeslyrik, siehe Minnesang
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S.450u | ... die vom Plafond herabhing. Er ... |
Decke, siehe Plafond
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S.451m | ... sie ihre Mantille und den ... |
Schleiertuch für Teile des Gesichts und den Hals, siehe Mantille
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S.451m | ... und den Kapotthut mit lilaseidenen ... |
Hutartige Haube, siehe Schute (Hut)
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S.453o | ... ist ein Junker Leichtfuß, ein ... |
grob: Adliger, siehe Junker
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S.453o | ... Leichtfuß, ein Daus. Er spielt ... |
Teufel, siehe Daus
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S.455o | ... Unschuld in Harnisch jagen! Du ... |
Ritterrüstung, siehe Harnisch
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S.460m | ... starkknochig und rüstig, ihre braunen ... |
Körperlich leistungsfähig, siehe rüstig
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S.461m | ... die zarten Nüstern vibrieren ließ ... |
Nasenöffnungen bei Pferden, siehe Nüstern
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S.462o | ... Das Aufmerken wird ihm ... |
Aufpassen, siehe aufmerken
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S.462u | ... Ida. »Der _pavor_. Ach, das ... |
lateinisch für Angst, siehe Angst
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S.464m | ... über den Fuhrmann, der sich ... |
Spediteur, siehe Fuhrmann (Beruf)
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S.465m | ... einen Eßlöffel Altheesaft ... Gute ... |
Althee: Pflanzenart, siehe Echter Eibisch
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S.468o | ... lange den Bock eingenommen hatte, ... |
Kutschbock: Bank auf der der Kutscher sitzt, siehe Kutschbock
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S.471o | ... Gasflammen des Lüsters über dem ... |
Kronleuchter, siehe Lüster
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S.471m | ... Notenbüchern beladenen Etagere daneben, dem ... |
Offenes, regalähnliches Gestell; siehe Etagere
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S.471m | ... von musizierenden Amoretten über den ... |
Ornamente, welche den Liebesgott Eros zeigen; siehe Amorette
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S.471u | ... Ein kleines Kabinett mit einem ... |
Hinterzimmer, siehe Zimmer#Kabinett
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S.472o | ... Rot der Portieren und einer ... |
Portiere: Schwerer Vorhang für eine Tür, siehe Portiere
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S.480o | ... diesen unbestimmten Gram auf sich ... |
Kummer, Bekümmerung; siehe Gram
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S.482m | ... stilisierte, goldene Kornähre zog sich ... |
Ähre: Ein Blütenstandstyp, siehe Ähre
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S.485u | ... an dem Brokatstoff der Portiere. ... |
Schwerer Stoff aus Seide mit Silber- und Goldfäden, siehe Brokatstoff
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S.490u | ... zunächst ein Potpourri von Volksliedern ... |
Eintopf, siehe Potpourri
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S.491m | ... des vergoldeten Stucks, des Messingkronleuchters ... |
Sammelbegriff für alle Arbeiten mit Mörtel, siehe Stuck
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S.495m | ... Stehpult und präludierte dann einen ... |
Eröffnendes Einspielen, vgl. Präludium
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S.496o | ... oder drei Konservatorien zum Privatstudium ... |
Einrichtung für die Ausbildung von Musikern, siehe Konservatorium
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S.496u | ... verknöcherter Gesell. »Palestrina!« sagte er ... |
Giovanni Pierluigi da Palestrina, Komponist, insb. für Kirchenmusik; siehe Giovanni Pierluigi da Palestrina
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S.498o | ... setzte im _fortissimo_ die Violine ... |
sehr laut gespielt, siehe Dynamik (Musik)
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S.498m | ... Klavierauszüge aus »Tristan und Isolde« aufs Pult ... |
Oper von Richard Wagner, siehe Tristan und Isolde (Oper)
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S.499m | ... zu allem Hedonismus? Nun gut, ... |
Philosophische Strömung, die Lust und Freude in den Vordergrund stellt, siehe Hedonismus
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S.499m | ... »Gaukelei und Sophismen -- um ... |
Scheinbeweis oder Fehlschluss, siehe Sophismus
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S.501o | ... Oberstimme, ihre Phrasierung und Tonbildung, ... |
Bezeichnet die Beziehung verschiedener Töne innerhalb einer musikalischen Phrase hinsichtlich Lautstärke, Rhythmik, Artikulation und Pausensetzung und deren Behandlung durch den Interpreten, siehe Phrasierung
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S.501o | ... wobei die Polyphonie nur als ... |
Steht in der Musik für die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Stimmen eines Musikstückes, siehe Polyphonie
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S.502u | ... mir scheint, eminent schöpferisch ... |
außerordentlich, siehe eminent
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S.503u | ... Handhaben der Register behilflich sein. ... |
Eine Gruppe Töne erzeugender Elemente (Saiten, Pfeifen) gleicher Klangfarbe; siehe Register (Musik)
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S.508o | ... schnell verblüffter Philister zum Trotz, ... |
grob: jemand, der Kunst nicht zu schätzen weiß, siehe Philister (Ästhetik)
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S.510m | ... einer freundschaftlichen Kordialität, die einen ... |
Freundlichkeit, siehe Kordialität
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S.515u | ... Boden des Katheders mit seinem ... |
Pult im Klassenzimmer, siehe Katheder
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S.517u | ... ihn die unsoignierte Hülle durchschauen ... |
Ungepflegt, siehe soigniert
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S.521u | ... Altersgenossen mit Skrofeln und »Bösen ... |
In etwa Tuberkulosesymptome, siehe Skrofeln
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S.522u | ... auf der Chaiselongue, nestelte an ... |
Liege mit Kopflehne, siehe Chaiselongue
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S.523o | ... von der Ottomane hinunter und ... |
Breites Möbelstück zum Liegen, ohne (oder weitestgehend ohne) Lehne (hier ist die Chaiselongue gemeint), siehe Ottomane
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S.526m | ... was man Usance nennt ... |
Gewohnheitsmäßiges, geschäftliches Verhalten (sozusagen eine ungeschriebene Regel), hier am ehesten: miese, aber durchaus übliche Geschäftspraxis; siehe Usance
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S.527u | ... nach allem Malheur, das sie ... |
Hier: Unglück, Pech; siehe Malheur
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S.528o | ... Tochter noch verlustig zu gehen. Ach, paß ... |
verlieren, vgl. Verlust
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S.528m | ... gerade in Geroks »Palmblättern« das ... |
Theologie und Lyriker, 19. Jahrhundert, siehe Karl von Gerok
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S.531o | ... einer allgemeinen medisanten Skepsis gerichtet ... |
Lästerhaft, schmähend; vgl. medisieren
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S.532o | ... noch eine Nüance spitziger ... |
Ein klein wenig, siehe Nuance
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S.533o | ... in einem Tingeltangel fünfter Ordnung ... |
Minderwertiges Tanz- oder Verietélokal, siehe Tingeltangel
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S.533o | ... so hörbare Allotria getrieben, daß der ... |
In etwa: Unsinn getrieben; vgl. Stuss
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S.533m | ... Fransen seines Schemels und scheuerte ... |
Hier wohl: Hocker, siehe Schemel
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S.534o | ... seit dem »Fidelio« beinahe sein ... |
Oper von Beethoven, siehe Fidelio
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S.536m | ... den Saal, defilierte an der ... |
Feierlich an etwas vorbeimaschieren, siehe defilieren
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S.537u - S.538o | ... eine goldene Pallas Athene auf dem ... |
Griechische Göttin, u. a. der Weisheit und des Kampfes; siehe Pallas Athene
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S.541m | ... heimlich über Nepotismus gemurrt hatten. ... |
Vetternwirtschaft, siehe Nepotismus
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S.544m | ... Brustfleisch nebst Farce in seinem ... |
Hier: Füllung, siehe Farce
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S.544u | ... begann, die Eisbaisers erschienen -- ... |
Schaumgebäck aus gezuckertem Eischnee, siehe Baiser
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S.544u | ... die sehr fidel gewesen sei. ... |
Bester Laune, heiter; siehe fidel
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S.547u | ... ein kleines burleskes Spiel. Therese ... |
Derbe Komödie, siehe Burleske
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S.548m | ... Seiner Selbst«, Hebels Alemannische Gedichte, ... |
Johann Peter Hebel, Dichter, 18. bis 19. Jahrhundert; siehe Johann Peter Hebel
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S.548m | ... »_Pensées de Blaise Pascal_«, die so ... |
Mathematiker und Physiker, 17. Jahrhundert; siehe Blaise Pascal
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S.549m | ... ungeahnter und pittoresker Behendigkeit sich ... |
Malerisch, siehe pittoresk
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S.549u | ... mit einem exaltierten Zwinkern, gleichsam ... |
Sehr aufgeregt, siehe exaltiert
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S.554m | ... in aller Bonhomie mitgeteilt hatten, ... |
Gutmütigkeit, Biederkeit; siehe Bonhomie
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