Teil 6 (Thema: Buddenbrooks)

Zusammenfassung des sechsten Teils von Thomas Manns Werk "Buddenbrooks"

Schnellübersicht
  • Kapitel 1: Thomas und Gerda etablieren sich in der Gesellschaft der Stadt. Unterdessen schreibt Tony aus München. Das Leben in der dortigen Region erscheint ihr sehr fremd, zufrieden ist sie dennoch. Die Magenprobleme, über die sie in letzter Zeit geklagt hatte, hätten sich dort gebessert. Sie habe einen Herrn Permaneder kennengelernt, der sehr freundlich zu ihr gewesen sei.
  • Kapitel 2: Tony kommt gut gelaunt aus München zurück. Christians Arbeitsmoral hat weiter abgenommen, seine Hypochondrie ist hingegen schlimmer geworden. Die Stadt lacht über ihn und Schulden macht er auch noch. Thomas reagiert erst gereizter und schließlich feindselig auf ihn.
  • Kapitel 3: Christian hat im Klub gesagt, dass jeder Kaufmann letztlich ein Gauner sei. Hermann Hagenström hat die Situation sofort ausgenutzt, um zu betonen, dass dies vielleicht für die Buddenbrooks, aber nicht für ihn gelte. Thomas erfährt davon und stellt seinen Bruder – stinksauer – zur Rede. Wütend beschimpft er ihn als Esel, als ungesunde Stelle am Körper und würde ihn am liebsten rausschmeißen. Schließlich beruhigt er sich und bietet ihm an, bei einem Geschäftspartner in Hamburg einzusteigen. So reist Christian bald darauf ab.
  • Kapitel 4: Herr Permaneder kommt zu Besuch. Thomas nimmt sich Zeit, um den Gast zu unterhalten. Tony reagiert zunächst erfreut, bald darauf aber verunsichert, da der Bayer ganz und gar nicht ins biedere Lübeck passt.
  • Kapitel 5: Herr Permaneder wird in den nächsten Tagen von Thomas hofiert. Tony schätzt dessen grundgutes Herz und mag ihn eigentlich. Seine bequeme (sprich: wenig ehrgeizige) Art missfiele ihr allerdings. Zudem passe er nicht in die Lübecker Gesellschaft. Hier schäme sie sich geradezu für ihn. Sie scheint ihn nicht wirklich zu lieben, sieht aber dennoch keine Alternative zur Heirat, da sie den Schandfleck ihrer Scheidung ausgleichen müsse.
  • Kapitel 6: Familie Buddenbrook macht mit Herrn Permaneder einen längeren Ausflug. Dabei fragt dieser Tony, ob sie ihn heiraten möchte. Sie stimmt zu. Im Spätherbst findet die Trauung statt.
  • Kapitel 7: Thomas wäre gerne Bürgermeister. Er hat das Gefühl, dass alles sehr langsam vorangeht und dass sein Handeln mehr symbolische Bedeutung hat. Er arbeitet viel in dieser Zeit und die Geschäfte laufen glänzend. Mit Gerda hält sich die Kommunikation jedoch in Grenzen. Clara klagt über starke Kopfschmerzen und Christians Geschäftspartner in Hamburg stirbt. Christian weigert sich dennoch, seine Tätigkeit dort aufzugeben.
  • Kapitel 8: Tony hat in München Probleme, sich einzuleben. Zudem hat sich Herr Permaneder kurzerhand mit der Mitgift zur Ruhe gesetzt, was zu einem bitteren Streit geführt hat. 1859 erleidet sie eine Totgeburt. Hoffnungslosigkeit macht sich bei ihr breit.
  • Kapitel 9: Gegen Ende 1859 kommt Tony plötzlich wieder nach Hause. Schluchzend erzählt sie ihrer Mutter davon, wie Herr Permaneder eines Nachts betrunken nach Hause gekommen sei und sich fast über eine Bedienstete hergemacht habe. Zudem habe er Tony als Sauluder bezeichnet. Daraufhin sei sie mit Erika kurzerhand abgereist.
  • Kapitel 10: Thomas versucht, Tony zur Rückkehr zu bewegen. Er fürchtet den öffentlichen Skandal. Tony bleibt stur. In München habe sie sich nie einleben können. Die Buddenbrooks sollten in Lübeck bleiben, wo sie wie Adlige behandelt werden. Herr Permaneders Verhalten sei schon vor seinem Fehltritt unerträglich gewesen. Die Sache habe das Fass nur zum Überlaufen gebracht. Jetzt wolle sie die Scheidung.
  • Kapitel 11: Überraschend stimmt Herr Permaneder der Scheidung zu und entschuldigt sich für sein Verhalten. Selbst die Mitgift erstattet er. Unterdessen beginnt Christian eine Beziehung mit der extravaganten Aline Puvogel und häuft hohe Schulden an. Thomas muss ihm aushelfen.

1. Hinweise

  • Alle Quellenangaben beziehen sich standardmäßig auf die Ausgabe Fischer, 62. Auflage (2012), ISBN 978-3-596-29431-2.
  • Die Häufigkeitsangaben bei Personen und Orten sind Richtwerte. Wörter wie „er”, „ihre”, „seine” und ähnliche wurden nicht mitgezählt.

2. Kapitel 1

Erwähnte Personen

  1. 15xThomas
  2. 14xKonsulin
  3. 8xGerda
  4. 4xHerr Niederpaur
  5. 4xErika
  6. 3xEva Ewers
  7. 3xChristian
  8. 3xIda
  9. 2xKlothilda
  10. 2xFamilie Kistenmaker
  11. 2xDoktorin Krauseminz
  12. 2xTony
  13. 1xPastor Trieschke
  14. 1xFamilie Huneus
  15. 1xFamilie Langhals
  16. 1xAnton
  17. 1xFamilie Buddenbrook
  18. 1xHerr Permaneder
  19. 1xFamilie Överdieck
  20. 1xJunger Kunstmaler
  21. 1xFräulein Weichbrodt
  22. 1xFamilie Permaneder
  23. 1xFamilie Hagenström
  24. 1xHofopernsänger
  25. 1xGrünlich
  26. 1xFamilie Möllendorpf
  27. 1xKonsul

Erwähnte Orte

  1. 7xMünchen
  2. 4xHaus in der Mengstraße
  3. 3xAm Marienplatz Nr. 5
  4. 2xSpeisezimmer (Haus in der Breiten Straße)
  5. 2xWürmsee (München)
  6. 1xPinakothek (München)
  7. 1xErdgeschoss (Haus in der Mengstraße)
  8. 1xHofbräuhaus (München)
  9. 1xTheatinerstraße (München)
  10. 1xKlub
  11. 1xSchlafzimmer (Haus in der Breiten Straße)
  12. 1xBörse (Lübeck)
  13. 1xWohnzimmer (Haus in der Breiten Straße)
  14. 1xHoftheater (München)
  15. 1xIsartal (München)
  16. 1xItalien
  17. 1xZwischengeschoss (Haus in der Mengstraße)
  18. 1xNürnberg
  19. 1xFrankreich
  20. 1xRathaus (München)
  21. 1xMarkt (Lübeck)
  22. 1xEsssaal (Haus in der Mengstraße)
  23. 1xKontors (Haus in der Mengstraße)
  24. 1xGlyptothek (München)

Zusammenfassung

Gerda hat morgens meistens Migräne oder schlechte Laune. In der Regel steht sie daher erst spät auf und so frühstückt Thomas fast immer alleine. Danach geht er zum Arbeiten in die Büros der Firma (im Haus in der Mengstraße) und kommt um 16 Uhr zum Mittagessen zurück. Das Haus in der Mengstraße steht inzwischen größtenteils leer. Erika wohnt derzeit bei Fräulein Weichbrodt, Klothilda ist in die Pension einer alten Witwe gezogen und Christian ist häufig im Klub. Auch Besuch kommt kaum mehr vorbei. Dafür haben Thomas und Gerda ihr erstes großes Abendessen hinter sich, zu dem die High Society der Stadt eingeladen war und welches sehr gut angekommen ist. Die beiden sind zufrieden mit dem Ergebnis. Gerda empfand das Diner als beruhigend. Ihr Gehirn habe sich danach ganz „tot” angefühlt.

An einem Nachmittag lesen Thomas und die Konsulin einen Brief von Tony, den sie am 02.04.1857 aus München abgesendet hat. Sie ist bereits seit acht Tagen dort, um ihre Freundin Eva Ewers zu besuchen, wohnt in der Nähe des Rathauses und hat schon die meisten wichtigen Orte und Gebäude besucht. Ihr gefällt die Stadt und die Magenprobleme, die sie in letzter Zeit plagten, haben sich etwas gebessert. Nur über das ungesunde Essen klagt sie. Sie fühlt sich wie in einem fremden Land und hat Probleme mit der Währung, der Sprache und dem dortigen Katholizismus (die Buddenbrooks sind evangelisch). Gerade Letzteres begrüßt die Konsulin und teilt Seitenhiebe zu Thomas aus, der Sympathien für die Kirche des Papstes hegt.

Am vorherigen Abend sei sie bei Eva Ewers und ihrem Mann zu Besuch gewesen. Dort habe sie einen Herrn Permaneder kennengelernt, der sehr freundlich und respektvoll mit ihr umgegangen sei. Etwa drei bis vier Wochen will sie noch in der Stadt bleiben.

3. Kapitel 2

Erwähnte Personen

  1. 24xChristian
  2. 14xThomas
  3. 10xTony
  4. 4xKonsulin
  5. 3xAndreas Gieseke
  6. 3xFamilie Buddenbrook
  7. 2xMademoiselle Meyer-de la Grange
  8. 2xKlothilda
  9. 2xStatistin vom Sommertheater
  10. 2xDoktor Överdieck
  11. 2xPfiffi
  12. 2xPeter Döhlmann
  13. 1xHerr Marcus
  14. 1xFrau Stüwing
  15. 1xDoktor Grabow
  16. 1xJohnny Thunderstorm
  17. 1xGotthold
  18. 1xHerr Permaneder
  19. 1xFamilie Överdieck
  20. 1xLea Gerhardt
  21. 1xJunger Kunstmaler
  22. 1xFräulein Weichbrodt
  23. 1xFriederike
  24. 1xFräulein Huneus
  25. 1xHenriette
  26. 1xMarcellus Stengel
  27. 1xAntoinette
  28. 1xJustus Kröger
  29. 1xFamilie Hagenström
  30. 1xJakob Kröger
  31. 1xErika
  32. 1xFamilie Kröger
  33. 1xIda
  34. 1xFrau Stuht

Erwähnte Orte

  1. 4xLübeck
  2. 2xKontor der Buddenbrooks
  3. 2xHaus in der Mengstraße
  4. 1xRathaus (Lübeck)
  5. 1xKlub
  6. 1xHafen (Lübeck)
  7. 1xHolstentor (Lübeck)
  8. 1xGlockengießerstraße
  9. 1xBörse (Lübeck)
  10. 1xTivoli (Lübeck)
  11. 1xBreiten Straße
  12. 1xBüchen
  13. 1xMünchen
  14. 1xValparaiso (Chile)
  15. 1xBahnhof (Lübeck)

Zusammenfassung

Gegen Ende April 1857 kehrt Tony aus München zurück. Sie wirkt fröhlicher und hoffnungsvoller als vor der Reise. Sie sieht so hübsch aus wie eh und je und ist zudem elegant gekleidet und frisiert. Auf den ersten Blick wirkt sie nicht wie 30, sondern eher wie 23. Gut gelaunt erzählt Tony beim nächsten Kindertag der Buddenbrooks von ihrer Reise und Herrn Permaneder, auf dessen Besuch sie sehnsüchtig wartet.

Indes hat sich die Beziehung zwischen Thomas und Christian spürbar verschlechtert. Letzterer arbeitet nur noch unregelmäßig. Die Beschwerden seines Bruders nimmt Christian ohne jegliche Verteidigung zur Kenntnis (was Thomas noch mehr aufregt) und ändert sein Verhalten anschließend nur kurzfristig. Dafür entdeckt er immer neue Krankheiten bei sich. Thomas, der ohnehin schon überarbeitet ist, reagiert darauf entsprechend gereizt. Seit kurzem leidet Christian auch unter zeitweiliger Atemnot. Doktor Grabow verordnet dagegen ein grünliches Pulver, welches Christian rauchen soll. Das versucht dieser auch im Kontor, mit dem Ergebnis, dass die anderen Beschäftigten bleich werden und heftige Hustenanfälle bekommen. Nur mit Mühe kann die Konsulin daraufhin den kompletten Bruch zwischen den Brüdern verhindern.

Christian verbringt viel Zeit mit seinem alten Schulfreund Andreas Gieseke. Dieser ist ein Suitier, aber gleichzeitig auch ein geachteter Rechtsanwalt. Andreas hat kürzlich eine Tochter des reichen Konsuls Huneus geheiratet und soll Interesse am Bürgermeisteramt haben. Christian ist ebenfalls ein Suitier, im Gegensatz zu Gieseke aber von einer viel zu naiven, unbekümmerten und undisziplinierten Art. Seit neuestem lästert die ganze Stadt über sein Verhältnis mit einer Statistin vom Sommertheater.

Aufgrund seiner witzigen Geschichten gilt er zwar als unerlässlich für Herrenabende, wird aber ansonsten nicht ernst genommen. Familien wie die Hagenströms lachen auch weniger über seine Geschichten, als viel mehr über seine Person. Christians Lächerlichkeit ist wie ein Dorn in Thomas' Auge. Zu allem Überfluss macht er jetzt auch noch Schulden, für die Gieseke am Ende des Quartals einspringt. Das blamiert die Firma Buddenbrook, die sowieso schon einen schweren Stand hat (durch Gottholds Missheirat, Tonys Scheidung und dem Verlust der Bedeutung der Familie Kröger). Der Streit zwischen den Brüdern entwickelt sich mit der Zeit zu einer regelrechten Feindschaft von Seiten Thomas'. Wann immer Christian etwas mag, ist das Grund genug für ihn, es selbst abzulehnen. (Das gilt auch dann, wenn er selbst zuvor dafür geschwärmt hat.)

4. Kapitel 3

Erwähnte Personen

  1. 29xChristian
  2. 27xThomas
  3. 4xHermann Hagenström
  4. 3xHerr Marcus
  5. 3xKonsul
  6. 2xAndreas Gieseke
  7. 2xPeter Döhlmann
  8. 1xHerr Burmeester
  9. 1xDoktor Grabow
  10. 1xFamilie Hagenström
  11. 1xKonsulin
  12. 1xFamilie Buddenbrook

Erwähnte Orte

  1. 5xGarten (Haus in der Mengstraße)
  2. 4xKontor der Buddenbrooks
  3. 4xDiele (Haus in der Mengstraße)
  4. 3xKlub
  5. 3xHamburg
  6. 2xHaus in der Mengstraße
  7. 2xLübeck
  8. 1xKüche (Haus in der Mengstraße)
  9. 1xMengstraße
  10. 1xVorderer Hof (Haus in der Mengstraße)
  11. 1xStadttheater (Lübeck)
  12. 1xHafen (Lübeck)
  13. 1xHof (Haus in der Mengstraße)
  14. 1xGasthaus in der Nähe des Hafens (Lübeck)
  15. 1xTivoli
  16. 1xBüchen
  17. 1xHinterer Hof (Haus in der Mengstraße)
  18. 1xGrundstück (Haus in der Mengstraße)
  19. 1xPortal
  20. 1xBüro von Thomas (Kontor der Buddenbrooks)
  21. 1xBahnhof (Lübeck)

Zusammenfassung

Eines Nachmittags kommt Thomas von einem Besuch beim Lesezirkel „Harmonie” zurück ins Kontor. Er ist stinksauer. Eine halbe Stunde später kommt Christian, vergnügt summend, von seinem Frühstück im Klub zurück. Er will sich an seinen Schreibtisch setzen, um „mal eben ein bißchen zu arbeiten”. Thomas fängt ihn für ein Gespräch ab und sie gehen in den Garten. Er habe erfahren, dass Christian im Klub gesagt habe, dass „bei Lichte besehen (..) doch jeder Geschäftsmann ein Gauner” sei. Hermann Hagenström habe die Situation sofort ausgenutzt, um zu betonen, dass er seinerseits seinen Beruf sehr hoch halte. Damit hat er unterschwellig angedeutet, dass die Buddenbrooks vielleicht nicht sonderlich ehrlich seien und nicht viel von guter Kaufmannsarbeit hielten, dies aber nicht für ihn gelte. Man sollte also besser mit ihm als mit den Buddenbrooks Geschäfte machen. Christian versteht noch immer nicht was er angerichtet hat und beklagt sich stattdessen nur darüber, dass nach Hermanns Äußerung die ganze schöne Stimmung verflogen gewesen sei.

Thomas erklärt nun etwas direkter, was Hermann mit seiner Aussage meinte. Er bekommt einen Wutanfall, wird blass und zittrig vor Zorn. Er wirft Christian vor, mit seinem Verhalten der Firma zu schaden, bezeichnet ihn als „Esel” und beklagt sich über dessen viele Liebschaften und Krankheiten. Christian verteidigt sich damit, dass er die Medikamente brauche, um sich gut zu fühlen. Nehme er sie nicht, dann fühle er sich „verloren und hilflos”, sei ganz „unruhig”, „unsicher”, „ängstlich” und „in Unordnung”. Nur wenn er sie verwendet hat, habe er den Eindruck, seine Pflicht getan zu haben. Offenbar erkennt er selbst, dass es sich hier um einen rein psychologischen Effekt handelt.

Wieder reagiert Thomas wütend. Christian solle halt danach handeln, aber nicht jedem permanent davon erzählen. Letztlich sei es ihm aber egal, wie sehr sich sein Bruder zum Affen mache – solange er damit nicht der Firma schade. Christian reagiert verlegen. Thomas will nun wissen, ob Christian vielleicht des kaufmännischen Berufs überdrüssig sei. Christian bejaht dies: Er wäre lieber Student, denn als solcher könne man kommen „wenn man Lust hat” und müsse nur, „wie im Theater”, einfach zuhören. Thomas wirft Christian vor, keine Ahnung vom Arbeiten zu haben. Stattdessen verschaffe er sich nur über allerlei Vergnügungen angenehme Gefühle, die er dann allen anderen ausführlich beschreibe. Christian sieht selbstkritisch den Unterschied zwischen ihnen: Er selbst werde von den Vergnügungen „ganz und gar aufgebraucht”, sein Bruder hingegen schaffe es besser, die Balance zu wahren.

Dieser reagiert verständnislos darauf, dass Christian zwar seine Probleme sieht, aber nichts daran ändert, als habe er keinen Stolz oder als sei er nur ein Tier. Thomas' Geduld ist am Ende. Er sieht seinen Bruder als Gefahr für die ganze Familie, als „ungesunde Stelle am Körper”. Wütend schreit er ihm entgegen, dass er ihn sofort aus dem Haus rausschmeißen würde, wenn es seines wäre. Nun wird sogar Christian zornig und beklagt sich über den unangemessenen Tonfall. Wenn Thomas dies so wünsche, dann werde er das Haus auch freiwillig verlassen.

Dessen Wut ist aber bereits größtenteils verflogen. Er ist geradezu erfreut darüber, endlich einmal eine zornige Reaktion bei Christian gesehen zu haben. Sie reden nun etwas gelassener. Christian bemängelt seine fehlende Freiheit in der Firma und wäre gerne sein eigener Chef. Thomas bietet ihm an, bei H. C. F. Burmeester & Comp. in Hamburg einzusteigen. Schließlich stünden Christian 50.000 Kurantmark für eine etwaige Selbständigkeit zur Verfügung. Er solle mal ein paar Tage darüber nachdenken.

So reist Christian Anfang Juni 1857 nach Hamburg ab. Alle Suitiers der Stadt kommen zusammen, um ihn zu verabschieden.

5. Kapitel 4

Erwähnte Personen

  1. 46xHerr Permaneder
  2. 42xKonsulin
  3. 27xTony
  4. 27xThomas
  5. 8xFolgmädchen
  6. 8xIda
  7. 3xKontorlehrling
  8. 3xClara
  9. 2xHerr Noppe
  10. 2xChristian
  11. 2xGerda
  12. 1xEva Ewers
  13. 1xHerr Niederpaur
  14. 1xKönig Max
  15. 1xSievert Tiburtius
  16. 1xFamilie Buddenbrook
  17. 1xNapoleon
  18. 1xHerr Niederpauer

Erwähnte Orte

  1. 9xMünchen
  2. 4xLandschaftszimmer
  3. 4xLübeck
  4. 2xWindfang (Haus in der Mengstraße)
  5. 2xBrauerei zur Walkmühle
  6. 1xBörse (Nürnberg)
  7. 1xRussland
  8. 1xTrave
  9. 1xFrühstückszimmer (Haus in der Mengstraße)
  10. 1xGasthof an der Trave
  11. 1xSäulenhalle
  12. 1xHaus in der Mengstraße
  13. 1xNürnberg
  14. 1xZwischengeschoss (Haus in der Mengstraße)
  15. 1xPreußen
  16. 1xHaus in der Breiten Straße
  17. 1xBayern
  18. 1xZweite Etage (Haus in der Mengstraße)
  19. 1xStube am Korridor (Haus in der Mengstraße)

Zusammenfassung

Herr Permaneder besucht die Buddenbrooks. Die Konsulin sitzt im Landschaftszimmer und lässt ihn hereinbitten, wenngleich sie noch nicht weiß, wen sie da vor sich hat. Er tritt ein und grüßt recht lax. Herr Permaneder trägt typisch bayrische Kleidung, hat einen Bierbauch, einen kugelrunden Kopf und fette Wangen. Hals und Nacken sind so aufgequollen, dass sich schon die Haut spannt und stellenweise gerötet ist. Mit sehr bayrischem Akzent stellt er sich der Konsulin als Alois Permaneder vor. Er setzt sich und reibt seine Oberschenkel. Sie versucht, ein Gespräch zu beginnen, wobei sich allerdings das Bayrische als sehr hinderlich erweist. Herr Permaneder erklärt, aufgrund eines kleinen Geschäfts mit einer Brauerei in die Stadt gekommen zu sein – wobei Tony allerdings eine wichtige Rolle für diese Entscheidung gespielt habe. Die Konsulin lässt nun Tony herbitten. Während sie warten schwärmt der Gast mehrmals begeistert davon, dass er „a Freid” haben wird.

Tony erscheint, elegant eingekleidet. Herr Permaneder springt auf und begrüßt sie voller Freude. (Diese bayrische, fröhliche Begrüßung wirkt im biederen Lübeck eher skurril.) Sie beginnen über seinen Aufenthaltsgrund (er kommt sichtlich nur wegen Tony) und die Familie zu tratschen. Mit Mühe versteht die Konsulin manches von dem, was er sagt. Herr Permaneder will nicht genau angeben, wie lange er plant, in Lübeck zu bleiben. Unterdessen trifft Thomas ein. Er ist eigentlich mit Arbeit überhäuft, reagiert aber auf den unerwarteten Gast „mit seiner gewinnendsten Liebenswürdigkeit”. Sie beschließen, zusammen zu frühstücken.

Bei besagtem Frühstück trinken Herr Permaneder und Thomas Bier, später Rotwein.. Munter stopft Ersterer das Essen in sich rein und redet dabei so derb wie direkt. Ida ist entsetzt von seinem Verhalten. Tony hilft ihm beim Essen und stellt währenddessen Betrachtungen über das Leben an. Mit Thomas tratscht er etwas übers Geschäft. Seiner Meinung nach ist die Arbeitsmoral in München ziemlich niedrig, im Gegensatz zu der im Norden. Im Süden wolle jeder nur sein Bier und seine Ruhe haben. Sein Geschäftspartner hätte schon nach Nürnberg gewollt, um dem zu entgehen, doch er fühle sich wohl in München. Der dortigen Aktien-Brauerei hätten er und sein Geschäftspartner Geld geliehen. Jetzt verdienten sie durch die Zinsen reichlich Geld pro Jahr.

Thomas amüsiert sich vorzüglich. Ida indessen starrt noch immer fassungslos den Gast an. Eine solche Sprache und ein solches Maß an formlosen Benehmen gab es bei den Buddenbrooks noch nie. Tony wird sichtlich unruhig. Nach drei Stunden geht Herr Permaneder wieder. Die Konsulin bezeichnet ihn als angenehmen Mann, kritisiert jedoch sein Gefluche und die ungezwungene Art. Für Thomas ist das typisch süddeutsch. Tony blickt erst nur streng geradeaus und schweigt. Dann wird sie plötzlich giftig und meint, man solle sich nicht über seine Ausdrucksweise lustig machen. Verwirrt zieht Thomas ab.

6. Kapitel 5

Erwähnte Personen

  1. 33xIda
  2. 19xTony
  3. 13xHerr Permaneder
  4. 11xKonsulin
  5. 10xThomas
  6. 5xErika
  7. 4xGrünlich
  8. 3xFrau Stüwing
  9. 3xFriederike
  10. 3xHenriette
  11. 3xJustus Kröger
  12. 3xPfiffi
  13. 2xFamilie Buddenbrook
  14. 2xFräulein Weichbrodt
  15. 1xDoktor Klaaßen
  16. 1xHerr Noppe
  17. 1xKlothilda
  18. 1xHerr Kesselmeyer
  19. 1xFamilie Kistenmaker
  20. 1xLea Gerhardt
  21. 1xMarcellus Stengel
  22. 1xFamilie Jungmann
  23. 1xClara
  24. 1xChristian
  25. 1xGerda
  26. 1xFamilie Kröger
  27. 1xFrau von Justus Kröger
  28. 1xIdas Onkel
  29. 1xFamilie Schwarzkopf
  30. 1xFamilie Möllendorpf

Erwähnte Orte

  1. 3xHaus in der Mengstraße
  2. 3xMünchen
  3. 3xTonys Schlafzimmer
  4. 2xTravemünde
  5. 2xBörse (Lübeck)
  6. 2xLübeck
  7. 1xRathaus (Lübeck)
  8. 1xSchiffergesellschaft (Lübeck)
  9. 1xZweiter Stock (Haus in der Mengstraße)
  10. 1xIdas Zimmer
  11. 1xBreiten Straße
  12. 1xSchwartau
  13. 1xMarkt (Lübeck)
  14. 1xBayern
  15. 1xBrauerei zur Walkmühle
  16. 1xEimsbüttel
  17. 1xGrünlichs Haus

Zusammenfassung

Herr Permaneder zieht (vorübergehend) im Haus in der Mengstraße ein und ist schnell stadtbekannt. Er ist „von unverwüstlich gemütlicher Laune” und verbringt viel Zeit mit essen, trinken, rauchen und plaudern. Die Rituale hält er jedoch ein und nimmt etwa an den Morgen- und Abendandachten teil. Obwohl Thomas reichlich Arbeit zu erledigen hat, nimmt er sich die Zeit, den Gast überall herumzuführen. Dieser erwähnt ziemlich unzweideutig, dass er das ganze nur mitmacht, um an Tony ranzukommen. Tony selbst ist das Verhalten des Gastes jedoch mitunter sichtlich peinlich. So sehr, dass sie schon das Zimmer verlässt, wenn er zu reden anfängt. Das hindert diesen aber nicht daran, auch lange nach Abschluss seines Geschäfts noch in Lübeck zu bleiben.

Eines Nachts – Herr Permaneder ist noch immer in Lübeck – liegt Tony nachts wach im Bett. Sie fühlt sich nicht gut und quält sich mit der Frage, ob sie einer eventuellen Verlobung zustimmen sollte. Ida kommt zu ihr. Sie reden über den nächsten Tag. An diesem soll ein Ausflug mit der ganzen Familie unternommen werden. Tony ist sich sicher, dass Herr Permaneder sie um eine Heirat bitten wird. Es sei eine gute Gelegenheit und am darauffolgenden Tag werde er abreisen. Sie weiß aber nicht, wie sie sich entscheiden soll.

Eigentlich mag sie ihn. Er sei zwar nicht schön, aber ein „grundguter Mann und keiner Bosheit fähig”, im Gegensatz zu Grünlich. Er sei bequem – zu bequem, denn reich würde er so nie werden. In München seien alle so ähnlich wie er. Da habe sie ihn und seine nette, treuherzige, behagliche Art geradezu geliebt. Im strengeren, ehrgeizigeren, würdigeren Lübeck jedoch wirke er völlig fehl am Platze. Häufig schäme sie sich für ihn und seine Sprache. Grünlich sei vornehmer gewesen, dafür aber skrupellos.

Am Ende sei es aber das Wichtigste, dass sie endlich wieder heirate. In diesen Tagen denke sie viel zurück an die Schwarzkopfs und an Grünlich. Das Ende der ersten Ehe sei schrecklich gewesen. Herr Permaneder sei ein besserer Mensch, er werde sich nichts zu schulden kommen lassen. Auch könne man sich geschäftlich auf ihn verlassen. Sie werde ihn als seine Frau schon antreiben. Mit der Ehelichung einer Buddenbrook übernehme er schließlich gewisse Verpflichtungen.

Zehn Jahre sei es nun her, dass sie Grünlich geheiratet hat. Diese zweite Heirat sei nicht zu ihrem persönlichen Glück da, sondern einzig dazu, den Schandfleck in der Familiengeschichte wieder auszugleichen. Ida meint, dass eine Heirat so ganz ohne Zuneigung nichts bringe. Tony aber wehrt ab: Gerade Thomas sei entschieden für die Heirat. Er sei ein Politiker und wolle nur, dass sie möglichst schnell irgendjemanden heirate, der nicht völlig unwürdig sei. Sie glaubt, mit ihrer bloßen Existenz als geschiedener Frau der Firma zu schaden. Zudem langweile sie sich zu Hause ohnehin zu Tode. So kommt Tony zu dem Schluss, dass die Heirat alternativlos sei und schläft schließlich ein.

7. Kapitel 6

Erwähnte Personen

  1. 44xHerr Permaneder
  2. 33xTony
  3. 30xThomas
  4. 19xKonsulin
  5. 15xGerda
  6. 12xErika
  7. 8xGrünlich
  8. 8xIda
  9. 6xMoritz Hagenström
  10. 6xHerr Dieckmann
  11. 5xHerr Longuet
  12. 5xJulchen
  13. 4xHermann Hagenström
  14. 4xFamilie Buddenbrook
  15. 3xHerr Niederpaur
  16. 3xFamilie Hagenström
  17. 2xEva Ewers
  18. 2xSenatorin Möllendorpf
  19. 2xAugust Möllendorpf
  20. 2xMoritz Hagenströms Sohn
  21. 2xChristian
  22. 2xFrau von Justus Kröger
  23. 2xFamilie Möllendorpf
  24. 2xKonsul
  25. 1xSenator Möllendorpf
  26. 1xFrau Stüwing
  27. 1xHermann Hagenströms Tochter
  28. 1xHerr Noppe
  29. 1xHermann Hagenströms Mutter
  30. 1xKlothilda
  31. 1xHerr Kesselmeyer
  32. 1xHerr Burmeester
  33. 1xFräulein Weichbrodt
  34. 1xFriederike
  35. 1xHenriette
  36. 1xLola Montez
  37. 1xJustus Kröger
  38. 1xFrau Puttfarken
  39. 1xJakob Kröger
  40. 1xPastor Kölling
  41. 1xHermann Hagenström Tochter
  42. 1xLübeck
  43. 1xPfiffi

Erwähnte Orte

  1. 6xMünchen
  2. 5xSchwartau
  3. 5xAu
  4. 4xHaus in der Mengstraße
  5. 4xHamburg
  6. 3xSt. Marienkirche
  7. 3xDie Quelle der Au
  8. 3xLübeck
  9. 2xMengstraße
  10. 2xWirtshaus "Zum Riesenbusch"
  11. 2xTrave
  12. 2xWirtshaus "Zum Riesebusch"
  13. 1xTravemünde
  14. 1xOldenburgisches
  15. 1xParis
  16. 1xMarktplatz
  17. 1xHimmelsleiter (Haus in der Kaufinger Straße)
  18. 1xDonau
  19. 1xZugspitze
  20. 1xBreiten Straße
  21. 1xZweite Stufe der Waldterrasse (Wirtshaus "Zum Riesenbusch")
  22. 1xRiesebusch
  23. 1xHolstentor
  24. 1xEin Ort im Oldenburgischen (welcher?)
  25. 1xDiele (Haus in der Mengstraße)
  26. 1xEimsbüttel
  27. 1xAu-Brücke
  28. 1xKaufinger Straße (München)
  29. 1xKleines Häuschen mit Bäckerladen (Schwartau)
  30. 1xJohannisstraße
  31. 1xBad Kreuth
  32. 1xKlub
  33. 1xBäckerladen (Schwartau)
  34. 1xSchwartauer Landstraße
  35. 1xSäulenhalle
  36. 1xIsar
  37. 1xLandschaftszimmer
  38. 1xHaus in der Breiten Straße
  39. 1xBayern

Zusammenfassung

Um acht Uhr morgens kommt die Mietkutsche für den Ausflug der Buddenbrooks zum Haus in der Mengstraße. Es ist noch bewölkt. Die Familie Buddenbrook macht sich abfahrbereit. Tony wirkt nun nicht mehr unsicher, sondern fast feierlich. Das Gefühl persönlicher Wichtigkeit erfüllt sie. Sie sei bereit, ihre „Pflicht” zu tun. Thomas und Gerda treffen ein. Ersterer erkennt schnell, welche Entscheidung Tony getroffen hat und ist erfreut darüber. Gerda allerdings wirkt kalt und ablehnend. Die blauen Schatten an ihren Augen sind dunkler als sonst, ihre Haut erscheint bleicher. Sie hat lieber Routine als „Anregung und Abwechslung”. Zu Hause sitzt sie meist in abgedunkelten Räumen und geht selten aus. Familienausflüge, erst recht an heißen, staubigen Sommertagen, mag sie überhaupt nicht. Gewöhnlich respektiert Thomas diese Eigenschaften. Heute allerdings soll der Gast hofiert werden, daher muss Gerda – wohl oder übel – ebenfalls mitkommen.

Die Familie steigt in die Kutsche, welche auch sogleich losfährt. Inzwischen klart der zuvor bewölkte Himmel auf und die Sonne kommt langsam durch. Sie fahren an Wiesen und Feldern vorbei. Herr Permaneder ist fröhlich, albert rum, erzählt von seinen Wandertouren und bedauert, dass Christian nicht anwesend ist. Sie sind auf dem Weg zu einem Wirtshaus, in dem sie später ein edles Frühstück zu sich nehmen wollen. Erika ist vergnügt und Ida kopiert deren Lachen, im ebenso kindischen Tonfall. Gerda beäugt dies kalt und erstaunt.

Sie kommen am Gasthaus an, wollen aber zunächst noch einen Spaziergang machen und erst danach frühstücken. Wie sie feststellen, sind die Hagenströms und Möllendorpfs auch bereits im Wirtshaus. Sie sitzen gemeinsam an einem Tisch. Anwesend sind unter anderem Julchen, Moritz und Hermann, sowie deren Kinder. Die Kinder von Moritz und Hermann sind schon jetzt praktisch verlobt, da das Vermögen möglichst in der Familie bleiben soll. Die Buddenbrooks gehen vorbei und grüßen eher zurückhaltend. Tony achtet darauf, über Julchen hinweg zu sehen. Herr Permaneder indes grüßt dafür umso fröhlicher, lauter und natürlich im Dialekt, was bei den Hagenströms und Möllendorpfs Irritationen hervorruft – und bei Tony dazu führt, der Verlobung noch zugeneigter zu sein. Natürlich nutzt sie die Gelegenheit dazu, mal wieder über die Hagenströms zu lästern. Speziell Julchens Hut sei wirklich geschmacklos gewesen. Außerdem solle sich diese nicht so hochnäsig verhalten, nur weil sie mehr Glück mit den Männern gehabt habe.

Nach kurzem Spaziergang durch einen schattigen Waldweg erreicht die Familie schließlich die Quelle des örtlichen Flusses. Sie ruhen sich aus und trinken etwas vom Wasser. Herr Permaneder plaudert munter mit allen. Selbst Gerda blüht auf.

Später kehren sie zum Wirtshaus zurück und setzen sich an einen Tisch auf der Terrasse. Ausgerechnet Gerda ist es nun, die die baldige Abreise des Gasts bedauert. Dieser geht auf das Wort „Abreise” gar nicht erst ein. Stattdessen konzentriert er sich, wie die anderen, lieber aufs Essen und raucht dabei einige Zigarren. Sie plaudern gemütlich miteinander und brechen nach einiger Zeit in Richtung des Dorfes „Schwartau” auf.

Auf dem Weg bilden sie eine Schlange, an deren Ende Tony und Herr Permaneder laufen. Sie reden über Herrn Grünlich. Dieser sei, laut Tony, böse gewesen, nur übertrumpft noch durch Herrn Kesselmeyer. Sie habe zwar damals auch ihre Fehler gemacht und hätte eine Neigung zur Verschwendung gehabt. Das habe aber daran gelegen, dass sie eine Gans gewesen sei.

Die Familie geht in einen kleinen Bäckerladen, nur Tony und Herr Permaneder bleiben draußen. Gedankenverloren starren sie auf ein Beet. Er schaut sie etwas angespannt von der Seite an und fragt, ob sie es nicht noch einmal mit einer zweiten Ehe versuchen will. Ohne sonderlich viel hin und her wird die Verlobung beschlossen. Dann kommt der Rest der Familie aus dem Laden raus und es fängt an zu regnen.

Am Abend werden die Rahmenbedingungen der Verlobung ausgehandelt. Erika soll nach München mitkommen. Tonys Mitgift wird 17.000 Kuranttaler betragen. Mit Herrn Permaneders Gewinnen aus seinen Geschäften mit der Aktienbrauerei wird das Geld für ein gutbürgerliches Leben reichen.

Zwei Tage später reist Herr Permaneder ab. Im Juli besucht Tony ihn noch einmal in München, wo er bereits ein passendes Haus in der Kaufinger Straße ausgesucht hat. Er will es später größtenteils vermieten.

Mitte August kehrt Tony nach Lübeck zurück, wo sie sich fortan mit den Heiratsvorbereitungen beschäftigt. Im Spätherbst findet die Trauung im kleinen Familienkreis statt. Tony sorgt dafür, dass auch Julchen eine Verlobungskarte geschickt wird. Auch Christian kommt zur Trauung aus Hamburg, verspätet sich aber, da er zuvor noch in den Klub geht.

8. Kapitel 7

Erwähnte Personen

  1. 22xThomas
  2. 15xHerr Wenzel
  3. 7xGerda
  4. 4xDoktor Överdieck
  5. 4xChristian
  6. 4xKonsul
  7. 3xTony
  8. 3xDoktor Grabow
  9. 3xHerr Burmeester
  10. 2xHoffstede
  11. 2xFriedrich Wilhelm von Preußen
  12. 2xKonsulin
  13. 2xJohann
  14. 2xSievert Tiburtius
  15. 2xClara
  16. 2xStephan Kistenmaker
  17. 1xHerr Marcus
  18. 1xAnton
  19. 1xHerr Permaneder
  20. 1xIda
  21. 1xJohanns Vater

Erwähnte Orte

  1. 3xHamburg
  2. 2xTravemünde
  3. 2xSouterrain (Haus in der Breiten Straße)
  4. 2xWendeltreppe (Haus in der Breiten Straße)
  5. 2xKüche (Haus in der Breiten Straße)
  6. 2xHolstein
  7. 2xKopenhagen
  8. 2xLübeck
  9. 1xLauenburg
  10. 1xMengstraße
  11. 1xSchlafzimmer (Haus in der Breiten Straße)
  12. 1xSchlangenbad
  13. 1xGlücksburg
  14. 1xBerlin
  15. 1xBadestube (Haus in der Breiten Straße)
  16. 1xKeller (Haus in der Breiten Straße)
  17. 1xJacobikirche
  18. 1xNordsee
  19. 1xHafen (Lübeck)
  20. 1xBörse (Lübeck)
  21. 1xKreuth
  22. 1xBad Pyrmont
  23. 1xRiga
  24. 1xKontor der Buddenbrooks
  25. 1xSpeisezimmer (Haus in der Breiten Straße)
  26. 1xKiel
  27. 1xOstsee
  28. 1xSchleswig-Holstein
  29. 1xNeumünster-Neustadt
  30. 1xOper (Lübeck)
  31. 1xMecklenburg
  32. 1xMarktplatz (Lübeck)
  33. 1xOstholstein

Zusammenfassung

Morgens um 8 Uhr kommt Herr Wenzel, der Barbier, in das Haus in der Breiten Straße, um Thomas' Bart zu schneiden. Sie tratschen über die allgemeine Tagespolitik in der Region. Es soll eine direktere Eisenbahnverbindung von Lübeck nach Hamburg geschaffen werden. Die Dänen gehen aber dagegen vor, da diese lieber die gegenwärtige Verbindung beibehalten wollen, welche durch Kiel führt (gehörte damals noch zu Dänemark). Thomas setzt sich für die Eisenbahnpolitik der Stadt ein, ganz in der Tradition seines Vaters. Bei der Gelegenheit erinnert er daran, wie sehr sich der Konsul einst für eine Verbesserung des Postwesens in der Stadt eingesetzt habe. Man habe diesem heute viel zu verdanken.

Es gäbe noch viel zu tun in der Stadt. Bürgermeister Överdieck sei aber in die Jahre gekommen. Wäre er selbst Bürgermeister, dann ginge alles viel schneller voran.

Er fände es großartig, dass endlich eine Gasbeleuchtung in der Stadt eingeführt werde. Lübeck habe sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt. Die Einwohnerzahl sei von 37.000 auf 50.000 gestiegen, neue Stadtviertel hätten sich gebildet und die Straßen seien heute sauberer. Das Wichtigste aber sei es, wie es schon der Konsul einst gewollt habe, endlich dem Zollverein beizutreten. Das würde der Stadt beim Export helfen. Damit endet das Gespräch und Herr Wenzel geht.

Solche Gespräche helfen Thomas, einen guten Start in den Tag zu haben. Störend wirkt auf ihn die langsame politische Entwicklung der letzten Jahre. In den Zeiten der Revolution ging es noch schnell voran, mittlerweile gibt es aber kaum mehr Veränderungen. Die viele politische Arbeit scheint mehr symbolische Bedeutung zu haben, als wirklich etwas zu bewirken.

Nach dem Frühstück geht Thomas ins Kontor. Dort bleibt er aber kaum eine Stunde und macht nur das Notwendigste. Danach eilt er durch die Stadt und nimmt an Sitzungen und Versammlungen teil, besucht die Börse, den Markt, den Hafen und spricht mit seinen Arbeitern. Nach dem Mittagessen arbeitet er im Kontor bis in den Abend hinein. Zu gesellschaftlichen Ereignissen ist er immer erst in letzter Sekunde fertig, zeigt sich dann aber gegenüber anderen äußerst charmant. Mit Gerda indes hält sich die Kommunikation in Grenzen. In der Regel macht sie Musik oder sie lesen Bücher.

Dieser Ehrgeiz wirkt sich positiv auf die Geschäfte der Firma aus, die vorzüglich verlaufen. Schlechte Nachrichten bleiben dennoch nicht aus. So stirbt Christians Geschäftspartner in Hamburg und dessen Erben steigen aus dem Unternehmen aus. Thomas rät Christian dringend davon ab, die Geschäfte mit dem geringeren Kapital fortzusetzen, doch dieser hört nicht darauf. Zum anderen bereitet Clara Sorgen, da sie nicht nur keine Kinder bekommt, sondern auch noch unter starken „Gehirnschmerzen” leidet. Darüber hinaus ist Gerda noch immer nicht schwanger geworden, was diese offenbar eher erfreut als enttäuscht. Als Medizin wird ihr eine Kur verordnet.

9. Kapitel 8

Erwähnte Personen

  1. 22xTony
  2. 15xHerr Permaneder
  3. 7xThomas
  4. 5xKonsulin
  5. 5xTonys zweites Kind
  6. 3xFamilie Buddenbrook
  7. 3xGrünlich
  8. 3xGerda
  9. 2xEva Ewers
  10. 2xKathi
  11. 2xBabette
  12. 2xEin Maurersmann
  13. 1xTonys Arzt
  14. 1xHerr Niederpaur
  15. 1xHerr Noppe
  16. 1xErika
  17. 1xIda

Erwähnte Orte

  1. 6xMünchen
  2. 3xHofbräuhaus (München)
  3. 2xParterre (Haus in der Kaufinger Straße)
  4. 2xHaus in der Breiten Straße
  5. 1xOstseerand
  6. 1xZweite Etage (Haus in der Kaufinger Straße)
  7. 1xPinakothek
  8. 1xHoftheater (München)
  9. 1xMarienplatz (München)
  10. 1xHaus in der Mengstraße
  11. 1xHaus in der Kaufinger Straße
  12. 1xErster Stock (Haus in der Kaufinger Straße)
  13. 1xLübeck

Zusammenfassung

Tony hat in München so ihre Probleme mit der Kommunikation. Die Wörter sind ihr fremd und sie kann nicht einschätzen, ob jemand mit ihr freundlich oder grob redet. So hat sie die erste Köchin rausgeschmissen, obwohl diese vielleicht nett zu ihr war. Die neue Köchin heißt Babette und sei laut Tony sehr schön. Sie leitet diese an, Lübecker Speisen zu kochen, welche aber bei Herrn Permaneder überhaupt nicht gut ankommen. Er reagiert schmollend und lässt das Gemüse liegen.

Ihr Mann hat sich allerdings noch etwas geleistet, was für Tony kaum zu ertragen ist: Kaum dass er die Mitgift erhalten hatte, beschloss er, in den Ruhestand zu gehen. Er möge einfach seine Gemütlichkeit. Tony war entsetzt davon. Es kam zu einem äußerst heftigen Streit, doch Herr Permaneder setzte sich durch und stieg aus seiner Beteiligung bei der Aktienbrauerei aus. Tony schmerzt das entsetzlich. Sie hatte damit gerechnet, dass er nicht sehr eifrig sein würde, doch wurden all ihre schlimmsten Befürchtungen weit übertroffen.

Ihr bleibt nun nichts anderes übrig, als den Ärger herunterzuschlucken. Lustlos und ohne Hoffnung auf Verbesserung erledigt sie den Haushalt. Dann und wann geht sie mit Eva Ewers ins Theater, wofür sich ihr Mann nicht begeistern kann. Sie erlernt zwar einigermaßen die münchener Umgangsformen, kann sich aber dennoch nicht wirklich eingewöhnen. Schmerzend ist für sie nicht zuletzt, dass der Name „Buddenbrook” in der Stadt nichts wert ist.

Kurz nach Neujahr 1859 gibt es aber wieder gute Nachrichten: Tony ist zum zweiten Mal schwanger. Tiefe Freude schwingt in ihren Briefen mit. Thomas und Gerda wollen zur Taufe kommen. Das Glück hält jedoch nur kurz vor. Das Kind ist eine Totgeburt. Vergeblich versucht ihr Arzt 15 Minuten lang, es irgendwie noch zu retten. Tonys Magenprobleme verstärken sich daraufhin erheblich. Mehrere Tage lang kann sie kaum noch etwas essen. Auch Herr Permaneder ist vom Tod seines Kindes getroffen – geht ein paar Tage später aber schon wieder ins Hofbräuhaus, sehr zu Tonys Entrüstung. So bringt auch dieses Ereignis die beiden nicht näher zusammen.

Tony bleibt hoffnungslos und fragt sich, womit sie all diese Schicksalsschläge verdient hat. Thomas amüsiert sich allerdings etwas über ihre Briefe, denn sie klingen stets, als wären sie von einem Kind geschrieben worden. Er ist sich sicher, dass sie die Situation mit ebenso kindlicher Widerstandsfähigkeit meistern wird.

10. Kapitel 9

Erwähnte Personen

  1. 41xTony
  2. 29xKonsulin
  3. 15xHerr Permaneder
  4. 9xErika
  5. 8xBabette
  6. 7xThomas
  7. 6xIda
  8. 1xRamsauer Franz

Erwähnte Orte

  1. 4xBerlin
  2. 3xSchlafzimmer (Haus in der Kaufinger Straße)
  3. 2xHimmelsleiter (Haus in der Kaufinger Straße)
  4. 2xTonys Zimmer (Haus in der Mengstraße)
  5. 2xMünchen
  6. 2xLandschaftszimmer
  7. 1xHaustür (Haus in der Kaufinger Straße)
  8. 1xFrühstückszimmer (Haus in der Mengstraße)
  9. 1xBüchen
  10. 1xHaus in der Mengstraße
  11. 1xHaus in der Kaufinger Straße
  12. 1xEsssaal (Haus in der Mengstraße)
  13. 1xErster Stock (Haus in der Kaufinger Straße)
  14. 1xHinterstes Zimmer des Zwischengeschosses (Haus in der Mengstraße)
  15. 1xWohnzimmer (Haus in der Kaufinger Straße)
  16. 1xLübeck

Zusammenfassung

Es ist ein kalter Tag Ende November 1859. Thomas kommt zu seiner Mutter ins Frühstückszimmer. Sie hält ein Telegramm von Tony in der Hand, welches besagt, dass diese in Berlin sei und so bald wie möglich nach Hause zurückkäme, da „alles (..) zu Ende” sei. Sie rätseln darüber, was das ganze soll und wieso sie in Berlin ist. Thomas hält es für eine weitere ihrer Kindereien.

So schläft die Konsulin in der Nacht unruhig und verbringt auch den Großteil des nächsten Tages, an dem es wieder kalt, neblig und windig ist, mit aufgeregtem Warten. Erst gegen 16 Uhr trifft Tony ein. Die Konsulin will erst zur Tür stürmen, besinnt sich dann aber eines besseren, bleibt – mit leicht abwehrendem Gesichtsausdruck – sitzen und lässt Tony zu ihr kommen. Diese stürzt geradezu herein, fällt vor ihr auf die Knie und vergräbt ihr Gesicht im Kleid der Konsulin. Sie wirkt blass und hat rote Augen. Tony beantwortet nicht die Frage, was denn passiert sei und schluchzt stattdessen nur vor sich hin. Etwas skurril wird die Szene dadurch, dass Erika das alles mit ansieht, bis die Konsulin diese schließlich freundlich auf ihr Zimmer schickt.

Tony schluchzt weiter vor sich hin. Sie bezeichnet Herrn Permaneder als „verworfener Mensch” und wirft ansonsten nur den Namen der Köchin (Babette) in den Raum. Die Konsulin kann sich den Rest bereits denken.

Dezent kritisiert sie Tonys Verhalten. Dieses erwecke den Eindruck, als wolle sie gar nicht mehr zu Herrn Permaneder zurückkehren. Es sollte zunächst einmal besprochen werden, wie der „Schaden” wieder korrigiert werden könne. Doch Tony betont energisch, dass sie niemals wieder zurückkehren werde.

Tony erzählt schließlich, was passiert ist: Die Geschehnisse ereigneten sich in der Nacht vom 24. auf den 25.11.1859. Sie war schon am schlafen, wurde dann aber von hustendem Gekicher, gepressten Worten der Abwehr und sonderbar knurrenden und ächzenden Lauten aufgeweckt. Sie begriff sofort, was das heißt. Für eine Minute lag sie noch, starr vor Schreck, im Bett. Dann schließlich sprang sie auf ging und zur Treppe, von wo die Laute kamen. Dort sah sie, wie Herr Permaneder Babette umschlungen hielt und küsste, obgleich diese sich heftig dagegen wehrte. Bei Tonys Erscheinen ließ er Babette los, welche sofort verschwand. Erschrocken stammelte er vor sich hin. Sie lief ins Schlafzimmer zurück, wo sie immer wieder das Wort „Schande” ins Kissen schluchzte. Herr Permaneder versuchte, sie aufzumuntern und entschuldigte sein Verhalten mit dem Namenstag seines Freundes, der mit viel Alkohol gefeiert worden sei. Die erhoffte Wirkung hatte das aber nicht. Stattdessen explodierte Tony und schrie ihm all ihren Hass und Ekel ins Gesicht. Dieser reagierte ebenso wütend. Schließlich packte sie ihre Kleider zusammen, um im Wohnzimmer zu schlafen. Herr Permaneder allerdings, noch immer stinksauer, brüllte ihr nur noch „Geh zum Deifi, Saulud'r dreckats!” hinterher.

Diese letzten Worte schafft Tony nach wie vor nicht, direkt auszusprechen (den genauen Wortlaut erfährt man erst später). Die Konsulin gibt sich verständnisvoll und meint, dass Herr Permaneder „während eines Augenblickes der Schwäche” vergessen habe, was er Tony schulde. Diese ist entsetzt über die Formulierung. Es handle sich nicht um einen „Augenblick”, sondern Herr Permaneder habe nie verstanden, was seine Verpflichtungen seien. Er habe sich mit der Mitgift zur Ruhe gesetzt, keinerlei Ehrgeiz gezeigt und nur gesoffen.

11. Kapitel 10

Erwähnte Personen

  1. 40xThomas
  2. 20xTony
  3. 16xHerr Permaneder
  4. 3xKlothilda
  5. 3xFamilie Buddenbrook
  6. 3xKonsul
  7. 2xAndreas Gieseke
  8. 2xKonsulin
  9. 2xGrünlich
  10. 2xChristian
  11. 2xBabette
  12. 2xErika
  13. 2xJulchen
  14. 2xPfiffi
  15. 1xEva Ewers
  16. 1xHerr Niederpaur
  17. 1xFamilie Ewers
  18. 1xTräger Nielsen
  19. 1xPastor Trieschke
  20. 1xTonys zweites Kind
  21. 1xFrau Krauseminz
  22. 1xMorten

Erwähnte Orte

  1. 6xMünchen
  2. 3xHimmelsleiter (Haus in der Kaufinger Straße)
  3. 3xLübeck
  4. 2xTonys Zimmer (Haus in der Mengstraße)
  5. 2xHaus in der Mengstraße
  6. 2xBayern
  7. 1xHofbräuhaus (München)
  8. 1xHolstenstraße
  9. 1xTürkei
  10. 1xSchlafzimmer (Haus in der Kaufinger Straße)
  11. 1xHaus in der Kaufinger Straße
  12. 1xLandschaftszimmer
  13. 1xBahnhof (Lübeck)
  14. 1xKaufinger Straße
  15. 1xZweite Etage (Haus in der Mengstraße)
  16. 1xWohnzimmer (Haus in der Kaufinger Straße)

Zusammenfassung

Tony nimmt hastig das Mittagessen ein und verschwindet dann wieder auf ihr Zimmer. Um 18 Uhr trifft Thomas ein. Er erkundigt sich kurz bei der Konsulin über die Lage und geht dann in Tonys Zimmer. Vor dem Eintreten setzt er noch ein fröhliches Gesicht auf, um Freude zu versprühen. Sie grüßen einander freundlich und tauschen kurz Komplimente aus. Tony fragt nach dem Stand der Geschäfte. Laut Thomas schlägt man sich irgendwie durch.

Sie kommen auf das eigentliche Thema zu sprechen. Thomas beklagt, dass seine Schwester die ganze Sache zu schwer nehme. Sie spiele geradezu eine Tragödie. Ihr Kommen sei eine Dummheit, wenngleich er sicherlich Herrn Permaneder schreiben werde, dass sein Verhalten „mangelhaft” gewesen sei. Tony jedoch hält jede weitere Kommunikation mit ihrem Mann für taktlos. Laut Thomas seien mildernde Umstände Herrn Permaneder zuzusprechen. Schließlich habe ein Freund Namenstag gehabt, da könne solch ein kleiner Übergriff ja schon mal passieren. Tony hat den Eindruck, dass ihr Bruder nun alle seine Grundsätze ignoriere und reagiert entsprechend verständnislos. Er meint, dass sie die Sache nicht mit genügend Komik nehme. Herr Permaneder habe sich nur etwas lächerlich gemacht. Das sollte sie und ihren Mann eher näher zusammenbringen. Abzureisen wäre zwar verständlich, aber doch eine etwas harte Strafe gewesen. Immerhin habe dieser nur ein harmloses Vergehen begangen. In 14 Tagen sollte sie doch am besten wieder zurückkehren. Tony antwortet nur trocken, dass sie niemals wieder nach München gehen werde. Thomas bittet sie, keinen Skandal zu erzeugen. Ängstlich und wütend springt sie auf. Herr Permaneder habe ihr geradezu ins Gesicht gespieen. Sie möge zwar alt und hässlich sein, trotzdem habe er eine Verantwortung ihr gegenüber. Die Angst vor dem Skandal dürfe nicht zur Feigheit werden.

Sie will sich von ihrem Mann scheiden lassen. Ihr Bruder hält das für Unsinn, da Herr Permaneder nie zustimmen würde. Tonys Meinung nach werde Rechtsanwalt Andreas Gieseke schon irgendeinen Grund finden – und wenn nicht, dann sei halt die Mitgift verloren.

Thomas beklagt, dass sich Tony wie ein Kind verhalte. Sie solle sich nur einmal wie eine Erwachsene benehmen und nicht aus einer Mücken einen Elefanten machen. Niemand habe gesehen was passiert ist. Die Würde der Familie sei noch gar nicht beschädigt, sondern werde es erst durch Tonys kindisches Verhalten. Tony widerspricht: Nicht nur Skandale, die ans Licht kommen, seien schlimm. Vielmehr seien die versteckten Skandale, die im Stillen an einem zehren, die wahren Übel. Die Buddenbrooks sollten nicht lügen, nur um Demütigungen zu vermeiden. Sie sei sich der Konsequenzen bewusst. Eine Ehe in der sie sich permanent selbst verleugnen müsse, halte sie aber nicht mehr aus.

Thomas glaubt herauszuhören, dass es Tony gar nicht nur um Herrn Permaneders einen Fehltritt gehe, sondern ihr die ganze Stadt zuwider sei. Damit hat er genau ins Schwarze getroffen und Tonys ganze aufgestaute Wut entlädt sich.

Sie stimmt ihm zu, dass es nicht nur an dieser einen Sache gelegen habe. Sie habe eine Menge unehrlicher Männer kennengelernt. Nur die Geschichte mit Babette alleine hätte sie nicht zur Flucht bewogen. Doch sei das Fass schon längst kurz vorm Überlaufen gewesen. Sie hätte in München nur entsetzlich gelitten, wenngleich sie ihre Gefühle stets vor anderen verborgen habe. Die Buddenbrooks sollten ihr schönes Lübeck einfach nie verlassen. Wie Morten einst gesagt hat, würden sie sich als Adlige sehen und sollten daher nirgendwo leben, wo sie nicht als solche wahrgenommen werden. Sie sei in München nur eine normale Person gewesen und daher von den anderen als schrecklich hochnäsig betrachtet worden. In einem Land voller würdeloser, unhöflicher Faulenzer könne sie sich niemals akklimatisieren. Sie nimmt Herrn Permaneder sehr übel, sich nach der Heirat zur Ruhe gesetzt zu haben. Genauso habe er nach ihrer Totgeburt nur drei Tage getrauert. Doch all das habe sie über sich ergehen lassen, zum Wohle der Ehe. Immerhin habe sie ja noch an das gute Herz ihres Mannes glauben können. Genau dieser Glaube habe sich aber durch die Sache mit Babette und seiner Beleidigung in Luft aufgelöst. Hier in Lübeck werde sie noch mit Würde behandelt. Nie mehr werde sie nach München gehen, dafür aber morgen zu Rechtsanwalt Gieseke.

Thomas versucht nicht länger, sie zu einer Rückkehr zu bewegen. Tony ist selbst enttäuscht von den Ereignissen. Tränen gleiten über ihre Wangen während sie feststellt, dass nunmehr nicht nur Christian, sondern auch sie selbst für die Familie nutzlos sei. Thomas sei damit auf sich allein gestellt.

12. Kapitel 11

Erwähnte Personen

  1. 11xThomas
  2. 10xTony
  3. 10xHerr Permaneder
  4. 7xAndreas Gieseke
  5. 5xErika
  6. 3xKonsulin
  7. 3xChristian
  8. 2xAline Puvogel
  9. 2xFräulein Weichbrodt
  10. 2xFriederike
  11. 2xIda
  12. 2xPfiffi
  13. 2xHenriette
  14. 1xJustus Kröger
  15. 1xKlothilda
  16. 1xFamilie Hagenström
  17. 1xBabette
  18. 1xGerda
  19. 1xNelly
  20. 1xFamilie Möllendorpf

Erwähnte Orte

  1. 4xHaus in der Mengstraße
  2. 3xHamburg
  3. 2xMünchen
  4. 2xLübeck
  5. 1xErdgeschoss (Haus in der Mengstraße)
  6. 1xZirkus (Hamburg)
  7. 1xKlub
  8. 1xHimmelsleiter (Haus in der Kaufinger Straße)
  9. 1xBreiten Straße
  10. 1xSchlafzimmer (Haus in der Kaufinger Straße)
  11. 1xKontor der Buddenbrooks
  12. 1xHaus in der Kaufinger Straße
  13. 1xThomas' Privatkontor (Haus in der Mengstraße)
  14. 1xHaus in der Breiten Straße
  15. 1xRestaurant (Hamburg)
  16. 1xMittelzimmer am Korridor der ersten Etage (Haus in der Mengstraße)
  17. 1xTheater (Hamburg)

Zusammenfassung

Nach dem Gespräch zwischen Thomas und Tony hatte Ersterer zwar zunächst Ruhe gegeben, aber seine Schwester noch darum gebeten, sich erst einmal nicht in der Stadt zu zeigen. Er hegte die Hoffnung, dass sie sich wieder beruhigt. Tony jedoch macht ihre ursprüngliche Ankündigung wahr und lädt Doktor Gieseke ein, um mit diesem über eine mögliche Scheidung zu sprechen. Er kann ihr allerdings auch nicht mehr sagen, als dass es keine hinreichenden Gründe gibt, um eine Scheidung vor Gericht zu erzwingen.

Tony verlangt nun von Thomas, einen Brief an Herrn Permaneder zu senden, in dem die Scheidung verlangt wird. Ihr Aktionismus kommt für diesen zur Unzeit, denn auch Christian steckt in Schwierigkeiten. Dieser hat hohe Schulden angehäuft, unter anderem aufgrund seiner Beziehung zur extravaganten Aline Puvogel. So reist Thomas nach Hamburg und kommt „in zorniger und trüber Stimmung” zurück. Erst danach schreibt er den gewünschten Brief.

Anders als alle Beteiligten erwarten, stimmt Herr Permaneder der Scheidung zu und beabsichtigt, die Mitgift zurückzuzahlen. Er bedaure das Vorgefallene und die schweren Jahre, die er Tony bereitet habe. Letztlich würden sie wirklich nicht recht zusammenpassen. Doktor Gieseke organisiert die Scheidung. Tony ist geradezu besessen von dem Prozess und redet mit jedem darüber – unabhängig davon, ob sich ihr Gesprächspartner überhaupt dafür interessiert. Das Ende der Ehe trägt sie eigenhändig in die Familienpapiere ein. Erst jetzt verrät sie, dass Herr Permaneder sie ein „Sauluder” genannt hat.

13. Zitate aus Teil 5

SeiteTypTextstelleErläuterung / Notiz
S.305uZitat»Du hast recht«, hatte sie [Gerda] geantwortet und die Spitzen geordnet, durch die ihre Brust wie Marmor hindurchschimmerte. »Auch ich ziehe durchaus die Diners den Bällen vor. Ein Diner wirkt so außerordentlich beruhigend ... Ich hatte heute nachmittag musiziert und fühlte mich ein wenig merkwürdig ... Jetzt ist mein Gehirn so tot, daß hier der Blitz einschlagen könnte, ohne daß ich bleich oder rot würde.«
TODO klingt wichtig... was heißt hier "merkwürdig" und was "tot"?
S.309uNotiz... Aber es hatte trotzdem seine Richtigkeit: Madame Grünlich konservierte sich aufs vorteilhafteste, ...
Das wurde zuvor auch über Antoinette gesagt.
S.310uNotiz... die Stimmung im Hause bedurfte dringend der Aufmunterung, ...
Die Stimmung im Haus wird schlechter, im Kontrast zu Johanns Zeiten, wo sie gut war.
S.312mZitat[Thomas] war kein Mucker und Spielverderber. Er erinnerte sich wohl seiner eigenen Jugendsünden. Er wußte wohl, daß seine Vaterstadt, diese Hafen- und Handelsstadt, in der die geschäftlich hochachtbaren Bürger mit so unvergleichlich ehrenfester Miene das Trottoir mit ihren Spazierstöcken stießen, keineswegs die Heimstätte makelloser Moralität sei. Man entschädigte sich hier für seine auf dem Kontorbock seßhaft verbrachten Tage nicht nur mit schweren Weinen und schweren Gerichten ...
Offenbar zeichnet Lübeck nicht nur seine Heerschar emsiger Kaufleute aus, sondern auch deren Doppelmoral und Heuchelei. In mancherlei Hinsicht sind die Suitiers der Stadt demnach nicht anders als die geachteten Kaufleute, nur handeln sie etwas extremer und weniger diskret.
S.313o-mZitatChristian hatte sich infolge seines Charakters und seiner langen Wanderjahre zu einem Suitier von viel zu naiver und unbekümmerter Art entwickelt und war in Herzenssachen so wenig wie im übrigen geneigt, seinen Empfindungen Zwang anzutun, Diskretion zu üben, die Würde zu wahren.
Der Unterschied zwischen Christian (Suitier, nicht erfolgreich) und Andreas Gieseke (Suitier, erfolgreich und geachtet). Christian folgt nur blind seinen Emotionen und zeigt keine Selbstbeherrschung oder Disziplin.
S.314m-uZitatKam zum Beispiel das Gespräch auf die Geschichte der Buddenbrooks, so konnte Christian in die Stimmung geraten, die ihm allerdings nicht sehr gut zu Gesichte stand, mit Ernst, Liebe und Bewunderung von seiner Vaterstadt und seinen Vorfahren zu reden. Alsbald beendete der Konsul mit einer kalten Bemerkung das Gespräch. Er ertrug das nicht. Er verachtete seinen Bruder so sehr, daß er ihm nicht gestattete, dort zu lieben, wo er selbst liebte. Er hätte es viel lieber gehört, wenn Christian im Dialekte Marcellus Stengels davon gesprochen hätte.
Die Beziehung zwischen Thomas und Christian hat sich erheblich verschlechtert. Thomas verachtet seinen Bruder inzwischen so sehr, dass er eigentlich nichts mehr mit diesem zutun haben will. Selbst da wo sie Gemeinsamkeiten finden könnten, blockt Thomas ab. Nur wenn Christian in die Person von Marcellus Stengel flüchtet, wird sein Verhalten akzeptiert. Das ist hochgradig irritierend, denn eine solche ständige Verstellung ist eigentlich ein sehr schlechtes Zeichen und sollte die anderen Familienmitglieder beunruhigen. Es deutet auch an, dass manche von Christians Verhaltensweisen nur deshalb nicht akzeptiert werden, weil er ein Buddenbrook ist.
S.314u - S.315oZitat[Thomas] hatte ein Buch gelesen (...), das starken Eindruck auf ihn gemacht und das er mit bewegten Worten rühmte. Christian, ein unselbständiger Kopf, der das Buch allein gar nicht ausfindig gemacht haben würde, aber eindrucksfähig und jeder Beeinflussung zugänglich, las es, in dieser Weise vorbereitet und empfänglich gemacht, nun gleichfalls, fand es ganz herrlich, gab seinen Empfindungen möglichst genauen Ausdruck ... und fortan war das Buch für Thomas erledigt. Er sprach mit Gleichgültigkeit und Kälte davon. Er tat, als habe er es kaum gelesen. Er überließ seinem Bruder, es allein zu bewundern ...
Das zweite Signal für die große Distanz zwischen Thomas und Christian. Selbst da wo Christian genau das selbe macht wie Thomas, findet Letzterer Gründe, wieso dieses Verhalten falsch sein muss. Christian ist gewissermaßen für ihn zu einem Schmutzfleck geworden: was er anfasst, wird dreckig. Vermutlich dürfte hier auch etwas Neid mitschwingen, denn Christian ist sicherlich wesentlich besser darin, über Bücher zu schwärmen, als Thomas. Ebenso könnte Wut hinzukommen, denn auf solch eine nachahmende Weise kann sich Christian die angenehmen "Trüffel" aus Thomas' Verhalten herauspicken und all das Unangenehme (die Arbeit) auslassen.
S.317oZitat»Du [Christian] sagst in einer Gesellschaft, die sowohl aus Kaufleuten als aus Gelehrten besteht, daß alle es hören können: Eigentlich und bei Lichte besehen sei doch jeder Geschäftsmann ein Gauner ... du, selbst ein Kaufmann, Angehöriger einer Firma, die aus allen Kräften nach absoluter Integrität, nach makelloser Solidität strebt ...«
Christian ist selbst nicht für den Kaufmannsberuf gemacht, daher fängt er nun an, diesen zu verspotten. Das alleine macht den ehrgeizigen Thomas schon wütend. Schlimmer wird es noch dadurch, dass dieser Spott ein schlechtes Licht auf die Firma Buddenbrooks wirft und ihm dadurch direkt schadet. War Christian früher nur ein Störfaktor, wird er jetzt zu einer Beleidigung und Gefahr. Der Streit der beiden Brüder erreicht dadurch eine ganz neue Stufe.
S.317mNotiz... `Ich meinerseits halte meinen Beruf =sehr= hoch´, hat Hermann Hagenström dir geantwortet ... ...
Hermann Hagenström hat Christians Fehler ausgenutzt, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. Da Christians Bemerkungen vor allem Zweifel an der Buddenbrookschen Integrität aufkommen lassen, kann er mit dem "Ich meinerseits" einen Kontrast aufbauen. Letztlich sagt er damit "Die Buddenbrooks mögen ja Gauner sein, aber im Gegensatz zu diesen bin _ich_ ehrlich". Christian versteht sichtlich nicht diese Bedeutung und sieht nur, dass Hermann die Stimmung kaputt gemacht hat.
S.318mNotiz... Man muß sozusagen sein Gewissen in Ordnung halten ... ...
Christians Aussage ist hier sehr ähnlich zu Thomas' späterer Begründung dafür, ständig seine Kleider zu wechseln.
S.318m-uZitatGrabow hat mir [Christian] eine Salbe für die Halsmuskeln verordnet ... gut! Gebrauche ich sie nicht, unterlasse ich es, sie zu gebrauchen, so komme ich mir ganz verloren und hilflos vor, bin unruhig und unsicher und ängstlich und in Unordnung und kann nicht schlucken. Habe ich sie aber gebraucht, so fühle ich, daß ich meine Pflicht getan habe und in Ordnung bin; dann habe ich ein gutes Gewissen, bin still und zufrieden, und das Schlucken geht herrlich. Die Salbe tut es, glaube ich, nicht, weißt du ... aber die Sache ist, daß so eine Vorstellung, versteh mich recht, nur durch eine andere Vorstellung, eine Gegenvorstellung aufgehoben werden kann ...
Christian erkennt offenbar selbst, dass seine Krankheiten nicht echt, sondern psychologischer Natur (bzw. eingebildet) sind.
S.320mZitat[Thomas:] "Das gibst du [Christian] kleinlaut zu, und dennoch läßt du alles beim alten! Bist du denn ein Hund, Christian?! Man hat doch seinen Stolz, Herrgott im Himmel! Man führt doch nicht ein Leben fort, das man selbst nicht einmal zu verteidigen wagt!"
Thomas spricht hier von Christians Eigenart, sich von den vielen Vergnügungen geradezu aufzehren zu lassen. Christian beobachtet dies selbst, kann aber nichts daran ändern. Thomas wird später unter ganz ähnlichen Problemen leiden und vor lauter Zwangshandlungen kaum mehr zum Arbeiten kommen. Auch er wird dies frustriert an sich selbst beobachten und auch er wird nichts daran ändern können. Im Gegensatz zu Christian wird er aber immer darauf bedacht sein, bei anderen den Eindruck zu erwecken, dass alles mit ihm in Ordnung sei. (Was die Leute allerdings recht schnell durchschauen.)
S.320uZitat[Thomas:] Aber du [Christian] kompromittierst uns, uns alle, wo du gehst und stehst! Du bist ein Auswuchs, eine ungesunde Stelle am Körper unserer Familie! Du bist vom Übel hier in dieser Stadt, und wenn dies Haus mein eigen wäre, so würde ich dich hinausweisen, da hinaus, zur Türe hinaus!« schrie er (...) Er hielt nicht mehr an sich. Eine lange aufgespeicherte Menge von Wut entlud sich ...
Der Streit zwischen den Brüdern eskaliert und erreicht seinen Höhepunkt.
S.333u - S.334oNotiz... er wird es dir wohl nicht verboten haben, aber trotzdem weiß ich nicht, ob es passend ist, daß du es mir hinterbringst. Das aber weiß ich, und das möchte ich denn doch aussprechen, daß es in diesem Leben nicht darauf ankommt, wie etwas ausgesprochen und ausgedrückt wird, sondern wie es im Herzen gemeint und empfunden ist, und wenn du dich über Herrn Permaneders Ausdrucksweise mokierst ... wenn du ihn etwa lächerlich findest ...« »Wen?! Aber Tony, ich denke gar nicht daran! Worüber ereiferst du dich ...« ...
Tony ist enttäuscht von Herrn Permaneders derber Ausdrucksweise, da sie selbst (und auch ihre Familie) sonst immer sehr auf Sprache und Wortwahl geachtet hat. In München war sein Verhalten normal und fiel daher nicht negativ auf. In Lübeck jedoch ist es ungewöhnlich und unangebracht. Es wird bei ihm nur akzeptiert, weil er aus Süddeutschland kommt. Sie findet Herrn Permaneder aber eigentlich interessant und steckt daher nun in einem Konflikt. Diesen versucht sie zu lösen, indem sie ihre bisherige Meinung (bezüglich der Bedeutung der Sprache) auf Thomas projiziert und bei diesem dann kritisiert. (Sie spricht also mehr mit sich selbst als mit Thomas.)
S.340oZitat(...) und dann Travemünde, Schwarzkopfs ...«, sagte sie langsam, und ihre Augen ruhten eine Weile träumerisch auf der gestopften Stelle von Erikas Strumpf ...
Die Strümpfe, die Ida ständig stopft, sind wohl eher metaphorisch zu verstehen. Demnach entsprechen die Löcher unerfüllten Wünschen oder schlechten Erfahrungen. Ida hilft nun dabei, diese Probleme wieder notdürftig zu beheben. (Bei Hanno wird sie später noch mehr stopfen müssen.)
S.341oZitat[Tony:] (...) diese Verlobung mit Alois [Permaneder] (...) ist gar nichts Festliches und Freudiges, und um mein Glück handelt es sich eigentlich gar nicht dabei, sondern, indem ich diese zweite Ehe eingehe, mache ich nur in aller Ruhe und Selbstverständlichkeit meine erste Ehe wieder gut, denn das ist meine Pflicht unserem Namen gegenüber. So denkt Mutter, und so denkt Tom ...
Auch Tonys zweite Ehe basiert nicht auf Liebe, sondern soll den Status verbessern bzw. wiederherstellen. Das sind keine erfreulichen Vorzeichen und deutet nicht auf eine sonderlich stabile, zukünftige Beziehung hin. Tony handelt so aufgrund ihres Familiensinns. Sie ist daran gewöhnt, dass die Familie bzw. die Familiengeschichte wichtiger ist als sie selbst.
S.341o-mZitatMutter ... das mag sein, die würde nicht geradezu darauf dringen, denn über fragwürdige Dinge geht sie hinweg und sagt _Assez_.
Tony beschreibt hier eine wichtige Eigenschaft der Konsulin: Über fragwürdige Verhaltensweisen und Probleme "geht sie hinweg". Sie neigt dazu, diese Dinge totzuschweigen.
S.341mZitat[Tony:] Aber Tom, der will es [dass ich Herrn Permaneder heirate]. (...) Er denkt: `Jeder! Jeder, der nicht absolut unwürdig ist. Denn es handelt sich diesmal nicht um eine glänzende Partie, sondern nur darum, daß die Scharte von damals durch eine zweite Ehe so ungefähr wieder ausgewetzt wird.´ So denkt er. Und sobald Permaneder angekommen war, hat Tom in aller Stille geschäftliche Erkundigungen über ihn eingezogen, da sei überzeugt, und als die ziemlich günstig und sicher lauteten, da war es beschlossene Sache bei ihm ... Tom ist ein Politiker und weiß, was er will.
Thomas ist ehrgeizig und will die Familie zu Ruhm und Reichtum führen. Die Interessen der einzelnen Familienmitglieder sind sekundär. Das Verhalten erinnert etwas an den Konsul: Auch dieser hatte über Grünlich geschäftliche Erkundigungen eingezogen und die Heirat in erster Linie aus finanziellen Interessen gewünscht. Tonys Gefühle waren dabei unwichtig.
S.341m-uZitat[Thomas hat Christian vor die Tür gesetzt, weil] er die Firma und die Familie kompromittierte, und das tue ich in seinen Augen auch, Ida, nicht mit Taten und Worten, sondern mit meiner bloßen Existenz als geschiedene Frau.
Tony steht unter Druck, die Verlobung zu akzeptieren, auch wenn sie diese eigentlich nicht wirklich will. Es wäre im Interesse der Familie, was wichtiger ist als ihre eigenen Gefühle.
S.352oNotiz... So hatte er goldfarbene Favoris; völlig originell; ich habe nie wieder dergleichen gesehen ...« ...
Tony klingt hier positiv, tatsächlich hat sie über Grünlichs goldgelbe Koteletten immer eher gespottet.
S.352uNotiz... Glauben Sie zum Beispiel, daß ich ganz kurze Zeit vor meiner Verlobung auch nur gewußt hätte, daß vier Jahre früher die Bundesgesetze über die Universitäten und die Presse erneuert worden seien? Schöne Gesetze übrigens!... ...
Die Gesetze, die sie hier meint, haben die Freiheit der Universitäten und Presse beschränkt, waren also Zensurgesetze. Von diesen hat Morten ihr erzählt und seine Formulierungen dazu waren fast wortwörtlich identisch mit Tonys an dieser Stelle. Auch das "Schöne Gesetze" hat er verwendet. Bei ihm war es zynisch gemeint. Es wirkt allerdings so, als hätte Tony diesen Zynismus nicht verstanden und übernehme jetzt Mortens vermeintlich positive Meinung. Möglich ist aber auch, dass sie bewusst einen falschen Eindruck bezüglich ihrer Meinung aufkommen lässt, da vielleicht eine Ablehnung dieser Gesetze nicht gut ankommen würde.
S.353oNotiz... »Pfui, Herr Permaneder! Nein, damit müssen Sie aufhören. Wir sollen vergeben und vergessen, und die Rache ist mein, spricht der Herr ... ...
Das klingt sehr nach etwas was der Konsul ihr vermutlich gesagt hat.
S.353m-uNotiz... Neben ihnen war ein Zaun, und daran lief ein langes, schmales Beet entlang, auf dem ein paar Reseden wuchsen ...
Als Grünlich zum ersten Mal die Buddenbrooks in ihrem Garten besucht hat, lag auch ein Duft von Reseden in der Luft. (Reseden werden nur zwei mal im ganzen Buch erwähnt.)
S.354uNotiz... Man beeilte sich, den Wagen zu gewinnen, denn der Himmel hatte sich bedeckt und Tropfen fielen. ...
Da deutet das Wetter wohl mal wieder ein aufkommendes Unheil an.
S.362u - S.363oNotiz... Er hütete sich, das gesellige Leben zu vernachlässigen. Zwar ließ in dieser Beziehung seine Pünktlichkeit zu wünschen übrig, und beständig erst in der letzten Sekunde, wenn seine Gattin, in großer Toilette, und der Wagen unten schon eine halbe Stunde gewartet hatten, erschien er mit einem »Pardon, Gerda; Geschäfte ...« ...
Erinnert an den Konsul, der zu gesellschaftlichen Verabredungen auch immer erst "auf dem letzten Drücker" kam.
S.366m-uZitatarme Tony! ihre schlimmsten Befürchtungen waren weitaus übertroffen worden. Sie hatte zuvor gewußt, daß Herr Permaneder nichts von der »Regsamkeit« besaß, von der ihr erster Gatte zu viel an den Tag gelegt hatte; daß er aber so gänzlich die Erwartungen zuschanden machen werde, die sie noch am Vorabend ihrer Verlobung gegen Mamsell Jungmann ausgesprochen hatte, daß er so völlig die Verpflichtungen verkennen werde, die er übernahm, indem er eine Buddenbrook ehelichte, das hatte sie nicht geahnt ...
Hier prallen Tonys Erwartungen und Herr Permaneders Wünsche aufeinander. Tony hat immer von der ominösen "guten Partie" geträumt: dem Mann, der gut aussieht, nett zu ihr ist und der als erfolgreicher Kaufmann sein Geld verdient. Herr Permaneder konnte zwar kein gutes Aussehen vorweisen, war aber dafür immerhin nett und geschäftlich zumindest einigermaßen gut unterwegs. Nun zieht er sich aus dem Kaufmanndsdasein zurück, wodurch nicht mehr als seine Freundlichkeit zurückbleibt. Das ist umso dramatischer, da Tony immer die Frage im Kopf hat: "Wie wird mein Leben einmal in den Familienpapieren aussehen?" Um in diesen gut dazustehen ist es notwendig, geschäftlich erfolgreich zu sein. Herr Permaneder kann das nun nicht mehr werden. (Die Hagenströms wird Tony auf diese Weise auch nicht schlagen können.)
S.367oZitatDie Hoffnung fehlte [Tony]. Niemals würde sie einen Erfolg, einen Aufschwung nach Hause berichten können. So wie es jetzt war, sorglos aber beschränkt und so herzlich wenig »vornehm«, so sollte es unabänderlich bleiben bis an ihr Lebensende. Das lastete auf ihr.
Als Frau mag Tony - aus gesellschaftlichen Gründen - selbst nicht viel erreichen können. Das ändert aber nichts daran, dass sie trotzdem ehrgeizig ist. Den Erfolg muss dann halt der Mann bringen. Entsprechend frustrierend ist es für sie, dass Herr Permaneder diesen Weg verbaut hat. So wird sie nie Ruhm erlangen oder ihrer Familie (und deren Nachkommen) einbringen. Das ehemalige Leben in Luxus wird ihr auch fortan immer verwehrt bleiben, da Herr Permaneder nicht mehr finanziell aufsteigen kann.
S.369m-uZitat»Ach, Mutter«, schrieb sie, »was kommt auch alles auf mich herab! Erst Grünlich und der Bankerott und dann Permaneder als Privatier und dann das tote Kind. Womit habe ich soviel Unglück verdient!« Der Konsul, zu Hause, wenn er solche Äußerungen las, konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, denn trotz alles Schmerzes, der in den Zeilen steckte, verspürte er einen Unterton von beinahe drolligem Stolz, und er wußte, daß Tony Buddenbrook als Madame Grünlich sowohl wie als Madame Permaneder immer ein Kind blieb, daß sie alle ihre sehr erwachsenen Erlebnisse fast ungläubig, dann aber mit kindlichem Ernst, kindlicher Wichtigkeit und -- vor allem -- kindlicher Widerstandsfähigkeit erlebte.
Tony bleibt ihr Leben lang ein Kind. Daraus ergibt sich ihre Fähigkeit, Schicksalsschläge schnell zu verarbeiten. Sie ist ein "Stehaufmännchen". Doch diese positive Eigenschaft ist letztlich nur das Ergebnis diverser schlechter.
S.377m-uNotiz... Plötzlich aber tat sie einen Schritt vorwärts und sagte mit unvermittelt ruhiger und sanft interessierter Stimme: »Wie allerliebst. Woher ist das, Mama?« Sie wies mit dem Kinn auf einen kleinen Behälter, einen rohrgeflochtenen Korb, einen zierlichen kleinen Ständer, mit Atlasschleifen geschmückt, in dem die Konsulin seit einiger Zeit ihre Handarbeit zu bewahren pflegte. »Ich habe ihn mir zugelegt«, antwortete die alte Dame; »ich hatte ihn nötig.« »Vornehm!« ... sagte Tony, indem sie das Gestell mit seitwärts geneigtem Kopfe betrachtete. ...
Wirkt wie Regression ("zeitweiliger Rückzug auf eine frühere Entwicklungsstufe in der Persönlichkeitsentwicklung mit einfacheren, primitiveren Reaktionen und in der Regel auch tieferem Anspruchsniveau", siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Regression_(Psychoanalyse)
S.387mNotiz... an einige Worte gedacht, die mir vor längerer Zeit einmal jemand gesagt hat, ein gescheuter Mensch. `Sie haben Sympathie für die Adligen ...´ sagte er, `soll ich Ihnen sagen, warum? Weil Sie selbst eine Adlige sind! Ihr Vater ist ein großer Herr und Sie sind eine Prinzeß. Ein Abgrund trennt Sie von uns anderen, die wir nicht zu Ihrem Kreise von herrschenden Familien gehören ...´ ...
Morten Schwarzkopf hat ihr das gesagt.

14. Glossar zu Teil 5

SeiteTextstelleErläuterung / Übersetzung
S.305o... die mit Whist und ein ...
Englisches Kartenspiel, siehe Whist
S.306u... in vollem Ornat und Wappen. ...
Festliche Kleidung von Herrschern, vgl. Ornat
S.308o... manchmal ziemlich _équivoque_ fand. Sogar ...
Zweideuting, mehrdeutig, siehe http://translate.google.de/#fr/de/%C3%A9quivoque
S.310o... und flachen Epaulettes von Spitzen ...
Schulterstücke, vgl. Epaulette
S.310m... und den Hofequipagen, die ihr ...
Equipage ist die Kutsche als ganzes, inkl. Pferde und Kutscher; siehe Equipage
S.312m... war kein Mucker und Spielverderber. ...
Anhänger des Pietismus, grob: jemand, der sich für mehr Frömmigkeit einsetzt; siehe Pietismus
S.313m... der vom »Tivoli« auf offener, ...
Offenbar heißt das Sommertheater "Tivoli"? Der Name kommt von der Stadt Tivoli nahe Rom, welche ein Synonym für Vergnügen ist und von Künstlern geschätzt wird; siehe Tivoli (Latium)
S.315u... ein kleines Jeu gemacht hatte. ...
Aufführung, siehe jeu
S.319u... Ach, ins _Café chantant_ gehörst du ...
grob: Café in dem französische Schlager aufgeführt wurden, vgl. Chanson
S.322u... einen großen Kotillonorden aus Goldpapier ...
Kotillonartikel sind Gegenstände, die üblicherweise bei Feiern verwendet werden (zum Beispiel Luftschlangen), siehe Kotillonartikel
S.322u... an Christians Paletot. Dieser Orden ...
Mantel, siehe Paletot#Paletot
S.324m... aus braunem Loden, eine helle ...
Eher billiger, widerstandsfähiger Stoff; siehe Loden
S.324m... einem wahren Bukett, einer ganzen ...
hier am ehesten: bunte Zusammenstellung, siehe Bukett
S.329o... braun schäumenden Porter ein, den ...
Biersorte, siehe Porter (Bier)
S.329m... mit der feisten, weißen Hand ...
dünn, schlank; siehe feist
S.329m... sie ihm Brätlinge, worin er ...
Pilzart, siehe Brätling
S.331m... unter lauter Papisten ausgesetzt sein ...
Abwertend für Katholiken, siehe Papist
S.343u... Erhitzung, das Derangement. »Mein lieber ...
Von engl. derangement: Unordnung, Durcheinander
S.343u... wahr, ihr dispensiert mich ...« ...
Ihr entbindet mich von meinen Pflichten, siehe dispensieren
S.345u... um am Chausseerande Mohn- und ...
Rand der Landstraße, siehe Chaussee
S.347o... und ein Seidel Bier, wenn ...
Trinkgefäß, siehe Seidel
S.348o... ihrer langgestielten Lorgnette, und nach ...
Lesehilfe, die mit Hilfe eines Griffs vor die Augen gehalten wird, siehe Lorgnette
S.349u... kleinen, steinernen Bassin gleich unterhalb ...
Künstlich angelegtes Wasserbecken, siehe Bassin
S.350o... Anfall von Galanterie hatte, indem ...
Zuvorkommendes Verhalten eines Mannes gegenüber einer Frau, siehe Galant
S.351o... und von Lola Montez, für welche ...
Geliebte des König Ludwigs I. von Bayern, die für reichlich Skandale und Tumulte gesorgt hat, siehe Lola Montez
S.353u... ein paar Reseden wuchsen und ...
Pflanzengattung, siehe Resede
S.359u... hat, die Hamburger Diligencen mit der ...
Diligence ist ein Begriff für Postkutschen, hier dürfte demnach wohl die Hamburger Post gemeint sein; vgl. Diligence
S.360o... und der Thurn- und Taxischen Post zurückgeblieben. Nun, ...
Thurn- und Taxis ist ein Adelsgeschlecht, das vor allem mit Postdiensten reich geworden ist; siehe Thurn und Taxis
S.361o... bei dem _ceterum censeo_ meines seligen ...
Hier gemeint: Meine ewige Rede / das, was ich ständig wiederhole; vgl. Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
S.362m... den gotischen Arkaden am Marktplatz, ...
Von Pfeilern und Säulen getragene Bögen, siehe Arkade
S.362u... auf dem Diwan mit einer ...
Bettsofa ohne Lehne, siehe Diwan
S.363o... als liebenswürdigen Causeur zu zeigen ...
Unterhaltsamer Gesprächspartner, siehe Causeur
S.364o... der einer degoutierten Ablehnung äußerst ...
angeekelt, siehe degoutieren
S.364m... würde, verordnete Pyrmont und Schlangenbad ...
Hiermit dürfte wohl die Kurstadt Bad Pyrmont in Niedersachsen gemeint sein, siehe Bad Pyrmont
S.364m... Pyrmont und Schlangenbad ... ...
Ein Heilbad in Hessen, siehe Schlangenbad
S.365o... recht angenehmes Exterieur und schon ...
Die äußere Erscheinung, siehe Exterieur
S.366m... und friedliches Kuponschneiden. Der ...
Abwertender Begriff dafür, sein Einkommen aus Dividenden zu bekommen (also ohne tatsächlich zu arbeiten), siehe Couponschneider
S.367m... anderen einen Radi am Schwanze, ...
Rettich, siehe Radi
S.368m... mit Blumen, Konfekt und Schokolade ...
Feine Zucker- und Backwaren, siehe Konfekt
S.370o... versprach, und wallendem Nebel, den ...
sich heftig bewegend, siehe wallen
S.378u... waren, das Plumeau hinter dem ...
Kurze Decke für den Oberkörper, siehe Plumeau
S.379u... `alles´ begraben! `Ich senkt' auch meine Liebe und meinen Schmerz hinein´, wie? Nein, ...
Die letzten zwei Verse aus Robert Schumanns "Dichterliebe", siehe Dichterliebe
S.390o... Papiers in Folioformat, das von ...
Papier in der Größe 21cm x 33cm, siehe Folio
S.391o... Erstattung meiner _dos_. Weigert er ...
Mitgift, siehe dos
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