Teil 5 (Thema: Buddenbrooks)

Justus Kröger erscheint bei Familie Buddenbrook in der Mengstraße^S.249o. Heute soll das Testament des Konsuls geöffnet werden, dessen Tod gerade zwei Wochen zurückliegt^S.250o. Tonys Stimmung ist getrübt^{S.249u - S.250o}. Sie leidet unter dem Tod ihres Vaters, dem sie sehr nahe gestanden hat^S.250m-u. Einzig der Gedanke an die gemeinsame Testamentseröffnung gibt ihr ein Gefühl von Würde und Wichtigkeit^S.250m-u. Schlechter noch sieht es bei der Konsulin aus, deren Haar zwar perfekt gestaltet ist^{S.250u - S.251o}, an der aber der Schmerz nagt und die von den Trauer- und Begräbnisformalitäten erschöpft ist^S.250u.

Sie warten noch auf Thomas und Herrn Marcus (den Prokuristen der Buddenbrooks)^S.251o. Derweil bittet die Konsulin Justus darum, die Vormundschaft für Clara zu übernehmen^S.251o-m. Während des Gesprächs verwendet die Konsulin ähnlich religiöse Redewendungen wie zuvor nur der Konsul^S.251m. Justus stimmt zu^S.251m-u. Clara, die seit dem Tod des Konsuls gottesfürchtig wirkt und ständig nur noch am Beten ist, stellt sich kurz vor^S.251u.

Sie kommen auf Jürgen Kröger zu sprechen und man erfährt, dass dieser mangels Erfolg sein Jurastudium beendet hat^S.252o. Nun arbeitet er bei der Post in Wismar (Ostsee)^S.252o. Danach plaudern sie über Christian. Die Konsulin hat ihm vom Tod seines Vaters geschrieben, angekommen ist der Brief aber längst noch nicht^S.252o-m. Dieser ist nun schon fast acht Jahre weg (erst in England, dann in Chile)^S.252m.

Thomas kommt nun mit dem Prokuristen Herrn Marcus hinzu^S.252u. Letzterer ist ein leiser, zögerlicher, zuweilen stotternder Mensch, der zwar stets aufmerksam bei der Sache ist, gleichzeitig aber auch abwesend und verwirrt wirkt^{S.252u - S.253o}.

Thomas ist nun der offizielle Chef des Handelshauses Buddenbrook^S.253o. Er erscheint würdevoll und hat fein säuberlich gepflegte Fingernägel^{S.253o, S.253m}. Gleichzeitig ist seine Haut aber stellenweise kreidebleich verfärbt^S.253o-m. Er macht einen verkrampften Eindruck und seine Hände strahlen Empfindsamkeit und Ängstlichkeit aus^S.253m. Seine erste Tat nach der Ankunft ist es, für mehr Wärme im Esssaal zu sorgen^S.253m. An Justus gewendet sagt er, dass er nach dem Tod seines Vaters nun das Konsulat der Niederlande hätte übernehmen können^{S.253u - S.254o}. Mangels Erfahrung hat er dies aber vorerst lieber Gotthold überlassen hat^{S.253u - S.254o}.

Auf Wunsch des Konsuls ist Herr Marcus nun Teilhaber der Firma^S.254o-m. Marcus bedankt sich dafür freundlich^S.254m, genauso wie Thomas, der erleichtert ist, dass ihm jemand einen Teil der Arbeit abnimmt^S.254m-u. Die Testamentseröffnung beginnt^S.254u. Thomas erläutert zunächst den Stand der Finanzen der Firma^{S.254u - S.255o}, über welchen der Konsul zeitlebens größtenteils Stillschweigen bewahrt hat^S.255m. Die Buddenbrooks haben durch Grünlich und die Gebrüder Westfahl viel Geld verloren, jedoch von den Krögers auch eine große Summe geerbt^S.255o-m. Unterm Strich besitzen sie nun knapp 750.000 Kurantmark^S.255m. Tony guckt etwas nervös zu Thomas, da sie nicht einschätzen kann, ob das nun viel oder wenig Geld ist^S.255m-u. Obwohl es mehr ist, als alle geglaubt haben, ist dieser dennoch enttäuscht^S.255o. Schon der alte Johann habe zwischenzeitlich 900.000 Kurantmark erreicht^S.255u. Sie hätten längst die Million überschritten haben müssen, erst recht aufgrund des krögerschen Erbes^S.255u. Immer wieder sei jedoch der Firma – durch Mitgiften und ähnlichem – Geld entzogen worden^{S.255u - S.256o}. Für einen kurzen Augenblick verspürt Thomas eine Gier nach Sieg und Macht^S.256o. Er will der ganzen Welt, vor allem der Börse, zeigen, was er kann^S.256o-m.

Anschließend diskutieren sie über die größeren und kleineren Positionen des Erbes^S.256m-u. Thomas erhält 50.000 Kurantmark Privatvermögen und ebenfalls 50.000 werden für Christian zurückgestellt, sofern sich dieser selbständig machen will^S.256u. Für Claras spätere Heirat wird eine Mitgift von 80.000 Kurantmark festgelegt^{S.256u - S.257o}. Da Herr Marcus nun Gesellschafter der Firma ist, kommen 120.000 Mark neues Kapital hinzu^S.256u. Für eine etwaige zweite Heirat Tonys werden etwa 50.000 Kurantmark veranschlagt^S.257o-m. Diese nutzt die Gelegenheit, um wiedermal über Grünlich zu klagen^S.257m. Sie betont, heute nicht mehr so einfältig zu sein und gelernt zu haben, dass im Leben „nicht alles immer mit ehrlichen und gerechten Dingen” zugehe^S.257u.

Anfang Februar 1856 kehrt Christian nach Hamburg zurück^S.258o. Das Ergebnis seines mehrjährigen Aufenthalts in Chile ist kläglich: Er bringt nicht mehr mit, als einen gelben Anzug, den Schnabel eines Schwertfisches und ein großes Zuckerrohr^S.258o. Er wirkt zerstreut und verlegen^S.258o. Am Tag nach seiner Ankunft besucht die Familie das Grab des Konsuls^S.258o-m. In einer theatralischen Geste kniet sich Tony vor dem Grab nieder, breitet ihr schwarzes Kleid auf dem Schnee aus und beginnt zu beten, obwohl sie alles andere als religiös ist^S.258m-u. Christian macht dieses Verhalten nervös^S.258u. Er fragt sich, wie Tony das machen kann, ohne dabei Angst vor den Meinungen der anderen Anwesenden zu haben^S.258u. Am Ende aber steht sie auf und geht, gelassen und voller Würde^S.258u.

Bereits der Konsul hatte einen Hang zu schwärmerischen und „unbürgerlichen” Gefühlen^S.259o. Er lebte diese über seine starke Religiosität aus^S.259o. Thomas und Christian jedoch sind nicht religiös. Ihnen fehlt der Kontext, um derartige Emotionen – gesellschaftlich akzeptiert – auszuleben. So sind sie die ersten Buddenbrooks, die Angst vor ihren eigenen Gefühlen haben^S.259o. Thomas etwa hat der Tod des Konsuls schwer getroffen^S.259o. Tonys Wehklagen und Tränen in aller Öffentlichkeit empfindet er jedoch als peinlich und gibt sich lieber gefasst^S.259o-m. Das wirkt zwar souverän, die Emotionen belasten ihn dadurch aber permanent^S.259m. Christian wiederum scheint jegliche Gefühle zu fürchten^S.259u. Er kann mit dem Verhalten seiner Schwester schlechter umgehen als Thomas und wendet sich in der Regel ab, wenn diese beginnt zu weinen^S.259m-u. Mitunter wird Christians Verhalten kurios: Er hat zwar noch keine einzige Träne über den Tod seines Vaters vergossen, nimmt sich aber dennoch viel Zeit, um alle Details von Tony und Line (der Bediensteten) über die Geschehnisse jenes Nachmittags zu erfahren, an dem der Konsul gestorben ist^{S.259u - S.260m}. Voller Grauen spielt er gar dessen letzte Momente nach^S.260m.

Während seines langen Aufenthalts in London und Chile hat sich Christians Aussehen merklich verschlechtert^S.260m-u. Er wirkt bleich und dürr^S.260m. Sein Haar ist zurückgegangen und seine Beine sind gekrümmt^S.260m-u. Dafür sind seine Fingernägel gepflegt^S.260u. Seine Kleidung ist im englischen Stil^S.260m-u. Seine Hypochondrie und zwanghaften Gedanken haben weiter zugenommen^{S.261o, S.262u - S.263o}. Manchmal ahmt er stundenlang Marcellus Stengel (einer seiner alten Lehrer) nach^S.261o-m oder parodiert Musiker^S.263o-m. Gerne spricht er übers Theater, welches er so sehr liebt, und darüber, wie er es in London und Chile erlebt hat^S.261m-u. Dabei verliert er sich vor Begeisterung in allen möglichen Details und redet auch dann noch, wenn die anderen Buddenbrooks vermutlich schon längst genug gehört haben^{S.261u - S.262u}. Genauso wie er ohne Unterbrechung reden oder kunstvoll imitieren kann, kann er sich aber auch urplötzlich in Gedanken verlieren und die Welt um sich herum vergessen^{S.262u, S.263u}. Er blickt dann grüblerisch, schweigsam und unruhig^S.263u.

Eines Abends reden Tony und Thomas miteinander^S.264o. Sie finden beide, dass sich Christian manchmal merkwürdig und fremdartig benehme^S.264o. Thomas glaubt, dass Christian das Gleichgewicht fehle und er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sei^{S.264o, S.264m}. Es komme vor, dass dieser allerlei Intimes ausplaudere, wie sonst nur Menschen mit starkem Fieber^S.264o-m. Er selbst habe einst zu dieser ängstlichen, eitlen und neugierigen Selbstbeobachtung geneigt^{S.264u - S.265o}. Sie führe aber zu nichts und beeinträchtige nur das eigene Gleichgewicht^S.265o. Als Kreativer könne man sich dies vielleicht leisten^S.265o, die Buddenbrooks jedoch seien Kaufleute und sollten daher nicht auf sich selbst achten, sondern etwas leisten^S.265o-m. Tony stimmt zu und nutzt die Gelegenheit, um sich einmal mehr über die erfolgreicheren Hagenströms auszulassen^S.265m-u.

Einige Tage lang beobachtet Thomas das Verhalten von Christian^S.265u. Dann schließlich bietet er ihm an, die ehemalige Stelle von Herrn Marcus zu übernehmen, betont aber, dass er sich diszipliniert verhalten müsse^S.266o-m. Christian willigt ein und beginnt mit der Arbeit neun Tage nach seiner Ankunft in Lübeck^S.266u.

Seit dem Tod des Konsuls hat sich die Art, mit der die Firma Buddenbrook Geschäfte macht, verändert^S.266u. Thomas ist risikofreudiger und nimmt für seine Geschäfte auch Kredite auf^S.266u. Zurückgehalten wird er dabei vom konservativen, ordnungsverliebten Herrn Marcus^S.267o-m. Die anderen Geschäftsleute der Stadt sind der Meinung, dass sich die beiden gut ergänzen^{S.266u - S.267o}.

Thomas verkehrt locker und gekonnt mit seinen Angestellten^S.267m-u, während sich Herr Marcus damit schwer tut^S.267u. Auch ganz allgemein findet Thomas, dass ein Geschäftsmann seine Persönlichkeit einsetzen müsse und kein Bürokrat sein dürfe^{S.267u - S.268o}. Ihm macht der Umgang mit anderen Menschen Spaß^{S.267u - S.268o, S.268o-m}. Den ganzen Tag am Schreibtisch verbringen könnte er nicht^S.268m. In diesem Punkt hat er Johann als Vorbild, der viel Geld verdient hat, indem er Kontakte in Süddeutschland knüpfte^S.268m-u.

Christians Beginn der Arbeit im Kontor lässt bereits nichts gutes ahnen: Er macht sich zwar morgens früh auf den Weg, beginnt den Tag dann allerdings erstmal mit Zeitung lesen, rauchen und Kognak trinken^S.269o-m. Danach schreibt er Briefe an die englischen Geschäftspartner, in denen die Wortwahl aber offenbar mehr derb als förmlich ist^S.269m. Beim Abendessen äußert er sich zufrieden über den Job als Kaufmann^S.269m-u. Seine Beschreibung des typischen Tagesablaufs umfasst vor allem das Trinken, Ausruhen, Rauchen und Essen^S.269u. Irgendwann dazwischen arbeite man noch ein wenig^S.269u. Am Abend fühle man sich dann erschöpft und zufrieden^{S.269u - S.270o}. Später erzählt Christian noch eine Geschichte aus Chile, die von Mord- und Totschlag handelt^S.270m. Die anderen hören gebannt bis erschrocken zu^S.270m-u. Thomas wirkt neidisch auf die vielen Erlebnisse seines Bruders und wirft spöttische Bemerkungen ein^S.270u. Vielleicht mag er aber auch einfach nicht das Lob der Unordnung, das in den Geschichten stets mitschwingt^S.270u. Christian ist – wie so oft – zu sehr auf sich selbst fixiert als dass er Thomas Verhalten bemerken würde^{S.270u - S.271o}.

Das Verhältnis der beiden Brüder verschlechtert sich zusehends^{S.271o, S.271m}. Thomas stört es, dass Christian offenbar keinen Wert legt auf Eigenschaften wie Überlegenheit, Tüchtigkeit, Respektabilität oder Ernst^S.271o-m. Auch im Job macht sich dieses Fehlen von Eifer bemerkbar^S.271m. Nach nicht einmal zwei Wochen lässt Christians Arbeitsmoral schon arg zu wünschen übrig^S.271m. Er kommt spät zur Arbeit und verbringt noch mehr Zeit mit Zeitung lesen und trinken^S.271m-u. Manchmal kommt er gar nicht mehr von der Mittagspause zurück, an anderen Tagen erst verspätet^S.271u.

Gerne besucht Christian den Klub, der ein Tummelplatz für die Suitiers (Lebemänner) der Stadt ist^{S.271u - S.272o} und imitiert dort Musiker oder Sänger^S.272o-m. Häufig erzählt er auch alle möglichen Geschichten von seinen Reisen und Abenteuern^S.272m-u. Wenngleich diese keine komische Pointe haben, schafft er es dennoch regelmäßig, die anderen zum Lachen zu bringen^S.272u. Einzig er selbst wirkt dann merkwürdig ernst und unruhig^{S.272u - S.273o}. Zu Hause berichtet er sehr gerne von seiner Arbeit im Kontor in Chile^S.273o. Diese Arbeit bestand allerdings in erster Linie daraus, eben nicht zu arbeiten^S.273o-m. Thomas machen diese Geschichten daher eher wütend^S.273m-u.

Die Konsulin bemerkt, dass sich zwischen den Brüdern Spannungen aufbauen^S.273u. Anstatt einzugreifen, zieht sie es allerdings vor, die ganze Sache unter den Teppich zu kehren und einfach nicht darüber zu sprechen^S.273u.

Im Mai 1856 bekommt Gotthold mitten in der Nacht Herzkrämpfe und stirbt^S.274o.

In den Jahren vor seinem Tod empfand er keinen Groll mehr gegenüber seinen Geschwistern, die mehr vom Wohlstand der Buddenbrooks gehabt haben^S.274o. Für seine Frau und Töchter gilt dies allerdings nicht^S.274o-m. Die Kindertage, die jeden Donnerstag stattfinden und an denen die Buddenbrooks zusammenkommen, werden vor allem von den drei Kindern (Pfiffi, Henriette, Frederiecke) genutzt, um so ziemlich jeden aus der Familie zu verspotten^{S.274m - S.275m}. Tony wird an Grünlich erinnert und daran, dass Erika diesem ähnelt^{S.274m-u, S.275o-m}, Justus an seinen chaotischen Sohn Jakob^S.274u und die Konsulin an ihre gefärbten Haare^S.274u. Auch die arme Klothilda verspotten sie gerne^{S.274u - S.275o}. An Thomas finden sie allerdings keinen Angriffspunkt^S.275o und Christian ist ihnen zu lächerlich, um über diesen zu lästern^S.275o.

Nichtsdestotrotz macht sich Thomas noch in der Nacht von Gottholds Tod auf den Weg zu dessen Familie^S.275m-u. Am Totenbett angekommen denkt er über Gottholds Leben nach. Viel mehr positives als dass dieser mit der Heirat Stüwings Mut beweisen habe, fällt ihm allerdings nicht ein^S.276o. Stattdessen glaubt er, dass Gotthold zu wenig Ehrgeiz, Kreativität und Idealismus besessen habe, um Erfolg zu haben^{S.275u - S.276o}. Auch im Rahmen von dessen bescheidenen Möglichkeiten, hätte dieser dennoch Größe beweisen können^S.276m-u. Mit einem siegessicheren Lächeln blickt Thomas aus dem Fenster, in Richtung Rathaus, wo er hin will^S.276u.

Mit dem Tod Gottholds geht dessen Titel (Konsul der Niederlande) an Thomas über^{S.276u - S.277o}. Tony ist begeistert davon^S.276u. Im Juni bricht er zu einer längeren Geschäftsreise nach Amsterdam auf^S.277o.

Nach dem Tod des Konsuls hat die Konsulin dessen fromme Neigungen übernommen^S.277o-m. Die Morgen- und Abendandachten im Haus werden von ihr weiter ausgedehnt^S.277m-u. Zu diesen kommt Christian häufig gar nicht und selbst Thomas hat sich (sehr dezent) gegen sie geäußert^S.278o. Für Tony wiederum ist das muntere Singen über Sünde und Vergebung eine einzige Quälerei^S.278o-m.

Bei den Andachten hat es die Konsulin aber nicht belassen, sondern darüber hinaus auch noch eine Sonntagsschule gegründet^S.278m. Jedes Wochenende unterrichtet sie nun einige ärmere Kinder in Religion^S.278m-u.

Zudem führte sie die Jerusalemsabende ein, zu denen sich knapp 20 ältere Damen (und zusätzlich Clara, Klothilda und Tony) treffen, um zu essen, zu tratschen und Lieder zu singen^{S.278u - S.279o}. Für das gute Gewissen werden Bastelarbeiten angefertigt, später verkauft und der Erlös daraus gespendet^S.279o. Die meisten der teilnehmenden Damen sind religiös und alt^S.279. Eine ist gar die Letzte, die von ihrer Familie noch übrig geblieben ist^S.279m-u. Ebenfalls nehmen die Zwillinge Gerhardt teil^S.279u. Die beiden alten Frauen sind eher kuriose Gestalten, die verarmt leben, gute Taten vollbringen und esoterisch-religiös sind^{S.279u, S.280o-m}. Unter anderem glauben sie an Gedankenübertragung, „innere Lichter” und den Himmel^S.280o-m. Lea Gerhardt, eine der beiden Zwillinge, ist zwar fast taub, liest aber dennoch bei den Abenden häufig aus der Bibel vor^S.280m-u. Tony denkt sich so manches sarkastische Kommentar dazu – und hat Angst, selbst eines Tages so zu enden^S.280u.

Abseits der Abende fühlt sich Tony unglücklich, gelangweilt und genervt von den vielen Pastoren und Missionaren im Haus^{S.280u - S.281o}. Diese hasst sie bitterlich, da sie glaubt, dass die Geistlichen längst nicht so heilig sind wie sie vorgeben und tatsächlich nur versuchen, die Familie auszunehmen^{S.280u - S.281o}. Thomas schweigt zu der ganzen Sache und Christian macht sich über die Herren lieber im Klub lustig^{S.281o, S.281m}. Immer wieder gerät Tony mit den Besuchern aneinander^S.281m. So zum Beispiel mit Pastor Jonathan, der ihre Locken als nicht demütig genug kritisiert^S.281m-u, oder mit Pastor Trieschke, der sich in sie verliebt (trotz Familie in Berlin)^S.282o-m. Dessen Liebesbrief liest Tony natürlich sogleich der Mutter vor und urteilt, dass die Männer doch alle gleich seien^S.282m-u.

Für einige Tage übernachtet Pastor Tiburtius Sievert bei den Buddenbrooks^S.283m. Er war in Mitteldeutschland tätig und reist nun zurück nach Riga, wo er eine Predigerstelle bekommen hat^S.283o-m. Er ist klein, schmal, hat einen langen, blonden Bart, lockiges Haar, große Ohren und zusammengekniffene Augen^{S.282u - S.283o}.

Aus den wenigen Tagen, die er bleiben wollte, werden dann aber auf einmal zehn^S.283m-u. Viel Zeit verbringt er mit Clara, vertieft in geistliche und weltliche Gespräche^{S.283u - S.284o}. Mehrmals äußert er sich vor der Konsulin schwärmerisch über ihre Tochter^S.284o. Das kommt dieser durchaus entgegen, denn Tiburtius stammt (seiner Aussage nach) aus einer wohlhabenden Familie, wird einiges erben und seine Stelle in Riga wird ebenfalls gut bezahlt^S.284o-m.

Clara ist inzwischen 19 Jahre alt^S.284m. Von der eher kindlichen und unterwürfigen Art Tonys in diesem Alter hat sie aber nichts: Vielmehr ist sie streng, herrisch und bestimmend^{S.284m-u, S.284u}. Wenn sie etwas sagt, dann klingt es stets wie ein Befehl^{S.284u - S.285o}. An manchen Tagen leidet sie unter Kopfschmerzen^S.285o. Die Konsulin hatte schon befürchtet, niemanden zu finden, der Clara freiwillig ehelicht^S.285o. Entsprechend erfreut ist sie über Tibertius' Interesse^S.285o-m.

Bei einem Spaziergang verabreden Clara und Tiburtius ihre Heirat^S.285m-u. Auch die Konsulin stimmt der Ehe zu, will aber zunächst der Form halber noch Thomas per Brief Bescheid geben^S.286o-m. Der Pastor solle beruhigt nach Riga zurückreisen und würde bald wieder von ihnen hören^S.286o-m.

Es ist der 20. Juli 1856 und Thomas antwortet per Brief auf die Nachricht der Verlobung Claras^{S.286m, S.286u}. Er stimmt dieser zu und glaubt, dass ein Geistlicher für seine Schwester sehr passend sei^S.286m-u. Im August, wenn die Heirat stattfinden soll, werde es aber viel Trubel zu Hause geben, denn auch er habe sich verlobt^{S.286u - S.287o} – und zwar mit Gerda Arnoldsen, einer alten Freundin von Tony aus der Zeit von Fräulein Weichbrodts Pension^S.289o-m. Schon damals habe sie großen Eindruck auf ihn gemacht^{S.287u - S.288o}. Heute sei sie sogar noch schöner und geistreicher^S.288o. Bei einer Abendgesellschaft habe er sie zufällig wiedergetroffen^S.287m-u. Über das Thema Musik, was sie am meisten interessiert, konnte er mit ihr zwar nicht reden, da die Buddenbrooks unmusikalisch sind^S.288o, dafür aber über Malerei und Literatur^S.288o-m. Nach dem Essen habe er noch ihrem Violinenspiel gelauscht und sei davon zu Tränen gerührt gewesen^S.288m. Bereits nach dem dritten Treffen habe er um ihre Hand angehalten^{S.288u - S.289o}. Ihr Vater habe zugestimmt und ein paar Tage später auch sie selbst^S.289o-m.

Bereits übermorgen will Thomas wieder nach Lübeck aufbrechen und im August sollen dann die Arnoldsens folgen^S.289m. Bei der Gelegenheit erwähnt er auch, dass er wohl nie eine Frau aus dem Dunstkreis rund um die Familien Möllendorpf, Langhals, Kistenmaker oder Hagenström geheiratet hätte^S.289m-u. Ohnehin sei Gerda eine gute Partie, denn ihr Vater sei reich und die Mitgift entsprechend hoch^{S.289u, S.290o}. Er befürchtet fast, zum großen Teil auf gerade dieses Geld geschielt zu haben^{S.289u - S.290o}.

Gegen Ende Juli kehrt Thomas aus Amsterdam nach Lübeck zurück, während die Familie noch in Travemünde Urlaub macht^S.290m. Dort klagt Christian erstmalig über eine merkwürdige Qual im linken Bein, für die Grabow allerdings keine Ursache finden kann^S.290m-u. Tony und Thomas nutzen die Gelegenheit, um die Schwarzkopfs zu besuchen^S.291o. Morten und Meta treffen sie allerdings nicht^S.291m. Ersterer ist inzwischen Arzt geworden und nach Breslau gezogen, wo er eine erfolgreiche Praxis leitet^S.291o-m.

Anfang August kehren alle nach Lübeck zurück^S.291m-u. Bald darauf kommen auch die Arnoldsens, sowie Tiburtius^S.291u. Thomas stellt seiner Mutter Gerda vor, die strahlende Zähne hat und von einer edlen, eleganten und fesselnden Schönheit ist^{S.291u - S.292o}. Doch wirkt sie gleichzeitig auch fremdartig und hochmütig^S.292o. Durch die vielen Gäste geht es ungewöhnlich heiter und lebhaft zu im Haus der Buddenbrooks, das sonst die meiste Zeit über größtenteils leer steht^S.292m.

Tony platzt fast vor Freude über Gerda – vor allem über die große Mitgift, die sie, Gerüchten zufolge, mitbringen soll^S.292u. Sie empfindet dies als einen Sieg über die Hagenströms^S.292u. Sie liebt Gerda geradezu, ist gleichzeitig aber auch davon überzeugt, dass diese sie immer gehasst habe, was Gerda ihr auch nicht ausreden kann^S.293o. Stundenlang tratscht sie mit ihr und erzählt dabei auch einmal mehr ihre Geschichte mit Grünlich^S.293m. Ganz begeistert ist sie von Gerdas musikalischen Künsten und hätte gerne ebenfalls deren Talent^S.296u. Um Tiburtius und Clara indes schert sich Tony nicht^S.293m-u. Die beiden wollen die Aufmerksamkeit auch nicht und sind zufrieden mit sich selbst^S.293m-u.

Die Nachricht von der Verlobung Gerdas und Thomas' macht schnell die Runde in der Stadt^S.293u. Ausgerechnet die Suitiers, denen gegenüber Thomas sonst so abgeneigt ist, sind von ihr begeistert^S.293u. Auch Makler Gosch findet sie faszinierend^{S.294u - S.295o}. Er liebt das Ungewöhnliche und singt geradezu Loblieder auf sie^S.295o-m. Die solideren Familien finden sie sonderbar, fremdartig^{S.293u - S.294o}. Bei der Gelegenheit bemerken die Leute, dass auch Thomas etwas ungewöhnlich ist^S.294o. Er kleide sich äußerst modisch, geradezu superfein, parfümiere sich wie Napoleon III. und zitiere aus Gedichten^S.294o-m. Gerdas Mitgift sei freilich ein guter Grund für die Heirat^S.294u. Dennoch, einige der Frauen der Stadt haben bereits ihr Urteil gefällt: Sie sei schlicht „albern”^S.294u.

Bald darauf werden die Termine für die Trauungen festgelegt: Clara und Tiburtius nach Weihnachten, Thomas und Gerda erst Anfang des nächsten Jahres^S.297o-m. Thomas hat bereits ein passendes Haus in der Breiten Straße erworben^S.297m-u. Während er und Gerda zwei Monate lang durch Italien reisen^S.297m soll Tony die Wohnung einrichten^S.297m-u.

Nervös hört Christian den fröhlichen Gesprächen der Verlobten zu^S.297u. Wieder beginnt sein Bein zu schmerzen^S.297u. Er scheint keine großen Hoffnungen zu haben, jemals zu heiraten und sieht seinen gesellschaftlichen Abstieg kommen^{S.297u - S.298o}. Dabei fängt er wieder an, Marcellus Stengel zu imitieren^{S.297u - S.298o}.

Es ist März 1857^S.298o. Thomas und Gerda kommen aus Italien zurück^S.298o. Am Haus in der Breiten Straße werden sie bereits von Tony und den Bediensteten erwartet^S.298o-m. Erstere empfängt die beiden begeistert^S.298m-u. Während das Ehepaar in Italien war, hat Tony für die Einrichtung des Hauses gesorgt^S.298u. Voller Vergnügen macht sie eine Führung durch alle wichtigen Zimmer, die schließlich im Schlafgemach endet^S.299o-m.

Gerda findet die Einrichtung gelungen^S.299m-u. Allerdings hat sie Kopfschmerzen und will sich noch etwas ausruhen^S.299u. So redet Thomas alleine mit seiner Schwester im Esszimmer^{S.299u - S.300o}. Tony erzählt davon, dass sie sich zu Hause langweile^S.300o-m. Sie habe das Gefühl, ihr Leben schon hinter sich zu haben^S.300o. Mit 30 Jahren sei sie allerdings dann doch noch zu jung, um sich mit den alten Witwen verbunden zu fühlen, die zu den Jerusalemsabenden der Konsulin kommen^S.300m-u. Sie leide unter der Einsamkeit, trotz Erika^{S.300u, S.301o}. Sie liebe zwar das Kind^S.300u, nur leider erinnere es sie auch immer an Herrn Grünlich^S.301o. Sie habe das Gefühl, eine alte Frau zu sein, die früher einmal mitten im Leben gestanden hätte^S.301o. Ihre schier unauslöschliche Würde ist angekratzt^S.301m. Sie spüre ihren schweren Stand in der Gesellschaft Lübecks, vor allem vor Julchen Hagenström, ihrer ewigen Konkurrentin^S.301m-u. Dennoch habe sie Hoffnung, eines Tages wieder zu heiraten^S.301u. Auch Thomas ist zuversichtlich^S.302o. Tony erzählt davon, dass ihre alte Freundin Eva Ewers sie nach München eingeladen habe^S.302m. Bald wolle sie zu dieser reisen^S.302m-u.

Nun kommt Thomas zu Wort. Er habe eine Zeit lang befürchtet, nie die passende Frau zu finden, da er eher wählerisch sei^S.303o. Um Karriere zu machen, müsse man aber eine Familie gründen, sonst würde man kritisch beäugt werden^S.303o. Gerda habe ihm sofort zugesagt^S.303o. Sie sei zwar zuweilen kalt und rätselhaft, aber auch entzückend und schön^S.303o-m. Eine wahre Künstlernatur^S.303m.