- Kapitel 1: Zwischen den Familienmitgliedern werden Briefe versendet. Tony berichtet aus Hamburg, dass sie eher isoliert lebt. Grünlich hält sie von der restlichen Gesellschaft fern und verbringt nur wenig Zeit mit ihr. Am 08.10.1846 bekommt sie ein Kind (Erika). Unterdessen ist Christian nach England gefahren, um dort für einen Kaufmann tätig zu sein. Thomas wiederum entwickelt sich in Amsterdam geschäftlich und gesellschaftlich gut. Jedoch setzen bei ihm erste psychische Probleme ein. Die Geschäfte der Buddenbrooks beginnen in dieser Zeit zu stagnieren.
- Kapitel 2: Es ist das Jahr 1848. Überall herrscht Revolutionsstimmung. Während in den Straßen protestiert wird, macht sich der Konsul auf dem Weg zur Bürgerversammlung.
- Kapitel 3: Unterwegs trifft der Konsul auf Makler Gosch, der zwar heimtückisch wirkt, aber gutmütig ist. Sie kommen im Sitzungssaal an, welcher kurz darauf von Demonstranten umzingelt ist. Die Ratsherren reagieren nervös. Gerade der alte Herr Kröger (Schwiegervater des Konsuls) spricht abfällig und wütend vom „niederen Volk”. Er empfiehlt, die Demonstranten einfach erschießen zu lassen. Schließlich geht der Konsul mit Makler Gosch raus, um mit der Menge zu sprechen. Dabei stellt er sich rhetorisch geschickt an, wodurch sich die Protestierenden wenig später zerstreuen.
- Kapitel 4: Herr Kröger fährt mit dem Konsul in seiner Kutsche nach Hause. Er fühlt sich von den Demonstranten schwer gedemütigt. Zu allem Überfluss werfen Passanten einen kleinen Stein durch das Fenster der Kutsche, welcher ihn trifft. Symbolisch ist damit seine Macht gebrochen. Vorm Eingang seines Hauses bricht er zusammen und stirbt.
- Kapitel 5: Tony und Grünlich streiten sich übers Geld. Letzterer wirft ihr vor, ihn durch ihre Sucht nach Luxus zu ruinieren.
- Kapitel 6: Grünlich spricht mit Herrn Kesselmeyer (sein Bankier) unter vier Augen. Geschäftspartner der Buddenbrooks sind bankrott gegangen, wodurch die Familie diesen aushelfen musste. Die Kreditwürdigkeit der Buddenbrooks ist dadurch gesunken. Nun will niemand mehr Grünlich Geld leihen. Sein Bankier zwingt ihn daher dazu, beim Konsul um finanzielle Hilfe zu bitten. Man erfährt zudem, dass die Heirat mit Tony nur des Geldes wegen stattgefunden hat.
- Kapitel 7: Thomas ist erkrankt und muss zur Kur. Bald darauf trifft der Konsul, der müde wirkt, in Hamburg ein. Er spricht zunächst mit Tony, die kaum begreift was los ist und sich eher wie ein Kind verhält. Dass Grünlich wohl Bankrott anmelden muss, schockiert sie. Bankrott ist für sie schlimmer als der Tod. Zudem ist ihr Grünlich auch nach vier Jahren Ehe noch immer zuwider ist. Der Konsul plant, eine Scheidung durchzusetzen.
- Kapitel 8: Der Konsul prüft Grünlichs Bücher und erklärt, dass er diesen nicht finanziell unterstützen wird. Er erfährt nun, dass die Heirat einst aus finanziellen Motiven angestrebt wurde, da Grünlich bereits damals das Wasser bis zum Hals gestanden hat. (Er hatte gar die Bücher frisiert, um den Konsul zu locken.)
- Kapitel 9: Wütend erzählt Grünlich Tony von den wahren Beweggründen der Heirat und bezeichnet sie als Gans.
- Kapitel 10: Grünlich hat Konkurs angemeldet. Der Scheidungsprozess läuft, jedoch hat der Konsul Grünlich nicht verklagt, da er den öffentlichen Skandal vermeiden wollte. Tony gefällt sich in der Rolle der unglücklich geschiedenen Frau. Thomas kommt von seiner Kur zurück, wirkt aber noch immer blass. Frau Kröger stirbt. Justus Kröger setzt sich zur Ruhe und enterbt einen seiner Söhne, welcher völlig zügellos lebt. Christian arbeitet in England kaum und reist schließlich kurzerhand nach Chile ab. Die Hagenströms entwickeln sich unterdessen prächtig. Der Gesundheitszustand des Konsuls verschlechtert sich.
- Kapitel 11: Im Spätsommer 1855 stirbt der Konsul.
1. Hinweise
- Alle Quellenangaben beziehen sich standardmäßig auf die Ausgabe Fischer, 62. Auflage (2012), ISBN 978-3-596-29431-2.
- Die Häufigkeitsangaben bei Personen und Orten sind Richtwerte. Wörter wie „er”, „ihre”, „seine” und ähnliche wurden nicht mitgezählt.
2. Kapitel 1
Erwähnte Personen
- 10xKonsulin
- 9xGrünlich
- 7xThomas
- 7xKonsul
- 6xTony
- 5xChristian
- 4xDoktor Klaaßen
- 3xHerr von Maiboom auf Pöppenrade
- 2xHerr Marcus
- 2xKlothilda
- 2xMr. Richardson
- 2xClara
- 2xBankier Kesselmeyer
- 2xArmgard von Schilling
- 1xSenator Möllendorpf
- 1xEva Ewers
- 1xKlötermann
- 1xHerr van der Kellen
- 1xHerr Kistenmaker
- 1xGründer der Firma Buddenbrook
- 1xSenator Bock
- 1xFrau Großgeorgis
- 1xMeta Schwarzkopf
- 1xHerr Gußmann
- 1xMadame Käselau
- 1xBrauereidirektor
- 1xKonsul Goudstikker
- 1xFrau Gußmann
- 1xC. F. Köppen
- 1xDoktor Överdieck
- 1xJohann Buddenbrook
- 1xFamilie Duchamps
- 1xFamilie Hagenström
- 1xMakler Gosch
- 1xKapitän Kloot
- 1xErika
- 1xFamilie Kröger
- 1xIda
- 1xHerrn van der Kellen
Erwähnte Orte
- 3xHamburg
- 2xAmsterdam
- 2xAntwerpen
- 2xEngland
- 2xGrünlichs Haus
- 1xAnkleideraum (Grünlichs Haus)
- 1xThreedneedle Street
- 1xOstende
- 1xBadezimmer (Grünlichs Haus)
- 1xDienerschaftszimmer (Grünlichs Haus)
- 1xPenseezimmer (Grünlichs Haus)
- 1xSchottland
- 1xBergen
- 1xSaal (Grünlichs Haus)
- 1xRauch- und Spiegelkabinett (Grünlichs Haus)
- 1xSchlafzimmer (Grünlichs Haus)
- 1xEms
- 1xEsszimmer in Grünlichs Haus
- 1xKontor der Buddenbrooks
- 1xMünchen
- 1xRathausstraße
- 1xSalon in Grünlichs Haus
- 1xAlsterdamm
Zusammenfassung
Es ist der 30.04.1846. Armgard von Schilling und Eva Ewers (Freundinnen von Tony) haben inzwischen geheiratet. Erstere Herrn von Maiboom auf Pöppenrade, Letztere einen Brauereidirektor. In einem Brief bittet Tony ihre Eltern darum, sie endlich einmal in Hamburg zu besuchen. Viele Kontakte hat sie dort nicht – zu Besuch kommen in erster Linie nur Doktor Klaaßen und Bankier Kesselmeyer. Letzterer sei laut Tony ein drolliger Kauz und persönlicher Freund von Grünlich. Er habe einen weißen Bart, sowie schwarz-weiße Haare. Sein Nacken sei haarlos, rot und rissig. Er neige zu skurrilen Kopfbewegungen, die seine Haare „flattern” ließen, als wären es Federn. Zudem sei er sehr geschwätzig, bücke sich beim Gehen und rudere dann mit den Armen. Tony hat ihm daher den Spitznamen „Elster” gegeben. Grünlich hört das aber nicht gerne, da, wie er sagt, Elstern Diebe seien. Kesselmeyer wirke auf sie stets sehr fröhlich. Manchmal sage er, dass sie ein „Gottessegen” für Grünlich gewesen sei, oder schaue sie nur vergnügt an.
Tony berichtet ferner, dass Grünlich in der Regel den ganzen Tag am arbeiten sei. Nur vereinzelt sitze er mal bei ihr, um Zeitung zu lesen. Den Besuch von Gesellschaften mit ihr zusammen meide er. Lieber sei es ihm, wenn sie zu Hause bliebe und mit möglichst niemandem aus der Stadt rede. Den Kauf eines Coupés, welches Tonys Bewegungsfreiheit erhöhen würde, lehne er ab.
Im Brief beschreibt sie genauer ihre Villa, welche recht groß und luxuriös eingerichtet ist. Sie fügt hinzu, dass die Dienstmädchen wohl ab und an etwas klauen würden, sieht darin aber kein Problem, denn sie habe ja ohnehin genügend Geld. Schließlich endet sie den Brief mit der Andeutung, dass sie schwanger sei.
Am 02.08.1846 schreibt der Konsul einen Brief an Thomas, welcher zu diesem Zeitpunkt in Antwerpen wohnt. Aus diesem geht hervor, dass Christian seine wissenschaftliche Laufbahn aufgegeben hat und nun beim Kaufmann Mr. Richardson in England tätig ist. Weiterhin erfährt man, dass Thomas' Karriere gut vorankommt: Herr van der Kellen (sozusagen sein Chef) ist offenbar zufrieden mit ihm und hat kürzlich sein Gehalt erhöht. Der Konsul gibt den Tipp, auch van der Kellens Ehefrau als Verbündete zu gewinnen. Besorgt äußert er sich über Thomas' einsetzende psychische Beschwerden, welche eventuell eine Kur erfordern werden. Auf geschäftlicher Ebene rät er ihm, in seinen jungen Jahren mehr Experimentierfreude zu zeigen, anstatt nur mit den typischen Lübecker Gütern zu handeln. Mit Argwohn betrachtet er den rasanten Aufstieg der Hagenströms, welche sich bei Bedarf auch mit dem Ellbogen durchsetzten. Die eigenen Geschäfte hingegen stagnierten, während die verwandten Krögers sinnlos ihr Geld verprassten. Er hofft, dass Thomas einst die Firma zumindest im jetzigen Zustand wird übernehmen können, also ohne allzu große Verluste.
Am 08.10.1846 kriegt Tony ihr Kind. Es ist eine Tochter, die auf Grünlichs Wunsch hin den Namen „Erika” bekommt. (Tony selbst wollte sie eigentlich „Meta” nennen, wie die Tochter der Schwarzkopfs.)
3. Kapitel 2
Erwähnte Personen
- 20xKonsulin
- 14xKonsul
- 4xKlothilda
- 4xAnton
- 3xClara
- 3xTrina
- 3xHerr Kröger
- 2xTuchhändler Benthien
- 2xTony
- 1xMr. Richardson
- 1xSchlachtergeselle
- 1xChristian
- 1xErika
- 1xHinrich Hagenström
- 1xIda
Erwähnte Orte
- 2xLandschaftszimmer
- 1xLondon
- 1xEsssaal
- 1xRathaus
- 1xHinterhaus
- 1xSpeisesaal
- 1xMarkt
- 1xParis
- 1xBreite Straße
- 1xSäulenhalle
- 1xLübeck
Zusammenfassung
Der Konsul kommt an den Esstisch. Seit Tony, Thomas und Christian ausgezogen sind, ist es im Haus leer geworden. Es ist das Jahr 1848 und in den deutschen Staaten herrscht Revolutionsstimmung. Widerwillen spürt der Konsul bereits bei seinen jüngeren Arbeitern. Selbst Trina, die Köchin der Buddenbrooks, wurde gefeuert, nachdem sie es gewagt hatte, sich gegen die Konsulin zu stellen. Im Frühjahr bekam Lübeck eine neue Verfassung – explizit gegen den Willen einiger besonders alter Familien. Es wurden Volksvertreter gewählt. Trotzdem gab es Unruhen. Während sich die Buddenbrooks dabei konservativ verhielten, agierten die Hagenströms progressiv.
An einem Oktobertag im Jahr 1848 sitzen die Buddenbrooks im Landschaftszimmer. Die Konsulin liest zwei Briefe. Im Ersten berichtet Tony von der guten Entwicklung ihrer Tochter, im zweiten schwärmt Christian von den Londoner Partys, erwähnt jedoch nicht seine Arbeit. Klothilda wirkt trotz ihrer 21 Jahre bereits wie eine alte Frau. Die Konsulin hingegen ist Mitte 40 und versucht alles, um diesen Eindruck zu vermeiden. Auf einmal sind Rufe und Schreie von draußen zu hören. Eine Menschenmenge läuft in Richtung des Hauses. Die Konsulin reagiert panisch, hat sichtlich Angst vor dem Volk. Daraufhin erscheint der Konsul im Zimmer. Er stört sich nicht sonderlich an den Unruhen, glaubt, dass nicht viel passieren wird und will nun zur Versammlung der Bürgerschaft gehen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Menschenmenge auch bereits am Haus vorbeigezogen. Nur widerwillig lässt die Konsulin ihn gehen und sorgt sich zudem um ihren alten Vater (Herr Kröger).
4. Kapitel 3
Erwähnte Personen
- 47xKonsul
- 16xMakler Gosch
- 13xCorl Smolt
- 9xHerr Kröger
- 5xTuchhändler Benthien
- 4xSenator Langhals
- 3xHerr Överdieck
- 3xHerr Wenzel
- 3xHerr Stuht
- 2xDoktor Langhals
- 2xFamilie Buddenbrook
- 2xRedakteur Rübsam
- 2xLope de Vega
- 2xC. F. Köppen
- 2xHerr Pfahl
- 2xJochen
- 1xBaumeister Voigt
- 1xSchiller
- 1xJames Möllendorpf
- 1xHoffstede
- 1xKonsulin
- 1xHerr Kistenmaker
- 1xFamilie Langhals
- 1xFamilie Överdieck
- 1xBranddirektor Gieseke
- 1xTrina
- 1xGrabow
- 1xFrau Suerkringel
- 1xHerr Strunck
- 1xJustus Kröger
- 1xHerr Mindermann
- 1xSchlachtergeselle Berkemeyer
- 1xNapoleon
- 1xKrischan
- 1xHinrich Hagenström
- 1xFamilie Möllendorpf
Erwähnte Orte
- 8xSitzungssaal der Bürgerschaft
- 2xSaal der Bürgerschaft
- 2xBürgersteig vorm Sitzungssaal
- 1xWaterloo
- 1xBürgerschaftshaus
- 1xKlein-Schretstaken
- 1xMarienkirche
- 1xKontor von Makler Gosch
- 1xRitzerauer Landbezirk
- 1xMarkt
- 1xParis
- 1xGlockengießerstraße
- 1xGrundstück der Buddenbrooks
- 1xStraße vorm Sitzungssaal
- 1xBäckergrube
- 1xRathaus
- 1xBerlin
- 1xBurgtor
- 1xLübeck
Zusammenfassung
Der Konsul macht sich auf den Weg zur Bürgerversammlung. Dabei trifft er auf Makler Gosch. Dieser ist ein 40-jähriger Junggeselle mit grauem Haar, tiefer Stirn, scharfen Gesichtszügen, hervorspringendem Kinn und gebogener Nase. Er wirkt etwas wie ein teuflischer Bestatter oder hinterhältiger Intrigant. Tatsächlich aber ist er ehrlich, gutmütig, neigt zur Schöngeisterei und hat einen Hang zum Theatralischen. Er pflegt nur das düstere Image und bedauert sogar, keinen Buckel zu haben. Er hat teilweise Ähnlichkeit mit Herrn Hoffstede, der inzwischen verstorben ist. Theater und Literatur sind seine Leidenschaft. Er soll gar selbst Bücher übersetzen. Im Laufe der Jahre hat er ein solides Vermittlungsgeschäft aufgebaut und sich so einen guten Ruf in der Stadt erworben.
Sie reden kurz über die Unruhen. Während der Konsul sie als sinnloses Randalieren wahrnimmt, äußert Gosch Sympathien für das Volk und dessen stürmische Emotionen.
Die beiden erreichen schließlich den Sitzungssaal. Dieser ist bereits mit Volksvertretern gefüllt. Der Barbier Herr Wenzel informiert den Konsul darüber, dass das Volk auf dem Weg zum Sitzungssaal sei, um dort zu protestieren. Ein Redakteur namens „Rübsam” habe es aufgehetzt. Herr Kröger äußert sich geradezu angewidert vom einfachen Volk und dessen Forderungen. Der Konsul geht herum und schüttelt diversen Bekannten die Hände. Er und Hinrich Hagenström ignorieren jedoch einander.
Im Saal wird rege diskutiert. Die Bürgervertreter sind wütend über den Redakteur, der das Volk aufgewiegelt hat. Sie sind nämlich ohnehin primär zusammengekommen, um über die Einführung des allgemeinen Wahlrechts zu entscheiden – und der Senat hat sich bereits für dieses ausgesprochen.
Schließlich erreicht das Volk den Sitzungssaal. Es wird vor dem Gebäude lauter und lauter, plötzlich jedoch herrscht Stille, auch im Saal. Diese wird von Herrn Kröger durchbrochen, der in tiefer Abneigung nur „die Canaille” (das niedere Volk) zischt. Tuchhändler Benthien schlägt vor, übers Dach zu fliehen. Makler Gosch empfindet das als feige. Unterdessen wird die Menge draußen wieder lauter und ruft jetzt unter anderem nach mehr Bürgerrechten. Doktor Langhals versucht vergeblich, die Sitzung zu beginnen, doch die anwesenden Herren lehnen das ab und verhalten sich eher panisch. Stattdessen einigt man sich darauf, erstmal nichts zu tun und abzuwarten, bis sich das Volk beruhigt hat. Die Volksvertreter werden langsam gelassener, tratschen über das Geschäft. Schließlich setzt die Dämmerung ein. Es ist knapp 17:30 Uhr.
Der Konsul setzt sich zu Herrn Kröger. Dieser zittert vor Wut, verlangt gar, dem Pöbel mit Gewehren mal etwas Respekt einzuhämmern. Schließlich ist der Konsul die verfahrene Lage leid. Er entscheidet sich kurzerhand dazu, nach draußen zu gehen, um mit den Demonstranten zu sprechen. Herr Kröger protestiert wild gegen diese Entscheidung, aber ohne Erfolg. Begleitet wird er von Makler Gosch, welchen die spannenden Ereignisse sichtlich begeistern.
Die Menge vorm Saal ist weniger imposant als man annehmen sollte und umfasst kaum mehr Leute als im Gebäude sind. Die meisten von ihnen kommen aus armen Gegenden und haben einfache Jobs. Nicht wenige arbeiten für den Konsul. Es ist inzwischen knapp 18 Uhr und dunkel geworden. Die Straßenlaternen sind noch immer nicht angezündet. Diese „Unterbrechung der Ordnung” regt den Konsul auf. So beginnt er seine Rede mit einem wenig versöhnlichen (sinngemäßen) „was stellt ihr nur für Dummheiten an?”. Da die Unruhestifter keinen Anführer haben, stellt der Konsul stattdessen Corl Smolt zur Rede, einen jungen Lagerarbeiter. Rhetorisch ist dieser nicht allzu gewandt, argumentiert daher eher dürftig und hat die politischen Hintergründe der Proteste kaum verstanden. So dauert es nicht lang, bis sich Smolt vor der Menge lächerlich macht, sehr zur Enttäuschung von Makler Gosch. Bald darauf ziehen die Demonstranten fröhlich davon.
5. Kapitel 4
Erwähnte Personen
- 17xHerr Kröger
- 14xKonsul
- 3xMakler Gosch
- 2xFrau Suerkringel
- 1xKrischan Snut
- 1xHeine Voß
- 1xHausknecht von Frau Suerkringel
Erwähnte Orte
- 2xTor des Hauses der Krögers
- 2xDie Straßen Lübecks
- 2xTerrasse des Hauses der Krögers
- 1xSitzungssaal der Bürgerschaft
- 1xBurgstraße
- 1xHaus der Krögers
- 1xFreitreppe vorm Haus der Krögers
- 1xSpeisezimmer im Haus der Krögers
- 1xBerlin
- 1xAllee vor dem Haus der Krögers
- 1xGrundstück der Krögers
- 1xGartenpforte (Haus der Krögers)
Zusammenfassung
Der Konsul und Gosch gehen wieder in den Saal, in dem sich die Stimmung deutlich aufgehellt hat. Einige Glückwünsche für die gute Arbeit werden ihnen entgegengebracht. Einzig Herr Kröger wirkt nicht erheitert. Stattdessen erweckt er nach wie vor den Eindruck, als könne er jede Sekunde explodieren. Seine Bewegungen sind steif, seine Mundwinkel tief nach unten verzogen. Er fühlt sich schwer gedemütigt. Der Konsul begleitet ihn zu seinem Wagen, mit dem sie anschließend zum Haus der Krögers aufbrechen.
In den Straßen herrscht ausgelassene Stimmung, die Revolution wird gefeiert. Der Konsul versucht, Herrn Kröger zu beruhigen: Die ganze Sache sei eine Farce, die Leute würden schon bald merken, dass sie sich damit nur selbst schadeten. Dieser fühlt sich aber noch genauso wütend wie zuvor. Zu allem Überfluss wird durch das offene Fenster des Wagens ein kleiner Stein hineingeworfen. Herr Kröger wird an der Brust getroffen. Verletzt wird er zwar nicht, doch die Demütigung ist damit perfekt. Herr Kröger wiederholt nur, was er schon im Saal der Bürgerschaft immer wieder gesagt hat, diesmal noch langsamer und kälter: „Die Canaille” (das niedere Volk).
Am Haus angekommen, im Schein der dortigen Lampen, kann der Konsul die Konsequenzen des vermeintlich kleinen Steinwurfs erkennen: Herr Krögers Gesicht wirkt schlaff, schief, hängt herab und hat sich gelblich verfärbt. Aus dem zuvor kalt-verächtlichen Ausdruck ist eine Grimasse geworden. Er versucht noch, seinen Schwiegervater ins Haus zu begleiten, doch es nutzt nichts mehr. Auf den Stufen knickt Herr Kröger ein und stirbt.
6. Kapitel 5
Erwähnte Personen
- 8xTony
- 7xGrünlich
- 5xErika
- 3xThinka
- 3xKonsul
- 1xKöchen von Grünlich
- 1xHerr Kesselmeyer
- 1xKonsulin
- 1xFamilie Buddenbrook
Erwähnte Orte
- 2xSalon (Grünlichs Haus)
- 1xKorridor (Grünlichs Haus)
- 1xHaus in der Mengstraße
- 1xSpielstube (Grünlichs Haus)
- 1xLandschaftszimmer
- 1xSpeisezimmer (Grünlichs Haus)
- 1xPenseezimmer (Grünlichs Haus)
- 1xTerrasse (Grünlichs Haus)
Zusammenfassung
Etwa ein Jahr nach dem Tod von Herrn Kröger – es ist Anfang Januar 1850 – sitzen Tony, Grünlich und Erika am Frühstückstisch, welcher vornehm gedeckt ist. Draußen herrscht undurchsichtiger Nebel. Tony trägt einen Schlafrock aus edlem Stoff. (Zu Hause durfte sie nicht im Nachthemd frühstücken, daher tut sie dies nun umso öfter.) Obwohl sie bereits älter geworden ist, lässt ihre hervorstehende Oberlippe, sie noch immer etwas keck und kindlich aussehen.
Sie ruft eine Dienerin und weist diese an, Erika draußen im Kinderwagen spazieren zu fahren. Kaum dass Erika weg ist, führt Tony ein vom Frühstück unterbrochenes Gespräch mit Grünlich fort: Sie verlangt von ihm, eine Erzieherin für Erika einzustellen. Sie selbst sei mit der Arbeit im Haushalt schon völlig ausgelastet und hätte genügend Geld für mehr Personal mit in die Ehe gebracht. Sie ist auch wütend darüber, dass Grünlich keine Kutsche kaufen will und es nicht gerne hat, wenn sie in die Stadt fährt. Sie fühlt sich vernachlässigt und fragt sich, ob er sie überhaupt „noch” liebt.
Grünlich lehnt ihren Wunsch nach einer Erzieherin wegen zu hoher Kosten ab. Sie sei einfach nicht kinderlieb, faul und ruiniere ihn zudem mit ihrer Sucht nach Luxus. Lieber solle sie mit der Erzieherin warten, bis ihr Vater stirbt und sie einen Teil von dessen Vermögen erben. Tony ist gar nicht erheitert über diesen Vorschlag und beginnt, an der finanziellen Lage Grünlichs zu zweifeln.
7. Kapitel 6
Erwähnte Personen
- 27xHerr Kesselmeyer
- 26xGrünlich
- 11xTony
- 5xKonsul
- 2xKonsulin
- 1xGebrüder Westfahl
- 1xFamilie Kröger
- 1xHerr Bock
- 1xThinka
- 1xHerr Goudstikker
Erwähnte Orte
- 3xPenseezimmer (Grünlichs Haus)
- 3xRauchzimmer (Grünlichs Haus)
- 2xBremen
- 1xEsszimmer in Grünlichs Haus
- 1xWohngemach (Grünlichs Haus)
- 1xHamburg
- 1xSalon (Grünlichs Haus)
- 1xSpeisezimmer (Grünlichs Haus)
Zusammenfassung
Während sie noch am Frühstückstisch sitzen, tritt Bankier Kesselmeyer ein. Er wirkt heute gut gelaunt, was bei ihm allerdings nichts heißen muss. Je brisanter die Lage ist, desto lustiger benimmt er sich gewöhnlich. Grünlich macht Kesselmeyers frühes Erscheinen misstrauisch – umso mehr, da sein Freund „unverzüglich” mit ihm reden will.
Tony bittet ihn an den Tisch, damit er ihren Streit mit Grünlich löst. Sie erzählt von der Erzieherin, die sie gerne für Erika hätte, und dann davon, dass Grünlich meint, sie würde ihn ruinieren. Bei Letzterem bricht Kesselmeyer in schallendes Gelächter aus. Grünlich reagiert nervös. Er versucht, seinen Bankier mit etwas Wein und einer Zigarre ruhig zu stellen. Tony bestreitet dabei gar nicht, dass sie allzu luxuriös lebt. Sie schiebt dies auf ihre Herkunft, insbesondere auf die Krögers. Allgemein verwendet sie die Familientradition als Ausrede für all ihre schlechten Charaktereigenschaften und unternimmt keinen Versuch, diese zu ändern. Grünlich beschäftigt Kesselmeyer weiter mit Zigarren und Wein. Schließlich kann er ihn dazu überreden, ins Rauchzimmer zu gehen, bevor dieser vor Tony unliebsame Details ausplaudert.
Einige Minuten später ist Tony Staub wischen im Salon und im Wohngemach. Dabei strotzt sie nicht nur vor Würde und Selbstbewusstsein, sondern wirkt gleichzeitig auch unendlich kindlich und harmlos. Sie geht weiter ins Penseezimmer, um ihre Blumen zu gießen. Von dort aus kann sie das Gespräch zwischen Grünlich und Kesselmeyer hören, welches inzwischen sehr laut geworden ist.
Kesselmeyer gibt ihm noch acht Tage Zeit, um seine Kredite zu bedienen. Man erfährt, dass es einen Bankrott in Bremen gegeben hat und die Buddenbrooks mit viel Geld einspringen mussten. Dadurch hat der Ruf der ehrwürdigen Firma erste Risse bekommen. Da diese über Grünlich wie ein Schutzengel stand, gibt es nun erhebliche Zweifel an dessen Kreditwürdigkeit. Grünlich lügt, bettelt und fleht so viel er nur kann. Er will gar Wucherzinsen von 20% akzeptieren. Kesselmeyer lehnt eisern ab und verlangt, dass Grünlich noch diese Woche den Konsul um Geld bittet.
Grünlich argumentiert, dass nur ein wenig Geld nötig sei, um die brisante Lage zu überbrücken und sich wieder etwas Respekt und Vertrauen unter den anderen Kreditgebern zu verschaffen. Er meint, er werde schon irgendetwas finden, um wieder an viel Geld zu kommen. Er sei schließlich kreativ. Wieder lehnt Kesselmeyer ab. Die Kreativität nütze ihm nichts, denn den größte Coup – einen reichen Schwiegervater zu ergattern – habe Grünlich schon vollbracht. Mehr gebe es nirgends zu holen. Kesselmeyer hält seinen Freund für einen Trottel, der alle Ehrlichkeit aufgegeben habe, nur um die Kredite anderer Leute zu bedienen, ohne dabei selbst etwas dauerhaft zu gewinnen.
Grünlich gibt nach. Er wird den Konsul um Geld bitten, glaubt aber nicht recht, dass dieser einwilligen wird. Kesselmeyer stört sich nicht daran: Dann müsse Grünlich halt Bankrott anmelden und er werde sich reichlich an der Konkursmasse bedienen. Grünlich selbst ist entsetzt von der Kaltherzigkeit seines Freundes, was diesen jedoch kein bisschen berührt. Vergnügt macht sich Kesselmeyer wieder auf den Weg. Beim Verlassen des Zimmers muss Grünlich feststellen, dass Tony alles mitgehört hat.
8. Kapitel 7
Erwähnte Personen
- 46xKonsul
- 41xTony
- 32xGrünlich
- 7xHerr Kesselmeyer
- 6xErika
- 4xThomas
- 2xKonsulin
- 1xSohn des Prinzipals
- 1xHerr van der Kellen
- 1xProkurist der Buddenbrooks
- 1xThinka
Erwähnte Orte
- 2xSalon (Grünlichs Haus)
- 2xGrünlichs Haus
- 1xPau
- 1xTravemünde
- 1xTonys Zimmer im Haus der Schwarzkopfs
- 1xAmsterdam
- 1xSalon
- 1xPenseezimmer (Grünlichs Haus)
- 1xSüdfrankreich
- 1xFremdenzimmer (Grünlichs Haus)
- 1xKinderzimmer (Grünlichs Haus)
- 1xBremen
Zusammenfassung
Wenige Tage nach dem Gespräch zwischen Kesselmeyer und Grünlich trifft der Konsul in Hamburg ein. Er wirkt bleich, müde und schlaff. Seine Haare sind grau geworden. In den letzten Tagen folgte ein Unglück aufs andere. Thomas war krank geworden, woraufhin der Konsul sofort nach Amsterdam reiste. Es war nichts lebensbedrohliches, aber der Doktor verordnete eine Kur in Südfrankreich. Kaum wieder zu Hause, musste er dann vom Bankrott der Gebrüder Westfahl aus Bremen hören. Die Firma Buddenbrook war verpflichtet, finanziell einzuspringen und tat dies sofort mit 80.000 Kurantmark. Dennoch sähte dieser Ausfall Misstrauen bei Kreditgebern und Geschäftspartnern. Zu allem Überfluss kam dann Grünlichs Zahlungsunfähigkeit hinzu. In einem Brief hatte dieser um 100.000 bis 120.000 Kurantmark Aushilfe gebeten. Der Konsul hat sich daraufhin sofort auf dem Weg nach Hamburg gemacht.
Dort angekommen wird er nun von Tony herzlich empfangen. Sie sind für eine kurze Zeit alleine, während Grünlich sich noch vorbereitet und Kesselmeyer im Penseezimmer wartet. Tony berichtet von dem Gespräch, das sie mitgehört hat. Leider hat sie sichtlich kaum verstanden, worum es darin ging. Der Konsul versucht, mehr über Tonys Gefühle für Grünlich herauszufinden. Er will wissen, ob sie ihn liebt und auch noch bei ihm bleiben wird, wenn er ein armer Mann ist. Wie ein kleines Kind antwortet sie darauf nur „Gewiß, Papa” – ohne die Bedeutung dieser Worte wirklich zu begreifen.
Er hatte immer gehofft, dass Tony im Laufe der Zeit Grünlich lieben lernt. Jetzt aber ist dieser praktisch pleite und er hat nicht die Absicht, seinem Schwiegersohn auszuhelfen. Ihm wäre eine Scheidung daher am liebsten. Würde Tony aber tatsächlich aus Liebe bei diesem bleiben wollen, dann müsste er doch noch einspringen – schon allein, weil er es war, der zu dieser Ehe geraten hatte und sich jetzt dafür schuldig fühlt.
Der Konsul wird nun direkter: Er führt Tony vor Augen, dass Grünlich vor dem Bankrott steht. Sie guckt erst irritiert und fängt dann langsam an zu begreifen, was das eigentlich für sie heißt. Sie fühlt sich, als würde die Welt um sie herum zusammenbrechen. Bankrott anzumelden ist für sie etwas schlimmeres als der Tod. Bei dem Gedanken, ihren Mann in die Armut folgen zu müssen, bricht sie in Tränen aus. Wieder wirkt es, als wäre sie noch ein Kind. Der Konsul klärt sie darüber auf, dass er sie lieber mit nach Hause nehmen würde, statt der Armut zu überlassen. Tony beruhigt sich daraufhin wieder.
Sehnsüchtig erinnert sie sich an Morten zurück und vermutet, dass eine Heirat mit diesem wohl die bessere Wahl gewesen wäre. Auch der Konsul bereut seine einstige Empfehlung für diese Ehe, wenngleich er glaubt, damals nichts wirklich falsch gemacht zu haben. Grünlich schien positive Charaktereigenschaften zu haben und seine Geschäftspartner hätten sich bestens über ihn geäußert. Tony wirft ihm nichts vor und versucht, ihren Vater zu beruhigen.
Auf Nachfrage spricht sie nun offen aus, dass sie ihren Mann nicht nur nicht liebt, sondern ihn nach wie vor widerlich findet. Auch ihr Kind habe daran nichts geändert. Grünlich hinter sich zu lassen werde ihr keineswegs schwer fallen – erst recht, da eine Rettung die Firma Buddenbrook in finanzielle Gefahr bringen würde. Der Konsul ist emotional tief erschrocken, dies zu hören, gleichzeitig aber auf geschäftlicher Ebene zufrieden.
In diesem Augenblick kommt Grünlich zögerlich durch die Tür.
9. Kapitel 8
Erwähnte Personen
- 50xKonsul
- 40xGrünlich
- 31xHerr Kesselmeyer
- 12xTony
- 3xErika
- 1xKonsul Goudstikker
- 1xGebrüder Westfahl
- 1xSenator Bock
- 1xHerr Bock
- 1xHerr Petersen
- 1xHerr Goudstikker
- 1xMaßmann & Timm
Erwähnte Orte
- 2xRauchzimmer (Grünlichs Haus)
- 1xMengstraße
- 1xWohngemach (Grünlichs Haus)
- 1xSpeisezimmer (Grünlichs Haus)
- 1xBremen
Zusammenfassung
Grünlich ist zwar sorgfältig gekleidet, wirkt aber schlaff und niedergeschlagen. Der Konsul deutet bereits jetzt an, dass er ihm nicht helfen wird. Zusammen gehen sie zu Herrn Kesselmeyer. Dessen Bewegungen und flatternde Haare wirken wieder eher wie die eines Vogels. Auch der Konsul findet ihn sonderbar. Die drei stellen einander vor und gehen dann ins Rauchzimmer.
Dort angekommen, muss Grünlich erstmal die Kerzen anzünden. Draußen regnet es mittlerweile so stark, dass es schon dunkel geworden ist. Auf dem Tisch im Zimmer liegt Grünlichs Hauptbuch zur Begutachtung bereit. Die Herren setzen sich. Grünlich wirkt, als leite er eine Beerdigung. Er erinnert den Konsul daran, dass er (seiner Meinung nach) kein Schuldiger, sondern vielmehr ein vom Unglück Verfolgter sei.
Der Konsul nimmt das Hauptbuch, liest mehrere Minuten lang darin, vergleicht Zahlen über Zahlen und macht diverse Notizen. Während Kesselmeyer quietschvergnügt wirkt, ist der Konsul entsetzt vom finanziellen Desaster, das er zu Gesicht bekommt. Schließlich legt er das Buch weg und bezeichnet Grünlich nur noch als armen Mann. Dieser reagiert niedergeschlagen und beginnt zu weinen. Kesselmeyer beobachtet die Tränen mit offenem Mund und rückt sogar etwas näher heran, um diese genauer zu betrachten. Der Konsul empfindet Mitleid, kann dieses Gefühl aber unterdrücken. Beim Betrachten des Hauptbuchs hat er zudem festgestellt, dass Grünlich schon seit mehreren Jahren in argen finanziellen Schwierigkeiten steckt, trotz Tonys stattlicher Mitgift. Offenbar hat er nur noch Kredit erhalten, weil er zur Familie Buddenbrook gehörte.
Die Entscheidung des Konsuls steht fest: Er wird Grünlich kein Geld geben. Er glaubt, dass dieser zum größten Teil selbstverschuldet in diese Lage gekommen sei. Wütend ist er auf Kesselmeyer, der offenbar Grünlich mit Wucherzinsen abgezockt hat. Mehr der Form halber fragt er Kesselmeyer, ob dieser bereit sei, seine Kredite an Grünlich (68.755 Kurantmark) zu verlängern, erntet dafür aber nur schamloses Lachen. Kesselmeyers Dreistigkeit erzürnt und verbittert den Konsul. Er schiebt das Hauptbuch weg und erklärt, dass das Thema für ihn beendet ist. Es werde keine Hilfe für Grünlich geben. Diesem rät er, nun Trost bei Gott zu suchen. Grünlich bettelt nach Kräften um Hilfe, droht gar mit Selbstmord und auch Kesselmeyer weist darauf hin, dass eine ausbleibende Rettung die Buddenbrooks schlecht aussehen lassen könnte. Der Konsul bleibt jedoch hart. Trocken richtet er Grünlich aus, dass er Tonys und Erikas Leid verhindern wird.
Der Konsul wendet er sich der Tür zu. Grünlich ist fassungslos, doch Kesselmeyers Freude steigert sich immer mehr, wird schließlich geradezu hysterisch. In seinem Eifer plappert der Bankier munter aus, dass Grünlich Tony nur des Geldes wegen geheiratet hat und schon damals vor dem Bankrott stand. Die Bücher, die der Konsul vor der Heirat begutachtet hat, seien de facto frisiert gewesen. Grünlich reagiert auf diese Enthüllung zuerst mit Kreischen und verkriecht sich dann in einer Ecke des Zimmers. Der Konsul wiederum wird kreidebleich. Er verteidigt sich damit, andere über Grünlich ausgefragt zu haben. Da er nichts mehr von dieser Sache hören will, verlässt er den Raum. Währenddessen brüllt Kesselmeyer ihm noch hinterher, dass er nur Leute ausgefragt habe, die selbst bei Grünlich beteiligt gewesen seien und die Heirat daher sehr begrüßt hätten.
10. Kapitel 9
Erwähnte Personen
- 14xTony
- 8xGrünlich
- 8xKonsul
- 1xErika
- 1xDora
Erwähnte Orte
- 2xSalon (Grünlichs Haus)
- 1xGasthof
- 1xHamburg
- 1xLandschaftszimmer
- 1xSpeisezimmer (Grünlichs Haus)
- 1xLübeck
Zusammenfassung
11. Kapitel 10
Erwähnte Personen
- 40xTony
- 31xKonsul
- 10xJustus Kröger
- 10xKonsulin
- 10xThomas
- 8xGrünlich
- 6xChristian
- 5xFamilie Buddenbrook
- 4xPastor Mathias aus Kannstatt
- 4xErika
- 4xFriederike
- 4xJakob Kröger
- 3xEin fremder Prediger
- 3xFräulein Weichbrodt
- 3xFrau Kröger
- 3xFrau von Justus Kröger
- 2xTrina
- 2xJulchen
- 2xHenriette
- 2xMr. Richardson
- 2xJohann
- 2xHermann Hagenström
- 2xFamilie Hagenström
- 2xPfiffi
- 1xAnnas Ehemann
- 1xKlothilda
- 1xNelly
- 1xKinder von Konsul Huneus
- 1xFamilie Semmlinger
- 1xGottholds Töchter
- 1xClara
- 1xFamilie Kröger
- 1xIdas Onkel
- 1xIda
- 1xKonsuls Huneus
- 1xFrau Stüwing
- 1xJürgen Kröger
- 1xGotthold
- 1xDalbeck & Comp.
- 1xAnna
- 1xStina
- 1xGrabow
- 1xMoritz Hagenström
- 1xHerr Strunck
- 1xAntoinette
- 1xehemalige Pflegerin
- 1xMakler Gosch
- 1xTochter des Konsuls Huneus
- 1xHerr Kröger
- 1xHinrich Hagenström
- 1xFrau Stuht
Erwähnte Orte
- 12xLübeck
- 5xHaus in der Mengstraße
- 5xHamburg
- 1xTravemünde
- 1xEsssaal
- 1xPrag
- 1xSalon (Grünlichs Haus)
- 1xGottholds Wohnung
- 1xSüdamerika
- 1xObersalzbrunn
- 1xNew York
- 1xKissingen
- 1xPau
- 1xNürnberg
- 1xValparaiso (Chile)
- 1xFischergrube
- 1xBerlin
- 1xZimmer im zweiten Stockwerk im Haus in der Mengstraße
- 1xDresden
- 1xFrühstückszimmer
- 1xEimsbüttel
- 1xEms
- 1xWien
- 1xKontor der Buddenbrooks
- 1xLondon
- 1xMünchen
- 1xChile
- 1xLandschaftszimmer
- 1xEngland
- 1xIschl
- 1xJena
- 1xBaden-Baden
- 1xBreite Straße
- 1xBlumengeschäft
- 1xAm Mühlenbrink Nr. 7
Zusammenfassung
Tony ist inzwischen wieder zu Hause in Lübeck. Keiner redet gerne über die Trennung von Grünlich – außer Tony selbst, welche die ganze Sache ziemlich gelassen nimmt und sich in der Rolle der unglücklich geschiedenen Frau gefällt. Der Konsul muss ihr sogar zureden, dass sie sich für einige Zeit gesellschaftlich zurückhalten sollte. Die meisten aus der Familie wollen mit Tony nicht über Grünlich reden, doch Ida hört ihr gerne zu. Diese ist auch überzeugt davon, dass Tony schon bald wieder heiraten wird.
Insbesondere die Beziehung zwischen Tony und ihrem Vater hat sich seit dem Gespräch bei Grünlich verbessert. Während sie ihm vorher vor allem mit Ehrfurcht begegnet ist, zeigt sie sich nun zärtlicher. Sie fand es rührend, dass er ihr gegenüber Schuldgefühle gezeigt und ihr die Entscheidungen überlassen hat. Seit der Trennung ist der Konsul nicht gerichtlich gegen Grünlich vorgegangen. Er wollte nicht, dass die Öffentlichkeit davon erfährt, wie plump er über den Tisch gezogen wurde. Jedoch läuft der Scheidungsprozess seit Grünlichs Konkurs. Dieser gibt Tony ein Gefühl von Wichtigkeit, welches sie genießt. Sie begreift jetzt auch, dass Grünlich sie bewusst von der Gesellschaft in Hamburg fern gehalten hat, um seine finanzielle Lage zu verschleiern. Tony ist es auch, die vom Vater Zugang zu den Familienpapieren verlangt, um in diesen ihre Scheidung einzutragen. Sie schwört, schon bald einen neuen Mann zu finden, um den „Flecken” in der Familiengeschichte wieder auszugleichen. Die nächste Heirat würde vorteilhafter werden, schließlich sei sie ja jetzt keine dumme Gans mehr.
Im August kehrt Thomas von seiner Kur zurück. Tony verehrt ihn geradezu ehrfürchtig. Trotz der langen Erholungszeit wirkt er nicht wirklich gesund: Seine Haut ist blass, er hat ein Geäder an der Schläfe und Schüttelfrost plagt ihn. Zudem denkt er melancholisch an Anna zurück und hat eine Vorliebe für Literatur entwickelt. Nichtsdestotrotz arbeitet Thomas wieder im Kontor der Firma, was den Konsul mit Stolz erfüllt.
Gegen Ende des Jahres stirbt Frau Kröger, wodurch die Buddenbrooks 100.000 Kuranttaler erben. Justus Kröger setzt sich anschließend zur Ruhe. Geschäftlich war er ohnehin nie erfolgreich. Sorge bereitet Justus sein ältester Sohn, Jakob. Dieser lebte in Hamburg zügellos und verschwenderisch. Nachdem sein Vater kein Geld mehr dafür ausgeben wollte, hatte er es sich einfach heimlich von seiner Mutter organisiert, was zu Misstrauen zwischen den Ehepartnern führte. Zudem hat er einen nicht näher genannten, unredlichen „Übergriff” begangen und ist bald darauf nach New York gereist. Justus sieht daher nur noch Jürgen als seinen einzigen Sohn (und Erben) an. Dieser aber ist nicht der hellste und quält sich gerade mühevoll durch eine Jurastudium.
Der Konsul blickt sorgenvoll auf die Entwicklung der Krögers und denkt dabei an seine eigenen Kinder. In Thomas hat er zwar Vertrauen, in Christian aber nicht. Letzterer interessiert sich in England mehr fürs Theater als fürs Geschäft. Zu allem Überfluss hat Christian Fernweh und reist im Sommer 1851 kurzerhand nach Chile ab.
Tony indes hat auch in der Folgezeit nach der Scheidung nichts von ihrem Selbstbewusstsein eingebüßt. So weigert sie sich strikt, Julchen Hagenström bei Begegnungen zuerst zu grüßen. Ohnehin wächst ihr Hass auf die Hagenströms zunehmend. Diese entwickeln sich prächtig: Das Geschäft läuft glänzend, Hermann heiratet 1852 die Tochter des reichsten Mannes der Stadt und Moritz schließt sein Studium äußerst erfolgreich ab. Seit der Scheidung können sie auch noch gesellschaftlich auf Tony herabblicken. Auch die Töchter Gottholds zeigen deutliche Schadenfreude über ihre misslungene Ehe.
Einige Jahre vergehen und die Erinnerungen an Tonys Beziehung mit Grünlich verblassen. Der Gesundheitszustand des Konsuls verschlechtert sich und so unternimmt die Familie – zur Freude Tonys – ausgedehntere Erholungsreisen in Europa. Zu Hause jedoch langweilt sie sich. Zudem nervt sie die mittlerweile sehr religiöse Haltung ihrer Eltern. Ständig gehen Pastoren und Missionare ein und aus – und speisen natürlich gerne fürstlich bei den Buddenbrooks. Außerdem kommt nun jeden Morgen und Abend die Familie zur Andacht zusammen, wobei Bibelstellen verlesen werden. Tony macht keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber den geistlichen Besuchern und stört diese bei ihrer Anwesenheit wo immer sie kann – sei es, indem sie ihnen ungenießbares Essen vorsetzt oder jedes peinliche Missgeschick, das diesen widerfährt, sofort weitererzählt.
12. Kapitel 11
Erwähnte Personen
- 11xTony
- 11xKonsulin
- 10xKonsul
- 8xThomas
- 7xErika
- 6xIda
- 4xLine
- 4xKlothilda
- 3xClara
- 2xFamilie Buddenbrook
- 2xFamilie Kistenmaker
- 2xGrabow
- 1xGrünlich
- 1xKapitän Kloot
- 1xIdas Onkel
Erwähnte Orte
- 2xMengstraße
- 2xMühlenwall
- 1xVeranda des Hauses in der Mengstraße
- 1xMarienkirchhof
- 1xMarienkirche
- 1xTrave
- 1xSäulenhalle
- 1xHafen
- 1xSpeisekammer
- 1xSchlafzimmer
- 1xPau
- 1xLandschaftszimmer
- 1xSchule
- 1xKüche
- 1xFrühstückszimmer
- 1xLübeck
- 1xVergnügungsgarten vorm Tor
Zusammenfassung
An einem Tag im Spätsommer 1855 sitzen die Buddenbrooks im Landschaftszimmer. Sie wollen einen Ausflug mit Familie Kistenmaker machen und warten auf den Konsul. Tony regt sich darüber auf, dass ihr Vater nie die Arbeit ruhen lassen könne und daher zu jeder Verabredung mit Verspätung käme. Neben Tony sitzt die Konsulin, die bestens gekleidet ist. Thomas raucht – wie immer – und Clara hockt mit Klothilda am Fenster. Letztere wirkt – ebenfalls wie immer – abgemagert. Clara hält inzwischen die Andachten am Morgen und Abend ab, da der Konsul beim Vorlesen Kopfschmerzen bekommt. Sie macht einen etwas altklugen Eindruck, guckt streng und wird von den Dienstboten gefürchtet.
Es wird über das Wetter diskutiert und Thomas, ist sich sicher, dass es nur einen kurzen Platzregen geben wird. Erste dunkle Wolken ziehen bereits auf. Thomas begrüßt dies durchaus, die ganze Woche über sei es bereits erdrückend heiß gewesen. Ida, die inzwischen knapp 20 Jahre bei den Buddenbrooks verbracht hat und fast weiß geworden ist, kommt mit Erika herein. Sie kümmert sich um die Kleine stets fürsorglich und verbringt viel Zeit mit ihr, bringt ihr aber auch bei, etwas besseres zu sein als die anderen Kinder. Tony nimmt Erika zu sich. Unterdessen schaut die Konsulin ängstlich nach draußen, wo es immer dunkler wird, bis man schließlich die Farben im Zimmer kaum mehr unterscheiden kann. Der Westwind, der eben noch angenehm kühlte, ist plötzlich verschwunden. Es herrscht Stille. Vom einen Moment auf den anderen herrscht eine schrecklich erdrückende Schwüle vor, die aber nur Thomas wirklich auffällt. Just bevor sie unerträglich wird, findet „ein Überspringen” statt. Der Wolkenbruch setzt ein, Regen fällt lärmend in Strömen und das Wasser schießt den Bürgersteig entlang. Rasch wird es kühler.
Auf einmal stürzt eine der Bediensteten herein. Sie berichtet, dass der Konsul nur noch stöhne und gelblich verfärbt sei. Sofort herrscht entsetzte Aufregung. Thomas schickt sie los, um Grabow zu holen, während die anderen Richtung Schlafzimmer eilen. Der Konsul aber ist bereits tot.
13. Zitate aus Teil 4
Seite | Typ | Textstelle | Erläuterung / Notiz |
---|---|---|---|
S.169o | Notiz | ... tausend Dank für Deinen Brief, in welchem Du mir Armgard von Schillings Verlobung mit Herrn von Maiboom auf Pöppenrade mitteiltest. Armgard selbst hat mir ebenfalls eine Anzeige geschickt (sehr vornehm, Goldrand) und dazu einen Brief geschrieben, in dem sie sich äußerst entzückt über den Bräutigam ausläßt. Es soll ein bildschöner Mann sein und von vornehmem Wesen. Wie glücklich sie sein muß! ... |
Die Beziehung wird alles andere als glücklich verlaufen. Herr von Maiboom wird hohe Spielschulden anhäufen und sich schließlich erschießen.
|
S.169m | Notiz | ... Wartet Ihr vielleicht auf eine offizielle Einladung Grünlichs? Das wäre nicht nötig, denn er denkt, glaube ich, gar nicht daran, und wenn ich ihn erinnere, so sagt er: Ja, ja, Kind, Dein Vater hat anderes zu tun. ... |
Grünlich will möglichst vermeiden, dass Tonys Eltern zu Besuch kommen, da diese sonst von seiner schwierigen finanziellen Lage erfahren könnten.
|
S.169u - S.170o | Zitat | Du glaubst nicht, was für ein komischer alter Herr das ist! Er hat einen weißen, geschorenen Backenbart und schwarz-weiße dünne Haare auf dem Kopf, die aussehen wie Flaumfedern und in jedem Luftzuge flattern. Da er auch so drollige Kopfbewegungen hat wie ein Vogel und ziemlich geschwätzig ist, nenne ich ihn immer »die Elster«; aber Grünlich verbietet mir dies, denn er sagt, die Elster stehle, Herr Kesselmeyer aber sei ein Ehrenmann. |
An dieser Stelle beschreibt Tony, ohne es wirklich zu beabsichtigen, Herrn Kesselmeyers Charakter sehr zutreffend. Dieser lässt sich wohl am ehesten als Kredithai beschreiben. Er gibt Grünlich Geld zu Wucherzinsen und "stiehlt" so letztlich von diesem (bzw. indirekt vom Konsul, da Grünlich das Zinsgeld von diesem holt).
|
S.170o | Notiz | ... Er hat etwas so äußerst Fröhliches an sich! Manchmal klopft er mir auf die Wange und sagt: Sie gute kleine Frau, welch Gottessegen für Grünlich, daß er Sie bekommen hat! ... |
Tony war natürlich kein emotionaler, sondern ein finanzieller "Gottessegen" für Grünlich.
|
S.170u | Zitat | Er [Grünlich] hat es mir auch halb und halb versprochen [ein Coupé zu kaufen], aber er begibt sich merkwürdigerweise überhaupt nicht gern mit mir in Gesellschaft und sieht es augenscheinlich nicht gern, wenn ich mich mit den Leuten in der Stadt unterhalte. Sollte er eifersüchtig sein? |
Wie so manches mal, bemerkt Tony auch hier wieder korrekt eine zwielichtige Verhaltensweise - fehlinterpretiert dann aber das Motiv dahinter. Sie hält Grünlichs Verhalten romantisierend für Eifersucht. Tatsächlich will er einfach nicht, dass sie von anderen Geschäftsleuten etwas über seine finanzielle Lage erfährt.
|
S.171o | Notiz | ... Mit den beiden Mädchen bin ich ziemlich zufrieden. Ich weiß nicht, ob sie ganz ehrlich sind; aber Gott sei Dank brauche ich ja nicht auf jeden Dreier zu sehen! ... |
Die Bediensteten spiegeln hier Grünlichs Verhalten. Die Botschaft ist grob: In dieser Umgebung versuchen alle nur, aus den Buddenbrooks rauszuholen, was rauszuholen ist.
|
S.171u | Notiz | ... denn ich sei vielleicht ein =bißchen= bleichsüchtig. ... |
Diese Aussage stammt ursprünglich von Morten. Möglicherweise hat der Doktor das gar nicht gesagt und Tony dichtet dies hier versteckt rein, um sich die Erinnerung an ihn zu bewahren.
|
S.172u - S.173o | Notiz | ... Ihr Gatte hatte uns nicht aufgefordert, empfing uns jedoch mit großer Herzlichkeit und widmete sich uns während der zwei Tage, die wir bei ihm verbrachten, so vollständig, daß er sein Geschäft vernachlässigte und mir kaum Zeit zu einer Visite in der Stadt bei Duchamps' ließ. ... |
Grünlich hat Tonys Eltern vermutlich deshalb nicht zum Besuch aufgefordert, da er ihnen möglichst keine Gelegenheit geben wollte, mit den anderen Geschäftsleuten der Stadt über Grünlichs Finanzen zu reden. Aus dem selben Grund hat er sich auch so aufopfernd um sie gekümmert, dass sie die Villa kaum verlassen konnten.
|
S.175m | Notiz | ... Wenn es ein Junge wäre, so wüßte ich einen sehr hübschen Namen. Jetzt möchte ich sie Meta nennen, aber Gr. ist für Erika. ... |
Zur Erinnerung: "Meta" ist der Name von Morten Schwarzkopfs Schwester. Mit "so wüßte ich einen sehr hübschen Namen" meint sie entsprechend vermutlich "Morten". Auch wenn Tonys Verhalten den Eindruck vermittelt - vergessen hat sie die Schwarzkopfs nicht.
|
S.177m | Zitat | Obgleich Klothilde Buddenbrook nicht viel älter war als ihre verheiratete Kusine, also erst einundzwanzig Jahre zählte, begann ihr langes Gesicht bereits scharfe Linien zu zeigen, und ihr glattgescheiteltes Haar, das niemals blond, sondern von jeher mattgrau gewesen, trug dazu bei, daß das Bild der alten Jungfer schon fertig war. Sie war zufrieden damit, sie tat nichts, um dem abzuhelfen. Vielleicht war es ihr Bedürfnis, schnell alt zu werden, um schnell über alle Zweifel und Hoffnungen hinauszugelangen. |
todo
|
S.189o | Notiz | ... Und obgleich Lebrecht Kröger protestierte, obgleich er mit plötzlich ganz kalter und verächtlicher Betonung befahl: »Halt, hiergeblieben! Sie vergeben sich nichts, Buddenbrook!« schritt der Konsul schnell durch den Saal. ... |
Herr Kröger ist hier vermutlich so entschieden dagegen, dass der Konsul mit den Menschen draußen spricht, da es einen gewissen Machtverlust symbolisiert: Die Entscheidung, die "Belagerung" aufzugeben liegt letztlich beim Volk, der Konsul kann nur auf sie einreden und das beste hoffen. Herr Kröger hätte lieber die Kontrolle über die Geschehnisse. Daher möglicherweise auch seine Aussage, man sollte einfach ein paar Demonstranten abknallen, um sich Respekt zu verschaffen. (Die Brutalität dieser Forderung unterstreicht letztlich seinen Machtverlust nur noch - sie wirkt verzweifelt.)
|
S.193o | Notiz | ... sie hatte sich treuherzig ihrer eingeschlossenen Gäste angenommen, mit beredten Worten, da die Belagerung ja noch lange dauern könne, ... |
Man achte hier auf das Wort "Belagerung", welches einen sehr militärischen Kontext hat. Das Volk wird offenbar eher als Feind bzw. Angreifer wahrgenommen und weniger als der Souverän.
|
S.195o-m | Notiz | ... Lautlos kam er durchs Fenster herein, prallte lautlos gegen Lebrecht Krögers von dickem Pelze bedeckte Brust, rollte ebenso lautlos an der Felldecke hinab und blieb am Boden liegen. ... |
Drei mal "lautlos"?! Wird wohl irgendeine Bedeutung haben. Vielleicht Betonung der Geste durch die Stille (Fokussierung darauf); unterstreicht symbolisch, dass sich die nackte Faktenlage geändert hat (Worte sind nicht mehr notwendig): Die Zeit der Krögers ist abgelaufen.
|
S.203o-m | Zitat | [Tony] würde mit der gleichen Ruhe erklärt haben, daß sie leichtsinnig, jähzornig, rachsüchtig sei. Ihr ausgeprägter Familiensinn entfremdete sie nahezu den Begriffen des freien Willens und der Selbstbestimmung und machte, daß sie mit einem beinahe fatalistischen Gleichmut ihre Eigenschaften feststellte und anerkannte ... ohne Unterschied und ohne den Versuch, sie zu korrigieren. Sie war, ohne es selbst zu wissen, der Meinung, daß jede Eigenschaft, gleichviel welcher Art, ein Erbstück, eine Familientradition bedeute und folglich etwas Ehrwürdiges sei, wovor man in jedem Falle Respekt haben müsse. |
Tony identifiziert sich (inzwischen) mit ihrer Familie und verwendet diese als Ausrede für ihre negativen Charaktereigenschaften. Sie unternimmt keine Anstrengungen, diese in irgendeiner Weise zu korrigieren. Aufgrund des Reichtums der Familie kann sie sich dies leisten. Letztlich handelt es sich dabei um Dekadenz.
|
S.207m-u | Zitat | »Ja, ein Geck, ein Tapps sind Sie, mein Lieber [Herr Grünlich]! Wollen Sie nicht die übergroße Güte haben, mir zu sagen, was Sie jetzt noch ausfindig machen wollen?... Vielleicht irgendwo in der weiten Welt eine Bank, die Ihnen auch nur einen Silbergroschen auf den Tisch legt? Oder noch einen Schwiegervater?... Ach nein ... Ihren Hauptcoup haben Sie doch wohl hinter sich! Dergleichen machen Sie nicht noch einmal! Alle Achtung! Na-hein, meine höchste Anerkennung ...« |
Grünlich ist de facto bankrott. In seiner Verärgerung spricht Kesselmeyer offen aus, dass die Heirat zwischen Grünlich und Tony ein "Coup" war, um an die Mitgift und einen reichen Schwiegervater zu kommen. (Vermutlich hatte Grünlich schon vor der Heirat finanzielle Probleme.)
|
S.214m | Zitat | Erst in diesem Augenblick ging alles vor ihr [Tony] auf, was in dem Worte »Bankerott« verschlossen lag, alles, was sie schon als kleines Kind dabei an Vagem und Fürchterlichem empfunden hatte ... »Bankerott« ... das war etwas Gräßlicheres als der Tod, das war Tumult, Zusammenbruch, Ruin, Schmach, Schande, Verzweiflung und Elend ... |
Tony ist in der High Society aufgewachsen. Ihr liebstes Hobby ist es letztlich, Geld auszugeben. Bankrott zu sein heißt für sie, alle sozialen Kontakte und den gesamten Lebensinhalt zu verlieren.
|
S.215u | Notiz | ... Hierauf fragte sie in entschiedenem Tone, ohne die Stimme zu erheben: »Papa, =ist= Grünlich schuldig! =kommt= er aus Leichtsinn und Unredlichkeit ins Unglück!« ... |
Tony versucht hier wohl, wie eine erwachsene Frau zu klingen. Dabei wirkt sie aber etwas unbeholfen, da sie genau die falschen Wörter betont.
|
S.217m-u | Zitat | »Ach ... was fragst du, Papa!... Ich [Tony] habe ihn niemals geliebt ... er war mir immer widerlich ... weißt du das denn nicht ...?« Es wäre schwer zu sagen, was auf dem Gesichte Johann Buddenbrooks sich abspielte. Seine Augen blickten erschrocken und traurig, und dennoch kniff er die Lippen zusammen, so daß Mundwinkel und Wangen sich falteten, wie es zu geschehen pflegte, wenn er ein vorteilhaftes Geschäft zum Abschluß gebracht hatte. Er sagte leise: »Vier Jahre ...« |
Auch wenn der Konsul recht rabiate Methoden angewendet hat, um Tony zur Heirat mit Grünlich zu bewegen (bzw. zu zwingen) hatte er dennoch die ehrliche Hoffnung und den festen Glauben daran, dass Tony in dieser Beziehung glücklich werden würde. Insbesondere war er sich sicher, dass sie ihren Mann bereits nach kurzer Zeit lieben würde. Erschrocken muss er nun feststellen, dass er damit völlig daneben lag und damit dafür verantwortlich ist, Tony zu einer vierjährigen Beziehung mit einem Mann genötigt zu haben, den diese immer gehasst hat. Dabei wollte er sichtlich eigentlich nur das beste für sie.
Das Zusammenkneifen der Lippen kommt daher, das er mit Tonys Aussage gleichzeitig geschäftlich(!) zufrieden ist - so kann er sie nach Hause zurückholen und es sich sparen, ihren Mann finanziell zu retten, da Tony sich nicht an diesen gebunden fühlt.
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S.218u - S.219o | Zitat | [Der Konsul:] »darf ich dir [Tony] nicht verhehlen, daß die Firma, ganz abgesehen von dieser Sache, Verluste erlitten hat, und daß die Hergabe dieser Summe eine Schwächung für sie bedeuten würde, von der sie sich schwer ... schwer wieder erholen könnte. Ich sage das keineswegs, um ...« Er vollendete nicht. Tony war aufgesprungen, sie war sogar ein paar Schritte zurückgetreten und, noch immer das nasse Spitzentüchlein in der Hand, rief sie: »Gut! Genug! Nie!« Sie sah beinahe heroisch aus. Das Wort »Firma« hatte eingeschlagen. Höchst wahrscheinlich wirkte es entscheidender als selbst ihre Abneigung gegen Herrn Grünlich. »Das tust du =nicht=, Papa!« redete sie ganz außer sich fort. »Willst auch du noch Bankerott machen? Genug! Niemals!« |
Für Tony hat die Familie (und damit die Firma) einen äußerst hohen Stellenwert. Letztlich wurden alle wichtigen Entscheidungen ihres Lebens von der Familie getroffen und auch ihr Wohlstand hängt von dieser ab. Sie musste ihre eigenen Träume zugunsten der Firma aufgeben. Als eher kindliche Persönlichkeit neigt sie zudem zur Glorifizierung der Familiengeschichte. In diesem Kontext ist es auch wichtig, dass für Tony ein Bankrott das mit Abstand schlimmste ist, was einem im Leben passieren kann.
|
S.218u | Zitat | Er vollendete nicht. Tony war aufgesprungen, sie war sogar ein paar Schritte zurückgetreten und, noch immer das nasse Spitzentüchlein in der Hand, rief sie: »Gut! Genug! Nie!« |
Die Szene erinnert an dieser Stelle vage an Grünlichs theatralischen Auftritt vor Tony (bevor sie geheiratet haben). Auch bei diesem weinte sie aufgebracht und stand am Ende mit einem nassen Taschentuch da. Auch Grünlich kam letztlich aus finanziellen Motiven und hatte vermutlich einen Plan im Kopf, zu was er Tony bringen wollte. (Was ihm auch gelang.) Der Konsul hat allerdings noch echte Emotionen für Tony übrig (betrachtet sie also nicht nur als ein wandelndes Geldbündel). Zudem dürfte das Ergebnis des Gesprächs (Trennung von Grünlich) diesmal wesentlich mehr Tonys Gefühlen entsprechen.
|
S.223u - S.224o | Notiz | ... Man sollte sich verrechnet haben! Augenscheinlich hatte B. Grünlich die Anschauung zu erwecken gewußt, als sei er mit Johann Buddenbrook solidarisch? Diesem, wie es schien, entsetzlich weit verbreiteten Irrtum mußte ein für alle Male vorgebeugt werden! Und auch dieser Kesselmeyer sollte sich wundern! Besaß dieser Bajazz ein Gewissen? Es sprang in die Augen, wie schamlos er ganz allein darauf spekuliert hatte, daß er, Johann Buddenbrook, den Mann seiner Tochter nicht würde fallen lassen, wie er dem längst vernichteten Grünlich zwar fort und fort Kredit gewährt, ihn aber immer blutigere Wucherzinsen hatte unterschreiben lassen ... ... |
Hier kann man Wut des Konsuls herauslesen. (Unter anderem darüber, dass die anderen darauf spekuliert haben, dass er Grünlich schon rausboxen wird.) Man darf annehmen, dass diese Wut seine geschäftlichen Entscheidungen negativ beeinflusst.
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S.226m | Zitat | Zum zweiten Male stürmten die Empfindungen dieses Mannes auf ihn ein, deren Äußerung durchaus das Gepräge der Echtheit trug, wieder mußte er, wie damals, als er Herrn Grünlich den Travemünder Brief seiner Tochter mitgeteilt hatte, dieselbe gräßliche Drohung vernehmen, und wieder durchschauerte ihn die schwärmerische Ehrfurcht seiner Generation vor menschlichen Gefühlen, die stets mit seinem nüchternen und praktischen Geschäftssinn in Hader gelegen hatte. |
Der Konsul leidet unter dem ewigen Problem, dass seine Gefühle im Widerspruch stehen zu den Anforderungen der Geschäftswelt. Er ist mitfühlend, empathisch - die Geschäftswelt aber erfordert es, dass er hart und egoistisch vorgeht.
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S.227u - S.228o | Zitat | [Herr Kesselmeyer:] Man legt dem rettenden Herrn Papa recht hübsche Bücher vor, allerliebste, reinliche Bücher, in denen alles aufs beste bestellt ist ... nur daß sie mit der rauhen Wirklichkeit nicht völlig übereinstimmen ... Denn in der rauhen Wirklichkeit sind drei Viertel der Mitgift schon Wechselschulden!« |
Herr Kesselmeyer erzählt dem Konsul hier offen und ungeniert, dass die Heirat ein reines Geschäft war und sie die Bücher letztlich frisiert hatten. Über ein Unrechtsbewusstsein verfügt er anscheinend nicht.
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S.230u | Zitat | »Ha! Schön! Gut!« schrie er. »Geh' nur! Meinst du, daß ich dir nachheule, du Gans? Ach nein, Sie irren sich, meine Teuerste! Ich habe dich =nur= deines Geldes wegen geheiratet, aber da es noch lange nicht genug war, so mach' nur, daß du wieder nach Hause kommst! Ich bin deiner überdrüssig ... überdrüssig ... überdrüssig ...!« |
Grünlich spricht offen aus, was zur Heirat geführt hat. Das ist eines der wenigen Male (vielleicht gar das erste Mal), dass er zu Tony wirklich ehrlich ist.
|
S.232o-m | Notiz | ... von einem Onkel im besonderen, der zu Marienwerder am Schluckauf gestorben war, weil er »sich das Herz abgestoßen« hatte. ... |
Die Art wie der Onkel gestorben ist erinnert an Thomas, der später (unglücklich) an Problemen mit seinen Zähnen sterben wird.
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S.232u - S.233o | Zitat | Johann Buddenbrook war in keiner Weise persönlich gegen seinen betrügerischen Schwiegersohn vorgegangen. Zwar hatten Tony und ihre Mutter aus dem Verlaufe einiger Gespräche erfahren, zu welch unredlichen Mitteln Herr Grünlich gegriffen hatte, um 80000 Mark zu erlangen; aber der Konsul hütete sich wohl, die Sache der Öffentlichkeit oder gar der Justiz zu übergeben. Er fühlte in seinem Stolz als Geschäftsmann sich bitter gekränkt und verwand schweigend die Schmach, so plump übers Ohr gehauen worden zu sein. |
Dem Konsul ist es peinlich, von Grünlich derartig abgezockt worden zu sein. Aus diesem Grund will er nicht, dass die ganze Sache an die Öffentlichkeit gerät. Das mag zur emotional verständlich sein, ist geschäftlich aber eine eher schlechte Entscheidung. Immerhin geht es um 80.000 Mark, was auch für die Buddenbrooks viel Geld ist. Dies lässt sich unter dekadentem Verhalten einordnen (sinngemäß: "_wir_ können es uns ja leisten, die Sache unter den Teppich zu kehren...").
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S.241u - S.242m | Zitat | Zuweilen, wenn die Konsulin an Migräne litt, war es Madame Grünlichs Sache, die Wirtschaft zu besorgen und das Menü zu bestimmen. Eines Tages, als eben ein fremder Prediger, dessen Appetit die allgemeine Freude erregte, im Hause zu Gast war, ordnete sie heimtückisch Specksuppe an, das städtische Spezialgericht, eine mit säuerlichem Kraute bereitete Bouillon, in die man das ganze Mittagsmahl: Schinken, Kartoffeln, saure Pflaumen, Backbirnen, Blumenkohl, Erbsen, Bohnen, Rüben und andere Dinge mitsamt der Fruchtsauce hineinrührte, und die niemand auf der Welt genießen konnte, der nicht von Kindesbeinen daran gewöhnt war. »Schmeckt es? Schmeckt es, Herr Pastor?« fragte Tony beständig ... »Nein? O Gott, wer hätte das gedacht!« Und dabei machte sie ein wahrhaft spitzbübisches Gesicht und ließ ihre Zungenspitze, wie sie es zu tun pflegte, wenn sie einen Streich erdachte oder ausführte, ganz leicht an der Oberlippe spielen. |
Trolololo.
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S.246u - S.247m | Zitat | Da, plötzlich, trat dieser Moment ein... ereignete sich etwas Lautloses, Erschreckendes. Die Schwüle schien verdoppelt, die Atmosphäre schien einen, sich binnen einer Sekunde rapide steigernden Druck auszuüben, der das Gehirn beängstigte, das Herz bedrängte, die Atmung verwehrte ... drunten flatterte eine Schwalbe so dicht über der Straße, daß ihre Flügel das Pflaster schlugen ... Und dieser unentwirrbare Druck, diese Spannung, diese wachsende Beklemmung des Organismus wäre unerträglich geworden, wenn sie den geringsten Teil eines Augenblicks länger gedauert hätte, wenn nicht auf ihrem sofort erreichten Höhepunkt eine Abspannung, ein Überspringen stattgefunden hätte ... ein kleiner, erlösender Bruch, der sich unhörbar irgendwo ereignete und den man gleichwohl zu hören glaubte ... wenn nicht in demselben Moment, fast ohne daß ein Tropfenfall vorhergegangen wäre, der Regen herniedergebrochen wäre, daß das Wasser im Rinnstein schäumte und auf dem Bürgersteig hoch emporsprang... |
Hier spiegelt wieder einmal das Wetter die sonstige Handlung, bzw. in diesem Fall den Tod des Konsuls. Man achte besonders auf die Wortwahl "eine Abspannung, ein Überspringen", was wohl metaphorisch dem Tod besagter Person entspricht. Die Schwüle davor ist mit dem erdrückenden Gefühl der letzten paar Sekunden des Lebens gleichzusetzen, der Regen danach mit dem Sturm, der dann auf die Familie zukommt.
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S.247m | Notiz | ... Thomas, durch Krankheit daran gewöhnt, die Kundgebungen seiner Nerven zu beobachten, ... |
Auch Christian ist daran gewöhnt, die Kundgebungen seiner eigenen Nerven zu beobachten (was wohl seine Hypochondrie auslöst).
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14. Glossar zu Teil 4
Seite | Textstelle | Erläuterung / Übersetzung |
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S.170o | ... aussehen wie Flaumfedern und in ... | |
S.171u | ... mich so impertinent, daß ich ... |
dummdreist, siehe impertinent
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S.173u | ... Felle, Wolle, Öl, Ölkuchen, Knochen ... |
Hier ist natürlich Pflanzenöl und nicht Erdöl gemeint (Erdöl wurde erst einige Jahre später erstmals industriell gefördert)
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S.173u | ... Wolle, Öl, Ölkuchen, Knochen usw. ... |
Reste, die beim Auspressen von Pflanzenöl übrig bleiben; proteninhaltig; z. B. als Tierfutter genutzt; siehe Presskuchen
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S.174u | ... zum bürgerlichen Deputierten fürs Finanzdepartement, ... |
Mitglied einer Abordnung oder Deputation; siehe Deputierter
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S.175u | ... sorgenvoll, denn die Börse ward in Unruhe gehalten von dieser verzwickten schleswig-holsteinischen Angelegenheit ... Und ... |
Gemeint sein dürften hier wohl die Unruhen rund um den ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg, siehe Schleswig-Holsteinischer Krieg (1848–1851)
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S.178o | ... immer kunstvollen Coiffure war eine ... |
Frisur, siehe coiffure
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S.178m | ... mit steifem Mull unterlegt. Wie ... |
Baumwollgewebe, siehe Mull
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S.178u | ... sie meine Livree zu sehen ... |
Uniformartige Bekleidung, etwa für Bedienstete, siehe Livree
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S.179o | ... trug seinen Paletot über dem ... |
Mantel, siehe Paletot
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S.180m | ... Charakterfigur zwischen Mephistopheles und Napoleon ... |
Hier: teuflisch, vgl. Mephistopheles
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S.180u | ... Übersetzung von Lope de Vegas sämtlichen Dramen ... |
Bedeutender spanischer Dichter, siehe Lope de Vega
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S.181o | ... düsterer und pathetischer war und ... |
gefühlvoll, leidenschaftlich bis hin zu übertrieben, siehe pathetisch
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S.181m | ... er die Schlacht bei Waterloo verloren, preßte ... |
Schlacht in der Frankreich bzw. Napoleon gegen Großbritannien, Preußen und diverse andere antrat. Napoleon verlor die Schlacht, wodurch seine Herrschaft endete. Siehe Schlacht bei Waterloo
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S.181m | ... ruhigen, sicheren Gewinste, die er ... |
Gewinne, Einnahmen
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S.183m | ... dem beliebten Barbier, bestand. Herr ... |
Berufsbezeichnung für Bartscherer und Frisör. Erledigt auch andere Aufgaben der Körper- und Krankenpflege. Siehe Barbier
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S.184o | ... »Die Canaille!« sagte Lebrecht ... |
Das niedere Volk, das Pack; siehe Canaille
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S.184u | ... Rolle grünen Rips ... Das ... |
Auf spezielle Art gewebter Stoff, siehe Ripsbindung
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S.184u | ... wiederholte: »Unerhörte Infamie!« -- Übrigens ... |
Niederträchtigkeit, siehe Infamie
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S.188m | ... dem schneeweißen Toupet waren auf ... |
Halbperücke für einen Teil des Kopfes, siehe Toupet
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S.189o | ... sich! Sie alterieren sich ... |
Sich aufregen, siehe alterieren
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S.189u | ... auf das Trottoir führten. Die ... |
Bürgersteig, siehe Trottoir
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S.190o | ... in den »Twieten«, »Gängen«, »Wischen« ... |
Kleine Gasse, siehe Twiete
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S.190m | ... sprechen begann: »Lüd, wat is dat nu bloß für dumm Tüg, wat Ji da anstellt!« Die ... |
Leute, was ist das nur für ein komischer Tag, was stellt ihr für Dummheiten an?
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S.190u | ... sagte gedämpft: »Dat's Kunsel Buddenbrook! Kunsel Buddenbrook will 'ne Red' hollen! Holl din Mul, Krischan, hei kann höllschen fuchtig warn!... Dat's Makler Gosch ... kiek! Dat's son Aap!... Is hei 'n beeten öwerspönig?« »Corl ... |
Das ist Konsul Buddenbrook! Konsul Buddenbrook will eine Rede halten! Halt deinen Mund, Krischan, (der kann sehr wütend werden?)!... Das ist Makler Gosch! Das ist so ein Affe(?)! Ist er ein bisschen (öwespönig?)?
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S.190u - S.191o | ... Stufen stand. »Nu red' mal, Corl Smolt! Nu is' Tiet! Ji heww hier den leewen langen Namiddag bröllt ...« »Je, ... |
Jetzt sprich dich aus, Corl Smolt! Jetzt ist's an der Zeit! Ihr habt hier ja den ganzen Nachmittag über gebrüllt...
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S.191o | ...« »Je, Herr Kunsel ...«, brachte Corl Smolt kauend hervor. »Dat's nu so 'n Saak ... öäwer ... Dat is nu so wied ... Wi maaken nu Revolutschon.« »Wat's ... |
Ja, Herr Konsul (...) Das ist so eine Sache... aber(?)... das ist so(?)... wir machen eine Revolution.
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S.191o | ... Revolutschon.« »Wat's dat för Undög, Smolt!« »Je, ... |
Was ist das für ein Unfug(?), Smolt!
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S.191o | ... Smolt!« »Je, Herr Kunsel, dat seggen Sei woll, öäwer dat is nu so wied ... wi sünd nu nich mihr taufreeden mit de Saak ... Wie verlangen nu ne anner Ordnung, un dat is ja ook gor nich mihr, daß dat =wat= is ...« »Hür ... |
Ja, Herr Konsul, das sagen sie wohl, aber das ist so(?)... wir sind nicht mehr zufrieden mit der Situation... Wir verlangen jetzt eine andere Ordnung, (... ? ...)
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S.191o-m | ...« »Hür mal, Smolt, un ihr annern Lüd! Wer nu 'n verstännigen Kierl is, der geht naa Hus un scheert sich nich mihr um Revolution und stört hier nich de Ordnung ...« »Die ... |
Herr mal Smolt und ihr anderen! Wer vernünftig ist, der geht jetzt nach Hause, vergisst die Revolution und stört nicht mehr die Ordnung...
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S.191m | ... »De Ordnung, seg ick!« beschloß Konsul Buddenbrook. »Nicht mal die Lampen sind angezündet ... Dat geiht denn doch tau wied mit de Revolution!« Corl ... |
Die Ordnung, sag ich! (...) Nicht mal die Lampen sind angezündet... Das geht dann doch zu weit mit der Revolution!
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S.191m | ... »Je, Herr Kunsel, dat seggen Sei woll! Öäwer dat is man bloß wegen das allgemeine Prinzip von dat Wahlrecht ...« »Großer ... |
Ja, Herr Konsul, das siegen sie wohl! Aber das ist man bloß wegen des allgemeinen Wahlrechts (?)...
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S.191u | ...« »Je, Herr Kunsel«, sagte Corl Smolt ein bißchen eingeschüchtert; »dat is nu allens so as dat is. Öäwer Revolutschon mütt sien, dat is tau gewiß. Revolutschon is öwerall, in Berlin und in Poris ...« »Smolt, ... |
Ja, Herr Konsul, (...) das ist nun alles so eine Sache (?). Aber Revolution muss sein, das ist Gewissheit. Revoltiert wird überall, in Berlin und in Paris...
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S.191u | ...« »Smolt, wat wull Ji nu eentlich! Nu seggen Sei dat mal!« »Je, ... |
Smolt, was wollt ihr denn nun! Raus mit der Sprache!
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S.191u | ... mal!« »Je, Herr Kunsel, ick seg man bloß: wi wull nu 'ne Republike, seg ick man bloß ...« »Öwer ... |
Ja, Herr Konsul, ich sag mal so: Wir wollen eine Republik, sag ich jetzt einfach mal...
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S.191u | ...« »Öwer du Döskopp ... Ji =heww= ja schon een!« »Je, ... |
Du Dummkopf... wir haben doch schon eine Republik!
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S.191u | ... een!« »Je, Herr Kunsel, denn wull wi noch een.« Einige ... |
Ja, Herr Konsul, dann wollen wir halt noch eine.
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S.192o | ... Gosch. »Na Lüd«, sagte schließlich Konsul Buddenbrook, »ick glöw, dat is nu dat beste, wenn ihr alle naa Hus gaht!« Corl ... |
Also Leute (...) ich glaub, es ist das beste, wenn ihr jetzt alle nach Hause geht!
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S.192o-m | ... hervorgebracht, antwortete: »Je, Herr Kunsel, dat is nu so, un denn möht man de Saak je woll up sick beruhn laten, un ick bün je ook man froh, dat Herr Kunsel mi dat nich öwelnehmen daut, un adjüs denn ook, Herr Kunsel ...« Die ... |
Ja, Herr Konsul, das ist wohl richtig, dann sollten wir die Sache mal auf sich beruhen lassen. Ich bin froh, dass der Herr Konsul mir das ganze hier nicht übel nimmt. Auf Wiedersehen, Herr Konsul...
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S.192m | ... zerstreuen. »Smolt, töf mal 'n Oogenblick!« rief der Konsul. »Seg mal, hast du den Krögerschen Wagen nich seihn, de Kalesch' vorm Burgtor?« »Jewoll, ... |
Smolt, war noch mal einen Augenblick! (...) Sag mal, hast du vielleicht den Wagen der Krögers gesehen, die Kalesche vorm Burgtor?
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S.192m | ... Burgtor?« »Jewoll, Herr Kunsel! De is kamen. De is doar unnerwarts upp Herr Kunsel sin Hoff ruppfoahrn ...« »Schön; ... |
Ja, Herr Konsul! Der ist angekommen. Der ist unerwartet(?) auf den Hof des Konsuls gefahren...
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S.192m-u | ...« »Schön; denn loop mal fixing hin, Smolt, un seg tau Jochen, hei sall mal 'n beeten rannerkommen; sin Herr will naa Hus.« »Jewoll, ... |
Schön, dann lauf mal schnell hin, Smolt, und sag dem Kutscher (Jochen), er soll mal herkommen; sein Herr will nach Hause.
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S.192u | ... zwei großen Paraffinlampen erleuchtet, die ... |
Paraffin: wachsartiges, brennbares Material, siehe Paraffin
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S.193o | ... in blanke Seidel, stießen an ... |
Bierkrug, siehe Humpen
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S.193u | ... Laternen am Bock, hielt vor ... |
Kutschbock: Sitzbank einer Kutsche für den Kutscher, siehe Kutschbock
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S.195m | ... liegen. »Täppische Flegelei!« sagte ... |
in etwa dümmlich, vgl. Herkunft unter Trottel
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S.195m | ... »Täppische Flegelei!« sagte der ... |
Dummheit, vgl. Flegel
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S.196u | ... Der schneeweiße gewirkte Damast auf ... |
hier: mit eingearbeiteten Mustern; siehe wirken
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S.196u | ... schneeweiße gewirkte Damast auf dem ... |
Gewebe, typischerweise mit Mustern; siehe Damast
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S.197o | ... sich kleine, geriefelte Butterkugeln, unter ... |
Oberfläche mit Rillen, siehe geriffelt
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S.197m | ... ein elegantes Negligé, und da ... |
Nachthemd, siehe Negligé
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S.197u | ... bei einer Balltoilette. Heute aber ... |
Schminken/Schönmachen vor einem Ball
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S.197u | ... von roten Sammetschleifen lief vom ... |
Sammet ist eine veraltete Bezeichnung für Samt
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S.198u | ... jedenfalls eine Bonne, eine Erzieherin ... |
Veralteter Ausdruck für Kindermädchen
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S.199o | ... Von dem Coupé, das uns ... |
Halb geschlossene Kutsche für zwei Personen, siehe Coupé (Kutsche)
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S.199m | ... Du bist sauertöpfig!« Herr ... |
schlecht gelaunt, siehe sauertöpfisch
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S.201o | ... sich das Pincenez mit einem ... |
Zwicker (Brille ohne Bügel), abgeleitet aus dem Französischen, siehe Zwicker
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S.205o | ... »Kesselmeyer, prolongieren Sie!« ... |
Eine Frist verlängern; etwas aufschieben; siehe prolongieren
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S.207m | ... »Ja, ein Geck, ein Tapps ... |
Sehr modebewusster Mensch, siehe Geck
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S.211m | ... einem der Fauteuils niedergelassen, die ... |
Gepolsterter Sessel mit Armlehnen, siehe Fauteuil
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S.212m | ... die vergoldete Stutzuhr auf der ... |
Stockuhr; größere Uhr zum Aufstellen, etwa auf Möbelstücken; siehe Stutzuhr
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S.212m | ... auf der Spiegeletagere und endlich ... |
Etagere: In etwa ein Regal, für Bücher oder Geschirr; siehe Etagere
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S.218m | ... er das Falliment verhüten, würde ... |
Anderes Wort für Bankrott; siehe Falliment
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S.225u | ... eine allerliebste Okkasion, die Stärke ... |
Gelegenheit, vgl. okkasionell
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S.227o | ... Backenbart war zinnoberfarben ... ... |
Starker Rotton, siehe Rot
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S.227u | ... für einen Sechsling Regsamkeit und ... |
1/60 Taler, siehe Sechsling
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S.233u | ... für ein Filou!« »Wir ... |
Gauner, Trickbetrüger; siehe Filou
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S.237m | ... Tat nach Valparaiso, wo er ... |
Küstenstadt in Chile; gilt als kulturelle Hauptstadt Chiles; der Name heißt übersetzt soviel wie "Paradiestal"; siehe Valparaíso
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S.242m | ... ein kleines Apres«, sagte die ... |
Nachtisch
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S.244o | ... und steifem Tüll gefertigten Haube, ... |
Netzartiges Gewebe, siehe Tüll
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S.244o | ... hielt einen Pompadour in ihren ... |
Handtasche, siehe Pompadour
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S.244u | ... abend deinen =Baschlik= mit, Tony!« ... |
Kaputzenartige Haube, siehe Baschlik
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S.246o | ... länger noch rüstig sein! Diese ... |
Körperlich fit, siehe rüstig
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