- Kapitel 1: Clara wird geboren. Der Konsul notiert dies in den Familienpapieren und zeigt sich dabei sehr fromm. Man erfährt, dass Johann einst mit Josephine verheiratet war. Diese starb aber bei der Geburt Gottholds, weswegen Johann seinen ersten Sohn immer gehasst hat.
- Kapitel 2: Es ist Sommer. Tony genießt den Wohlstand der verwandten Krögers und zeigt sich auch ansonsten sehr dekadent. Ihre ewige Feindschaft mit Julchen Hagenström beginnt in dieser Zeit. Hermann Hagenström versucht, Tony zu küssen, erntet dafür aber eine Ohrfeige.
- Kapitel 3: Thomas zeigt sich in der Realschule klug, regsam und verständig. Christian hingegen besucht das Gymnasium und macht dort lieber Dummheiten. Darüber hinaus wird sein Hang zu zwanghaften Gedanken deutlich.
- Kapitel 4: Antoinette stirbt. Johann zeigt sich daraufhin resignierend und übergibt die Firmenleitung an den Konsul. Wenig später stirbt auch er. Seine Beerdigung ist ein Großereignis in der Stadt. Der Konsul und Gotthold versöhnen sich dabei. Gotthold setzt sich mit dem Erbe zur Ruhe.
- Kapitel 5: Thomas verlässt die Schule und arbeitet fortan fleißig in der Firma. Geradezu verbissen schuftet wiederum der Konsul. Er wirkt mit 40 Jahren gealtert und schlaff. Die finanzielle Situation der Familie schätzt er als schlecht ein. Das Vermögen ist von 900.000 Kurantmark (zu Johanns besten Zeiten) auf 520.000 gesunken.
- Kapitel 6: Thomas entwickelt sich gut. Christian hingegen wird zunehmend zum chaotischen Lebemann („Suitier”), der das Theater liebt. Tony zeigt sich nun eitel und hochnäsig. Sie flirtet heimlich mit einem anderen Schüler. Die Eltern erfahren davon und schicken sie in die Pension von Fräulein Weichbrodt.
- Kapitel 7: Tony verbringt eine glückliche Jugendzeit in der Pension. Dort lernt sie Armgard von Schilling und Gerda Arnoldsen kennen. Erstere wird von Tony für ihren Adelstitel beneidet, Letztere stammt aus Amsterdam und wirkt eher fremdartig. Sie reden übers Heiraten. Tony sieht es als ihre familiäre Pflicht an, einen Kaufmann zu heiraten. Sie träumt vom Luxus und der vornehmen Einrichtung ihrer Wohnung.
1. Hinweise
- Alle Quellenangaben beziehen sich standardmäßig auf die Ausgabe Fischer, 62. Auflage (2012), ISBN 978-3-596-29431-2.
- Die Häufigkeitsangaben bei Personen und Orten sind Richtwerte. Wörter wie „er”, „ihre”, „seine” und ähnliche wurden nicht mitgezählt.
2. Kapitel 1
Erwähnte Personen
- 20xKonsul
- 17xJohann
- 13xKonsulin
- 11xClara
- 9xAntoinette
- 7xTony
- 7xThomas
- 7xGotthold
- 7xChristian
- 6xJosephine
- 4xVater von Johann
- 2xKlothilda
- 1xDer älteste Buddenbrook
- 1xFamilie Duchamps
- 1xAlter Buddenbrook aus Rostock
- 1xHoffstede
- 1xFamilie Buddenbrook
- 1xSohn des ältesten Buddenbrook
- 1xHerr Kröger
- 1xFamilie Kröger
- 1xGrabow
- 1xJohann aus Rostock
Erwähnte Orte
- 4xSchlafzimmer (Haus in der Mengstraße)
- 3xMarienkirche
- 2xRostock
- 1xDas dritte Zimmer des Zwischengeschosses (Haus in der Mengstraße)
- 1xParis
- 1xBergen
- 1xWittenberg
- 1xKontor der Buddenbrooks
- 1xAmsterdam
- 1xHamburg
- 1xEngland
- 1xSchloss (Edinburgh)
- 1xParchim
- 1xStockholm
- 1xBrabant
- 1xFrühstückszimmer
- 1xSchweiz
- 1xGrabau
- 1xMarienbad
- 1xLübeck
- 1xBremen
- 1xGroßmarkt (Edinburgh)
Zusammenfassung
Es ist der 14. April, 1838 (zweieinhalb Jahre nach dem Ende des ersten Teils). Bei friedlichem Wetter sitzt Johann neben einer kleinen Wiege und summt ein Lied vor sich hin. Der Konsul ist im Frühstückszimmer und schreibt, so angestrengt wie konzentriert, in die Familienpapiere. Er notiert, dass an diesem Morgen Clara, seine zweite Tochter, zur Welt gekommen ist. Bei der Geburt habe es Komplikationen gegeben, am Ende sei aber doch noch alles gut gegangen. Über mehrere Seiten hinweg preist er dann Gott, lobt dessen Herrlichkeit, erwähnt diverse Bibelzitate, schreibt Gebete nieder und bittet um Gottes Führung für Clara. Zwischenzeitlich will er seine Feder weglegen, schreibt dann aber – als Strafe für derartig unfromme Gedanken – doch noch einige Seiten.
Anschließend liest der Konsul in den Familienpapieren, die auch einige Geschichten aus seiner eigenen Vergangenheit enthalten und zum Teil von ihm selbst geschrieben wurden. Mehrere Male wäre er – durch Unfälle oder Krankheiten – fast gestorben und hat jeweils nur wie durch ein Wunder überlebt. Er glaubt, dass Gott ihn jedes Mal gerettet hat. An anderer Stelle erfährt man, dass der Konsul ein leidenschaftlicher Mensch ist, genau diese Leidenschaftlichkeit aber unterdrückt. Zudem erfolgte seine Ehe mit der Konsulin nicht aus Liebe, sondern aus finanziellen Motiven. Dennoch verehrt er heute seine Frau.
Auch Johanns zweite Heirat mit Antoinette war eine reine Zweckehe. Er lebt mit ihr aufmerksam und respektvoll zusammen. Seine erste Frau hingegen liebte er rührend. Diese war die Tochter eines Bremer Kaufmanns und hieß Josephine. Ein Jahr verbrachten sie miteinander, welches Johann als das beste seines Lebens betrachtet. Josephine starb bei der Geburt Gottholds. Seitdem hasst Johann seinen ersten Sohn bitterlich, betrachtet ihn als Mörder und Zerstörer seines Glückes. Der Konsul kann dies nicht verstehen und hätte Gotthold genauso geliebt wie dessen Mutter.
Weitere Seiten der Familienpapiere werden vom Konsul gewälzt und man erfährt, dass Thomas einst an den Masern erkrankt war, Tony die Gelbsucht hatte und Christian Windpocken. Zudem wird die Geschichte der Buddenbrooks klarer: Sie begann gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Pachim, von wo aus ein Buddenbrook nach Grabau zog und dort Ratsherr wurde. Einer seiner Söhne wurde dann in Rostock erfolgreicher Gewandschneider, bekam eine Unmenge an Kindern, von denen schließlich eines – Johanns Vater – in Lübeck endete und die Getreidefirma Buddenbrook gründete. Dieser prägte auch das Familienmotto, wonach man bei Tag mit Begeisterung Geschäfte machen soll, aber stets nur solche, die einen Nachts auch ruhig schlafen lassen.
Um 10 Uhr geht der Konsul ins Schlafzimmer, wo eine friedliche Stimmung herrscht. Dort gibt er der kleinen Clara einen Kuss. Sie hat blitzschwarze Augen und gelbliche, runzlige Finger, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Hühnerklauen aufweisen. Anschließend macht sich der Konsul mit den anderen Kindern auf dem Weg zur Kirche. Tony, Christian und Thomas sind dabei jedoch ungebührlich laut. Nur Klothilda ermahnt sie zur Ruhe. Zur Feier des Tages hatten sie Geschenke bekommen – Thomas etwa eine Schulmappe mit Seehundsfell, Christian ein Kasperle-Theater.
3. Kapitel 2
Erwähnte Personen
- 23xTony
- 8xJulchen
- 7xHermann Hagenström
- 7xKonsul
- 5xHinrich Hagenström
- 4xFrau Kröger
- 4xJohann
- 4xHerr Kröger
- 3xKonsulin
- 3xSchirmmadame
- 2xAgathe Vermehren
- 2xPuppenliese
- 2xSemlinger Hagenström
- 2xFamilie Kröger
- 1xKlothilda
- 1xFamilie Buddenbrook
- 1xFamilie Langhals
- 1xBleicher bartloser Mensch
- 1xMoritz Hagenström
- 1xKornträger Matthiesen
- 1xKutscher der Familie Kröger
- 1xAntoinette
- 1xThomas
- 1xFamilie Hagenström
- 1xClara
- 1xEine Gemüsefrau
- 1xFamilie Möllendorpf
Erwähnte Orte
- 3xSchule (Lübeck)
- 3xKastanienallee (vor dem Haus der Krögers)
- 3xLübeck
- 2xTrave
- 2xHaus in der Mengstraße
- 2xBreite Straße
- 2xGarten (Haus der Krögers)
- 1xVorgarten (Haus der Krögers)
- 1xJohannisstraße
- 1xSchlafzimmer (Haus der Krögers)
- 1xHaus der Krögers
- 1xTerrasse (Haus der Krögers)
- 1xDienerschaftswohnungen (Haus der Krögers)
- 1xFrankfurt
- 1xHolland
- 1xVilla der Familie Hagenström
- 1xMarkt (Lübeck)
- 1xBurgtor
- 1xTerrassenzimmer (Haus der Krögers)
- 1xGartenpforte (Haus der Krögers)
- 1xNebengebäude (Haus der Krögers)
- 1xRemisen (Haus der Krögers)
Zusammenfassung
Im Sommer besucht Tony häufig die Krögers (ihre Großeltern). Diese leben in einer luxuriösen Villa mit riesigem Garten. Tony genießt den offen zur Schau gestellten Reichtum. Bei den Krögers erledigt man grundsätzlich nichts anstrengendes selbst, sondern lässt es einen Diener machen. Mit Freude kommandiert sie diese herum. Selbst das Frühstück ist bei den Krögers luxuriöser als bei den Buddenbrooks. Allerdings muss sie dieses in der Regel alleine zu sich nehmen, da ihre Großeltern erst spät aufzustehen pflegen.
Tony wirkt inzwischen höchst niedlich und etwas keck. Sie hat graublaue Augen, blondes Haar und eine hervorstehende Oberlippe. In diesem Sommer geht sie häufig mit Julchen Hagenström zur Schule. Die Hagenströms behausen eine Villa direkt neben den Krögers und wohnen noch nicht lange in Lübeck. Auf die alten Kaufmannsfamilien wirken sie eher befremdlich. Hinrich Hagenström, das Familienoberhaupt, ist Teilhaber der Exportfirma „Strunck & Hagenström”. Er ist sehr eifrig und gerät öfter mit den alten Familien aneinander. (Die Hagenströms sind sozusagen die ewigen Erzfeinde der Buddenbrooks.)
Auch Tony ist nicht gut auf die Hagenströms zu sprechen und so kommt es, dass sie und Julchen sich auf dem Schulweg immer nur streiten. Julchen hat noch zwei Brüder: Hermann und Moritz. Während Moritz kränklich ist und zu Hause unterrichtet wird, geht Hermann an manchen Tagen zusammen mit den beiden Mädchen zur Schule. Regelmäßig hat er Zitronensemmel mit Gänsebrust dabei, die Tony gerne mal kosten würde. Hermann bietet Tony ein solches Stück an, versucht dafür aber einen Kuss zu kriegen. Er umschlingt sie mit den Armen, wofür Tony ihn mehrmals ohrfeigt. Julchen zerkratzt ihr daraufhin das Gesicht.
Aus Schüchternheit hat Tony jedoch keineswegs den Kuss verweigert. Ganz im Gegenteil bereitet ihre kecke, ausgelassene Art den Eltern Sorge. Die Schulvorsteherin persönlich hat sich darüber bereits beklagt. Zwar hat Tony eine freundliche Seite, kennt die halbe Stadt, plaudert mit allen und hilft den Leuten auch manchmal bei der Arbeit. Doch hat sie auch eine teuflische Seite: Sie unternimmt Klingelstreiche, macht sich vor allem über die Schwachen lustig und quält diese, um sich so zu amüsieren. Droht ihr irgendjemand deswegen, dann macht sie unmissverständlich klar, dass sie eine Buddenbrook und damit unangreifbar ist. Sie verhält sich wie eine kleine Königin und ist freundlich oder grausam, wie es ihr gerade beliebt.
4. Kapitel 3
Erwähnte Personen
- 17xChristian
- 8xThomas
- 5xHerr Stuht
- 4xMarcellus Stengel
- 3xAndreas Giesecke
- 3xPastor Hirte
- 3xKonsul
- 2xFamilie Buddenbrook
- 2xJürgen
- 1xJürgen Kröger
- 1xHoffstede
- 1xKonsulin
- 1xJohann
- 1xDirektor der Schule
- 1xHaushälterin von Marcellus Stengel
- 1xBranddirektor
- 1xIda
- 1xFrau Stuht
Erwähnte Orte
- 2xSchule (Lübeck)
- 1xGlockengießerstraße
- 1xPrivatkontor des Konsuls
Zusammenfassung
Die frühe Prognose des Dichters Hoffstede in Bezug auf Thomas' und Christians Zukunft bewahrheitet sich zunehmend. Thomas besucht heute die Realschule und zeigt sich dort klug, regsam und verständig. (Ohnehin war für ihn schon bei Geburt festgelegt, die Firma einst übernehmen zu müssen.) Christian hingegen besucht das Gymnasium und zeigt weniger Ernsthaftigkeit. Gerne und gekonnt ahmt er den etwas kuriosen Marcellus Stengel nach, bei dem er Unterricht in Singen und Zeichnen hat. In der Schule wiederum macht er Dummheiten mit seinen Freunden Jürgen Kröger und Andreas Giesecke. Er kann es sich leisten, denn sowohl der Direktor als auch die Lehrer sind eher harmlos und gutmütig. (Das wird später noch ganz anders werden.)
Ansonsten ist über die Jugendzeit von Thomas und Christian – während der die Geschäfte der Buddenbrooks glänzend laufen – nichts bedeutendes zu erzählen. Nur vereinzelt sorgen die beiden für Ärger. Einmal etwa überreden sie den Schneider dazu, ihrem Vater eine überhöhte Rechnung auszustellen, um sich so ein paar Kurantmark zu erschleichen. Dieser erfährt davon, reagiert wütend – erhöht dann aber doch das Taschengeld.
Insgesamt werden in Thomas größere Hoffnungen gesetzt als in Christian. Sein Benehmen ist gleichmäßig und von verständiger Munterkeit. Christian hingegen verhält sich launenhaft, neigt zu alberner Komik und erschreckt manchmal mit sonderbarem Verhalten die ganze Familie. Bei einer der Mahlzeit mit der Familie etwa isst er einen Pfirsich und muss sich auf einmal vorstellen, wie es wäre, wenn er den Kern verschlucken und keine Luft mehr bekommen würde. Die Vorstellung ist so intensiv, dass er sich kurz verhält, als wäre dies tatsächlich passiert. Anschließend isst er eine Zeit lang keine Pfirsiche mehr.
5. Kapitel 4
Erwähnte Personen
- 25xKonsul
- 13xJohann
- 11xGotthold
- 7xAntoinette
- 3xFamilie Buddenbrook
- 3xGrabow
- 3xClara
- 2xKonsulin
- 2xThomas
- 2xChristian
- 1xStüwig
- 1xSenator Duchamps
- 1xVater von Johann
- 1xSchwester vom Konsul
- 1xFriederike
- 1xHenriette
- 1xZweiter Arzt
- 1xTony
- 1xSchwarze Schwester
- 1xEhemann der Schwester vom Konsul
- 1xPastor Kölling
- 1xJosephine
- 1xPastor Wunderlich
- 1xTochter von Senator Duchamps
- 1xIda
- 1xPfiffi
Erwähnte Orte
- 4xHaus in der Mengstraße
- 4xLübeck
- 2xKontor der Buddenbrooks
- 2xDiele (Haus in der Mengstraße)
- 1xKüche (Haus in der Mengstraße)
- 1xMengstraße
- 1xGrab der Buddenbrooks
- 1xHaus der Krögers
- 1xGartenhaus (Haus der Krögers)
- 1xFrankfurt
- 1xHamburg
- 1xSpeisesaal (Haus in der Mengstraße)
- 1xSchlafzimmer (Zwischengeschoss
- 1xBurgtor
- 1xBreite Straße
- 1xFrühstückszimmer
- 1xHaus in der Mengstraße)
Zusammenfassung
Es ist ein kalter Januartag, um 1841. Antoinette ist kürzlich erkrankt. Am Anfang war das Leiden eher leicht, inzwischen hat es beängstigend zugenommen. Der Gedanke an den Tod beherrscht das Haus und lässt alle verstummen. Etwa 14 bis 15 Tage ist Antoinette krank. Verwandte aus Hamburg und Frankfurt treffen ein.
Während der Zeit der Krankheit sitzt Johann stumm am Bett von Antoinette, die entsetzlich gleichgültig schaut. Vor 46 Jahren saß er bereits ebenso hilflos neben der sterbenden Josephine. Damals empfand er wilde Verzweiflung, heute eher Wehmut. Kopfschüttelnd blickt er auf sein Leben zurück, welches nun auf ihn fern und wunderlich wirkt, wie ein überflüssig geräuschvolles Getümmel, das sich langsam von ihm zurückgezogen hat. Fortan wird „kurios” zu seinem Lieblingswort, welches er ständig wiederholt. Bald darauf stirbt Antoinette mit einem letzten kampflosen Seufzer. Bei der Beerdigung vergießt Johann keine Träne. Er wirkt stumm und abwesend. Auch mit ihm geht es zu Ende.
Schließlich tritt Johann als Firmenchef zurück und überlässt dem Konsul den Posten. Er weigert sich von nun an, das Kontor zu betreten und verliert sich in nachdenklicher Apathie. Nur einige Monate nach Antoinettes Tod bekommt er einen Frühlingsschnupfen. Er wird bettlägerig und stirbt eines Nachts. Bis zum Schluss hat er Gotthold ignoriert. Dieser wiederum erscheint am nächsten Morgen. Nur kurz währt seine Trauer über die Nachricht vom Tod seines Vaters. Dann spricht er mit dem Konsul übers Geld. Dieser will die bisherige Position beibehalten und nicht mehr als vereinbart an Gotthold auszahlen, wenngleich ihm dies sichtlich Unbehagen bereitet.
Johanns Begräbnis ist ein Großereignis in der Stadt: Verwandte, Bekannte, Geschäftsfreunde, Deputationen, Kornträger, Kontoristen und Speicherarbeiter füllen das Haus der Familie. Die ganze Mengstraße ist voller Mietkutschen. Auch Gotthold kommt, mit seiner Frau und seinen drei Töchtern Friederike, Henriette und Pfiffi. Die Beerdigung erfolgt am Grab der Familie Buddenbrook, vorm Burgtor. Pastor Wunderlich, der stets freundlich war, ist kürzlich gestorben. So hält nun Pastor Kölling die Rede, der eher derb spricht, Johanns gottgefälliges Leben lobt und gleichzeitig über die „Wollüstigen, Fresser und Säufer” herzieht.
Auf dem Rückweg sitzen Gotthold und der Konsul in der selben Kutsche. Gotthold zeigt sich versöhnlich, will Johann positiv in Erinnerung behalten und verzichtet auf weiteres Geld. Für die Haltung des Konsuls hat er Verständnis. Mit den geerbten 100.000 Talern Kurant will er sich zur Ruhe setzen. Das Leinengeschäft bereite ihm wenig Freude und laufe schlecht. Der Konsul ist zufrieden, dass Gottholds Trotz gegen den Vater diesem nichts eingebracht hat. Fortan trifft sich Gottholds Familie wieder regelmäßig an den Kindertagen (finden jeden zweiten Donnerstag statt) mit der restlichen Familie.
6. Kapitel 5
Erwähnte Personen
- 22xKonsul
- 13xKonsulin
- 9xThomas
- 9xJohann
- 4xFrau Kröger
- 4xHerr Kröger
- 4xSchwester von Konsul
- 3xHerr Kröger / Vater von Konsulin
- 2xGotthold
- 2xAnton
- 2xJustus Kröger
- 2xChristian
- 2xIda
- 1xLina
- 1xLouise Möllendorpf
- 1xFamilie Buddenbrook
- 1xPastor Mathias aus Kannstatt
- 1xGewandschneider in Rostock
- 1xMarcus
- 1xHavermann
- 1xAntoinette
- 1xClara
- 1xPastor Kölling
- 1xFamilie Kröger
- 1xFamilie Möllendorpf
Erwähnte Orte
- 4xHaus in der Mengstraße
- 3xFrankfurt
- 1xZweiter Stock des Hauses in der Mengstraße
- 1xSpeicher Linde
- 1xSpeicher Walfisch
- 1xTrave
- 1xSpeicher Eiche
- 1xMehrere Zimmer am Korridor
- 1xSpeicher Löwe
- 1xHaus in der Alfstraße
- 1xLandschaftszimmer
- 1xHinterhaus des Hauses in der Mengstraße
- 1xIn die Kontore
- 1xHeilige-Geist-Hospital
Zusammenfassung
Noch im Jahr von Johanns Tod, um Ostern herum, verlässt Thomas die Schule und tritt mit 16 Jahren offiziell in die Firma ein. Er ist inzwischen stark gewachsen, trägt herrenmäßige Kleidung und ähnelt vom Aussehen her Johann (im Gegensatz zu Christian, der eher dem Konsul ähnelt). Von Johann hat Thomas das Wappen der Familie geerbt. Es zeigt eine einsame Weide in einer flachen Moorlandschaft. Thomas wird in der Firma herumgeführt – ein reines Ritual, da er diese eigentlich schon kennt. Bei der Arbeit zeigt er sich hingebungsvoll und ahmt seinen Vater nach. Dieser schuftet „mit zusammengebissenen Zähnen” und betet um göttlichen Beistand, denn die Firma hat durch Johanns Tod viel Geld verloren.
Eines Abends sitzen der Konsul und seine Frau im Landschaftszimmer. Er ist wieder halb am arbeiten, sie strickt. Der Konsul ist nun Mitte 40. Er wirkt geschafft und gealtert. Seine Haar werden langsam weiß. Die Konsulin bittet darum, einen weiteren Angestellten einzustellen, da die Arbeit für die drei Dienstmädchen und Ida zu viel sei. Der Konsul ist strikt dagegen, bleibt aber freundlich.
Er erläutert die finanzielle Situation der Familie: Diese steht nicht so gut da, wie man annehmen sollte. Vor der Heirat der Schwester des Konsuls besaß sie knapp 900.000 Kurantmark, jetzt nur noch etwa 520.000. Große Summen sind insbesondere an Gotthold (200.000) und die Schwester des Konsuls (etwa 360.000) geflossen. Der Kauf des Hauses in der Mengstraße hat zudem netto etwa 100.000 gekostet. Der Konsul meint, dass auch die Eltern der Konsulin (Herr und Frau Kröger) nicht mehr so gut dastehen wie einst, da Justus Kröger schlechte Geschäfte gemacht hat und seine Familie ihm mehrmals kräftig aushelfen musste. Zudem pflegten die Krögers einen fürstlichen Lebensstil. Mit einer großen Erbschaft sollte daher besser nicht gerechnet werden.
Die Konsulin gibt die Bitte nach dem neuen Bediensteten vorerst auf. Nur wenige Tage später jedoch hat der Konsul gute Laune und stimmt dem Wunsch auf einmal zu, wodurch Anton eingestellt wird.
7. Kapitel 6
Erwähnte Personen
- 15xChristian
- 10xDemoiselle Meyer-de la Grange
- 10xKonsul
- 8xTony
- 6xMarcellus Stengel
- 6xPeter Döhlmann
- 4xKonsulin
- 3xHerr Kröger
- 2xFräulein Weichbrodt
- 2xHerr Döhlmann
- 2xJustus Kröger
- 2xFrau Kröger
- 2xThomas
- 2xGymnasiast
- 1xEin guter Freund von Christian
- 1xSchiller
- 1xKlothilda
- 1xSchuldirektor
- 1xFrau von Peter Döhlmann
- 1xFrau Möllendorpf
- 1xPuppenliese
- 1xJohann
- 1xTochter von Peter Döhlmann
- 1xClauren
- 1xClara
- 1xbleicher Mann
- 1xIda
- 1xFamilie Möllendorpf
- 1xFrau Stuht
Erwähnte Orte
- 2xKlub
- 2xLandschaftszimmer
- 1xMengstraße
- 1xEsssaal im Haus in der Mengstraße
- 1xBlumenladen gegenüber dem Stadttheater
- 1xRatskeller
- 1xBühnenraum des Stadttheaters
- 1xVorm Tore
- 1xStadttheater
- 1xHaus in der Mengstraße
- 1xPension von Fräulein Weichbrodt
- 1xHamburg
- 1xHolstentor
- 1xBurgtor
- 1xErste Wallstraße
- 1xDie Straßen Lübecks
- 1xLübeck
Zusammenfassung
Die Eltern sind zufrieden mit der Entwicklung von Thomas (zeigt Talent im Geschäft), Clara (wächst stark) und Klothilda (hat guten Appetit). Das Verhalten von Tony und Christian bereitet ihnen aber Bauchschmerzen.
Christian muss ständig mittags bei Marcellus Stengel nachsitzen. Die Konsulin lädt Herrn Stengel daher ins Haus ein, um mit ihm darüber zu reden. Dieser äußert sich dabei aber nur positiv über Christian – lediglich etwas übermütig sei der Schüler.
Eines Abends geht Christian mit einem Freund ins Stadttheater zu einer Aufführung von Schillers „Whilhelm Tell”. Die Hauptrolle wird von der jungen Schauspielerin Demoiselle Meyer-de la Grange gespielt. Ebenfalls anwesend ist der Suitier (Lebemann) Peter Döhlmann. Christian ist völlig begeistert von Fräulein Meyer-de la Granges schauspielerischen Fähigkeiten – so sehr, dass ihm schon die Tränen kommen. In der Pause geht er kurzentschlossen los, kauft ihr einen Blumenstrauß und überreicht diesen der Frau. Peter Döhlmann ist anwesend und amüsiert sich köstlich, Meyer-de la Grange streichelt ihm liebevoll den Kopf. Christian ist damit in den Rang des Suitiers „aufgestiegen”. Sein Verhalten spricht sich rasend schnell in der Stadt herum. Die Konsulin nimmt es eher locker, der Konsul hingegen ist niedergeschlagen und sieht bereits für die Zukunft seines Sohnes schwarz – dieser würde zum Suitier werden, genauso wie etwa auch Justus Kröger.
Auch Tony entwickelt sich nicht zufriedenstellend. Sie verhält sich zwar nun weniger kaltherzig, dafür aber hochnäsiger und eitler. Sie liest Liebesbücher und trifft sich heimlich mit einem Gymnasiasten. Die Treffen werden zwar verboten, die beiden weichen aber einfach auf Briefe aus. Der Konsul ordnet daher an, dass Tony in die Pension von Fräulein Weichbrodt geschickt wird.
8. Kapitel 7
Erwähnte Personen
- 20xFräulein Weichbrodt
- 19xTony
- 13xArmgard von Schilling
- 12xGerda
- 8xNelly
- 7xMademoiselle Popinet
- 5xHerr Kröger
- 4xFrau Kröger
- 3xKonsul
- 2xHündchen Bobby
- 2xVater von Gerda
- 2xAntoinette
- 2xThomas
- 2xJohann
- 2xChristian
- 2xTapezierer Jakobs
- 1xEva Ewers
- 1xMutter von Gerda
- 1xKlothilda
- 1xDoktor Neumann
- 1xKonsulin
- 1xFamilie Buddenbrook
- 1xSchwester von Gerda
- 1xBernhard Buddenbrook
- 1xMutter von Fräulein Weichbrodt
- 1xVater von Eva Ewers
- 1xMann von Nelly
- 1xBrown
- 1xClara
- 1xVater von Armgard von Schilling
Erwähnte Orte
- 4xHaus in der Mengstraße
- 3xSäulenhalle
- 2xSaal im Haus in der Mengstraße
- 2xMarienkirche
- 2xParis
- 2xSchlafraum im oberen Stockwerk in der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 2xAmsterdam
- 1xTravemünde
- 1xMengstraße
- 1xBodenraum in der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 1xBesitztum des Herrn von Schilling
- 1xGarten der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 1xFischstraße in Lübeck
- 1xGut "Ungnade"
- 1xErdgeschoss in der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 1xDie Straßen Lübecks
- 1xSchlafzimmer in der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 1xKurhaus an der See
- 1xNieuwe Kerk zu Amsterdam
- 1xkrögerscher Garten
- 1xPension von Fräulein Weichbrodt
- 1xMünchen
- 1xSpeisezimmer in der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 1xzwei mecklenburgische Güter
- 1xUnterrichtsräume in der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 1xMarktplatz in Lübeck
- 1xHamburg
- 1xOberes Stockwerk in der Pension von Fräulein Weichbrodt
- 1xLandschaftszimmer
- 1xMecklenburg
- 1xLübeck
- 1xKlasse in der Pension von Fräulein Weichbrodt
Zusammenfassung
Therese Weichbrodt, welche eine Pension leitet, ist 41 Jahre alt, sehr bucklig und klein. Auf gutes Aussehen legt sie keinen Wert. Ihre Augen wirken klug, ihre Sprache klingt lebhaft, klar, bestimmt und dialektfrei. Sie flößt Respekt ein, auch wenn sie gleichzeitig possierlich aussieht. Ihr Spitzname ist „Sesemi”.
Sie hat eine Schwester, welche „Madame Kethelsen” oder auch „Nelly” genannt wird. Nelly ist sieben Jahre älter als Fräulein Weichbrodt. Ihr Ehemann ist gestorben und hat ihr kein Erbe hinterlassen, weswegen sie nun bei ihrer Schwester wohnt. Im Gegensatz zu dieser ist sie nicht streng, sondern harmlos, fröhlich und gutmütig. Von Fräulein Weichbrodt wird Nelly als eine Art erwachsenes Kind betrachtet, dem diese Befehle erteilt und das nie „einen Kampf zu bestehen gehabt” habe. Daher wirkt Nelly auf sie unschuldig und einfältig, aber auch glücklich. Sesemi verachtet und beneidet diese Charaktereigenschaften zugleich. Ihr eigenes Leben nimmt sie als schwer wahr und baut nur darauf, im Jenseits für ihre Arbeit belohnt zu werden.
Bei ihrer Ankunft wird Tony von Sesemi liebevoll empfangen. Es gibt ein kleines Festessen. Am Tisch sitzt Tony zwischen Gerda Arnoldsen und Armgard von Schilling, die fortan ihre Freundinnen sein werden. Sie ist schrecklich neidisch auf Armgards Adelstitel und hätte gerne selbst einen, da er vornehm wirkt. Von Gerda erfährt man, dass sie aus Amsterdam kommt. Sie ist sehr musikalisch, spielt im Gegensatz zu den anderen aber kein Klavier, sondern Geige. Sie wirkt fremdartig und besitzt teure Gegenstände aus Paris.
Eines Abends sitzen Tony, Gerda und Armgard in ihrem Zimmer. Es herrscht eine sorglose, verträumte Atmosphäre und die drei jungen Frauen fangen an, miteinander zu tratschen. Armgard äußert sich schwärmerisch-positiv über einen der Lehrer, Doktor Neumann, der Französisch unterrichtet. Gerda pflichtet ihr bei. Tony findet, dass Armgard Doktor Neumann heiraten sollte, da er voraussichtlich einmal Professor am Gymnasium werden wird und daher „eine gute Partie” sei. Armgard allerdings will lieber jemanden mit einem großen Gut heiraten und träumt vergnügt von ihrer Zukunft. Tony selbst plant, eines Tages einen Kaufmann zu heiraten. Dies sei ihre familiäre Pflicht. Besonders wichtig ist es ihr, dass er reich ist, damit sie ihr Haus luxuriös einrichten kann. Gerda hingegen glaubt, dass sie nicht heiraten wird. Stattdessen will sie viel lieber nach Amsterdam zurückkehren und mit ihrem Vater Musik machen. Später werde sie dann bei ihrer Schwester leben. Tony schlägt ihr vor, Christian oder Thomas zu heiraten und fantasiert bereits, wie luxuriös sie sich einrichten könnten. Gerda zeigt aber keinerlei Interesse an den beiden.
Tony bleibt für mehrere Jahre in der Pension. Unter anderem an den Weihnachtsfeiertage darf sie aber nach Hause. Diese werden von den religiösen Eltern fürstlich gefeiert – mit Tannenbaum, Lieder singen, Festessen und Geschenken. Selbst ärmere Leute werden eingeladen. Insgesamt verbringt Tony eine glückliche Jugend.
9. Zitate aus Teil 2
Seite | Typ | Textstelle | Erläuterung / Notiz |
---|---|---|---|
S.56m | Zitat | Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, daß wir bey Nacht ruhig schlafen können. |
Das Familienmotto der Buddenbrooks, geprägt von Johanns Vater.
|
S.59o-m | Zitat | Die Krögers lebten auf großem Fuße, und obgleich ein Unterschied bestand zwischen diesem blitzblanken Reichtum und dem soliden, wenn auch ein wenig schwerfälligen Wohlstand in Tonys Elternhause, so war es augenfällig, daß bei den Großeltern alles immer noch um zwei Grade prächtiger war, als zu Hause; und das machte Eindruck auf die junge Demoiselle Buddenbrook. |
Die Familie der Krögers hat zu diesem Zeitpunkt ihren Hochpunkt bereits überschritten. Sie stellen ihren Reichtum offen zur Schau, während Herr Kröger selbst nicht mehr arbeitet. Die nächsten beiden Generationen werden den Reichtum komplett aufbrauchen.
Dass Tony sich diesem zugeneigt ist, ist ein Zeichen von Dekadenz. Sie wird im gesamten Buch das Vornehme lieben.
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S.59m-u | Zitat | An eine Tätigkeit im Hause oder gar in der Küche war hier niemals zu denken, während in der Mengstraße der Großvater und die Mama wohl gleichfalls nicht viel Gewicht darauf legten, der Vater aber und die Großmama sie [Tony] oft genug mahnten, den Staub zu wischen und ihr die ergebene, fromme und fleißige Kusine Thilda als Muster vorhielten. Die feudalen Neigungen der mütterlichen Familie regten sich in dem kleinen Fräulein, wenn sie vom Schaukelstuhle aus der Zofe oder dem Diener einen Befehl erteilte ... Zwei Mädchen und ein Kutscher gehörten außer ihnen zum Personale der alten Herrschaften. |
Wieder Anzeichen von Dekadenz bei Tony. Sie hat keine Lust zu arbeiten und gibt lieber Kommandos. Dass sie dies vom Schaukelstuhl aus macht, betont ihr Verhalten noch zusätzlich und wirkt geradezu wie Hohn gegenüber den Bediensteten.
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S.59u | Notiz | ... Was man sagen mag, so ist es etwas Angenehmes, wenn beim Erwachen morgens in dem großen, mit hellem Stoff tapezierten Schlafzimmer die erste Bewegung der Hand eine schwere Atlassteppdecke trifft; ... |
Tony wird später Atlasstoffe lieben - vielleicht schon wegen dieser frühen Erfahrung?
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S.61o | Zitat | [Hinrich Hagenström] schien es darauf abgesehen zu haben, den Angehörigen der alteingesessenen Familien bei jeder Gelegenheit zu opponieren, ihre Meinungen auf schlaue Weise zu widerlegen, die seine dagegen durchzusetzen und sich als weit tüchtiger und unentbehrlicher zu erweisen als sie. |
Die Hagenströms sind die "Newcomer". Sie wollen ihren Teil vom Kuchen abhaben und greifen die anderen/alteingesessenen Familien an. Dabei zeigen sich die Hagenströms als die tüchtigeren und geschickteren Kaufleute, vermutlich nicht zuletzt, da sie noch nicht mit der Dekadenz zu kämpfen haben.
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S.61m-u | Zitat | "Mein Vater hat tausend Taler!" sagte Julchen und glaubte entsetzlich zu lügen. "Deiner vielleicht --?" Tony schwieg vor Neid und Demütigung. |
Geld ist für Tony eine sehr entscheidende Größe für die Selbsteinschätzung, immerhin kommt sie aus einer der reichsten Familien der Stadt (und insbesondere ihre Großeltern bzw. die Krögers sind steinreich). Neid und Demütigung werden später die Beziehung zu den Hagenströms prägen, wenn diese die Buddenbrooks überholen.
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S.64m-u | Notiz | ... Das alles aber tat Tony Buddenbrook und zwar, wie es schien, mit völlig gutem Gewissen. Denn wurde ihr von seiten irgendeines Gequälten eine Drohung zuteil, so mußte man sehen, wie sie einen Schritt zurücktrat, den hübschen Kopf mit der vorstehenden Oberlippe zurückwarf und ein halb entrüstetes, halb mokantes »Pa!« hervorstieß, als wollte sie sagen: »Wage es nur, mir etwas anhaben zu wollen! Ich bin Konsul Buddenbrooks Tochter, wenn du es vielleicht nicht weißt ...« Sie ging in der Stadt wie eine kleine Königin umher, die sich das gute Recht vorbehält, freundlich oder grausam zu sein, je nach Geschmack und Laune. ... |
Typisches dekadentes Verhalten. Tony kann sich jede Grausamkeit leisten, da ihr niemand etwas anhaben kann. Aus einer schwächeren Position heraus würde sie sich anders verhalten.
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S.64u | Zitat | [Tony] ging in der Stadt wie eine kleine Königin umher, die sich das gute Recht vorbehält, freundlich oder grausam zu sein, je nach Geschmack und Laune. |
Hier zeigt sich bereits deutlich dekadentes Verhalten. Jede andere Person würde dafür schnell bestraft werden. Tony kann sich dies nur aufgrund ihrer Herkunft leisten.
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S.68o-m | Zitat | [Christian:] "Denkt euch, wenn ich aus Versehen ... diesen großen Kern [des Pfirsichs] verschluckte, und wenn er mir im Halse steckte ... und ich nicht Luft bekommen könnte ... und ich spränge auf und würgte gräßlich, und ihr alle spränget auch auf ..." Und plötzlich fügt er ein kurzes, stöhnendes "Oh!" hinzu, das voll ist von Entsetzen, richtet sich unruhig auf seinem Stuhle empor und wendet sich seitwärts, als wollte er fliehen. (...) "Nein, nein [ich habe den Kern nicht verschluckt]", sagt Christian und beruhigt sich allmählich, "aber =wenn= ich ihn verschluckte!" (...) Allein Christian ißt wirklich längere Zeit keinen Pfirsich mehr. |
Christians Verhalten hier ist geprägt von seiner Hypochondrie, die später noch stärker zutage treten wird. Er muss sich zwanghaft vorstellen, was wäre, wenn er den Pfirsichkern verschluckt hätte. Diese Vorstellungen nehmen seine Gedanken so sehr ein, dass ähnliche Emotionen hervorgerufen werden, wie wenn es tatsächlich passiert wäre. Diese Emotionen führen zu einer Änderung des Verhaltens, auch wenn es dafür keinen "realen" Grund gibt. (Man kann zudem annehmen, dass er jedes Mal, wenn er einen Pfirsich sieht, wieder zwanghaft an das mögliche Verschlucken des Kerns denken muss.)
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S.69u | Notiz | ... Eine schwarze Schwester machte sich am Tisch mit dem Beeftee zu schaffen, ... |
Mit "schwarzer Schwester" dürfte hier eine evangelische Schwester gemeint sein. Später werden die katholischen Schwestern auch als "graue Schwestern" bezeichnet.
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S.74m | Zitat | Um seinen Hals hing die lange goldene Uhrkette, die der Großvater ihm zugesprochen hatte, und an der ein Medaillon mit dem Wappen der Familie hing, diesem melancholischen Wappenschilde, das eine unregelmäßig schraffierte Fläche, ein flaches Moorland mit einer einsamen und nackten Weide am Ufer zeigte. |
Dass Thomas dieses Wappen erhält dürfte wohl kaum Zufall sein. Die Moorlandschaft könnte als die Firma/das Geschäftsleben interpretiert werden - in diesem geht er Stück für Stück unter bzw. zugrunde. Die einsame(!) Weide ist er selbst.
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S.75m | Zitat | [Der Konsul] der mit zusammengebissenen Zähnen arbeitete und manches Gebet um Beistand in sein Tagebuch schrieb (...) |
Dem Konsul fällt die Arbeit sichtlich schwer, er quält sich mit dieser.
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S.75m | Zitat | (...) der »Firma«, diesem vergötterten Begriff (...) |
In der Familie Buddenbrook gibt es nichts bedeutenderes als die Firma - alles andere hat sich dem unterzuordnen.
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S.75u | Notiz | ... denn der zweite Stock stand nun leer und wurde nur dann und wann für Fremde gebraucht. ... |
Das Haus ist nach dem Tod von Johann und Antoinette offenbar eigentlich zu groß für die Familie. Es zu kaufen als Johann und Antoinette bereits nicht mehr die jüngsten waren, war keine sonderlich vorausschauende Entscheidung.
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S.76u | Notiz | ... ich mag die Leute nicht überanstrengen, denn sie müssen schon pusten, wenn hier vorn alles nett und reinlich ist ... |
An dieser Stelle muss man sich fragen, wieso die Diener zuvor immer ausgereicht haben, jetzt aber nicht mehr. Vermutlich hatte Antoinette mitgearbeitet, die jetzt gestorben ist (arbeitet die Konsulin eigentlich mit?). Offensichtlich ist das Haus bereits zu groß für die Familie.
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S.78o | Zitat | Wir sind nicht so ungemein reich, meine liebe Bethsy, und bei alledem muß man bedenken, daß das Geschäft zwar kleiner geworden ist, daß aber die Geschäftsspesen die selben geblieben sind (...) |
Die Familie Buddenbrook hat in der Zeit nach Johann damit zu kämpfen, dass ihr Kerngeschäft immer weniger Geld abwirft, während die Kosten gleich bleiben. Der Profit sinkt also, was dazu führt, dass Johanns Nachkommen immer härter arbeiten müssen, um ihren Wohlstand zu erhalten.
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S.79m | Zitat | Übrigens wurde nach ein paar Tagen, als der Konsul gut gelaunt aus dem Kontor zu Tische kam, dennoch der Beschluß gefaßt, Möllendorpfs Anton zu engagieren. |
Konsul erläutert erst lang und breit, dass die finanzielle Lage zu schlecht für einen Angestellten sei - stellt ihn dann aber kurz darauf trotzdem ein. Offenbar hat sein "Verstand" keine volle Kontrolle über seine "Instinkte" bzw. Instinkt und Verstand laufen auseinander. Ein Hinweis darauf, dass er nicht der geborene Kaufmann ist.
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S.80u | Notiz | ... die in der Stadt »Suitiers« genannt wurden -- wie zum Beispiel auch Justus Kröger --, das heißt seine Lebensführung war ein wenig locker. ... |
Definition des Wortes "Suitier" im Kontext des Buches als Person mit einer Lebensführung, die "ein wenig locker" ist.
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S.86u - S.87o | Zitat | Die Enkelin des noblen Lebrecht Kröger erglühte in Bewunderung für Armgards Adel, und im geheimen dachte sie manchmal, daß für sie selbst dieses prächtige »von« eigentlich viel besser gepaßt haben würde, -- denn Armgard, mein Gott, sie wußte ihr Glück nicht einmal zu schätzen (...) |
Tony ist neidisch auf Armgards Adelstitel. Im Gegensatz zu dieser legt Tony viel Wert alles, was andere zu ihr aufschauen lässt bzw. was signalisiert, dass sie zur "High Society" gehört.
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S.87u | Zitat | Die braungestreiften Rouleaus waren geschlossen, die niedrige, rotverhüllte Lampe brannte auf dem Tische, ein leiser Duft nach Veilchen und frischer Wäsche erfüllte das Zimmer und eine gemächliche, gedämpfte Stimmung von Müdigkeit, Sorglosigkeit und Träumerei. | |
S.88o-m | Zitat | »Liebst du ihn?« fragte Tony. »Mein Schuhband geht einfach nicht auf, =bitte= Gerda ... so! nun! Liebst du ihn, Armgard? Heirate ihn doch; es ist eine sehr gute Partie, er wird Professor am Gymnasium werden.« [Armgard:] »Gott, ihr seid scheußlich. Ich liebe ihn gar nicht. Ich werde sicherlich keinen Lehrer heiraten, sondern einen Landmann ...« »Einen Adligen?« Tony ließ den Strumpf sinken, den sie in der Hand hielt, und blickte gedankenvoll in Armgards Gesicht. |
Das Thema "Liebe" kann offenbar nicht Tonys Gedanken fesseln. Das Thema "Adel" dafür umso mehr.
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S.88m | Notiz | ... »Das weiß ich noch nicht; aber ein großes Gut muß er haben ... Ach, wie freue ich mich darauf, Kinder! Ich werde um fünf Uhr aufstehen und wirtschaften ...« Sie zog die Bettdecke über sich und sah träumend zum Plafond empor. ... |
Armgards späterer Ehemann wird sich wegen Spielschulden erschießen.
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S.88u | Notiz | ... »Ich werde natürlich einen Kaufmann heiraten«, sagte sie. »Er muß recht viel Geld haben, damit wir uns vornehm einrichten können; das bin ich meiner Familie und der Firma schuldig«, fügte sie ernsthaft hinzu. »Ja, ihr sollt sehn, das werde ich schon machen.« ... |
Tony wird tatsächlich zugunsten der Familie ihre "große Liebe" aufgeben und einen Kaufmann heiraten. Dummerweise wird dieser nur vorgaukeln, viel Geld zu haben und tatsächlich hoch verschuldet sein.
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S.89o | Notiz | ... »Wie schade!« rief Tony lebhaft. »Nein, wie schade, Gerda! Du solltest dich hier verheiraten und immer hier bleiben ... Höre mal, du solltest zum Beispiel einen von meinen Brüdern heiraten ...« ... |
Gerda wird in der Tat später Thomas heiraten.
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S.90u | Zitat | So wanderten die Jahre vorbei, und es war, alles in allem, eine glückliche Jugendzeit, die Tony verlebte. |
Die späteren Jahre werden für Tony weniger erheiternd sein, auch wenn sie es stets schafft, in jeder Situation irgendwie glücklich zu werden.
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10. Glossar zu Teil 2
Seite | Textstelle | Erläuterung / Übersetzung |
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S.51o | ... braver Mann, Ein Mann von Complaisancen; Er kocht ... |
Ein höflicher Mann / Ein anständiger Mann; vgl. Höflichkeit
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S.51o | ... riecht nach Pomeranzen.« Er ... |
Eine Zitruspflanze, ähnlich Orangen; siehe Bitterorange
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S.51o | ... Tische mit Flanell und Linnen ... |
Ein weicher Stoff, siehe Flanell
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S.51o | ... Flanell und Linnen zu schaffen ... |
Aus Leinen bzw. Flachs hergestelltes Gewebe (Leintuch/Leinwand), siehe Linnen
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S.51u | ... bist, du Herr Zebaoth, der du ... |
Anderer Name für Gott, siehe Zebaoth
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S.52o | ... Tochter eine Police von 150 Kuranttalern ausgeschrieben. Führe ... |
Er hat eine Versicherung über 150 Kuranttaler abgeschlossen, vgl. Versicherungsschein
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S.53m | ... durch die Jagden zu kommen ... |
Offenbar eine Art von Schiff (?)
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S.53m | ... Rande der Schute stand, die ... |
Ein antriebsloses Schiff zum Transport von Gütern im Hafen, siehe Schiffe ohne eigenen Antrieb
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S.53m | ... gegen die Dollen und den ... |
Eine Konstruktion zur Befestigung eines Ruders, siehe Dolle (Rudern)
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S.55o | ... zu sein. »_L'année la plus heureuse de ma vie_«, stand dort, ... |
Das schönste Jahr meines Lebens, siehe http://translate.google.d...0heureuse%20de%20ma%09vie
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S.56o | ... er die Frieseln und wann ... |
Fieber mit Ausschlag, siehe Liste historischer Krankheitsbezeichnungen
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S.56o | ... wann die echten Blattern gehabt, war ... |
Pocken, siehe Liste historischer Krankheitsbezeichnungen
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S.56o | ... auf die Darre gestürzt und ... |
Eine Einrichtung zum Trocknen von Getreide, siehe Darre
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S.58o | ... sie hat stupende zugenommen ...« ... |
erstaunlich, siehe stupend
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S.59o | ... Dienerschaftswohnungen und Remisen und dem ... |
Wirtschaftsgebäude, zum Beispiel für Geräte, siehe Remise
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S.59m | ... aus der Zofe oder dem ... |
Eine in den Diensten einer vornehmen, hochgestellten Dame stehende Person, siehe Zofe
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S.59u | ... eine schwere Atlassteppdecke trifft; und ... |
Atlas: Schwerer, glänzender Seidenstoff, siehe Atlas (Gewebe)
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S.60m | ... ihre große Strohschute mit hellgrünen ... |
Hutartige Haube aus Stroh, siehe Schute (Hut)
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S.60m | ... seinem schwarzen Habit mit Pumphosen, ... | |
S.60m | ... Habit mit Pumphosen, weißen Strümpfen ... |
Eine weite, bis zum Knie reichende und dort mit Bändern geschlossene, lose herabfallende Hose, siehe Pumphose
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S.63u | ... Schürzen und Mulden durch die ... |
Behälter für den Transport, siehe Mulde (Behälter)
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S.64m | ... einer engen Twiete bei der ... |
Kleine, enge Gasse, siehe Twiete
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S.66m | ... lautete »grenzenlos borniert!« und es ... |
Stur von sich, seiner Meinung und Position überzeugt und alle anderen Standpunkte ignorierend; siehe borniert
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S.68u | ... Dame war rüstig gewesen bis ... |
Körperlich leistungsfähig, siehe rüstig
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S.69o | ... ein leichter Darmkatarrh anfangs nur, ... |
Katarrh: Entzündung der Schleimhäute, siehe Katarrh
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S.69o | ... Erbrechen verbundene Kolik, die mit ... |
Krampfhafte Kontraktion der Muskulatur, die starke Schmerzen hervorruft; siehe Kolik
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S.71o | ... er: »Jean, -- _assez_, du?« Und ... |
In etwa: "Jean, ich hab genug. Übernimmst du jetzt die Leitung der Firma?"
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S.74o | ... schon zu liquidieren. ... |
Hier im Sinne von "sein Unternehmen abwickeln" bzw. "sich aus dem Geschäft zurückziehen", siehe abwickeln
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S.75o | ... in die Kontore hinunternahm, um ... |
Büro/Niederlassung der Firma, siehe Kontor
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S.75o | ... Marcus, dem Prokuristen, Herrn Havermann, ... |
Hier: Stellvertreter vom Konsul, siehe Prokura
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S.76u | ... angenehm für Kommissionen und dergleichen ... |
Hier: Veranstaltungen (?)
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S.77o | ... sein, die Salairs sind so ... |
Bezahlung, Lohn, siehe Salär
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S.79u | ... ein zierliches Handbillett zum Zwecke ... |
In etwa eine Postkarte, siehe Billett
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S.81m | ... Schilling ein Bukett, mit welchem ... |
Blumenstrauß, siehe Blumenstrauß#Bouquet
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S.82u | ... Mamsell Jungmann Claurens »Mimili« las; er ... |
Briefroman; Liebesgeschichte zwischen Offizier und Bergbauerntochter, siehe Mimili
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S.84o | ... B. nicht »Butterkruke«, sondern »Botter«- ... |
Eine Kruke ist ein Gefäß, siehe Kruke
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S.86m | ... eine echte Stradivari versprochen habe. ... |
Sehr teure und seltene Geigen, gefertigt von Antonio Stradivari, siehe Antonio Stradivari
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S.86m | ... hatte eine _vox humana_, eine Menschenstimme, ... |
Orgelregister, dessen Klang an die menschliche Stimme erinnern soll, siehe Liste von Orgelregistern#V
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S.87o | ... ein wenig apart und hatte ... |
hier wohl am ehesten: exotisch, ungewöhnlich, siehe apart
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S.88o | ... spricht von Racine ...« ... |
Jean Racine, bedeutender französischer Autor, siehe Jean Racine
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S.88m | ... träumend zum Plafond empor. ... |
Zimmerdecke, siehe Plafond
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