1. Aufbau der Erzählung
„Die Verwandlung“ ist in drei Kapitel unterteilt, die sich thematisch unterscheiden:
- Erstes Kapitel: Verwandlung (kritisches Moment), Beziehung Gregors zu seiner Arbeit, erste Reaktionen auf die Verwandlung.
- Zweites Kapitel: Anpassung der Familie an die neue Situation. Gregor muss nun versorgt werden und die Familienmitglieder müssen arbeiten gehen.
- Drittes Kapitel: Die Familie ist nun angepasst an ein Leben ohne Gregor. Der Ausgrenzungsprozess erreicht seinen Höhepunkt und Gregor stirbt. Die Familie beginnt anschließend ein „neues Leben“.
2. Die verschiedenen Verwandlungen
Bei genauerer Betrachtung lassen sich deutlich mehr Verwandlungen erkennen als nur die von Gregor. Es gibt zusammen folgende Verwandlungen:
- Verwandlung von Gregor: Vom normalen Menschen zum Käfer.
- Verwandlung des Vaters: Vom kranken, arbeitslosen Mann zum gesunden Arbeitnehmer, sowie vom Nutznießer zum Versorger (dadurch wird auch seine Machtposition gestärkt).
- Verwandlung der Schwester: Von der Verbündeten Gregors zu seiner Feindin, vom Kind zur erwachsenen Frau, von der Abhängigkeit zur Selbstständigkeit.
- Verwandlung der Mutter: Von der schwachen Person zur vollwertigen Mutter.
- Verwandlung der Familie Samsa: Von einer anormalen Familie (Vater arbeitslos, Sohn Versorger) zu einer normalen Familie.
Außerdem könnte man eine Verwandlung des Prokuristen erkennen, sofern man annimmt, dass dieser aufgrund eines Machtverlustes flieht (dementsprechend wäre die Verwandlung vom Machthaber zum Unterlegenen).
Einige der Verwandlungen kann man allerdings auch anzweifeln. Zum Beispiel muss man sich die Frage stellen, ob Gregor letztlich nicht schon immer in der Familie wie Ungeziefer behandelt wurde und ob der Vater wirklich vor Gregors Verwandlung so schwach war wie er sich immer gezeigt hat – und war Gregors Schwester wirklich immer seine Verbündete, oder hat sie sich nur so gezeigt? War sie vor Gregors Verwandlung wirklich noch ein Kind, oder hat man ihre erwachsenen Züge einfach ignoriert und unterdrückt?
3. Bedeutung der Verwandlung (Käfermotiv)
Teilweise auch: Analyse, Interpretation, ErörterungAuf den ersten Blick scheint die Verwandlung Gregors alles zu verändern. Er mutiert plötzlich vom Menschen zum Käfer, eine schreckliche Erfahrung.
Schaut man allerdings genauer hin, so muss man sich die Frage stellen, ob sich wirklich so viel für Gregor geändert hat? So wird er zwar nach der Verwandlung von der Familie ausgegrenzt, doch war dies vorher offenbar ebenfalls der Fall, wenn auch in schwächerer Form. Er selbst stellt fest, dass er vor der Verwandlung zwar immer das Geld nach Hause gebracht hat, gleichzeitig aber keine rechte Wärme vom Rest der Familie empfing. Zeitgleich nagen die Gedanken an den übermächtigen, brutalen Vater an ihm. Gregor fühlte sich daher vermutlich schon vor der Verwandlung wie ein Aussätziger, wenngleich er diese Gefühle sicherlich unterdrückt hat.
Was ist also nun der Unterschied, der durch die Verwandlung entsteht, der Unterschied zwischen vorher und nachher? Was hat sich verändert? Im Grunde kaum etwas. Er hat sich schon vorher wie Ungeziefer behandelt gefühlt, wurde auch durch die ausbeuterische Familie und vor allem durch den patriarchalischen Vater so behandelt. Er musste seine eigenen Gefühle in Bezug auf den verhassten Beruf und in Bezug auf eine ersehnte Partnerin unterdrücken und sich dadurch selbst entmenschlichen. Er wurde wie ein Tier im Menschenkörper behandelt, nun ist er ein Mensch im Tierkörper. Man hat ihn ausgegrenzt wie Ungeziefer, nun ist er tatsächlich Ungeziefer. Was Gregor erlebt hat, war keine wirkliche Verwandlung im Sinne einer „Kehrtwende“. Stattdessen ist das, was ohnehin schon der Fall war, durch die Verwandlung symbolisch auf die Spitze getrieben worden. Es stellt eine Radikalisierung der Tatsachen dar.
Der Käfer ist für diese Verbildlichung praktisch ideal geeignet. Er wird von den anderen mit Ekel betrachtet – also ungefähr so, wie die Familie auch schon vorher Gregor behandelt hat. Er hat eine harte Schale, die ein weiches Inneres schützt. Dies erinnert sehr an Kafkas Charakter, der ebenfalls als sensibel galt und sich eine psychologische Schutzmauer aufbaute, um nicht ständig verletzt zu werden. In Gregors Fall ist dabei hervorstechend, dass offenbar selbst der scheinbar harte Panzer in Wahrheit nicht sehr stabil ist. Selbst der einfache Wurf eines Apfels durch den Vater vermag ihn bereits zu durchschlagen.
Zudem kriecht ein Käfer am Boden entlang und muss zu den Menschen hinaufschauen. Die unterschiedliche Körpergröße ist nicht nur ein typisches Symbol für Machtunterschiede – im Haus macht sie Gregor auch echte Probleme. Zum Beispiel kann er kaum noch alleine Türen öffnen, etwas was für einen normalen Menschen eine völlige Selbstverständlichkeit ist.
Auch andere Verhaltensweisen Gregors lassen sich hier passend einordnen. So wackelt er nach dem Aufwachen recht hilflos mit seinen Käferbeinen – ein Hinweis auf seine Hilflosigkeit in der Familie. Und so will er auf einmal nur noch schlechtes, ungenießbares Essen zu sich nehmen, was sich nicht nur mit seiner gefühlten Position als Ungeziefer in der Familie begründen lässt, sondern auch mit seinen unerklärlichen Schuldgefühlen gegenüber den anderen.
Auch ein Verlust der Kommunikationsfähigkeit lässt sich feststellen – seine Käferlaute versteht keiner mehr. Aber hat die Kommunikation denn vor der Verwandlung funktioniert? Er dachte immerhin, die anderen könnten nicht arbeiten – und seine Mutter war gleichzeitig davon überzeugt, dass er seine Arbeit liebt. Offensichtlich haben hier also schon vorher Defizite existiert.
Hinweis: Es gibt noch andere Interpretationen zu Gregors Verwandlung. Zum Beispiel kann man seinen Käferkörper als Verbildlichung seines Unterbewussteins interpretieren. Dementsprechend hätten dann seine bisher unterdrückten Gefühle nur einen Weg gefunden, sich bemerkbar zu machen. Eine weitere Interpretation ist, dass es sich bei der Verwandlung eher um eine Rückentwicklung hin zum Kindesalter mit allen damit verbundenen Hilflosigkeiten handelt.
4. Symbolik
Typischerweise werden folgende wichtige Symbole genannt:
- Das Bild einer Frau mit Pelzmantel in Gregors Zimmer:
Es symbolisiert Gregors Wunsch nach einer Partnerin bzw. ist ein erotisches Erlebnis. - Das Fenster in Gregors Zimmer:
Das Fenster ist die Verbindung zur Außenwelt. - Gregors Zimmertür:
Sie bildet eine Grenze zwischen Gregor und dem Rest der Familie. Einerseits ist sie damit Schutz für Gregor vor dem Vater, andererseits aber auch ein Mittel, um ihn leichter auszugrenzen (nach Gregors Verwandlung wird die Tür häufig abgeschlossen). - Sonne am Ende:
Die Sonne am Ende der Erzählung stellt den Neubeginn der Familie dar. - Waffen des Vaters (Stock, Zeitung, Äpfel):
Diese symbolisieren die väterliche Gewalt (und werden gewöhnlich auch direkt mit Gewalt des Vaters gegen Gregor verknüpft).
Insbesondere den Apfel kann man dabei – religiös betrachtet – mit der „verbotenen Frucht“ vom „Baum der Erkenntnis“ gleichsetzen. Der Wurf dieses Apfels hat in Gregor die Erkenntnis geweckt, dass er in der Familie nicht mehr willkommen ist. Er stellt die „Vertreibung aus dem Paradies“ dar. - Gregors Verletzungen als Käfer:
Die Verletzungen, die Gregor nach seiner Verwandlung zugefügt werden, sind auch gleichzeitig als Verletzungen seiner Seele zu interpretieren. - Gregor muss für die Schuld seines Vaters bezahlen:
Lässt sich mit der Erbsünde vergleichen, wonach alle Nachkommen Adams und Evas dafür büßen müssen, dass diese eine Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen haben.
Kommentare (179)
Von neu nach altWir bitten um ihr Verständnis.
mir werde de test falsch rocke; euere rasiere allah aller, huern gefiiiiickt
noch die Eucharistie erwähnt. Während ein überdurchschnittlich gutes Abendessen für die Familie (+ die neuen Mitbewohner) serviert wird, wird ein Teil dieser Familie in dieser Nacht von
ihnen gehen. Ergebnis: Gregor als Protagonist erleidet gleichen Verrat wie Jesus Christus
noch die Eucharistie erwähnt. Während ein überdurchschnittlich gutes Abendessen für die Familie (+ die neuen Mitbewohner) serviert wird, wird ein Teil dieser Familie in dieser Nacht